Sonntag, 7. September 2025

Sonntagnachmittag

Sonntagnachmittag. Mein wöchentlicher Blogpost ist überfällig. Mehrere Anläufe zu verschiedenen Themen sind daran gescheitert, dass ich nicht den richtigen Ton getroffen habe. Ich werde ihn finden. Aber nicht mehr heute. Und jetzt? Keinen Beitrag posten diese Woche? Das lässt mein Kopf nicht zu. Nicht schon wieder. Ich wollte doch endlich regelmässig bloggen ....

Ich erinnere mich an meine Anfangszeiten als Bloggerin (2005 oder 2006). Damals war das Bloggen für mich eine lockere Schreibübung, auch eine Auszeit vom Arbeiten an Büchern. Ich habe über das gebloggt, was mich gerade beschäftigt hat. Oft war es gesellschaftskritisch, oft auch medienkritisch, manchmal wütend, manchmal (irr)witzig, immer kämpferisch. Ich mittendrin, habe mich für alles interessiert, mich an der Politik aufgerieben und abgearbeitet. Wenn ich mich heute so stark mit der Weltlage beschäftigen würde wie damals, wäre ich längst ein Wrack. Alte Männer von Trump über Putin bis Netanjahu leben ihre Grössenwahnträume ungebremst und ohne jegliche Menschlichkeit aus. Geld regiert. Die ganze Reichen werden noch reicher. In Amerika wird es bald Trilliardäre geben. Man muss sich das mal vorstellen. Geht eigentlich gar nicht. Die (Geld)Elite von Silicon Valley hockt bei Trump und kriecht ihm in den Allerwertesten. Wer starke Nerven hat, gucke sich dieses Video an. Im Ernst: Was will man da als Angehörige des niedrigen Fussvolks noch sagen? Mir fällt dazu mein Grossvater ein, der mit der Faust auf den Küchentisch gehämmert und über die Gierschlunde geflucht hat. Glaubt mir, der Mann konnte verdammt gut fluchen. Und ich merke, dass mir dieser Blogpost entgleitet. 

Also: Neuanlauf. Sonntagnachmittag. Die unpolitische Version ohne Fluchwörter. Ich verbringe diesen Nachmittag in den Bergen. Gucke in die Landschaft. Wusle durchs Gelände. Schreibe an meinem Lost Souls Manuskript, habe Fenster geputzt, einen neuen Spiegel aufgehängt und die letzten Korrekturarbeiten am Übungsmaterial für zwei neue da bux Bücher vorgenommen. Die Rehe haben unsere Trauben gefressen und die Blätter des Rebstocks grad dazu, die Blüten des Hibiskus scheinen ihnen auch geschmeckt zu haben. Die Vögel haben sich an unserem Holunder gütlich getan - wir mussten ihn anderswo zusammensuchen, um zu unserem "Holderhungg" zu kommen. Dafür ersaufen wir in Brombeeren. Die scheinen weder die Rehe noch die Vögel zu mögen. 

Sonntagnachmittag in den Bergen. Herbstfarben. Bachrauschen. Putzlappen auf dem Balkongeländer. Ein Blogpost, der doch noch geschrieben wurde. Sonntagnachmittag. 

Samstag, 30. August 2025

Aufbruch - Neues wagen

Zeichnung: Theres Willi

Wir sind in unser Atelier eingezogen. Unsere einzigen Möbel im Moment sind Tisch und Stühle. Aber was für ein Tisch! 2.70m lang, dazu acht Stühle. Perfekt für Workshops, Kreativrunden, offene Ateliernachmittage. An unserem ersten Vormittag sassen wir da, auf dem Tisch lagen unsere Notizbücher, Stifte und Laptops, die Ideen schlugen Purzelbäume, die Liste mit den Plänen wuchs, das Konzept nickte fleissig mit dem Kopf. "Passt", sagte es. 

Mittlerweile ist auch eine Kaffeemaschine bei uns eingezogen, die Fenster sind geputzt (den Muskelkater gab's gratis dazu) und an der Eingangstür hängt ein total schönes Bild von Theres, das perfekt ausdrückt, was wir machen: schreiben und zeichnen. Tassen liegen in einem Korb, der auf dem Boden steht, ein Putzeimer langweilt sich mitten im Raum, auf dem Tisch guckt ein kleines Pflänzchen neugierig in die Gegend, die ersten Stifte haben (bunte) Gesellschaft bekommen.

