Gestern war nicht mein Tag. Es war einer dieser Tage, an dem die Welt und das Leben einen auffressen, nur um einen am Abend gelangweilt wieder auszuspucken und einem fies lächelnd zu erklären: "Morgen ist ein neuer Tag."
Schon am Mittag gingen Herr Ehemann und ich die Länder durch, in man auswandern könnte. Am Ende blieb nur Neuseeland, und das vielleicht auch nur, weil wir uns mit der Politk dort nicht ganz so gut auskennen wie mit der Politik in Europa. Finnland hatte sich gerade nach rechts gewählt, in den Nachrichten muss ich mir wieder das Gesicht von T**** angucken, in der Schweiz ist die soziale Kälte auf dem Vormarsch, während wir gleichzeitig Banken retten ... die Liste war endlos, das Loch, das sich in mir auftat, glich immer mehr einem einem Vulkankrater. Es half auch nicht unbedingt, dass ich völlig unerwartet zu einer der organisierten Lesetouren eingeladen wurde, von denen ich mich längst verabschiedet hatte. Es gibt gute Honorare, es gibt okay-Honorare und es gibt die würdelosen Honorare. Ein solches stand auf der Einladung, zusammen mit der Frage, ob ich Lust auf vier Wochen Lesetour oder alternativ 20 einzelne Lesungstage hätte. Ja, Lust hätte ich, wenn auch nicht auf so viele Tage. Ich lehnte trotzdem ab mit der Begründung, dass ich mir ein solches Honorar weder leisten kann noch will. Blöderweise hat mich das alles aber doch mehr genervt als es sollte.
Ich mache immer noch gerne Lesungen. Ich werde auch immer noch für Lesungen gebucht. Und nein, ich will nicht bezahlt werden wie eine Diva, aber ich finde, ich habe ein Honorar verdient, das meine Arbeit und meine Leistung widerspiegelt. "Das war eine der tollsten Lesungen, die wir je hatten" höre ich genauso oft wie "Das war die coolste Lesung, die wir je hatten." Und das, so finde ich, soll auch finanziell gewürdigt werden.
Um zurück zum Thema zu kommen: Am Abend nach den Nachrichten sassen Herr Ehemann und ich auf dem Sofa. Ich hatte immer noch eine dicke, dunkle Zorneswolke über meinem Kopf schweben. Da grinste er und meinte: "Du kannst das alles ganz einfach ändern." Ich: "Wie?". Er: "Du musst deine Einstellung ändern und einfach lernen, konservativ zu denken."
Das mit dem konservativen Denken werde ich in diesem Leben nicht mehr packen und hinbekommen. Aber den Rest schon. Auf meine Weise. Ich werde berichten ... Hier und auf YouTube, wo ich mich gerade neu einrichte und orientiere und wenigstens schon mal die optische Einstellung änderte, in Form eines neuen Banners (siehe Bild). Ich werde in den nächsten Monaten herausfinden, ob ich eine walking Writer oder eine writing Walker bin. Und wo es denn so hingehen soll in diesem Leben als Writer/Walker.
1 Kommentar:
Wieder einmal ein spannendes Lesen hier ... Vieles deckt sich mit eigenen Empfindungen und Erfahrungen.
Das Ändern der eigenen Einstellungen ist dann Thema für mich, wenn ich das Gefühl habe, dass mir diese Änderungen gut tun - ansonst verweigere ich mich nach wie vor konsequent einer Lebenswelt und ihren diktierten Bedingungen und Tretmühlen, die ich nicht für richtig erachte und / oder die mir nicht gut tun. Es ist wichtig, sich hier selbst genau zu beoachten.
Diese Fluchttendenz kann ich sehr gut nachempfinden. Ich habe auch vernommen, dass auf die Schweiz derzeit einige Veränderungen zukommen dürften.
Aber, so, wie es hier auch zu lesen ist, Troubles gibt es überall - und es ist nicht nur die seltsame Fratze eines Herrn T****, die ich nicht mehr sehen kann. Wer macht solche Leute groß? Es sind die, die sie wählen - und die sind mir noch viel widerlicher als der, den sie wählen. Es macht mir Bauchweh, wenn ich sehe, wie viele ihre Verantwortung für nächste Generationen nicht ernst nehmen.
Was für ein Versagen der Massen, weil sie völlig unverständlich und geistlos wie Lemminge hinter Diktatoren und Narzissten hinterherrennen.
Lasse viel Verständnis und liebe Grüße hier,
C Stern
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