Donnerstag, 5. August 2021

da bux Verlegertreffen - ein Einblick

Den 4. August hatte ich in meiner Agenda dick und fett eingetragen. Es sollte nämlich seit langem das erste reale Treffen von uns drei da bux Verlegern werden, natürlich im Verlagssitz (also dem Haus, in dem Herr Ehemann und ich wohnen), aber auch in unserem "Aussenbüro", dem Restaurant Galerie am See beim Werdenbergersee.

Als Kleinstverlag leisten wir uns kein Verlagsbüro, schon gar kein Verlagsgebäude (könnten wir selbst dann nicht, wenn wir wollten). Wir arbeiten alle drei im Home Office. Der Verlagssitz ist bei mir, hier mache ich das Lektorat und erledige administrative Arbeiten wie zum Beispiel das Aufsetzen der Verträge für unsere Autor*innen, das (aufwändige) Schreiben von Gesuchen um Projektbeiträge oder das Einreichen unserer Bücher für diverse Buchpreise. Das IT-Headquarter mit allem Drum und Dran von der Webseite, über virtuelle Security bis hin zum Buchsatz, das Lager und der Online-Vertrieb sind bei Tom Zai zu Hause (er hat sich gerade ein neues Regal verkauft, damit es auch für die neue Edition Platz hat) und wo Toms Ehefrau Esther sehr tatkräftig mithilft. Marketing und PR Ideen und Konzepte samt Ausführung entstehen bei Stephan Sigg zu Hause in St. Gallen. Wir kommunizieren virtuell, meistens per Mail, wenn es komplexer wird per Telefon.

Und so sind unsere Treffen zu dritt immer wahre Highlights, verbunden mit viel Vorfreude. An unseren Jahrestreffen schauen wir auf das vergangene Verlagsjahr zurück, meistens irgendwann Anfang Jahr. Coronabedingt haben wir den Termin in diesem Jahr nach hinten geschoben. Wir analysieren, was gut gelaufen ist, aber auch, wo es gehakt hat und wir noch Luft nach oben haben in den Abläufen. Und wir planen das neue Verlagsjahr.

Einen Löwenanteil der Verlagsarbeit stemmen wir selber, aber ohne Unterstützung unserer Lebenspartner*innen ginge es nicht (Toms Frau Esther arbeitet im Vertrieb, Herr Ehemann erledigt die Verlagsbuchhaltung). Zudem gibt es Arbeiten, die wir uns selber nicht zutrauen und für die wir die Arbeiten extern vergeben. Unsere Cover hat von Anfang an Tabea Hüberli gestaltet, sie hat auch unser Logo entworfen und für die neue Edition ergänzt. Korrekturleserin ist ebenfalls seit der ersten Stunde an Heike Brillmann-Ede. Unsere früheren Editionen haben wir in Deutschland drucken lassen, dort werden sie auch immer noch gedruckt. Unsere neueren Editionen drucken wir in der Schweiz bei der Druckerei Cavelti.  (Wir hätten nie gedacht, dass wir es uns finanziell leisten können, unsere Bücher in der Schweiz zu drucken, doch Cavelti hat das Unmögliche scheinende möglich gemacht.)

Zu unserer grossen Freude war 2020 trotz Corona ein sehr gutes Jahr für unseren Verlag, und auch 2021 sind wir sehr gut unterwegs. Edition 6 hat die Druckfreigabe und wird offiziell anfang September erscheinen, diesmal zum ersten Mal mit einem Buch für die Mittelstufe, vor allem aber wieder mit vier tollen Geschichten, von denen keine ist wie die andere, jede mit einem spannenden Thema, jede in ihrer ureigenen Erzählsprache.

Für die Edition 7, die 2022 erscheint, haben wir die zeitlichen Abläufe und die Zuständigkeitsbereiche leicht modifiziert. Wir sind überzeugt, dass wir so noch professioneller und effizienter arbeiten können. All das beflügelt. Wir sind motiviert und voller Energie und Tatendrang.

