In meiner neusten YA-Kolumne geht es um vergriffene Bücher, was das für uns Autor*innen bedeutet und was wir uns von den Verlagen wünschen würden. HIER geht's zum Text.
Mittwoch, 24. März 2021
Sonntag, 21. März 2021
Mein Social Media Leben
... muss und wird sich ändern.
Nach der Demo in Liestal von gestern ist mir mehr als nur klar, dass ich (sozial)politisch absolut und total durch bin. Ich kann und will nicht mehr. Wenn die Polizei bei gut 6000 Regelbrechern, die masken- und abstandslos demonstrieren, nicht eingreift, Applaus von ihnen bekommt und sie am Ende mit einem freundlichen "Kommen Sie gut und gesund nach Hause" verabschiedet, bevor sie diese rücksichtslosen Vollhonks ohne Maske in den ÖV strömen läst, dann weisst du, woran du in diesem Land bist.
Ändern kann ich das nicht. Dieses Land funktioniert, wie es nun mal funktioniert. Aber als Konsequenz davon habe ich gestern meiner geistigen Gesundheit und meinem Seelenfrieden zuliebe entschieden, auf Twitter nur noch beruflich zu tweeten, Facebook zu meiden und auf Insta schöne Bilder online zu stellen. So sporadisch mal. Weil ganz ohne geht in meinem Beruf nur schlecht. Dazu habe ich mir Hashtags einfallen lassen, die ich mir vorsichtshalber an meine Pinnwand gehängt habe, damit ich mich daran erinnere, wenn es mich in den Fingern juckt einen Kommentar zum aktuellen Geschehen abzugeben.
Mein Blog ist die Ausnahme. Da werde ich weiterhin über alles schreiben, was mich beschäftigt. Vor allem aber über die postiven Seiten des Lebens. Denn privat und beruflich geht es mir bestens. Ich bin wunderbar aufgehoben und ausgelastet und stecke in wunderbaren Projekten, die ich mit viel Lust, zum Teil auch mit (sehr) viel Ehrgeiz angehe, aber auch glücklich-gelassen und voller Zuversicht.
Diese Woche sind Konzepte, Exposé und Leseprobe von zwei Kinderbuchprojekten an meine Lektorin gegangen. Ein Dossier zu einem Jugendbuchprojekt wird folgen. Nach einer langen Pause, in der ich von Verlagen (ausser dem eigenen) gar nichts mehr wissen wollte, hat es mich wieder gepackt. Wenn etwas dabei herauskommt: gut. Wenn nicht: auch gut.
Lesungen mache ich zurzeit - immer noch coronabedingt - nur wenige, und die paar wenigen, die ich gemacht habe, haben mich mit vielen Fragen zurückgelassen. Gute Schutzkonzepte gab es nur an zwei Lesungsorten, an anderen habe ich zum Teil vor rund 50 Jugendlichen gelesen, die dicht an dicht in kaum bis gar nicht belüftbaren Räumen sassen. Vor meinen nächsten Lesungen werde ich mich deshalb nach dem Schutzkonzept erkundigen und dann entscheiden, ob ich die jeweiligen Lesungen für mich verantworten kann. Erst einmal ist jetzt aber wieder Schonzeit: Meine nächsten Lesungstermine sind erst Anfang Mai 2021. Ich habe also jede Menge Zeit und Raum für meine da bux Verlagsarbeit und mein Schreiben.
Meine Kraft, Energie und Zuversicht schöpfe ich aus der Familie und guten Freund*innen. Mit Jutta Wilke maile ich immer noch jeden Tag. Wir beide haben grad etwas Neues entdeckt, das uns begeistert und setzen das auch gleich um. Sie wandert den Jakobsweg. Nicht dort, wo er ist, sondern bei ihr vor der Haustür. 800 km. In Etappen à 8 km. Ich bereite mich - auch vor der Haustür - schon mal auf meine nächsten Küstenwanderungen in Grossbritannien vor. Dazu habe ich mir keine Gesamtdistanz als Ziel gesetzt, sondern Monatsziele. Und die habe ich so richtig schön bunt in mein Bujo eingetragen.
Ich kann also privat extrem gut, was auf den Social Media, vor allem auf Twitter, schwierig ist: Abstand schaffen, mich fernhalten von Menschen und Geschehnissen, die mir nicht guttun. Das empfinde ich als riesiges Privileg und ich bin dafür extrem dankbar.
Sonntag, 7. März 2021
Corona-Demos: Ich bin wütend und ich habe Fragen
Kürzlich brauchte ich eine neue ID und einen neuen Pass. Die nette Dame am Schalter fragte, ob ich die gelochten Dokumente bei ihr lassen oder mitnehmen wolle. Nicht zum ersten Mal in diesen Tagen, aber heftiger als sonst, fiel mir meine Tochter ein.
