Donnerstag, 7. November 2013

Heute in Dagmersellen

Heute Morgen gab's um 6.30 Uhr ein schnelles Frühstück. Knappe 20 Minuten später machte ich mich auf den Weg vom Hotel zum Bahnhof, dem See entlang, an den Schiffen vorbei, am Horizont die schneebedeckten Berge. Und zum ersten Mal hat mir Luzern, mit dem ich nie richtig warm geworden bin, gefallen.

Die Fahrt nach Dagmersellen hatte wieder Touristenpotential :-) Ich weiss nicht, woran es liegt, aber ich fühle mich total mit mir und der Welt versöhnt. Vielleicht gefällt sie mir deshalb besser als auch schon ...

In Dagmersellen bin ich zu Fuss zur Schule gegangen. Nicht, weil mich niemand abholen wollte, im Gegenteil, ich habe das Angebot abgelehnt, weil ich die Strecke vom Bahnhof zur Schule in Dagmersellen mag. Womit auch schon gesagt ist, dass ich sie schon ziemlich gut kenne - schliesslich war ich heute zum dritten Mal dort.

Im Schulhaus stieg ich die Treppen zum Lehrerzimmer hoch (den Weg kenne ich mittlerweile auch) und traf auf eine nette Dame der Kaffeemaschinenfirma, die den Automaten genau auf meine Anfkunft geflickt und zum Laufen gebracht hatte. Perfektes Timing! Danach wartete die erste Gruppe in ihrem Klassenzimmer auf mich. Gespannt, vorbereitet und bestens aufgelegt. Die Jugendlichen haben gefragt, ich habe geantwortet und wir haben alle viel gelacht. Vorgelesen habe ich auch.

Vielleicht sollte ich an dieser Stelle einmal erwähnen, woraus ich jeweils vorlese: Aus dem Buch, für das sich die Jugendlichen entscheiden. Diese Woche waren das bis jetzt: Freerunning, dead.end.com, Blackout und #no_way_out. Bin gespannt, was es morgen sein wird.

Zurück nach Dagmersellen: Nach der Pause ging's weiter mit der zweiten Gruppe, mit der es genau so klasse war wie mit der ersten. Zum Mittag gab's was ganz besonderes, aber dazu muss ich etwas ausholen: Die letzten beiden Male, als ich in Dagmersellen gelesen habe, stand die Frau eines Lehrers jeweils kurz vor der Entbindung. Vor allem beim ersten Mal sass der gute Mann wie auf Nadeln in der Lesung - nicht, ohne mich vorgewarnt zu haben: Falls er einen ganz schnellen Abgang machen müsse, liege das nicht an mir oder meiner Lesung, sondern an der Ankunft eines neuen Erdenbürgers. Heute durfte ich mir über den Mittag den Grund für die Nervosität anschauen. Frank - so heisst der Lehrer - lud mich und die anderen beiden Lehrer, bei denen ich Lesung hatte zu sich nach Hause zum Mittagessen ein. Die zwei Wonneproppen sind herzerweichend liebenswert! Und die Lasagne, die Franks Frau uns aufgetischt hat, war vom Feinsten!

Am Nachmittag war dann Lesung bei Franks Schülern, die den Blackout gelesen hatten. An der Wandtafel entdeckte ich die beste Mindmap zum Buch, die ich JE gesehen habe. Einfach nur genial. Und meine Digicam war in Luzern im Hotel! GRMPF! Ich hätte mir in den Hintern beissen können. Aber Frank hatte (auch) das total im Griff: Er wird die Tafel für mich fotografieren, damit ich sie euch zeigen kann. Und die Schüler? Die waren, genau wie ihre Mitschüler am Morgen, einfach klasse.

Jetzt sitze ich glücklich und zufrieden im Hotel und weiss, dass ich einen genialen Beruf habe. Wenn ich den Blogeintrag losgeschickt habe, ziehe ich mit meinem Laptop vom Tisch zum Bett rüber und überarbeite Band zwei meiner Serie. Wie meine Tochter sagen würde: Mit einem Smile im Gesicht.

Mittwoch, 6. November 2013

Zwischenbericht von unterwegs

Ich bin dann tatsächlich beinahe nicht angekommen, weil wir schon nach Sargans mit einer ziemlichen Verspätung unterwegs waren. Zum Glück klappte es doch noch mit dem Umsteigen in Thalwil und ich traf beinahe pünktlich in Luzern ein, wo ich meinen Koffer im Schliessfach deponierte und anschliessend den Zug nach Küssnacht nahm. Auf der Fahrt dem See entlang kam ich mir vor wie eine Touristin: Ich fuhr durch eine Postkartenwschweiz ans Ende des Sees. .

( Zwischenbemerkung: Weil ich immer noch Technikdinosaurierin bin, lagert das Foto auf der Digicam, die ich nur zu Hause an den PC schliessen kann und will - ich lade es hoch, wenn ich von der Lesetour zurück bin, verprochen. Nicht versprechen kann ich, wegen der SBB ein Smartphone zu kaufen, um informiert zu sein über all die Verspätungen und Ausweichmöglichkeiten; das ist mir dann doch zu blöd.).

Am Bahnhof von Küssnacht stand ich erst einmal da wie bestellt und nicht abgeholt. Dabei sollte ich genau das werden: abgeholt. Aber ich musste nicht lange warten. Alex, der Lehrer, der mich abholen kam, war nämlich da; er hatte nur auf dem falschen Bahnsteig gewartet, weil er gedacht hatte, ich komme aus der anderen Richtung :-) Er fuhr mich direkt zur Schule, wo die zwei Klassen, die an die erste Lesung kamen, schon auf mich warteten. Top vorbereitet, top motiviert und mit vielen spannenden Fragen. Die Zeit verging wie im Flug. Und Spass gemacht hat es erst auch noch! Nach der Lesung ging's mit den Lehrkräften der 1. Oberstufe zum Mittagessen, direkt an den See. Wieder war ich staundende Touristin. Auch hier hatte ich das Gefühl, die Zeit fliege einach nur so. Am Nachmittag standen zwei weitere Lesungen auf dem Programm, beide genauso spannend und interessant wie die erste am Morgen. Kurz: Ich verbrachte einen wunderbaren Tag in Küssnacht am Rigi. Ein herzliches, riesiges DANKE an alle! .

Auch der heutige Morgen begann mit einer Bahnfahrt der stressigeren Art: Ich sass in einem Zug, der sich in Wolhausen teilte und zwei verschiedene Richtungen weiterfuhr. Ich vertraute meinem ausgedruckten Ticket und blieb in dem Wagen sitzen, in dem ich war (Richtung Langenthal) und kam tatsächlich - leicht verspätet - in Zell an, wo mich ein Lehrer vom Bahnhof abholte und zur Schule brachte. Genau wie gestern waren auch heute alle top auf die Lesung vorbereitet, alle guter Laune und bester Dinge. Solche Lesungen sind der Traum einer jeden Autorin. Deshalb auch ein herzliches und riesiges DANKE an alle in Zell. Jetzt sitze ich im Hotelzimmer und sollte arbeiten. Statt dessen schreibe ich einen Blogeintrag. Aber danach gehe ich an die Überarbeitung von Band zwei. Versprochen. .

Herzliche Grüsse von unterwegs Eure fliegende ... ähm, bahnreisende ... Autorin Alice

Montag, 4. November 2013

Vor dem Aufbruch

Heute ist mein letzter Tag zu Hause. Morgen fahre ich auf Lesetour in die Zentralschweiz. Es ist der Start zu meinem Winter-Lesungsmarathon. Eingeleitet haben diesen Marathon einzelne Lesungen im Oktober, nun folgen die grossen Lesungsblöcke: Im November bin ich zwei Mal je eine Woche in der Zentralschweiz, im Dezember folgen Einzellesungen von zu Hause aus und im Januar sind es dann wieder zwei Lesungsblöcke im Kanton Zürich. Ruhiger wird es erst wieder im Februar - und danach folgen ab März dann die Frühlingslesungsblöcke.