Für mich war die Gründung von da bux eine der besten Entscheidungen meines beruflichen Lebens. Als Autorin wanke ich immer mal wieder, stelle mir die Richtungs- und Sinnfrage. Das passiert mir als Verlegerin nie, weil ein Team besser trägt und bei keineren Krisen auch viel besser auffängt als das Leben als schreibende Einzelkämpferin. Ich stehe mit beiden Beinen fest auf dem Boden zwischen meinen Verlagskollegen Stephan Sigg und Tom Zai und bin erfüllt von tiefer innerer Zufriedenheit. Besser geht es nicht.

Montag, 2. August 2021

E-Mail für dich - Gefühle einer Autorin, wenn ein Buch neu erscheint

Liebe Jutta

Letzte Woche habe ich dich nach deinen Gefühlen gefragt, mit denen du dein neues Buch "Das Karlgeheimnis" auf die Reise in die Buchläden und zu den Leserinnen und Lesern geschickt hast.

Du hast in deinem Blog eine offene, ehrliche und berührende Antwort geschrieben. Eine Antwort mitten aus deinem Herz mitten in mein Herz. Du schenkst mir - und unseren Blogleser*innen - intime Einblicke, wie man sie sonst nicht zu lesen bekommt. Dafür danke ich dir aus der Mitte meines tief berührten und auch aufgewühlten Herzens.

Ich drück dich
Alice

Hier geht's zur Mail (und zum Blog) von Jutta (einfach anklicken).


Mittwoch, 28. Juli 2021

Einfache Frage - schwierige Antwort

Bei meinen Lesungen sind mir die Fragerunden der liebste Teil. Natürlich gibt es Fragen, die regelmässig gestellt werden, aber ich habe im Laufe der Jahre festgestellt, dass auch sie spannend bleiben, weil ich mich als Mensch und Autorin verändere und - hoffentlich - auch weiterentwickle. Auf nicht wenige Fragen fallen die Antworten immer wieder anders aus. Andere, deren Antwort gleich bleibt, beantworte ich manchmal knapp, manchmal ausführlich. Und dann gibt es nach all den Jahren immer noch Fragen, die neu sind. Kürzlich hat mich eine Frage so überrumpelt, dass ich um Bedenkzeit bitten musste.

"Gib mir zehn Minuten", sagte ich zum Jungen, der die Frage gestellt hatte. "Ich muss darüber nachdenken."

Während ich also die nächsten Fragen beantwortete, deponierte ich die Frage des Jungen einfach mal in meinem Kopf.

Ziemlich genau zehn Minuten später ging die Hand des Jungen wieder hoch: "Haben Sie eine Antwort gefunden?"

Zu meiner Überraschung hatte ich - resp. mein Unterbewusstsein - das tatsächlich.

Es gibt ein paar wenige Fragen, auf die die Antwort ziemlich schwierig ist, wenn man ehrliche Antworten geben will. Und das tue ich. Wer mir bei Lesungen Fragen stellt, bekommt stets eine offene und ehrliche Antwort (was übrigens sehr geschätzt wird, wie die Rückmeldungen zeigen).

Über eine der einfachsten Fragen und die knifflige Suche nach der Antwort darauf, habe ich in meiner neuen YA-Kolumne geschrieben. Die Kolumne fällt etwas länger aus als sonst - was an der schwierigen Antwort auf die einfache Frage liegt. Hier geht's zur Kolumne: Eine einfache Frage und die knifflige Suche nach einer Antwort.

PS:
Die Frage des Jungen lautete: "Worauf achten Sie beim Schreiben?"
Meine Antwort: "Beim Schreiben auf nichts. Da kommen die Worte einfach tief aus mir raus. Erst beim Überarbeiten achte ich auf alles, was wichtig ist, von der Logik, über gute Erzählsprache bis hin zu Wortwiederholungen."

