Samstag, 20. April 2013

Was mich - absolut und total - garstig macht

Wenn man mir sagt: "Man schreibt nicht für Geld, sondern aus einer Freude und Leidenschaft heraus."

Gucken wir mal:
Ich habe Radio gemacht. Leidenschaftlich gerne und mit sehr viel Freude. Ich wurde dafür bezahlt.
Ich habe unterrichtet. Die allermeiste Zeit leidenschaftlich gerne und mit sehr viel Freude. Ich wurde dafür bezahlt.
Ich war Texterin in einer grossen Firma. Abgesehen von kleinen Ärgernissen habe ich das leidenschaftlich gerne und mit viel Freude getan. Ich wurde dafür bezahlt.
Es gab auch Jobs, die habe ich mittelprächtig gerne gemacht und mit ein bisschen weniger Leidenschaft. Ich wurde dafür bezahlt.
Sogar der eine oder andere ungeliebte Job, ohne Freude und Leidenschaft ausgeführt, wurde bezahlt.

So, und jetzt zum Schreiben:
Ich schreibe. Leidenschaftlich gerne und - meistens - mit sehr viel Freude. Warum sollte ich dafür nicht bezahlt werden? Von allen Dingen genau dafür nicht?

Denn: Mit meinem Gehalt als Radiomitarbeiterin, mit meinem Gehalt als Lehrerin, mit meinem Gehalt als Texterin, mit meinem Gehalt aus all den Berufen, die ich ausgeübt habe, habe ich mir Lebensmittel gekauft, Rechnungen bezahlt, mir ein Dach über dem Kopf geleistet, in Sozialkassen einbezahlt und am Ende des Jahres meine Steuerrechnungen beglichen. Sollte ich ab sofort nur noch aus Freude und Leidenschaft für Gottes Lohn, einen Platz im Himmel und ewigem Seelenfrieden schreiben, hätte ich ein Problem. Es sei denn, ich kann in den Laden gehen und an der Kasse mit Freude bezahlen, das Steueramt begnügt sich mit Leidenschaft (was angesichts einer solch tristen Sache vielleicht nicht mal das Dümmste wäre) und das Dach über dem Kopf bastle ich mir aus einer Kombination von stabiler Freude und wasserdichter Leidenschaft.

Echt. Bei solchen Aussagen werde ich sehr, sehr garstig. Und widerborstig. Und blöderweise ärgern sie mich auch noch so sehr, dass ich sie mit nach Hause nehme ... und sie euch ab und zu hier im Blog um die Ohren haue. Aber ich bin sicher: Ihr habt die genug Freude, mir beim Ausrufen zuzuhören und verzeiht mir mit viel Leidenschaft. 

Keine Kommentare: