Dienstag, 19. Februar 2013

Schreiborte

Ich schreibe an vielen Orten. Letztes Jahr in Irland an zwei besonders schönen. An die denke ich gerade mit Wehmut ...


Samstag, 16. Februar 2013

Mord in Switzerland

"Die Idee zu diesem Buch entstand während einer Zugfahrt. Wir hatten eine Ausstellung über das Verbrechen in der Schweiz besucht ..." (aus dem Vorwort von Mitra Devi und Petra Ivanov)

... Dann kamen die Gedanken ins Rollen. Was steckt hinter dem Vordergründigen? Geht es im idyllischen Einfamilienhaus am Waldrand immer nur idyllisch zu und her? Hat die Alte mit dem Tulpenstrauss in der Hand wirklich nur Gutes im Sinn? Die beiden Autorinnen beschlossen, jene zu fragen, die die Schweiz von ihrer dunklen Seite kennen - einheimische Krimiautorinnen und Krimiautoren.

Sie haben unter anderem auch mich gefragt und mir war sofort klar, wo meine Geschichte spielen würde. Im Wartau, meiner Heimatgemeinde, wo man seinen sturen Grind hat und den Föhn. Und manchmal auch ein dunkles Geheimnis. Ich schrieb den ersten Satz und es war ein wenig, als würde mich das Föhnfieber packen, denn irgendetwas trieb mich fast gehetzt von Satz zu Satz - bis hin zum bitteren Ende.

Die Zusammenarbeit mit den beiden Herausgeberinnen und dem Appenzeller Verlag war etwas vom Besten, das ich je erlebt habe. Sehr persönlich und sehr professionell, mit klar gesteckten Zwischen- und Enddaten, immer ruhig, nie hektisch. Herausgekommen ist ein tolles Buch, eine - schlichte - optische Augenweide (innen und aussen) mit 18 total verschiedenen Geschichten aus den verschiedensten Gegenden der Schweiz.

"Die idyllische Schweiz von ihrer düsteren Seite: kriminell, brutal, mörderisch. Mörderisch gut.". St. Galler Tagblatt

Seit gestern ist das Buch in den Läden. Mein Tipp: Hingehen, in die Hand nehmen, kurz darin schmökern und wenn euch gefällt, was ihr seht und liest - kaufen :-)

Buchvernissage:
Freitag, 22. Februar, alte Stuhlfabrik Herisau, 19.30 Uhr (Türöffnung 18.30 Uhr)

Donnerstag, 14. Februar 2013

Und es rockt doch, das Leben. Und wie!

Anfang Februar habe ich die letzten Feinschliffkorrekturen an meinem neuen Buch gemacht. Es ist ein absolutes Herzblutbuch, eins, das geschrieben werden musste. Und wie immer, wenn es ums Herzblut geht, sind auch Songs und Songzitate nicht weit. In einem der Zitate geht es ums Bluten; es ist so stark, dass mir auch nach dem x-ten Mal lesen jedesmal die Tränen in die Augen schiessen (nicht zuletzt deshalb, weil auch das Kapitel eines der bewegendsten ist, die ich je geschrieben habe). Ich habe dieses Buch für mich geschrieben. Und die Menschen, denen es gewidmet ist. Nun bleibt mir nur der Wunsch, dass ich damit Herzen erreichen und bewegen kann.

Ein Buch, an dem ebenfalls mein ganzes Herz hängt, und das mehr mit Musik verwoben ist als jedes andere meiner Bücher, ist mein Starkstrom. Ich habe es nicht einfach nur geschrieben, sondern gelebt (im übertragenen Sinn :-) ). Am Starkstrom hängen wunderbare Erinnerungen an wunderbare Begegnungen und wunderbare Menschen. Das Buch hat mir ein paar der besten Stunden meines Lebens geschenkt. Ich möchte keine Minute missen, die ich mit ihm verbracht habe.

