Freitag, 5. April 2019

Anerkennung und Wertschätzung

Gestern hatte ich für eine Weile meine letzten Lesungstermine. Drei wunderbare Lesungen in Tägerwilen, bestens organisiert, das Honorar stimmte perfekt, ich hatte das Gefühl, auf Händen getragen zu werden. Es war herzerwärmende Anerkennung und Wertschätzung pur. Beides tat unendlich gut, denn es gibt auch die Momente, in denen ich mir vorkomme, wie ein Fussabstreifer.

  • Lesungen auf organisierten Schullesetouren, wo du trotz zweifach versuchter Kontaktaufnahme KEINE Antwort bekommst und nicht weisst, ob du jetzt zur Lesung erwartet wirst oder nicht (und du dich fragst, warum diese Schulen überhaupt AutorInnen einladen).
  • Eine Anfrage eines Lehrers, ob du bereit wärst, einen Morgen lang aus deinen Büchern vorzulesen und Schreibtipps zu geben, selbstverständlich gäbe es dafür auch ein kleines Entgelt. (NEIN.)
  • Eine Person, die eine Masterarbeit schreibt und dich anfragt, ob du "Zeit und Lust" hast, 50 Seiten ihrer Geschichte zu lesen und Feedback zu geben. (NEIN, weder das eine noch das andere.)
  • Kulturelle Veranstaltungen in deinem Heimatkanton, zu denen du nie eingeladen wirst, und wenn sie dann stattfinden, weisst du genau, dass dir das einfach egal sein sollte, aber in dir drin bohrt es auf den Nerven rum. (IDIOTIN, ich!)
  • Und da der Kulturblues schon mal vor der Tür steht, wünschst du dir gleich auch, du hättest bei der Heirat den Heimatort deines Mannes übernommen, obwohl du nicht mal weisst, wo der liegt, einfach, damit dir das alles nicht so unter die Haut geht. (ICH OBERIDITON, ich).
  • Wenn du dann ganz am Ende und ganz unten in den Tiefen des Blues angekommen bist, kannst du gleich auch noch die Einnahmen aus deinen Buchverkäufen anschauen - falls du sie findest, denn die Zahlen sind so klein, dass du sie nur unter der Lupe erkennen kannst. (Selber schuld, wer guckt sich denn diese Zahlen schon an.)
Trotzdem: Ich möchte keinen anderen Beruf. Aus ganz vielen Gründen. Und wegen Tagen wie gestern, wo einfach alles gestimmt hat. Danke, Edith, für die Einladung!

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