Montag, 26. Juli 2021

E-Mail für dich: Das Karlgeheimnis - oder - wenn ein Buch neu erscheint


Liebe Jutta

Kürzlich ist ein neues Buch von dir erschienen: Das Karlgeheimnis. Ich habe deinen Schreibprozess bis hin zur Veröffentlichung verfolgt, all die Höhen und die Tiefen, eine veritable Achterbahnfahrt, die wohl jeder Autor und jede Autorin kennt. Nun liegt das Buch in den Läden. In den Augen vieler Buchmenschen ist das ein Happy End, wie es schöner nicht sein könnte.

Ich kenne die schönen Momente des Autorinnenlebens, ich weiss aber auch, dass dieser Happy-End-Moment, so wunderbar er auch sein mag, erstens kein End ist und zweitens ein paar ungebetene Gäste mit sich bringt, die nicht wirklich happy sind. Sie haben so unlustige Namen wie Frau Bangen, Herr Zweifel und Dr. Doom. Sie gucken kurz und etwas verächtlich auf Frau Freude, Frau Zuversicht, Frau Hoffnung und Herr Stolz, die schon am festlich gedeckten Tisch sitzen, und geben dann ungefragt ihren Senf zum neuen Buch, an dem man so lange gearbeitet hat.

"Werden die Menschen das Buch in den Buchläden überhaupt finden, in die Hand nehmen und zur Kasse tragen?", fragt Frau Bangen.

"Tja", meint Herr Zweifel. "Das ist dann noch lange nicht so sicher."

Derweil deutet Dr. Doom in einer ausladenden Geste über ein imaginäres riesiges Angebot an Büchern auf Buchtischen und in Regalen: "Warum überhaupt ein Buch schreiben? Sind eh zu viele auf dem Markt."

Man schluckt leer, streicht liebevoll beschützend über das Buchcover, wünscht sich die ungebetenen Gäste vom Hals und versucht sich einzureden, dass alles gut wird. Bald. Ein Happy End mit guten Verkaufsrängen.

Ich habe Das Karlgeheimnis mit viel Freude gelesen - es ist wirklich gut geworden, wie alle deine Bücher etwas Besonderes, abseits vom Gängigen, und gerade deshalb ein doppelter Lesegenuss und eine starke Empfehlung wert (und nein, das schreibe ich nicht, weil ich dich sehr gut kenne und sehr gut mag, sondern weil mir das Buch wirklich gefallen hat!)

Was ich dich gerne fragen würde:

Mit welchen Gefühlen hast du das Buch zum ersten Mal in der Hand gehabt? Hattest du auch solch ungebetene Gäste zu Besuch? Falls ja, was hältst du diesen negativen, zweifelnden Stimmen entgegen? Und nicht zuletzt: Self-Publisher*innen sind sich ja gewohnt, ihre Bücher selber zu vermarkten. Längst wird auch von Verlagsautor*innen erwartet, dass sie ihr Buch selber aktiv bewerben, unter anderem auf den Social Media. Wie stehst du dazu? Welche Möglichkeiten siehst du, auf dein Buch aufmerksam zu machen, damit es nicht - wie Dr. Doom so vernichtend behauptet - in der Masse der vielen Neuerscheinungen untergeht? 

Für alle, die das Karlgeheimnis noch nicht kennen: 

Emil steckt so richtig in der Klemme! Erst nimmt ihm seine Lehrerin, die fiese Bertram, sein Notizbuch weg und jetzt verschwindet auch noch Karl auf geheimnisvolle Weise. Dabei ist er nicht nur der einzige Erwachsene, der Zeit für Emil hat, sondern auch Emils größter Fan. Emil ist nämlich Krimiautor. Aber dieser Fall ist für ihn allein zu knifflig. Zum Glück gibt es Finja! Die ist eine richtige Detektivin wie Sherlock Holmes und hat sogar einen Watson (ihren Hund). Ob sie gemeinsam das Rätsel lösen können?

