Sonntag, 27. Mai 2018

Wenn die Zeit den Atem anhält

Diesen Monat habe ich oft kaum noch gewusst, wo mir der Kopf steht. Unzählige Lesungen, viel Arbeit für unseren Verlag da bux, die vergeblichen Bemühungen, meinen Autorenblog DSGVO-konform hinzubekommen (was nicht mal theoretisch möglich ist, wenn man wie ich Blogspot von Google nutzt). In einem Anfall von Totalfrust wollte ich alle Blogs löschen. Aber dann ist die Rebellin in mir erwacht. Ich blogge weiter. Mit einer netten Datenschutzerklärung. Und reduziert. Frau Zappadong und der Blog mit den Schülerfragen zum Buch Blackout sind weg. Frau Zappadongs Blog habe ich - ohne die Kommentare - bei mir privat gespeichert. Weil ich die irre Frau Zapp und ihren Mr. Doorman viel zu sehr mag, um sie einfach zu pulverisieren. Mit den Schülerfragen fange ich an anderer Stelle dann wieder neu an.

Jetzt aber zurück zum eigentlichen Grund für diesen Post. Es gibt nämlich ein Leben jenseits des Bürokratenirrsinns. Und auch jenseits des Verlagsirrsins (wobei ich beim Verlagsirrsinn NICHT von da bux rede). Darüber wollte ich heute schreiben. Also, hier der Text, der dem Blogeintrag den Titel gibt.


Letzten Freitag war ich - wie wir in der Schweiz sagen - nudelfertig, aber so was von nudelfertig. Ausgepowert, ausgebrannt, endlos müde. Zum Glück gibt es das Haus in den Bergen. Da relativiert sich alles, da hält die Zeit den Atem an, da kann man einfach sein. Ich habe unseren wilden "Garten" genossen, bei jedem Sitzplätzchen eine Weile rast gemacht und wieder mal eine Susie (Schlange) gesehen (sorry, um die Digicam zu holen, hätte ich über Susie hinwegsteigen müssen, also kein Foto) 
...

... und ich habe geschrieben. Zum ersten Mal seit sehr langem mit unendlich viel Freude am Schreiben. Ohne Vertrag, ohne Deadline und ohne Plan, was ich mit dem fertigen Buch machen werde. Es wird mir schon was einfallen :-) Erst einmal will ich einfach nur kreativ sein. 






Freitag, 18. Mai 2018

In Pfützen springen und weiterbloggen

Ich wollte diesen Blog löschen.
Werde ich aber nicht.

Der Entscheid ist langsam gewachsen. Je mehr ich über die #DSGVO gelesen habe, desto mehr hat sie mich geärgert, und noch mehr geärgert hat mich, dass ich mich von so was unterkriegen lasse. Und dann kam Blogger @MacJosetty. Mit diesem Post :
Wer seinen Blog wegen abschaltet, sprang noch nie in Pfützen, trinkt vermutlich Kaffee aus Pappbechern, suchte immer einen Grund, nicht mehr zu bloggen, hat Angst vor dem Monster unter dem Bett. Echte Blogger tun Dinge aus Leidenschaft, nicht weil sie irgendetwas müssen!
Recht hat er! Recht hat er! Recht hat er!

Ich bin in viele Pfützen gesprungen, ich habe wunderbare Kaffeetassen, vor Monstern unterm Bett fürchte ich mich tatsächlich ab und zu, und ich habe immer aus Leidenschaft gebloggt. Wie kann ich mich als Freigeist bezeichnen und gleichzeitig aus lauter (An)schiss vor einem Bürokratiemonstern etwas aufgeben, was mir viel bedeutet? Kann ich nicht. Will ich nicht. Werde ich nicht.

Deshalb habe ich meine beiden Mittelfinger aktiviert, sie dem Bürokratiemonster unter die Nase gehalten, eine Datenschutzerklärung gebastelt, die sehrwahrscheinlich keiner tieferen Prüfung standhält - wie der Grossteil aller anderen Datenschutzerklärungen auch nicht - und ein Impressum auf die Seite gehauen. Nun kann der 25. Mai kommen.