Ich mag diese Aufbruchmomente, das Gehen auf neuen Wegen, ohne genau zu wissen, wie sie verlaufen werden, welche Hindernisse sich einem in den Weg stellen werden, wann man die ersten tollen Aussichtspunkte erreicht, wo man Zwischenstationen machen wird. Vom Ankommen erzähle ich etwas weiter unten. 

Erst einmal hüpfe ich zu einem anderen Aufbruch: Vor zehn Jahren habe ich mit zwei Autorenkollegen den da bux Verlag gegründet. Auch damals sassen wir an einem langen Tisch, auch damals lagen auf dem Tisch Notizbücher, Stifte und Laptops, auch damals schlugen die Ideen Purzelbäume, die Liste mit den Plänen wuchs und das Konzept nickte fleissig mit dem Kopf und sagte: "Passt." Wir wussten nicht, ob unser Projekt funktionieren würde, ob wir schon am Anfang grandios scheitern würden, ob eine lange Durststrecke auf uns warten würde oder ob wir irgendwann sagen könnten: YES!

Heute, zehn Jahre später, feiern wir die zehnte Edition. Der Weg zu dieser zehnten Edition war ein tolles, aufregendes, spannendes Abenteuer mit wunderbaren Begegnungen und Erlebnissen. Wir haben unendlich viel gelernt und lernen mit jeder Edition dazu. Das Beste: Wir sind immer noch voller Schwung und hoch motiviert unterwegs. Ich habe gelernt, dass jede Zwischenstation ein Ankommen ist - und wenn es so richtig gut läuft, dann geht man begeistert weiter. 

PS: Zur Verlagsfeier seid ihr herzlich eingeladen: 13. September, Fabriggli Buchs, ab 14.00 Uhr. Die Einladung zu unseren offenen Atelierrunden folgt in Kürze. Also: Stay tuned oder - auf gut Schweizerdeutsch - bliiben dra. 

Freitag, 22. August 2025

Gemeinsam kreativ im eigenen Atelier


Darf ich vorstellen: Unser Atelier. 28 Quadratmeter Büroraum in der alten Schuhfabrik in Grabs, mit einem Empfangsraum auf dem Stockwerk zur Mitbenutzung. Heute Morgen haben wir ihn zum ersten mal als Mieterinnen betreten. Wir, das sind Theres, Mariann und ich. Kennen tun wir uns aus der Schreibgruppe, wo wir uns jeden ersten Donnerstag des Monats in der Bibliothek Buchs treffen. Und weil wir in der Gruppe nicht nur viel lachen, viel essen, viel diskutieren und viel schreiben, sondern auch so richtig gross und mutig träumen, lag irgendwann auch ein eigenes Atelier nicht mehr unerreichbar weit weg, sondern zum Greifen nah. Wir wollen darin gemeinsam schreiben und zeichnen und auch Workshops anbieten.

Vom Entschluss, einen Raum zu suchen, bis zum Mietvertrag vergingen nicht einmal zwei (auf- und anregende) Monate. Noch stehen nur zwei Tische im Atelier, die uns nicht gehören. Die kommen raus und werden durch einen langen Tisch ersetzt, an dem es Platz zum Schreiben und Zeichnen sowie für Workshoprunden hat. Das ist erst einmal das Wichtigste. Der Rest kommt nach und nach dazu. Was wir wollen und wo wir es hinstellen möchten, wissen wir. Neues kaufen werden wir so wenig wie möglich. Wir mögen den Gedanken, dem Atelier mit gebrauchten Möbel seinen eigenen Charme zu verleihen. Nicht zuletzt ist das auch eine finanzielle Frage. Dazu gleich unten noch mehr.

Nachfolgend ein paar Gedanken zu den Beweggründen für ein Atelier und nach welchen Kriterien wir bei der Suche vorgegangen sind.

Beweggründe für ein Atelier: 

Kreatives Arbeiten ist eine stille Tätigkeit, oft zu Hause ausgeführt, oft auch ohne die Möglichkeit eines Gedankenaustauschs, eines gemeinsamen Brainstormings oder ermunternden Worten, wenn man in seiner Kreativarbeit feststeckt. In der Schreibrunde erleben wir jedes Mal aufs Neue, wie sehr gemeinsames Schreiben Knoten löst, motiviert, Ideen freisetzt und Energie schenkt. Natürlich kann man das auch online haben, aber nichts ist so schön, so toll und so cool wie das reale (Er)Leben. 