Ich bin im Laufe der Jahre klüger geworden. So sehr ich Lesungen mag: Ich kann nicht mehr zwei oder mehr Wochen am Stück durchziehen. Ich erinnere mich an ein Jahr, als ich im November und Dezember sieben Wochen am Stück Lesungen hatte. Das schaffe ich nicht mehr (liegt wohl am Alter :-) ). Wenn nun die Einladungen zu den Touren kommen, schaue ich, dass ich zwischen einzelnen Blöcken immer mindestens eine Woche Pause habe. Das tut mir gut, ist aber auch gut für die Jugendlichen, die ich auf meinen Lesungen treffe. Sie sitzen einer fitten Autorin gegenüber, die so richtig bereit für die Lesung bei ihnen ist.

Die Unterlagen mit den Lesezeiten, den Mails von den Lehrpersonen, die Fahrpläne und die Google Maps sind ausgedruckt. Das Ticket für die Anreise morgen ist gekauft. Den Koffer packe ich im Verlauf des Tages. Morgen früh werde ich über Luzern nach Küssnacht reisen. In Luzern deponiere ich meinen Koffer in einem Schliessfach und hole ihn am Abend auf dem Weg ins Hotel in Luzern ab.

Nur die Planung der Anreise war ein Knackpunkt. Es hätte andere - kürzere - Wege nach Küssnacht gegeben, aber seit die Bahn "schlanke Fahrpläne" hat (Umsteigezeiten von drei bis fünf Minuten), rechne ich immer damit, einen dieser Anschlüsse zu verpassen, denn "pünktlich" heisst bei der SBB mittlerweile "bis auf sieben Minuten genau". Das liegt bei kurzen Umsteigzeiten schlicht nicht drin, schon gar nicht mit einem sperrigem Koffer und einem schwerem Rucksack und ohne Ortskenntnisse (die Zeit, um den Bus am Bahnhof zu suchen, fehlt bei solchen "schlanken Verbindungen" sogar, wenn die Züge pünktlich fahren). Also suche ich mir Fahrplanvarianten, die weniger "schlank" sind, wo das Umsteigen also zu schaffen sein sollte.

"Schlank" ist im Moment auch mein Schreibfahrplan. Man könnte ihn auch "sehr dicht" nennen. Ich werde also die Abende im Hotel mit Überarbeiten und Plotten verbringen. Zumindest ist mir gestern der erste Satz für den dritten Band meiner Serie eingefallen. Sie wird im Winter spielen, nachdem Band 1 im Frühsommer spielt, und Band zwei im Frühherbst. Im ersten Satz geht es um Schnee :-). Das passt, werde ich doch Band drei diesen Winter schreiben.

Wer gucken will, wo ich im November bin: Oben rechts in der Blogroll findet ihr auf der Pinnwand meinen "Einsatzplan." Meinen ganzen Terminkalender findet ihr hier.

Samstag, 2. November 2013

Leidenschaft als Antrieb

Vorgestern bekam ich Besuch von Scott Schmith. Scott hat sich vor nun schon ziemlich vielen Jahren selbständig gemacht, obwohl ich ihm sämtliche Schwierigkeiten, mit denen man bei einem solchen Schritt konfrontiert ist (samt dem Risiko, jämmerlich oder grandios zu scheitern), in aller Deutlichkeit aufgelistet habe. Irgendwann später hat er mir dann mal gesagt: "You were right." Und hat dabei gegrinst. Wir sind beide - trotz allem - immer noch selbständig erwerbend. Weil uns bei allen Schwierigkeiten und Rückschlägen die Leidenschaft antreibt.

Nun ist bei mir in den letzten Wochen die Leidenschaft arg zerzaust worden. So sehr, dass ich Stelleninserate gelesen habe, auf der Suche nach einem sicheren Einkommen, geregelten Arbeitszeiten und einem beschaulicheren Leben (was immer das dann wäre). Aber da sass plötzlich Scott bei mir in der Küche und erzählte von seinem neusten Projekt. Mit leuchtenden Augen und einer Begeisterung, die einfach nur ansteckend war. Nein, Geld bringt es (noch) nicht. Im Gegenteil. Und ja, der Anfang ist schwierig. Aber es ist das, was er machen will. Das, wofür er brennt. Leidenschaft halt.

