Mittwoch, 26. August 2020

Wenn Träume wahr werden

Alter schützt vor Träumen nicht. Einer meiner Träume war eine Kolumne. Ja, WAR. Denn ab heute ist es ein erfüllter Traum. Und das kam so:

Damals, als ich mit dem Schreiben begann, begann ich auch zu bloggen. Für mich war das eine Fingerübung in Sachen Kurztext und gleichzeitig ein Ventil. Ich war Frau Zappadong und schrieb über das, was mich beschäftigte. Mir zur Seite stand Mr. Doorman, ein Russe mit Hang zum Pragmatismus. Wir wohnten in einem riesigen Blockgebilde ohne Lift, dafür mit einer Reception und einer Drehtür, das man bei Bedarf im Boden versenken konnte. Über die Jahre entstand eine eigene Zappadongwelt, in der ich mich gerne bewegte. Die Themen, über die ich schrieb, wären auch Kolumnen wert gewesen, aber es ergab sich keine Gelegenheit, sprich, es kam keine Anfrage von einem Magazin oder einer Zeitung und ich bewarb mich auch nicht.

Dann passierten zwei Dinge, beide nicht über Nacht. Ich war als Autorin erfolgreich genug, um mein Schreiben zu meinem Beruf zu machen, und ich begann einen zweiten Blog - diesen hier - in dem es um das Schreiben gehen sollte. Parallel dazu wurde es in der Schweiz mit dem Aufstieg der SVP politisch im Umgangston gehässiger und kälter. Geld spielte eine immer grössere Rolle. Der Neoliberalismus nahm volle Fahrt auf, vor der Tagesschau konnte man nun jeden Tag die Börsenkurse verfolgen. Im Leben von Frau Zappadong wurde es sehr düster, so düster, dass es ihr an Negativem zu viel wurde und sie erst vorübergehend, dann für immer ihren Wohnblock in den Boden versenkte und abtauchte. Der Blog Zappadong blieb online bis zur DSGVO, nicht aktiv gepflegt, aber sozusagen als Archiv. Als im Rahmen der DSGVO die Online-Regeln stark geändert wurden, entschied ich mich, den Blog offline zu nehmen. 

Mir blieb mein Kreuz und Quer Blog, in dem es hauptsächlich ums Schreiben ging. Aber mir fehlte etwas. Also öffnete ich diesen Blog wieder für alle Themen, die mich interessieren. Der Traum von einer Kolumne blieb.

Vor einer guten Woche fuhr ich nach Chur zu einem Interview mit Christian Imhof vom Online-Magazin Qultur. Beim Vorgespräch fragte er mehr beiläufig, ob ich nicht per Zufall Lust hätte, eine Kolumne für das Magazin zu schreiben. Ich antwortete überhaupt nicht beiläufig, dass ich das sehr gerne tun würde, am liebsten eine Kolumne, in der es um das Jugendbuch geht.

Ich fuhr nach Hause und beschloss noch am gleichen Tag, dass ich aus dem beiläufig Besprochenen Nägel mit Köpfen machen wollte. Ich fragte bei Christian nach, wie oft, wie viele Zeichen, mit oder ohne Bild usw., sprich, alles, was ich an Informationen brauchte, um loszulassen. Letzten Samstag legte ich los. Eigentlich mit einem ganz anderen Thema als dem, das es jetzt geworden ist. Das andere Thema hat Zeit. Der passende Titel zur Kolumne fiel mir mehr oder weniger vom Himmel auf die Schreibtischplatte (ich bin nämlich sonst ganz schlecht im Titel finden). Am Sonntag schliff und feilte ich. Schoss ein passendes Foto. Dann schickte ich das Ganze an Christian. 

Et voilà: Heute könnt ihr meinen ersten Text lesen. Für euch ist es eine Kolumne, für mich ein Traum, der sich erfüllt hat. Hier ist der Link. 