Vielleicht willst du auch einfach in einem Atelier arbeiten, damit deine Arbeit auch als Arbeit wahrgenommen und anerkannt wird. Oder du willst ein paar Stunden pro Tag oder Woche raus aus deinem Alltag, in eine ganz andere Umgebung. Oder du möchtest Workshops anbieten und brauchst sowieso einen Raum. Oder du willst ganz generell durchstarten und mutig etwas Neues wagen, das dich und deine Arbeit weiterbringt.

Kriterien für die Suche:

Unsere wichtigsten Kriterien auf der Suche waren: eine bezahlbare Miete, eine passende Raumgrösse und eine gute Anbindung an den öffentlichen Verkehr (in dieser Reihenfolge). Bei der Miete haben wir uns ein Maximallimit gesetzt, bei der Raumgrösse ein Minimallimit. Bei der ÖV-Anbindung waren wir grosszügig, aber nicht zu grosszügig. Grund: Wenn der Raum zu weit weg oder nur umständlich erreichbar ist, geht man eher nicht hin, wenn gerade viel los ist oder das Wetter sich von der garstigen Seite zeigt. Ganz wichtig war uns auch, dass möglichst viel Tageslicht in den Raum fällt. Andere Kriterien: Suche ich allein, zu zweit oder gleich in einer Gruppe? Wie sehen die Mietkonditionen aus (minimale Mietdauer, Kündigungsfristen, Nebenkosten usw.)? Wie alt darf oder wie neu soll das Atelier sei - wo sind meine Wohlfühlgrenzen? Wie will ich das Atelier nutzen? Wenn es auch Shop sein soll, braucht es eine gute Lage (und ist wahrscheinlich eher teuer). 

Bei der Suche haben wir uns an Online-Portale gehalten. Wir hatten Glück und fanden mehrere (zum Teil nur lokal) ausgeschriebene Objekte, die wir uns auch anschauen gingen. Möglich sind auch ein Herumfragen im Bekanntenkreis oder ein Kleininserat in lokalen oder regionalen Läden. Was ich persönlich nicht so mochte, waren die Inserate, bei denen beim Preis "Auf Anfrage" stand. Dort habe ich jeweils angerufen und nachgefragt. Ich mag es, wenn die Kriterien transparent sind. Es hilft mir nicht, wenn mir ein netter Herr erklärt, zum Büro gehöre auch eine ganze Bürogemeinschaft mit Gemeinschaftsraum und Gemeinschaftsküche, was das Büro halt ein wenig teurer mache. Mein Tipp: Kontaktiert solche Anbieter trotzdem. Man weiss ja nie. Vielleicht passt der Preis ja doch.

Wichtig auch: Wenn man sein Traumobjekt gefunden hat, unbedingt noch einmal rational alles durchdenken. Ja, es mag super schön sein, aber stimmt auch alles? Hält man sich an seine eigenen Kriterien? Was sagt das Bauchgefühl? Was sagt der Kopf? Lieber einmal zu viel überschlafen als einmal zu wenig.

Die Miete ist das eine. Das andere ist das Einrichten. Kalkuliert bei das bei euren Überlegungen unbedingt mit ein. Die Miete können wir in unserem Fall auf drei Personen aufteilen. Für das Einrichten wollen wir uns dafür nicht in riesige Unkosten stürzen. Viel lieber geben wir unser Geld für Flyer für unsere Workshops aus. 

Wir sind parat. Es kann losgehen. Auch hier gilt: Ich werde berichten. Wenn ihr Fragen habt, nutzt gerne die Kommentarfunktionen. Am liebsten hier im Blog, aber es geht auch auf Facebook oder Insta, wo ich die Blogposts jeweils verlinke. 

Sonntag, 17. August 2025

Einfach machen

Man kann es sich einfach machen oder man kann einfach mal machen. Ich habe es - ENDLICH - gemacht. Die Schranktüren und Schubladenfronten gründlich gereinigt, die Holzpassagen abgedeckt (elende Plackerei, denn es musste auf den Zehntelmillimeter stimmen), den Farbtopf geöffnet, die Grundierfarbe mit dem Härter im richtigen Verhältnis gemischt, alles kräfig gerührt und dann ... angefangen. Langsam, gründlich, konzentriert. 

Nach der Grundierung bin ich mit der Deckfarbe drüber, wieder mit einem Härter gemischt, diesmal mit einem anderen Verhältnis zwischen Farbe und Härter. Danach vorsichtig die Klebebänder abgezogen. Trotz gründlicher Arbeit blieben an ein paar Stellen zwischen Holz und Farbe helle Ränder. Also nachbessern ... 