Liebe Jutta,
ich wünsche deinem neuen Buch, dass viele Menschen es finden und lesen und weiterempfehlen. Und ich wünsche dir und deinem wunderbaren Buchpersonal das kitschigste rosa Happy End ever. In Form von vielen tollen Rückmeldungen und ganz vielen verkauften Exemplaren. Und ich wünsche mir einen Teil zwei!

Liebe Blogleserin, lieber Blogleser, liebe Buchhändlerin, lieber Buchhändler,
auch du hast es in der Hand. Wenn dir Das Karlgeheimnis gefällt, sag es weiter, empfiehl es deinen Kund*innen, berichte darüber, schreibe eine Rezension (zum Thema Rezension wird es schon bald einen eigenen Blogpost geben), schenke das Buch einem Kind (oder einer erwachsenen Person), die du magst.

UPDATE: Juttas Antwort könnt ihr hier in ihrem Blog nachlesen.

Sonntag, 18. Juli 2021

Wenn Form und Inhalt perfekt übereinstimmen - von der Kunst des einfachen Schreibens

Endlich kann ich sie zeigen, die Bücher, an denen unsere Autor*innen und wir vom da bux Verlag in den vergangenen Monaten gearbeitet haben.

Es sind vier völlig verschiedene Texte, inhaltlich und sprachlich, was nicht nur das Verleger*innenherz begeistert, sondern auch die Lektorin (mich). Ich bin voller Neugier und Freude in diese Welten eingetaucht und habe einmal mehr darüber gestaunt, wie sehr Erzählform und Inhalt übereinstimmen. 

Die schon fast magische Geschichte von Katja Alves hat ihren ureigenen Wortklang, der beim Lesen verzaubert. Einfach, schlicht, schnörkellos und gerade deswegen wunderschön.

Genau das Gegenteil bietet der Text von Severin Schwendener, der mit den Elementen des Horrorgenres spielt und jongliert, als hätte er nie etwas anderes getan. Kopfkino vom feinsten mit einem Slow Motion Moment, der es in sich hat.

Franco Supinos Text ist beklemmend real, zuweilen in seiner erbarmungs- und schonungslosen Ehrlichkeit und Offenheit nur schwer zu ertragen. Inhaltlich und sprachlich eine Wucht.

Karin Bachmann stellt schon auf der ersten Seite Geschlechterrollen so locker und cool auf den Kopf, dass es eine Freude ist. Das macht sie mit viel Wortwitz und noch mehr Spannung.

Mit solch guten, professionell arbeitenden Autor*innen zusammenarbeiten zu dürfen und zu können, ist eine richtig tolle Sache. Da geht es nicht um Egos, sondern um die Arbeit am Text, um das gemeinsame Suchen und Finden der perfekten sprachlichen Version. Wir haben ein Grob- und ein Feinlektorat gemacht und dann an Details geschliffen, so lange, bis wir alle zufrieden waren. Das ist verbunden mit einem intensiven Austausch über den passenden Ausdruck, die besten Worte für etwas. Für mich als Lektorin gilt dabei: Ich muss (und darf) mich auf jede Erzählsprache einlassen und darin eintauchen; ich muss sie fühlen und verstehen. Nie, gar nie, darf ich einer Autorin oder einem Autor meine Sprache aufdrängen. Und: Im Zweifelsfall hat der Autor / die Autorin das letzte Wort, denn es ist sein / ihr Text.

Ihr seht: Hinter jeder dieser vier kurzen da bux Geschichten steckt sehr viel Arbeit. Einfaches Schreiben ist etwas vom Schwierigsten, eine Kunst für sich. Oder, wie Tom Zai das einmal definiert hat: da bux Geschichten sind einfach, aber nicht einfach einfach. Das erlebe ich bei jedem Lektorat aufs Neue.  Deshalb möchte ich an dieser Stelle die Arbeit unserer Autor*innen würdigen: Danke für eure Texte. Es sind richtige da bux Texte geworden, Geschichten, die perfekt in unser Programm passen. Inhaltlich und sprachlich.

PS: Worum es in den Geschichten geht, verrate ich in einem speparaten Blogpost.