Vor ein paar Minuten habe ich wütend in ein Telefon gebrüllt und mich aus der Verbindung geklickt. Nein, es ist nicht so, wie ihr denkt. Es war kein Anruf eines Callcenters.
Es ist so: Ich brülle äusserst selten in ein Telefon (ausser manchmal bei Callcenter-Anrufen). Eigentlich kann ich mich gar nicht erinnern, wann ich das letzte Mal in ein Telefon gebrüllt habe. Muss lange her sein.
Warum ich heute gebrüllt habe? Ich sprach mit einer Kulturverantwortlichen der Hauptstadt des Kantons, in dem ich wohne. Bei ihr wollte ich mich danach erkundigen, wo und unter welchen Bedingungen man sich für einen Projektbeitrag für ein geplantes Buch bewerben kann. Diese Frage hatte ich schon einer Kultuverantwortlichen des Kantons, in dem ich wohne, gestellt.
Bei beiden Gesprächen wurde irgendwann nach dem Namen des Buchautors gefragt. Es handelt sich um jemanden, der seit Jahren erfolgreich im Kinder- und Jugendbuchbereich veröffentlicht, für eins der Bücher einen Preis gewonnen hat und erfolgreich im ganzen deutschsprachigen Raum zu Veranstaltungen eingeladen wird.
Schon beim ersten Gespräch erklärte mir die Kulturverantwortliche, sie kenne diesen Autor nicht. Ich wies sie darauf hin, dass mich das befremde, denn er sei in der Kinder- und Jugendbuchszene wahrlich kein Unbekannter. Und auch bei diesem zweiten Gespräch bekann ich ein "Kenne ich nicht" zu hören. Das machte mich noch viel wütender, denn der Autor wohnt in der Stadt, für die diese Kulturverantwortliche ihr Büro hat und für die sie zuständig ist. Auch ihr gegenüber habe ich mein Befremden ausgedrückt. Antwort: "Ich kenne die Kulturschaffenden, die bei uns Gesuche einreichen."
Mittlerweile war ich mehr als nur genervt (nicht nur wegen des Autors, sondern auch der seltsamen Fragen, die ich vorgängig beantwortet hatte). Diese "kenne ich nicht" Antwort zusammen mit dem Hinweis auf die Gesuche trieb mich auf die Palme. Wer also keine Gesuche stellt, ist selber schuld, wenn man ihn / sie nicht kennt? Die Frau schaute dann auf der Webseite des Autors nach und begann mir zu erklären, dass ...
Ich tickte aus. Ich brüllte ins Telefon. Kurz und heftig. Unprofessionell. Der Sache nicht dienlich. Und jetzt sitze ich hier und ärgere mich immer noch. Nicht zuletzt, weil ich diese Woche geschätzte 10 Stunden ehrenamtlich für das Kinder- und Jugendbuchschaffen gearbeitet habe - und andere Leute Geld dafür bekommen, genau diese Kinder- und Jugendbuchschaffenden nicht zu kennen.
PS: In der Kleinstadt, in der ich wohne, kennt man meinen Namen. Und den Namen unseres Verlags. Ist also nicht alles elend im Kanton, in dem ich wohne. Damit tröste ich mich jetzt ein wenig.
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