Die frische Farbe schien etwas gar grün, aber beim Trocknen hat sie nachgedunkelt und ist jetzt einfach perfekt. Witzig ist ja, dass sowohl die Farben der Arbeitsplatte als auch die neu aufgetragene Farbe ihren Ton je nach Licht von fast grau bis zu ziemlich grün ändern, immer schön synchron. 

Am Ende stand ich in der Küche, freute mich ob dem Resultat und fragte mich gleichzeitig: "Warum habe ich das nicht schon vor Jahren gemacht?"

Das Konzept: Das Grün der Arbeitsplatte, das Braun des Holzes und das Grau des Bodens muss sich im Resultat spiegeln. Deshalb habe ich nicht alles gestrichen, sondern nur die Fronten. 

Der nächste Schritt ist wieder einer, der mich herausfordert. Ich werde zum ersten Mal im Leben Fliesen übermalen, denn die rötliche Farbe der Küchenfliesen hat noch nie so richtig gepasst. Die Farbe muss ein helles Grau sein. Und ich werde ganz bestimmt nicht wieder ein paar Jahre warten!

Was mir während dieser Arbeit sehr bewusst wurde: Streichen ist wie Schreiben. Man muss sich gut überlegen, was man will, und man muss sich gründlich vorbereiten. Man beginnt motiviert, hängt irgendwann durch, hadert und fragt sich, ob das je etwas wird und wenn ja, ob man mit dem Resultat zufrieden ist. Durchhaltewillen ist gefragt. Ein Durchgang reicht meistens nicht, Nachbessern gehört  dazu. Mit der Arbeit an der Küche bin ich zufrieden. Mit der Arbeit an den Lost Souls noch nicht. Aber ich werde durchhalten! 

PS: Die Farben kaufe ich mir seit Jahren im Fachgeschäft, wo man mich auch immer sehr gut berät. 

Samstag, 9. August 2025

Wenn du es nicht versucht hast ...


Zu sagen, dass mir dieser kleine Farbtopf Angst macht, wäre nicht ganz richtig. Aber auch nicht ganz falsch. Auf jeden Fall habe ich grossen Respekt vor ihm. Denn in ihm drin steckt die Grundierung für die Schubladen- und Schranktüren der Küche im Haus in den Bergen. Ich habe unzählige Wände gestrichen. Auch Schubladen und Türen. Und vieles andere. Aber diesemal habe ich Bammel. Weil ich trotz endlosen Überlegungen, vielen längst wieder verworfenen Farbideen, unbefriedigenden Zwischenlösungen, einem resignierten "Dann bleibt halt alles, wie es ist", mehreren "Komm schon, mach endlich!" und schlussendlich einem episch langen Farbauswahlprozedere unsicher bin. Denn diesmal könnte ich es versieben. So richtig gründlich. 

Ähnlich geht es mir grad beim Schreiben. Ich bin tief in den Lost Souls. Endlich. Nach mindestens fünf Jahren on und off Schreibzeit und aus verschiedenen Gründen zerschossenen Plots. Eigentlich (haha) habe ich mir letztes Jahr eine Deadline gesetzt: "Wenn du das Ding nicht 2024 fertig schreibst, musst du es verbrennen und seine Asche im Meer verstreuen." Aber mein Herz hat Heimweh nach den Lost Souls. Es will, dass ich weiterschreibe. Also habe ich mir einen Produktionsplan erstellt. Samt Deadlines. Zu sagen, dass mir diese Deadlines Angst machen, wäre nicht ganz richtig. Aber auch nicht ganz falsch. Auf jeden Fall habe ich grossen Respekt vor ihnen. Und ich habe Angst, dass ich dieses Herzprojekt versiebe.

Beim Wandern sind es die Suretta-Seen, die schon letztes Jahr auf meiner Wunsch- aber halt auch Angstliste standen. Dieses Jahr will ich zu ihnen hoch wandern. Für andere ein Klacks, für mich eine ziemliche Herausforderung. 

Ich könnte jetzt sagen: "Ach, die Küche ist auch so schön genug." Ich könnte mir einreden, dass es auch wunderbar ohne Band fünf (und sechs) der Lost Souls geht. Und dass es andere schöne Seen gibt, die für mich einfacher zu erreichen sind. 

Werde ich aber nicht. Kann ich auch gar nicht :-) Auf meiner Webseite steht nämlich seit Jahren unter "Lebensphilosophie": 

Wenn du es nicht versucht hast, weißt du nicht, ob‘s geklappt hätte. 

Also dann ... Ich werde berichten. So oder so. Versprochen.