Donnerstag, 1. Mai 2008

1. Mai - vorgestern, gestern, heute, morgen ...

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Vorgestern

Schullesung in Sevelen. Wie immer hat es viel Spass gemacht. Danke.

Gestern

Gelesen beim inoffiziellen Kulturminister der Schweiz, Dominik Riedo:

"... dass der Kanton die Grundlagen schafft, dass die Kultur an und für sich im Bewusstsein als wertvoll wahrgenommen werden kann – was nicht geht, wenn man Künstler, die mit Schulklassen einen Nachmittag arbeiten, mit einer Flasche Wein abgespiessen werden (wie es heute nach eigenem Bekunden! oft der Fall ist). "

Im Nachhinein jammern ist immer einfach. Wie wäre es denn, wenn der Künstler VOR seinem Besuch in besagter Schule ein Honorar abgemacht hätte? Oder kennt Ihr jemanden, der eine Arbeitsstelle anfängt und Ende Monat gebannt schaut, was ihm der Arbeitgeber wohl überweist?
Nehmen wir also an, besagter Künstler habe vorher nachgefragt und ihm sei beschieden worden "sorry, mehr als eine Flasche Wein liegt nicht drin", dann hätte er zwei Möglichkeiten gehabt:

1. "Nein danke. Ich verdiene mein Einkommen mit der Kunst. Eine Flasche Wein reicht da nicht."
2."Ja gerne. Ich mag Wein, und mir ist es recht, wenn man denkt, Künstler leben von Luft und Liebe."

Beides ist möglich. Ein Künstler muss selber wissen, wie viel er sich und anderen wert ist. Was nicht geht: Vorher nicht nachfragen und sich nachher ärgern. In diesem Sinne, Herr Riedo, arbeiten Sie bitte am Selbstbewusstsein von Künstlern und nicht an der Kritik an Veranstaltern.

Heute

Ein riesiges Paket im Briefkasten. Mit Pralinen und einem netten handgeschriebenen Brief. Ich danke an dieser Stelle schon mal elektronisch, ein persönliches Danke folgt mit der Post.

Ebenfalls heute

Die Terminliste im Blog bereinigt. Da sind spannende Sachen dabei. So bin ich zum Beispiel zum ersten Mal Jurymitglied - und das erst noch bei einer Sache, die mir sehr am Herzen liegt: Bei einem Schreibwettbewerb für Kinder und Jugendliche.

Morgen ... (na ja, so kommt es mir wenigstens vor)

Endspurt. Eine Deadline winkt (1. Juni).

Montag, 28. April 2008

Leben im Zeitraffer

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Ich habe gerade gesehen, dass der letzte Eintrag schon eine Weile her ist. Daher eine kurze Zusammenfassung im Zeitraffermodus:

Druckfahnen bereinigt.
Am neuen Buch gehirnt und geschrieben.
Mich über dieses und jenes geärgert.
Frühstück auf dem Säntis.
Ein Bild von diro gekauft.
Frühlingsluft geatmet.
Gearbeitet.
Administrativkram erledigt.
Die Katze gestreichelt.
Die Zeit mit den Kindern genossen.
Geputzt und gebügelt (ungern).
Handgeschriebene Briefe und Postkarten verschickt.
Und vieles mehr.

Einmal mehr die Erkenntnis: Jeder Ärger ist absolut verschwendete Zeit und Energie. Obwohl ich das weiss, lupft es mir doch hin und wieder den Hut.

Und hier noch das Bild, das wir gekauft haben:

Sumpflandschaft im Abendlicht
(Das Bild ist auf Seite 18 ... und glaubt mir, die Auswahl ist mir nicht leicht gefallen. Mir hätte so vieles gefallen.)

Dienstag, 15. April 2008

Handgeschriebene Briefe

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Heute habe ich zwei handgeschriebene Briefe erhalten. Ja, so richtige Briefe, wie früher, bevor es den Computer, E-Mails und MSN gab. Solche Briefe erhalte ich sonst (fast) nur von meinem Gottakind Anik. Anik geht in die erste Klasse und macht mein Leben mit ihren farbigen Zeichnungen und selbst geschriebenen Texten bunter.

Die Briefe sind von Menschen, die ich nicht kenne. Umso mehr haben sie mich gerührt. Ja, gerührt. Das ist dieses etwas altmodische Gefühl, bei dem einem fast die Tränen kommen vor Freude.

Beide Briefschreiberinnen hätten mir auch ganz leicht eine Mail schicken können; wer das Kontaktformular auf meiner Webseite ausfüllt, landet automatisch in meinem virtuellen Briefkasten.

Beide Briefschreiberinnen hätten ihre Gedanken auch in den Computer tippen, ausdrücken und mir so schicken können.

Aber beide Briefschreiberinnen haben sich hingesetzt und sich die Zeit genommen, ihre Zeilen von Hand zu Papier zu bringen.

Ich habe mich gefreut. Mich ebenfalls hingesetzt und beide Briefe mit derselben Ruhe gelesen, in der sie auch geschrieben wurden. Die Zeit für einen Moment angehalten. Und mir fest vorgenommen, mich persönlich zu bedanken - mit einem handgeschriebenen Brief.

Einen neuen Vorsatz habe ich auch: Ich möchte wieder mehr Briefe schreiben. Richtige Briefe. Von Hand geschrieben.

Ein grosses und herzliches Dankeschön an die zwei Briefschreiberinnen.

