An der Leipziger Buchmesse werden jeweils die Nominierten für den deutschen Jugendliteraturpreis bekanntgegeben. Ausgezeichnet werden herausragende Werke der Kinder- und Jugendliteratur in den Sparten Bilderbuch, Kinderbuch, Jugendbuch und Sachbuch. Dazu verleiht eine unabhängige Jugendjury den Preis der Jugendjury. Für mich sind die Nominierungen der Jugendjury jeweils der Höhepunkt, nicht nur, weil sich die Jugendlichen immer wieder sehr beeindruckende Buchvorstellungen einfallen lassen, sondern vor allem auch, weil mich interessiert, was die Jugendlichen mögen. Zum Teil überschneiden sich ihre Nominationen mit jenen der Fachjury, aber häufig finden sich auf der Liste der Jugendlichen auch Bücher, die es nicht auf die Liste der Fachjury geschafft hätten. Dieses Jahr waren gleich zwei Bücher auf ihrer Liste, die ich noch nicht kannte, die ich nach der Nominationsveranstaltung aber unbedingt kaufen wollte - und mittlerweile auch gekauft (aber noch nicht gelesen) habe.
Der an der Leipziger Buchmesse vorgestellte Lesekompass vereint Fach- und Jugendjury. Ziel ist es, in einem Meer von Neuerscheinungen (ca. 8000 Titel pro Jahr im Kinder- und Jugendbereich) jene Bücher zu finden, die zum Lesen verleiten, die die Kinder und Jugendlichen packen und sie ans Buch fesseln. Wobei Buch nicht ganz der richtige Begriff ist, denn es können auch andere Medien sein, wenn sie so richtig zum Lesen verführen. Berücksichtigt werden bei der Auswahl pädagogische Kriterien aber auch und vor allem die Frage: Vermittelt das Buch Freude am Lesen? Kann es nebst begeisterten Lesern auch Lesemuffel in den Bann ziehen? Der Leipziger Lesekompass wird damit zur Orientierungshilfe für all jene, die auf der Suche nach Büchern sind, die Lesespass mit einem lesefördernden Ansatz verbinden.
Eine breit gefächerte Jury aus jugendlichen Lesern und Fachkräften aus aus den Bereichen Kindertagesstätte, Schule, Bibliothek, Buchhandel, Fachpresse und Social Media sichtet, diskutiert und wählt in drei Kategorien je zehn Titel (Kinder von zwei bis sechs Jahren / Kinder von 6 bis zehn Jahren / Kinder von 10 bis 14 Jahren), die Eingang in den Leipziger Lesepass finden.
Mich freut und überzeugt dieses Konzept. Vor allem, weil bei der Auswahl der Bücher nicht nur an die lesebegeisterten Kinder und Jugendlichen gedacht wird, sondern eben auch an all jene, die den Zugang zum Lesen noch nicht gefunden haben. Jene, die vor einer geschlossenen Tür stehen. Diese Tür muss nicht für immer geschlossen bleiben. Ich bin der festen Überzeugung, dass für jeden von uns irgendwo genau das Buch wartet, das der Schlüssel zu dieser Tür ist. Das kann gerne ein Buch sein, bei dem ein Erwachsener oder vor allem ein Literaturkritiker schon einmal die Nase rümpft. Darauf kommt es nicht an. Wichtig ist einzig und allein, dass die Tür zur Bücherwelt aufgeht. Wenn sie dann einmal offen ist, ist das zu entdeckende Bücherland unendlich in seiner Grösse und Vielfalt.
Hier ein paar Links zum Leipziger Lesekompass:
Bücherkinder: Ein Preis für junge Leser (ein Erfahrungsbericht von Stefanie Leo)
Stiftung Lesen: Fürs Lesen begeistern
Leserwelt: Lesen - aber was?
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen