Sonntag, 18. Oktober 2009

Buchmesse - Sprache, die sich in die Haut ritzt und das Herz zum Explodieren bringt

Von der S-Bahn Haltestelle Frankfurt Messe gelangt man geradewegs in die Messehallen. "Oh, das ist ja einfach", dachte ich, aber mit Einfach war schon nach dem Betreten der Halle fertig.

Erst einmal musste ich den Eintrittsgutschein meines Verlages gegen ein richtiges Eintrittsticket eintauschen. Alleine, mit Hilfe einer Maschine. Wer meinen letzten Blogeintrag gelesen hat, weiss, dass Maschinen und ich nicht unbedingt gut miteinander können. Ich konnte dann aber doch. Eintauschen, meine ich. Mit der sehr netten Unterstützung zweier Messedamen klickte ich mich durch das Programm und am Ende spuckte die Maschine tatsächlich mein Eintrittsticket aus. Alice Gabathuler stand da drauf. Ich war beeindruckt.

Dann musste ich gefühlte 100 Kilometer durch ein Labyrinth von Gängen und Rolltreppen irren, zusammen mit einer Million geschätzter anderer Lesefreaks auf der Suche nach ihrem Zielort.

Mein Zielort war Halle 3, die mit den Kinder- und Jugendbüchern. Als ich endlich dort ankam, erschlug mich die Vielzahl von Ständen und mein Instinkt drängte mich nach rechts, der Wand entlang, dort, wo das Getümmel am kleinsten war. Drei Minuten später hätte ich meinen Instinkt küssen können.

Ich stand vor einem Plakat, das für 12.15 Uhr Kevin Brooks ankündigte. Regelmässige Leser dieses Blogs wissen, dass Kevin Brooks mein Schreibidol ist, mein Held der Buchstaben und Sätze, mein grosses Vorbild. Seine Sprache ritzt sich in die Haut und bringt das Herz zum Explodieren. Er hat die verrücktesten (und genialsten) Plotideen und absolut wahnsinnge Umsetzungen dieser Ideen. Seine Erzählsprache ist nicht nur Erzählsprache, sondern auch Musik und Rhythmus. Und er hat den Mut zur Realität und zum totalen Nicht-Happy-End. Kurz: Dieser Mann schreibt, wie ich gerne schreiben würde.

UND DIESER MANN WÜRDE IN 30 MINUTEN VOR MIR SITZEN UND LESEN!

Völlig aufgedreht vor Freude stürzte ich mich in die Menge, lief an Ständen vorbei, suchte jenen meines Verlages und wandelte irgendwann beinahe daran vorbei (blindes Huhn, ich!). Eine nette Dame winkte, eine andere kam lachend auf mich zu. Meine Lektorin! Ich hatte sie noch nie persönlich getroffen, hätte sie auch nicht erkannt, aber sie mich, und so kam sie mit ausgebreiteten Armen auf mich zu und ich wusste: Das ist sie, meine Frau Böttler, meine Lektorin, die ich so sehr mag.

Kaum hatten wir zu schwatzen begonnen, winkte die Jutta Wilke begeistert in unsere Richtung. Jutta Wilke und ich sind im gleichen Schreibforum tätig und haben uns in München kennengelernt. Auch hier wurde herzlich umarmt und vorgestellt - und so lernte ich Katja Selig kennen, ebenfalls eine Autorin aus unserem Schreibforum, die mit Jutta unterwegs war.

Ich erklärte Jutta, dass ich später zu unserem Treffen kommen würde, da ich U.N.B.E.D.I.N.G.T. an die Lesung von Kevin Brooks wollte, und machte mich von dannen.

Kaum sass ich auf einem der bequemen Sitzbänke, steuerte eine Frau auf mich zu. "Du bist Alice", sagte sie. Ich guckte sie an und sagte: "Und du die Barbara." (Zum Glück zeigen die Avatare in unserem Schreibforum unsere Gesichter - das macht das Erkennen einfacher). Barbara und ich plauderten, und dann ging es los.

Kevin Brooks und sein Übersetzer lasen aus dem Roman "Black Rabbit Summer", dann konnten wir Fragen stellen (auf meine gabs eine ausführliche Antwort) ... und dann stürmte ich nach vorn, weil ich noch ein paar private Worte mit Kevin Brooks wechseln wollte. Was ich auch tat, während er in mein Notizbuch schrieb.

Zum Autorentreffen kam ich viel zu spät und war viel zu aufgeregt, um viel mitzubekommen. Aber davon erzähle ich das nächste Mal. Genauso wie von der längeren Begegnung mit meiner Lektorin und dem Kollegen Michael Borlik.

PS: Kevin Brooks hat am gleichen Abend für "The Road of the Dead" den Jugendbuchpreis erhalten.

PPS: Zuhause lachen sie mich aus, weil ich mich anhöre wie ein fanender Teenie, wenn ich von Kevin Brooks spreche. Mir wurscht. Es war eine der besten Begegnungen, die ich je hatte.

PPPS: Hier mein Notizbuch mit dem Eintrag von Kevin Brooks:

Mittwoch, 14. Oktober 2009

Die Technik und ich

Ich bin bekennende Technikbanausin. Die Maschinen bei mir zuhause müssen funktionieren - und wenn sie es nicht tun, schreie ich laut um Hilfe. Das gilt für die Waschmaschine, und das gilt für meinen Computer. Denn: Ich käme nie im Leben auf die Idee, meine Waschmaschine selber flicken zu wollen. Warum also sollte ich meinen Computer reparieren wollen?

Nun ist es nicht so, dass mein Computer kaputt ist (ganz schnell auf Holz klopfen an dieser Stelle!). Auch mein Laptop funktioniert.

(Zwischenbemerkung: Nur weil ich Technikbanausin bin, heisst das noch lange nicht, dass ich nicht den Narren an den elektronischen Medien gefressen habe.)

Zurück zum Laptop, denn hier kommt das ABER: Auch mein Laptop funktioniert, ABER er ist ein Museumsmodell. Will heissen, er ist aus dem Jahre 2001. In der Welt der Computer bedeutet das, mein Laptop ist ein Dinosaurier. Das stört mich meistens nicht, ausser wenn ich ihn zu Lesungen mitnehme, denn diese alten Modelle sind gross, sperrig und unverschämt schwer. Und ihre Akkus schwächeln.

Eine erste Akku-Auswechselrunde habe ich hinter mir. Das war ungefähr 2006. Da hat der gute Mann im Computershop einen Lachanfall bekommen und gefragt, ob ich für ein solch altes Möbel wirklich einen neuen Akku kaufen wolle. Worauf ich zu einem längeren Vortrag über sackteure Laptops ansetzte, die man (ICH!) nicht einfach aufgibt, bloss weil der Akku langsam ins Altersheim muss. Danach bezahlte ich zähneknirschend einen sackteuren Akku ... Aber irgendwie werden Akkus noch schneller alt als ich.

(Zwischenbemerkung: Bin ich die Einzige, die das beängstigend findet?)

Also, auch der zweite Akku wird alt und müde. 90 Minuten bekommt er noch hin, aber er kränkelt mit jedem Tag mehr. Und das ausgerechnet jetzt, wo ich mich bald (in weniger als 24 Stunden!) in einen Zug setzen und 6 Stunden damit fahren werde. Zudem stehen ab November Lesungen mit laaaaaaangen Anfahrtswegen an.

Kurzentschlossen trat ich am Montag in Obamas Fussstapfen und rief "It's time for a change!" Will heissen, ein neues Maschinchen. Konkret: Einer flachgedrückten Schreibmaschine mit einem langlebigen Akku. Ich düste in den Computershop und bestellte mir das kleine Brüderchen anständiger Laptops, eines dieser Kleingeräte in der Grösse eines Buches, die in fast jedem Handtäschchen Platz haben.

(Zwischenbemerkung: Ich habe zwar eine ganze Sammlung von Handtaschen, nehme aber nie eine mit, wenn ich ausgehe. - Mehr dazu ein anderes Mal.)

Als ich das Gerät einen Tag später in meinem Comutershop abholte, fragte mich die nette Dame, ob die Fachleute bei ihnen die Installation vornehmen sollten. Ich winkte ab.

(Zwischenbemerkung: Ja, ich habe diese irren Momente, wo ich Dinge tue, die ich besser nicht tun würde.)

Frau Tochter hat einen Freund, der so was kann. Und sowieso. Ich wollte zuerst den Akku aufladen. Weil man das machen muss, bevor man das Maschinchen in Betrieb nimmt (sagt Freund ... und die Gebrauchsanweisung).

Dummerweise war ich zu blöd, mein Handtaschenmaschinchen richtig einzustecken (wer produziert aber auch so kleine Kleinststecker?). Weshalb der Akku immer noch leer war, als der Freund kam. Auch, als er wieder ging.

Jetzt bin ich allein. Mit der flachgedrückten Schreibmaschine, an der das rote Lämpchen einfach nicht auf Grün umschalten will. Ab und zu gucke ich es an, das Lichtchen, schlucke leer und denke ... (ah, das schreibe ich jetzt lieber nicht, was ich denke ...)

Selbst wenn das Lämpchen die Farbe wechseln sollte, sitze ich immer noch tief im Schlamassel. Weil: Danach muss ich mir das Open Windows herunterladen. Wo ich noch nicht einmal weiss, wie ich das Maschinchen ans Netz bekommen soll. Und überhaupt.