Donnerstag, 10. April 2008

Momentaufnahme

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Neben mir schläft die Katze auf der Kommode - ein Teil des Gesellenstücks meines Grossvaters - beim Fenster. Die Sonne guckt durch die Fenster. Chaos auf dem Schreibtisch. Eine Liste mit Dingen, die ich erledigen sollte.

Meine Gedanken sind anderswo. Nachdem ich mit wachsender Wut, aber auch Verzweiflung und - schlimmer noch - einem ziemlichen Ohnmachtsgefühl mitverfolgt habe, wie bei uns in der Schweiz eine Politkultur überhand genommen hat, in der der Respekt gegenüber Andersdenkenden verloren gegangen ist, löst sich eine in die Ecke gedrängte Mehrheit in einer fast schon unheimlichen Wellenbewegung aus ihrer Erstarrung.

Monate-, ja fast jahrelang hat nun eine einzige Partei für sich in Anspruch genommen "das Volk" zu sein und "das Volk" zu repräsentieren. Wer nicht denkt, wie man in besagter Partei denkt, ist ein Verräter, kein richtiger Schweizer, er ist nicht "das Volk". Gehässigkeiten und abschätzige Bemerkungen gossen und giessen kübelweise über all jene, die anders denken als diese "Volkspartei." Neuster Höhepunkt ist eine bespielslose Hetzjagd gegen eine vom Parlament in demokratischer Weise gewählte Bundesrätin. Mit einer solchen holzschnitzartigen Taktik ist diese Partei in einem unheimlichen Tempo gewachsen, wobei ich weder verstand noch verstehe, warum das so ist.

Und endlich, endlich spüre ich deutlich, dass ich nicht alleine bin, wenn ich sage: Ich bin nicht das Volk, von dem diese Partei spricht. Aber ich gehöre zum Schweizer Volk. Einem Volk, das die Freiheit hat, eine eigene Meinung zu haben und sie vertreten zu dürfen. Ich will nicht von einer Partei vereinnahmt werden, die meint, genau zu wissen, was "das Volk" denkt - oder noch schlimmer: zu denken hat.

Es bilden sich Bewegungen. Im Volk. Nicht dem Volk der besagten Partei, sondern dem Volk, das die Schweiz ausmacht, nämlich jenem, das man nicht über einen Kamm scheren kann und darf, weil gerade die Meinungsvielfalt ein freies Volk ausmacht.

Zum ersten Mal seit vielen Monaten habe ich so etwas wie Hoffnung. Nein, Illusionen habe ich keine. Die "Volkspartei" wird keine Ruhe geben, sie wird weiterhin Anstand und Respekt mit den Füssen treten. Aber vielleicht, vielleicht haben jene 70 Prozent, die diese Partei mit totalitärem Anspruch nicht gewählt haben, endlich wieder etwas Luft zum atmen. Lösen sich aus der Starre. Schliessen sich zusammen. Gewinnen Vertrauen in die Möglichkeit, dass diese selbsternannte "Volkspartei" nicht irgendwann alles überrennt und mit einem über 50-Prozent-Anteil aus der schweigenden Mehrheit eine mundtote Mehrheit macht.

Montag, 7. April 2008

Beziehungskisten

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Ich weiss nicht, ob man sich das als "Nichtschreiber" vorstellen kann, aber: Als Autorin gehe ich mit meinem Buchpersonal durch regelrechte Beziehungskrisen.

Wenn ich mit Schreiben beginne, kenne ich meine Figuren, die ich mir doch so liebevoll ausgedacht habe, oft noch zu wenig. Es kann sein, dass sie empört aufschreien: "Hey, so bin ich gar nicht! So was würde ich nie sagen." Oder sie verweigern sich schlicht und einfach meiner ausgeheckten Geschichte. "Ich mach das nicht", erklären sie dann bestimmt. "Und wenn du es trotzdem versuchst, wird dein Text dann so richtig Sch..., wirst schon sehen."

Wo sie recht haben, haben sie recht. Wenn die Szene, die ich geschrieben habe, nicht zu meinen Figuren passt, ist sie meistens Sch... Weil ich mich aber von einmal Geschriebenen nicht einfach so trennen kann, habe ich auf meinem Computer eine spezielle Datei eingerichtet ("Textfragmente"), in die ich alles ablade, was sich einfach nicht so richtig in den Text fügen will. Eigentlich habe ich diese Datei, damit ich die gelagerten Textpassagen bei Bedarf wieder in die Geschichte zurückholen kann, aber ehrlich gesagt, passiert das praktisch nie.

Irgendwann verschmelze ich mit meinen Figuren; ich kenne sie, schreibe die "richtigen" Dinge über und für sie. Natürlich kann ich meinen Figuren immer noch übel mitspielen (ich schreibe schliesslich Krimis), aber ich weiss jetzt genau, wie sie reagieren. Das sind dann die besonders guten Beziehungsmomente, jene, in denen alles stimmt.

Ganz am Ende wird es schmerzhaft, weil ich meine Figuren im Laufe eines Projekts so sehr liebgewinne, dass ich sie nicht loslassen kann. Ich sollte an einem neuen Buch schreiben, aber die "alten" Figuren sitzen in meinem Kopf, lassen mich nicht los. Dann kann es passieren, dass ich Figuren, die ich mir so liebevoll für meine neue Geschichte ausgedacht habe, noch zu wenig kenne. Es kann sein, dass sie empört aufschreien: "Hey, so bin ich gar nicht! So was würde ich nie sagen." Oder sie verweigern sich schlicht und einfach ....

Es ist ein ewiger Kreislauf. Im Moment stecke ich in einem Beziehungshoch. Schönes Gefühl :-)