Als sie 14 oder 15 war, brauchte sie eine neue ID. Ich ging mit ihr zur Gemeinde, die nette Dame dort stellte meiner Tochter genau die Frage, die mir kürzlich gestellt wurde. Die Augen meiner Tochter weiteten sich, sie holte Luft und sagte: "Ich muss sie mitnehmen, ich brauche die. Unbedingt."
Als wir aus dem Gemeindehaus raus waren, fragte ich nach dem Grund (den ich eigentlich hätte kennen müssen). Meine Tochter antwortete: "Ich brauch die für die Personenkontrollen."
Ja, genau Personenkontrollen. Mehrzahl. Und nein, meine Tochter hat nicht im Ausland gearbeitet und dafür jeden Tag Grenzen überschreiten müssen, sie wollte auch nicht in die Ferien. Meine Tochter war Punk. Sprich, sie sah anderes aus als andere. Ganz anders. Das reichte, um pro Woche ungefähr zwei Mal von der Polizei angesprochen und nach einem Ausweis gefragt zu werden, in den allermeisten Fällen hier in unserer Kleinstadt, wo sowieso jeder Polizist wusste, wer sie war. Es war die reine Schikane. Ein Zeichensetzen. DU BIST VERDÄCHTIG, WEIL DU ANDERS AUSSIEHST.
Wir haben zu Hause viel darüber gesprochen. Ich kannte ja auch nette Polizisten, von meinen Recherchen für meine Krimis. Ich sagte immer: "Es sind nicht alle so." Oder: "Die haben aufgrund ihrer Erlebnisse Vorurteile, es ist nichts Persönliches." Und vor allem habe ich meine Tochter und ihren Freund immer gebeten, einfach freundlich zu bleiben. Nicht auszuticken. Obwohl ich innerlich sehr oft vor Wut fast explodiert bin.
Sie hat sich daran gehalten. Meistens. Denn es gab auch Momente, in denen das schwierig wurde. Weil ihr Freund den Zeigefinger in die Brust gebohrt bekam und aufgefordert wurde, sein Handy rauszurücken (auf dem der Polizist dann rumgedrückt hat, einfach so).
Einmal, als ich fand, jetzt seien sämtliche Grenzen überschritten worden, rief ich bei der Polizei an. Meine Tochter und ihr Freund hätten es nämlich nicht getan. Das war, als ein Polizist gegenüber den beiden, vor allem gegenüber dem Freund meiner Tochter sehr übergriffig wurde. Aus dem Blauen heraus. Und als der Freund ihm sagte, das dürfe er nicht, zeigte der Polizist auf seine Uniform und schrie: "Doch, ich darf das."
"Das sind Menschen", sagte ich dem - netten - Polizisten, der meinen Anruf entgegennahm. "Keine Hunde. Wenn ihr sie kontrollieren wollt, dann tut es halt, das sind sie sich gewohnt. Aber tut es freundlich und ohne übergriffig zu werden. Und einfach mal so zur Info: Ich laufe seit Jahren durch diesen Ort, ohne dass ich auch nur einmal meinen Ausweis hätte zeigen müssen." Der Polizist hat zugehört und dann auch noch nach meiner Tochter gefragt, die dann lange mit ihm gesprochen hat. Ich hatte das Gefühl, dass es es ab jenem Telefonat etwas besser wurde.
Trotzdem. Es geht noch weiter. Meine Tochter interessiert sich für das, was in der Welt passiert. Sie ist informiert und sie findet vieles ungerecht. "Ich würde gerne an Demos gehen", sagte sie mir einmal. Da war sie schon älter. Ich hatte keine Ahnung, warum sie im Konjunktiv redete und nicht einfach hinging. Also fragte ich (wie damals, als wir zusammen zur Gemeinde gingen).
"Mam, wenn ich an eine Demo gehe, komme ich keine hundert Meter weit ohne von der Polizei reingenommen zu werden."
Das Traurige ist: Ich konnte ihr nicht widersprechen. Meine Tochter hat zwar das Herz auf dem richtigen Fleck, aber sie trägt die falsche Kleidung und die falsche Frisur. Und doch, ja, sie ist mutig. Sie kann sich wehren. Sie hat keine Angst, für ihre Sache einzustehen. Aber sie wollte nach ihrer Lehre unbedingt die Weiterbildung zur Sozialpädagogin machen - und das geht nicht mit einem Eintrag im Polizeiregister.
Meine Tochter hat nie "Diktatur!" geschrien. Ja, sie fand das alles extrem ungerecht, aber sie hat nie Plakate mit ehrverletzenden Bemerkungen oder Aufforderung zur Gewalt rumgetragen. Sie war zu keiner Zeit eine Gefahr für irgendwen. Sie trug (und trägt) Badges auf ihren Kleidern. Gegen Hass. Gegen Faschismus. Gegen die Ungerechtigkeit der Welt.
