Das Wasser sammelte sich in den kleinen
Zwischenräumen der steinernen Mauern und rann von dort auf den Boden. Erst nur
in dünnen Rinnsalen, doch als das Grollen des Donners näher kam und das
Gewitter heftiger wurde, strömte es in das Verlies, weichte den Boden auf,
füllte erst die Unebenheiten zu Pfützen auf und verwandelte dann die ganze
Zelle in eine stinkende Kloake. Ayden rettete die letzten verbliebenen
Essensreste in seine Hosentaschen. Eine halbe Packung Chips. Ein zu zwei
Dritteln aufgegessener Schokoriegel. Nach der langen Gefangenschaft kostete ihn
die Aktion seine ganze Kraft. Zittrig wie ein alter Mann stützte er sich mit
den Händen gegen die Mauer und wartete auf das Nachlassen des Schwindels, der
ihn mittlerweile bei jeder Bewegung erfasste. An die zwei angegammelten
Brotscheiben erinnerte er sich erst, als es zu spät war. Bestimmt schwammen sie
längst aufgeweicht in der Brühe zwischen seinen Füßen. Sehen konnte er sie nicht,
nur fühlen und riechen.
Das Verlies hatte keine Fenster. Wände und Decke
waren aus Stein, die verriegelte Tür über den zwei Stufen aus hartem,
metallbeschlagenem Holz, der Boden aus Lehm. Ayden hatte jeden
Quadratzentimeter abgetastet. Es gab keine Pritsche, auf die er sich legen
konnte, keine Decke gegen die feuchte Kälte, keinen Eimer, wenn er mal musste.
Nur ein paar wenige Nahrungsmittel. Fünf Flaschen mit Wasser. Und Zeit. Sehr
viel Zeit.
PS: Stand im Moment: S. 292