PS: Zappadong und die Blackout Seite habe ich trotzdem gelöscht, resp. werde sie löschen. Es bleibt nur dieser hier. Vorläufig ohne Kommentarfunktion, später dann vielleicht wieder mit. Ich guck jetzt erst mal, was ab dem 25. Mai passiert.


Sonntag, 29. April 2018

Der letzte Post

Ich habe mich entschieden: Ich mache meine Blogs - nach 12 Jahren - dicht: diesen und auch den Blog mit den Schülerfragen zum Buch Blackout. Dass ich das je tun würde, hätte ich nie gedacht, denn der Blog war mir von allen Social Media immer das Liebste. Hier wurde es auch am persönlichsten, weil Blogs GELESEN werden (wenn auch von immer weniger Menschen), im Gegensatz zu anderen Social Media, wo man hauptsächlich Bilder anguckt.

Der Grund
Nach einer ziemlich intensiven Auseinandersetzung mit der neuen Datenschutzgrundverordnung (DSGOV) wüsste ich jetzt zwar, wie mein Blog regelkonform laufen müsste, ABER: Ich habe meinen Blog nicht selber programmiert (ich hatte und habe keine Ahnung, wie man das macht), sondern mich damals entschieden, Blogspot von Google zu nutzen. Natürlich bin ich nicht naiv. Ich wusste, dass Google Daten absaugt, und ich weiss auch, dass alle wissen, dass es so ist. Nun tritt aber auf den 25. Mai die DSGVO in Kraft, und damit muss man nicht nur allen erklären, dass ihre Daten schon beim Betreten des Blogs gesammelt werden, sondern sie müssen auch damit (und mit vielem anderen) einverstanden sein. Dazu reicht es nicht, wenn man irgendwo eine Erklärung platziert, in der etwas in der Art von „Wenn du diese Webseite betrittst, werden deine Daten gesammelt, was das Zeug hält – wenn dir das nicht passt, halt dich fern davon“ steht: Die BlogleserInnen müssen aktiv bestätigen, dass man sie darüber aufgeklärt hat. Das nennt sich Opt-In und muss auch für Links zu anderen Seiten gelten, vor allem auch für Kommentare. Leider stellt mir Google als Bloganbieter diese Opt-In Funktionen nicht zur Verfügung (Warum Google das darf und ich nicht, weiss ich nicht; ich weiss aber, dass im Fall der Fälle ich hänge und nicht Google). Sprich: Egal, was ich tue, ich erfülle die DSGVO nicht.Und selbst wenn: Dann scheitere ich am Verfahrensverzeichnis. Ich habe schlicht null Lust auf eine Tonne Administration, bloss weil ich mit meinem Blog ein paar Dutzend LeserInnen erreiche (so sehr ich euch mag; es kann nicht sein, dass ich ein halbes Büro eröffne, nur um im legalen Bereich zu bleiben). Denn: Die Datenschutzbeauftragte in meiner Firma ist meine Sekretärin, und die bin ich (unbezahlt).

Kommentare
Selbst wenn ich den Aufwand nicht scheuen würde: Ein Blog lebt von der aktiven Teilnahme und der Vernetzung. Und genau hier lässt mich Google allein. Es gibt – noch – keine Opt-In Funktion für Kommentare also ein Feld, in dem man ankreuzen kann, dass man einverstanden ist, dass mit dem Abschicken von Kommentaren Daten gesammelt werden. Ganz wichtig: Nicht von mir (ich habe nie was gesammelt), sondern von Google und zum Teil den Seiten, auf die ich verlinke (Facebook, Insta, youtube ect.)
Ich habe versucht, zumindest die Kommentarfunktion zu löschen. Schon möglich, dass das geht, aber ich kann es nicht. Ich kann die Kommentare nur verbergen; will heissen: rein theoretisch sammle ich immer noch eure Daten – es sieht es einfach niemand. Gut, ich könnte alle Posts und Kommentare der letzten zwölf Jahre löschen und immer nur einen Beitrag stehen lassen (alte Geschichten interessieren eh niemanden), aber damit würde ich das Wort Blog ad absurdum führen. Wer genau wissen möchte, wie der aktuelle Stand der Dinge in Sachen Google und DSGVO ist, klicke hier.

Datenkraken
Was mir beim Einlesen ins Thema vor allem aufgefallen ist: In meinem Bog werden viel mehr Daten über uns alle gesammelt, als ich es mir je hätte vorstellen können. Ein Besuch in meinem Blog genügt schon (auch ohne Kommentieren oder auf einen Link zu klicken). Extrem Vieles geschieht dabei im Verborgenen. Beim Durchlesen, was ich alles wie deaktivieren könnte, ist mir elend geworden. Und ja, es hat mich auch wütend gemacht (nicht nur, weil ich Banausin das gar nicht hinbekommen werde). Noch wütender macht mich, dass man einige dieser Funktionen gar nicht aus dem Blog rausbekommt (weil sie fix installiert sind - siehe Link weiter oben).

Selber schuld
Ich habe immer wieder darüber gelesen, dass es in Sachen Datenschutz bei Wordpress viel bessere Möglichkeiten gibt, Funktionen zu steuern, als bei Blogger von Google. Ich war zu bequem. Habe mit den Schultern gezuckt und mir gesagt: Wird eh gesammelt. Vor allem aber war mir ein Umzug auf Wordpress zu arbeitsintensiv, nicht zuletzt, weil ich das Internet zwar gerne nutze, aber keine Ahnung habe, wie ich selber Grundeinstellungen ändere oder lösche. Banausen wie ich sind auf Gesamtpakete von Anbietern angewiesen. Schön wäre es, diese Anbieter würden uns nicht Klick auf Klick beobachten und analysieren.

Was ich tun werde
Dieser Post bleibt bis zum 21. Mai stehen. Damit jene von euch, die denken, einer meiner Posts oder einer ihrer Kommentare sei ihnen – emotional – wichtig genug, sich diesen herunterladen können. Ich werde bis dahin auch die Kommentare wieder sichtbar machen (falls sich jemand von euch verabschieden möchte). Danach mache ich genau das, was völlig quer zur Absicht der DSGVO steht und mir eigentlich total gegen den Strich geht (aber ich sehe keine andere Möglichkeit): Ich verzieh mich für meine beruflichen aktuellen Infos auf Twitter (kurz), Insta (Bilder und kaum Text) und youtube (dort ist das jugendliche Publikum). YAP, genau: DIE Datenkraken. Plattformen der grössten Firmen. Wer mich dort besucht, weiss: Hier wird gesammelt, was das Zeug hält. Ironie des Schicksals: Zu jeder dieser Plattformen gibt es endlos lange Datenschutzerklärungen, die niemand liest, die aber jeder, der die Plattformen in irgendeiner Form nutzen will, mit einem Klick akzeptiert. Damit sollte ich auf der sicheren Seite sein. Mit Betonung auf sollte.

Und jetzt?
Wer mich nicht bei den Datenkraken besuchen will, braucht einfach ein wenig Geduld. Ich will schon lange eine neue Webseite. Einfach, klar und schnörkellos. Auf dieser Webseite wird es einen Punkt „Aktuell“ geben. Dort kann ich das posten, was ich bisher im Blog gepostet habe, ohne dass Google oder sonst eine Maschine euch ausspioniert, bevor ihr auch nur das erste Wort im Text gelesen habt. Trotzdem wird die Webseite wahrscheinlich eine Datenschutzerklärung haben, die länger ist als meine gesamten Blogposts der letzten beiden Jahre. Möglicherweise richte ich auf der aktuellen Webseite eine Übergangsfunktion ein. Das muss ich noch mit dem Webmaster abklären.
 
In diesem Sinne: Herzlichen Dank fürs Mitlesen, Kommentieren, Mut machen. Wir lesen uns anderswo. Oder wir treffen uns bei den Datenkraken. Oder ganz real, bei einer Lesung.