Kürzlich trug sie tagelang eine Schutzmontur, samt dieser Art Taucherbrille. Die Haut ihrer Hände ist kaputt vom vielen Desinfizieren. Beides setzt ihr zu. Beides gehört zu ihrem Beruf (Sozialpädagogin).
In diesen Tagen ziehen Menschen durch Städte. Mit Schildern, die zur Gewalt aufrufen, die ehrverletzend sind. In Schutzmontur. Ohne Maske. Wahrscheinlich nicht mit kaputter Haut an den Händen. Aber friedlich, wie sie - stolz - betonen. Denn "seht her, wir umarmen uns sogar!"
Ich habe keine Ahnung was an Aufrufen zur Gewalt und Ehrverletzung friedlich ist. Ich weiss auch nicht, was friedlich daran ist, bewusst das Risiko einzugehen, sich und andere anzustecken. Mit einer Krankheit, die tödlich ist. Und einfach mal so, als Fakt: Es ist zurzeit tatsächlich illegal, sich in Horden zu versammeln und ohne Maske dicht an dicht zu stehen oder sich gar reihenweise zu umarmen.
Aber hey, sie sind doch sooooooo friedlich. Weshalb die Polizei nicht eingreift. Darauf sind diese demonstrierenden, egoistischen, unsolidarischen, selbsternannten Rebellen ungeheuer stolz. Seht her, was wir machen ist richtig und hat keine Konsequenzen.
Oh, doch! Hat es. Es werden mit jeder Demo mehr (was unsere Schutzmassnahmen mehr und mehr ad absurdum führen wird und die Pandemie verlängern könnte). Muss ja niemand damit rechnen, dass eine Teilnahme irgendwelche Folgen hat. Ist ja alles - ja genau - sooooo friedlich. Und durch das Nichteingreifen der Polizei auch legitmiert und legalisiert.
Ich kann gar nicht sagen, wie gross meine Verachtung für diese Vollhonks ist, die denken, sie leben in einer Diktatur und werden versklavt. Und ich hätte da Fragen an die Politik und die Polizei. Sehr viele Fragen.
PS: Nein, ich würde diese Demos nicht verbieten, denn in diesem Land hat jeder und jede das Recht zu demonstrieren. Ich wünsche mir einzig und alleine das Messen mit gleichen Ellen. Gerade in Zeiten einer Pandemie, wo es um das Leben von Menschen geht.
Mittwoch, 24. Februar 2021
Schreiben als Ventil
Samstag, 30. Januar 2021
Slowlife
Auf Insta poste ich seit längerem immer mal wieder unter dem Hasthag #slowlife. Wenn Corona mir etwas Gutes gebracht hat, dann ein langsameres Leben. Ich war sehr viel in der Natur unterwegs in den vergangenen Monaten, ich habe viel weniger gearbeitet als sonst und vor allem hatte ich genug Zeit für all die Dinge, die ich sonst noch gerne tue. Unter anderem habe ich das Stricken wieder ausgegraben, etwas, das für mich schon fast Suchtpotenzial hat, warum ich es mir tagsüber glatt verbieten muss. Und ich verrate euch jetzt etwas total Irres: Ich habe eine ganze Decke gestrickt, mit viel Zopfmustern und noch viel mehr (sehr teurer) Wolle. Als ich fertig war, hatte ich zwei Probleme: Erstens war ich fertig. Zweitens war das Resultat nicht ganz das Erhoffte. Also habe ich die ganze Decke wieder aufgelöst und noch einmal begonnen. Damit war Problem Nummer eins gelöst: Ich durfte noch einmal loslegen. Jetzt ist die Decke zum zweiten Mal fertig. Und diesmal ist sie so schön, dass ich sie nicht noch einmal auflösen kann. Aber es gibt da einen Pullover, den ich gesehen habe und den ich mir stricken möchte ...
Stricken ist wie Gärtnern ist wie Wände streichen ist wie Wandern. Zutiefst befriedigend. All das gehört für mich zum "langsam und bewusst leben". Also zum #slowlife. Mir gefällt das so gut, dass ich definitiv beschlossen habe, es beizubehalten. Das geht Hand in Hand mit meinem Vorsatz, fokussiert und bewusst zu leben. Eine grosse Hilfe ist mir dabei mein Bullet Journal, vor allem, wenn ich mich mal wieder zu zerfranseln drohe und alles auf einmal oder grad gar nichts machen will. Den Februar habe ich für mich schon geplant, das Spreadsheet ist fast fertig. Und irgendwie liegt trotz Schnee ein Hauch Frühling in der Luft. Slowlife halt.