Gut möglich, dass ich morgen mit meinem schweren, sperrigen Museumsmodell in den Zug steige und die Hälfte der Fahrt damit verbringe, nicht vorhandene Steckdosen zu suchen.

Erst einmal gehe ich aber einkaufen. Und warte, bis das Lämpchen auf Grün umstellt. Dann sehen wir weiter. Drückt mir die Daumen.

Update: Ein sehr netter, aufmerksamer Leser hat mich darauf aufmerksam gemacht, dass es Open Windows nicht gibt. Also bei mir schon, zwecks Durchlüften der Zimmer. Aber in der Technikwelt allem Anschein nach nicht. Jetzt muss ich auch noch hirnen, welches Open irgendwas ich herunterladen muss. Hoffungslos. Und ich habe noch gedacht, das müsse ich mir nicht aufschreiben, weil, so etwas Einfaches könne sogar ich mir merken ...

Update II: Es war der Akku. Der wollte nicht. Also brachte ich das Gerät heute Morgen um 8.30 Uhr zurück in den Laden ... und um 10.30 Uhr (gleich) kann ich es auf dem Weg zum Bahnhof abholen. Das werden wunderbare 6 Stunden Bahnfahrt :-)

Dienstag, 13. Oktober 2009

Gut war's ...

... das Treffen mit gestern Abend mit Schweizer Krimiautoren.

Worüber wir geredet haben? Über das Schreiben natürlich, über unsere Projekte, über unsere Arbeit abseits vom Schreiben.

Immer wieder spannend: Wie die einzelnen Autoren an ihre Arbeit herangehen, wie sie schreiben, wo sie schreiben, was sie am Schreiben hindert und was sie brauchen, um so richtig in Fahrt zu kommen.

Montag, 12. Oktober 2009

Ganz real

Normalerweise leben Autoren nicht gerade Tür an Tür. Ja, nicht einmal im gleichen Dorf oder in der gleichen Gegend. Besonders nicht Autorinnen, die auf dem Land leben, wie ich es tue. Die Wahrscheinlichkeit, beim Einkaufen oder Spazieren einem Berufskollegen über den Weg zu laufen, liegt irgendwo zwischen 0 und 2 Prozent.

Dem Internet sei Dank ist die Welt näher zusammengerückt. So kann ich schon morgens um 8 Uhr meinen Kaffee plaudernd mit anderen Autorinnen trinken - in meinem Kinder- und Jugendbuchforum, einer Art virtuelles Café für Autorinnen und Autoren.

Manchmal verlagern wir die Treffen vom virtuellen in den realen Raum. Diesen Sommer zum Beispiel zog eine vergnügte, laut schnatternde und lachende Runde Frauen durch Münchens Strassen und liess sich dann im Englischen Garten nieder. Ums Schreiben gings. Und ums Leben. Den Alltag mit seinen Höhen und Tiefen.

Nächsten Freitag trifft sich die Runde in etwas anderer Zusammensetzung wieder. An der Buchmesse in Frankfurt. Danach husche ich zum Thienemann-Stand, wo ich endlich meine Lektorin persönlich kennenlerne. Und dann Michael Borlik, einen Schreibkollegen, mit dem ich mich bis jetzt nur per Mail ausgetauscht habe.

Erst einmal aber fahre ich heute Abend nach Zürich, wo ich am Stammtisch der Krimiautoren Platz nehmen werde. Dieses Treffen ist Neuland für mich, denn ich kenne die anwesenden Autorinnen und Autoren nur dem Namen nach. Entweder habe ich sie in der virtuellen Welt verpasst, oder sie bewegen sich hauptsächlich in der realen Welt.

Diese Woche ist also Begegnungswoche. Ganz real.

Freitag, 9. Oktober 2009

Endlich ...

Seit Wochen habe ich mir vorgenommen, einen Newsletter zu schreiben. Heute habe ich mich endlich, endlich, endlich dahinter gemacht und über den ganzen Tag verteilt daran gearbeitet.

Nun ist er weg. An Menschen, die ich gut kenne. An Lehrkräfte, bei denen ich gelesen habe. An Freunde, Verwandte und Bekannte. Und wenn es mir jetzt dann geht, wie den Machern meiner Tageszeitung, die mit ihrem Neudesign eine ganze Welle von negativem Feedback ausgelöst haben, setze ich mir den Verlosungshut auf und ziehe ihn bis zum Kinn runter.

Wer den Newsletter nicht erhalten hat, ihn aber gerne hätte, kann sich bei mir melden. Wer ihn erhalten hat, ihn aber nicht möchte, kann ihn leicht abbestellen (die Gebrauchsanweisung habe ich gleich mitgeliefert).

Und obwohl ich den Text von vorne nach hinten und dann von hinten nach vorne durchgelesen habe, graust mir jetzt schon davor, dass jemand den ersten Schreibfehler findet ...