Scott kam genau im richtigen Augenblick. Er hat mir einen Spiegel hingehalten. "You know, what it's like", hat er gesagt. Ja, ich weiss es. Alles, was ich in meinem Leben gerne getan habe, habe ich aus Leidenschaft getan. Ich hatte es nur für einen Weile vergessen - oder verdrängt. (Vielleicht sollte ich meine Buchzitate selber besser lesen: #no_way_out steht unter dem Zitat "never forget").

Ich bleibe Autorin. Aus Leidenschaft.

Und das da, das ist Scotts Leidenschafts-Projekt.


Dienstag, 29. Oktober 2013

A wie Autillus - A wie ABRAXAS

Dass ich zurzeit kaum schreibe, hat noch einen anderen Grund. Mich haben zwei A's fest im Griff: Autillus und ABRAXAS.

Autillus ist der Verein der Kinder- und Jugendbuchschaffenden der Schweiz. Ich bin dort seit ein paar Jahren im Vorstand. Längst ist die Beschaulichkeit aus dem Verein gewichen und wir sind unterwegs in eine bessere Vernetzung, bessere Angebote für die Mitglieder, eine breitere Plattform für den Verein. Unser nächstes Projekt ist ein Stand am ABRAXAS Kinder- und Jugendliteraturfestival in Zug. Wir hatten schon letztes Mal einen Stand, aber diesmal wollen wir unsere Aktivitäten ausbauen. Zu jeder vollen Stunde wird ein Autillus-Mitglied live schreiben oder live illustrieren. Ziel ist es, das Publikum mit einzubeziehen, uns nicht einfach als anonymen Verein zu präsentieren, sondern die Gesichter dahinter zu zeigen.

Für die Organisation dieses Standes bin ich zuständig. So renne ich im Moment hinter einem Beamer und einer Flipchart her, überlege mir, wie ich das mit den Namenschildern mache, bespreche mit anderen Vorstandsmitgliedern, wie die Bücher unserer Mitglieder nach Zug kommen (ich kann sie nicht mitnehmen, da ich die Woche vor dem Festival in der Innerschweiz Lesungen habe), tausche mich mit Karin Bachmann über den Wettbewerb aus, den wir geplant haben, und und und ...

Immer wieder fällt mir etwas ein, an das ich noch nicht gedacht habe (wo sind unsere Poster? wo unserer selbstgemachter Film über unsere Mitglieder? Läuft die die Film-CD auf meinem PC oder ist er zu alt dafür? Habe ich niemanden auf meinem Einsatzplan vergessen?)

Diese Woche gehört Autillus und ABRAXAS. Danach MUSS ich wieder schreiben. Sonst verfange ich mich in der nächsten Deadline - und weil die gefährlich nahe an der übernächsten liegt, auch in der übernächsten. Denn trotz Verlagsfusion: Die Verträge stehen. Die Abgabedaten sind festgelegt. Was dann mit den geschriebenen Büchern passieren wird, steht in den Sternen, denn bei solchen Fusionen fällt halt schon mal das eine oder andere Projekt, das noch in der "alten Zeit" angefangen wurde, unter den Tisch.

Womit ich irgendwie doch wieder beim Blogeintrag von gestern gelandet bin: Es ist schwierig, sich zu motivieren, wenn alles in der Luft hängt. Aber ich bin auch beim meinem zwischenzeitlichen Fazit von gestern Abend sehr spät: Ein Autor muss so was aushalten. Oder Stelleninserate anschauen :-)

Was immer ihr da draussen tut: Ich wünsche euch einen guten Tag. Lasst euch nicht unterkriegen und tragt euch Sorge.

PS: Mehr über das tolle Programm von ABRAXAS in einem späteren Post.