Vor ein paar Wochen hat mir mein Verlag geschrieben, dass er das Buch aus dem Programm nehmen wird. Ich verstehe den Entscheid und habe begonnen, mich auf den Abschied eines meiner liebsten Bücher einzustellen. Witzigerweise scheint das Leben (oder das Schicksal) mir dabei helfen zu wollen:

Frau Tochter ist vor ein paar Tagen nach Hause gekommen und hat mir erzählt, dass sie jetzt bei einer ihrer Arbeiten mit dem Chef der lokalen TV-Station zusammenarbeitet - jener Station, bei der ich einen meiner spannendsten und irrsten Recherchetage überhaupt verbracht habe - für den Starkstrom. Ich habe sie gebeten, Cheffe einen herzlichen Gruss auszurichten. Was sie umgehend getan hat.

Und heute hat mir Tom Zai seine Rezension zum Buch geschickt. Die berührendste und schönste Rezension, die ich je über eines meiner Bücher gelesen habe. Ich werde sie mir ausdrucken und über den Schreibtisch hängen, auf dass sie mich immer daran erinnern möge, weshalb ich schreibe.

Einen besseren Abschied von einem Buch gibt es nicht. Ich sage es dann mal mit den Worten von AC/DC: "For those about to rock, we salute you!"

Und dir, Tom: Danke. Danke, danke, danke. 

Montag, 11. Februar 2013

Wie viel Internet muss, kann, soll, darf es sein?

Was hat man uns Autoren nicht alles einreden wollen!

Dass man weg ist vom Fenster, wenn man nicht online ist. Dass man präsent sein muss. Greifbar für den Leser und die Leserin. Zum eigenen Aushängeschild werden. Interaktiv sein. Kommunizieren. Alles andere habe keine Zukunft. Denn das neue Leben ist online. Vernetzt. Verknüpft. Verklinkt. Mag sein. Aber in meinem Umfeld häufen sich die Menschen, die genug haben. "Mir wird das alles zu viel", hat mir kürzlich ein Kollege verraten. "Ganz ehrlich, manchmal langweilt mich das", sagte ein anderer. Ich selber ziehe mich ab und zu total zurück. Lebe internetlos in den Bergen und merke, dass ich überhaupt nichts vermisse. Nur wenn ich wieder im Tal unten bin, eingeloggt in die virtuelle Welt, angehängt an den überwältigenden Datenstrom, meldet sich die innere Stimme, die sagt, dass ich da dabei sein muss. Denn: Entweder ist man dabei, oder man geht unter.

Privat würde ich diesen Irrsinn nie mitmachen. Dann würde ich genau das tun, was ich immer gerne getan habe: Bloggen. Ausschliesslich. Aber die Autorin, die ich auch bin, findet immer wieder Gründe, warum sie sich nicht einfach aus dem Strom verabschieden kann.

Gestern hat sich meine Autorenkollegin und Freundin ausgeklinkt. Mir fehlt der Mut. Noch.

Überwältigt

Ich habe gestern den Anfang des neuen Kapitels in die Maschine getippt, schnell, beinahe fiebrig. Meine Hauptfigur liegt im Krankenhaus und unter der Tür steht wie ein Geist aus einer anderen Zeit der Mann, den er nie wieder sehen wollte, weil damit schmerzhaft vernarbte Wunden aufbrechen und es so weh tut, dass es kaum auszuhalten ist.

Nun versuche ich seit einer Stunde, den Text weiterzuschreiben. Es geht nicht. Ich bin meine Figur, meine Vergangenheit bricht in all ihrer Schrecklichkeit über mich hinein, wie ein Lawine, die mich mitreisst und unter sich begräbt. Es ist zu viel. Ich finde keine Worte. Ich starre mit meiner Figur zusammen auf diesen Mann, der ein guter Mann ist, mit einem guten Herz, jemand, den ich einmal sehr gemocht habe, jemand der verzeihen kann. Aber ich kann nicht, weil ich mir nicht verzeihen kann.

Ich weiss, ich muss als Autorin für diese Figur und ihre Gefühle Worte finden. Dabei ist es ganz wichtig, dass die Szene nicht zum Kitsch wird. Ich will keine Rührseligkeit. Keinen Pathos. Keine Klischees. Ich will das Echte. Ich will, dass die Szene beim Lesen weh tut. So verdammt weh, wie es meiner Figur wehtut. Im Moment scheitere ich gerade grandios daran.