Sonntag, 23. August 2020

Einblicke in meine Planung

Kürzlich hat Jutta Wilke in ihrem Blog Einblicke in die Gestaltung ihres Bullet Journals gegeben und dabei unter anderem geschrieben, dass sie nie mehr als einen Monat vorausgestaltet. Einzige Ausnahme: Das Future-Log, also die Jahresagenda. Sie hat dieses Log am Anfang ihres Bujos, ich am Ende, ihres umfasst das aktuelle Jahr plus vier Monate, meins das aktuelle Jahr plus sechs Monate. Hier trage ich alle Termine ein und verliere so nie den Überblick auf kommende Lesungen, Workshops usw. Weil damit die langfristige Planung abgedeckt ist, kann ich die einzelnen Monate kurfristig den momentanen Lebens- und Arbeitsumständen anpassen und mir dabei in Ruhe überlegen, wo für mich die Schwerpunkte liegen und mir dementsprechend Blätter dazu einrichten und gestalten. Im Frühjahr ist das zum Beispiel die Lektoratsarbeit für den da bux Verlag, später dann der Garten, oft sind es auch Projekte im Haus, die ich umsetzen will.

Es gibt noch etwas, das mein Bujo mit dem von Jutta gemeinsam hat. Früher war es bunter, vielfältiger und verspielter, heute ist es sehr viel praktischer geworden, etwas, das ich manchmal bedauere. Umso wichtiger ist es für mich, schöne Monatsübersichtsblätter zu gestalten.

Für den September habe ich mir etwas Neues einfallen lassen: Ich habe eine Textpassage aus meinem aktuellen Romanprojekt eingefügt. Sie soll mich daran erinnern, regelmässig an der Geschichte weiterzuschreiben. Dann sind da nach langen Monaten ohne berufliche Termine erstmals auch wieder Termine für Workshops und Lesungen zu finden. Und dann natürlich die Daten der Vernissagen für die neuen da bux Bücher. Nun hoffe ich, dass uns Corona nicht wieder einen dicken Strich durch die Rechnung macht.

Nach der Monatsübersicht folgt eine To-Do-Seite, die ich in vier Bereiche gliedere: Generell / Schreiben / da bux / Vorsätze. Bei der Wochenübersicht habe ich im August mit einer neuen Vorlage experimentiert, die ich zumindest im September beibehalten und dann im Oktober wahrscheinlich leicht vereinfachen, anpassen und umgestalten werde. Schwerpunkt sind die täglichen To-Do-Listen, darin integriert sind kleine Tracker, weil ich zum Teil sehr schlecht schlafe und herausfinden möchte, ob bestimmte Faktoren darauf einen Einfluss haben. Bis jetzt erkenne ich noch kein Muster, aber was nicht ist, kann ja noch werden.

Früher gestaltete ich jeden Monat mindestens 6 Spezialseiten, momentan sind es noch zwei, wenn es hochkommt vier, und auch die wirken oft ziemlich praktisch. Das möchte ich ändern.

Zum Schluss noch eine Vergrösserung des Texts auf der Monatsüberblickseite. Es ist ein Ausschnitt aus dem fünften Band der Lost Souls.


Freitag, 21. August 2020

Leben in Zeiten von Corona - Welche Folgen eine stornierte Reise für die Menschen vor Ort haben kann. Teil 3.

EIN GASTBEITRAG VON DONATELLA RASI GANTENBEIN VON GANRAS TRAVEL

Wer Teil 1und Teil 2 nachlesen möchte: Hier sind die Links:
Teil 1 / Teil 2 

Tag 7   Unterwegs in Namibia


Bevor es zurück nach Windhoek ging, wollte die Familie mehr über die Urbevölkerung Namibias, den San (Bushmen) erfahren. Dazu wollte sie das Unesco Weltkultur-Erbe mit den Felsritzungen besuchen. Die Führer dort leben schon seit Monaten von der Hand in den Mund. Trinkgelder der Touristen fehlen- nur mit diesen Zusatz-Einnahmen werden ihre Familien satt.

Die letzte Logde vor Windhoek ist auch seit Monaten praktisch leer- die Buchung für drei Zimmer inkl. Verpflegung wäre immerhin etwas gewesen. Die Küchenhilfen haben alle unbezahlten Urlaub und fehlen dem Koch, der trotz wenigen Gästen viel Arbeit hat.

Der Mountainbike-Guide und die Betreiber und Helfer der Zip-Line haben wohl an diesem Nachmittag auch frei. Denn die Familien Mitglieder hatten einige Aktivitäten vor Ort buchen wollen.

Tag 8   Letzte Etappe zurück nach Windhoek

Die letzte Etappe führt zurück nach Windhoek. Und da haben wir ja schon sämtliche Leistungen für den Abschluss im gleichen Schritt annulliert, wie bei Ankunft.

Die Reservierung im berühmten Restaurant Joe’s  Beerhouse müssen wir nicht abbestellen. Die wollte die Familie vor Ort tätigen. Es ist allerdings nicht sicher, ob sich das grosse und trotzdem sehr originelle Lokal mit seinen rund 110  Angestellten bis Oktober über Wasser halten kann. Man munkelt, dass es Corona-halber schliessen muss.

Und da war doch noch dies….

Übrigens der Taxifahrer, der die Familie vom Hotel zum Restaurant und zurück fahren sollte, wird sich an diesem Abend mühevoll andere Klienten suchen müssen.

I work from 06h00 to 22h00. A reasonable figure would be between N$350 to N$450 per day. The figures are not fixed as it depends per day of the week and month. Mondays and Fridays are good days. Month ends and the first week after month end are normally the best times to make money. However, one has to improvise or live with what comes. August to December can be business months and so is the rainy season. During summer time, there is a lot of movement and thus people take taxis.

Quelle: The Namibian

Anmerkung: 450 NAD = ca. 25 CHF   //   Benzinpreis/ Liter ca. 11 NAD

Und da gibt es noch so viele Menschen und Tiere, dessen Wohl direkt oder auch indirekt vom Tourismus abhängig sind, welche nicht genannt wurden.

Alle aufzuzählen ist einfach nur ein Ding der Unmöglichkeit.

So viele Hoffnungen sind an dieses „Reise-Tourismus-Geschäft“ geknüpft.

Es geht nicht immer nur um CO2 oder Corona!!

Uns mag es ja um vieles gehen,

bei den Einheimischen vor Ort geht es aber um alles,

um das nackte Überleben.

Darum ist es wichtig, dass auch wir Reiseanbieter weiter existieren können, damit wir den Menschen vor Ort  ein wenig der Hoffnung auf ein besseres Leben vor Ort weitergeben können.

Mittwoch, 19. August 2020

Leben in Zeiten von Corona - Welche Folgen eine stornierte Reise für die Menschen vor Ort haben kann. Teil 2.

EIN GASTBEITRAG VON DONATELLA RASI GANTENBEIN VON GANRAS TRAVEL

Wer Teil 1 nachlesen möchte: Hier ist der LINK.

Tag 3   Unterwegs in Namibia

Im Gebiet der Lodge waren diverse Aktivitäten geplant. Die Stornierung bringt wiederum einen Rattenschwanz an Folgen mit sich, die das Überleben ganzer Familien und die Fortführung der diversen Projekte für nachhaltigen Tourismus und Naturschutz gefährden.

Ein wichtiges, von der Lodge unterstütztes Projekt ist der Schutz der Geparde. Schon seit längerer Zeit werden diese von den Farmern als Problemtiere wahrgenommen und deshalb oft abgeschossen, falls sie sich den Farmtieren nähern.

Die Cheetah Conservation Fund hat sich dieser Probleme angenommen.

Dazu gehören Projekte zum Herdenschutz und Aufnahme von verletzten Tieren oder sogenannten „Problem-Tieren“. 


