Dienstag, 14. September 2010

Vom Schreiben an anderen Orten

Wie Kollegin Jutta Wilke bin ich begeisterte Bahnscheiberin. Noch besser aber schreibt es sich im Haus in den Bergen. Was der Grund ist, weshalb ich die Buchmesse in Frankfurt sausen lasse: statt Bahnfahren und Messehektik gibt's die totale Ruhe in den Bergen.

Letzes Wochenende war Überarbeitungswochenende. Erst im Schatten unter den Bäumen, dann auf dem Sitzplatz. Und irgendwann sind da noch diese Wahnsinnswolken dazugekommen.
PS: Hermann geht es ausgezeichnet :-)


Montag, 13. September 2010

Live dabei

Krimis lesen war gestern. Heute ist man live dabei. Rund um die Uhr. Man lässt sich die Nerven kitzeln, ist der Experte, der mehr weiss und kann als die Polizei, der Psychologe, der das Innenleben des Täters selbstverständlich kennt, der (neu)gierige Beobachter, der darauf wartet, dass endlich die tödlichen Schüsse fallen. Wer aktiv eingreifen will, geht gleich an Ort und Stelle gaffen und / oder  gründet eine Gruppe auf Facebook. Für oder gegen den Täter. Hetzen ausdrücklich erlaubt, Anfeuern des Täters übrigens auch. Die Realität überholt die Fiktion. Wir sind Medienmonster.

Freitag, 10. September 2010

Die Hölle

So sieht die Hölle aus. Mindestens für Literaturagenten. Für mich wird das in Zukunft die erste Lektüre des Morgens. Definitiv. Geht gleich in die Blogroll.
PS: Ein Blick in die Blogroll lohnt sich - ich habe heute ein paar neue Links gesetzt.

Buchbestellung

Ha. Bin in Leselaune. Und habe der Bestellung von "Tote Mädchen lügen nicht", gleich noch eine weitere hinterhergejagt:

1. Crank, Ellen Hopkins
2. Das Tal, Season 1, 1. Spiel, Krystyna Kuhn
3. Black*out, Andreas Eschbach
4. Little Brother, Corry Doctorow
 
 

Der Schriftsteller: Dein Feind und Subventionsjäger

Wir Schweizer sind schon ein seltsames Völklein. Wenn Schriftsteller und andere Kulturschaffende sich NICHT zum Zeitgeschehen äussern, sind sie Feiglinge, die den Kopf einziehen, Drückeberger, die gefälligst aus dem Busch kommen und ihre Meinung stolz und aufrecht verteidigen sollen, denn schliesslich habe das in unserem Land Tradition, man denke nur an die (Vor)denker Frisch und Dürrenmatt. Wenn dann aber einer mal etwas sagt  - oder auch häufiger, wie der Muschg -, dann muss er damit rechnen, verbal gevierteilt, aufgehängt und anschliessend ersäuft zu werden - siehe auch wieder Muschg. Aufgrund von Muschgs Erfahrungen hat so mancher Schriftsteller beschlossen, seinen Mund zu halten und zu schreiben. Frei nach "Shut up and sing" ein "Shut up and write" sozusagen.

Kürzlich hat sich jedoch wieder einmal einer aus der Deckung getraut, einer, von dem ich bis jetzt - im Gegensatz zu Muschg, Hürlimann und ein paar anderen - noch keine öffentliche Aussage gehört oder gelesen habe. Guy Krneta heisst der Wagemutige. Wagemutig im wahrsten Sinn, denn er hat ein paar Dinge gesagt, die für viele Bewohner dieses Landes im höchsten Mass provozierend sind. Und so sitzt der Gute jetzt da. Gestempelt zum Intellektuellen (Schimpfwort des Jahres), Sozialschmarotzer (denn nicht wahr, so einer MUSS ja von staatlichen Subventionen leben), Linken (von denen weiss man ja, dass sie das Vaterland nicht lieben), Feind aller senkrechten Schweizer Bürger (die noch wissen, was Recht und Unrecht ist).

Mir hat es ob der Kommentare zum Artikel die Haare noch senkrechter aufgestellt als sonst. Während ich also noch darüber nachdachte, wie ich das Thema im Blog aufgreifen soll, ging die Schlacht in eine zweite Runde, eine, die von "Schriftstellern" zu ganz allgemein "Intellektuellen" erweitert wurde, und die nun noch wütender tobt. In über 200 Kommentaren wütet ein Krieg, in dem keine Gefangenen gemacht werden.

Ich stelle (nicht überrascht, aber immer wieder aufs Neue erschüttert) fest, dass ich unter Leuten lebe, die wunderbar damit leben können, dass unser Staat pro Kuh und Jahr mehr Geld ausgibt als für ein Kind, dass jedes Schaf in der Schweiz im Durchschnitt pro Jahr mit 100 Franken subventioniert wird, dass ... ach lassen wir das.

Nein, ich bin mit Guy Krneta in vielen Punkten nicht einig. Die Ansichten von Muschg nerven mich manchmal gewaltig. Schweizer Schriftsteller, die finden, man könne nur im Ausland gut schreiben oder mindestens müsse man viel im Ausland sein, finde ich - nett gesagt - etwas skuril. Ich bin nicht beim AdS (Verband Autorinnen und Autoren der Schweiz), weil ich mich in vielen Punkten in der gegen aussen getragenen Meinung nicht vertreten fühlen würde. ABER: Auch in der Schweiz herrscht (noch) Meinungsfreiheit. Wenn einer eine Meinung hat, soll er sie verkünden können,ohne gleich zum Freiwild zu werden. So, wie es jetzt aussieht, muss man sich tatsächlich überlegen, ob es nicht besser wäre, sich dem "Shut up and write" hinzugeben.

UPDATE: Spannend, die Antwort von Muschg.