Da die Bevölkerung unbedingt miteinbezogen werden soll, arbeiten gut geschulte Lehrkräfte mit Schulkindern und es werden Fachkräfte losgeschickt, die die Bauern rund um das Schutzgebiet aufklärt und ihnen gratis Herdenschutzhunde zur Verfügung stellt und ihnen den Umgang mit diesen Hunden beibringt.

Die Familie wollte sich das Projekt anschauen und hatte eine Info-Veranstaltung dazu gebucht. Diese Veranstaltungen für Lodge Gäste sind sehr wichtig, um das Projekt zu finanzieren.

Im Moment wurden viele der Projekte Corona bedingt auf „Minimum-Betrieb“ zurückgestuft, da einfach das Geld fehlt, um die Fachleute in die Dörfer zu schicken. Die Volontäre, die mithelfen das Projekt zu finanzieren, fehlen. Da auch die Schulen geschlossen sind, werden auch die ausgebildeten Helfer zur Aufklärung der Bevölkerung arbeitslos. Dass dies wiederum eine ganze Reihe von negativen Auswirkungen hat, muss ich wohl nicht näher erläutern. 

Tag 4   Unterwegs in Namibia

Beim nächsten Aufenthalt unterstützen wir ein privates Projekt, welches sich u.a. dem Schutz der Nashörner widmet. Ebenso bezieht die Organisation (mit mehreren Lodges) ihr sämtliches Gemüse von den umliegenden Farmern und beschäftigt diese auch wo immer möglich in den verschiedenen Lodges. 

Leider ist auch diese Zusammenarbeit durch das Ausbleiben der Gäste gefährdet, denn das angebaute Gemüse kann nicht verwertet werden. Ausserdem grenzt das private Wildschutz-Gebiet an den Etosha National Park und dient so als Pufferzone, welche besonders im Kampf gegen die Wilderei eine grosse Rolle spielt. Die privaten Ranger spielen hierbei eine äusserst wichtige Rolle. 

Tag 5   Unterwegs in Namibia

Die nächste Unterkunft dient vor allem der Entspannung der Gäste. Im Spa sollen diese die natürlichen Einheimischen Produkte kennen und schätzen lernen.

Die Wüste Namibias hat da so einiges zu bieten. Die Lodge bezieht ihre Produkte von einheimischen Farmern und lässt sie von einheimischen Fachleuten weiter verarbeiten. Die Mitarbeitenden des Spas verwenden diese dann für die Behandlung der Gäste.

Nach einem anstrengenden Tag auf den holprigen Pisten des Etoscha Nationalparks hatte sich die Familie eine Massage gönnen wollen.

Die Mitarbeiterin des Spas – ebenso wie die restlichen Mitarbeiter der Lodge gehen wieder einmal leer aus. Die Betreiber der Lodge werden wohl dieses Jahr einige der Mitarbeiter nicht beschäftigen können.

Tag 6   Unterwegs in Namibia

Die 6. Unterkunft wird von einer Community geführt und ist auch in deren Besitz.

Es ist der Community ein Anliegen, den meist ausländischen Gästen ihren Lebensstil und ihre Kultur näher zu bringen.

Die Familie wollte sich voll auf dieses Erlebnis einlassen und buchte deshalb eine private Tour mit den Gastgebern. Diese  Tour bietet einen guten Einblick in die Arbeit der Mitglieder der

Conservancy –Community. Diese hat mit den Farmern im Gebiet ein Konzept für naturnahes Farmen erarbeitet und stellt dieses nun den Besuchern vor. Ebenso unterstützt die Community die umliegenden Schulen und unterhält Einrichtungen zur Erhaltung der eigenen Kultur.

Die Gäste können an kleinen Workshops teilnehmen und Schulen besuchen.

Einmal mehr wirkt sich die Stornierung auf ganze Gemeinden aus. Ihnen fehlen wichtige Einnahmen um ihre Ideen für nachhaltige Landwirtschaft und den Erhalt ihrer Traditionen zu verwirklichen.

Denn auch hier geht es vor allem ums Überleben. 

(Fortsetzung folgt)