Gerade eben habe ich Autorenkollegin Jutta Wilke in ihrem Blog besucht. Ihr letzter Eintrag hat mich getriggert und zu einem längeren Kommentar verleitet. Ich habe versucht zu erklären, weshalb ich kaum mehr blogge, obwohl ich mich doch - genau wie sie - entschieden habe, trotz einiger unbezwingbarer DSGVO-Hürden weiterzubloggen.
Dem Blogbesuch bei Jutta ist ein Trigger vorausgegangen. Nämlich das Lesen der Sonntagsgedanken im Blog von Josia Jourdan. Der hat sich die Frage gestellt, welche Blogeinträge er gerne liest - und da ist mir die Jutta eingefallen.
Weil ich seit Ewigkeiten keinen Blogeintrag mehr geschrieben habe und auch nie auf meine Blogseite gegangen bin, bin ich nicht durch die Blogroll auf Josias Sonntagsgedanken gestossen, sondern durch Facebook (es hätte auch Twitter sein können, weil ich auch dort mit Josia verlinkt bin). Der Trigger war also ein Eintrag auf einer der schnellebigen Social Media Plattformen. (Ihr liegt richtig, wenn ihr zum Schluss gekommen seid, dass die gute Frau Gabathuler keinen Feed irgendwelcher Art hat - hat sie nicht.)
So, und jetzt bin ich hier. Stelle fest, dass ich seit fast zwei Monaten nicht gebloggt habe (die Gründe findet ihr bei Jutta). Nein, diesmal nehme ich mir nicht vor, mehr zu bloggen. Das mit den Vorsätzen und mir ist eine zu wacklige Sache. Aber ich nehme mir vor, weiter zu bloggen.
Das Dilemma mit dem Spagat zwischen Sein und Schein wird wohl bleiben, aber ich kann ihm entgegenwirken, indem ich mich im Blog nicht mehr nur aufs Schreiben beschränke, sondern ihn wieder öffne. (Zur Erklärung: Zu meinen Anfangszeiten habe ich hier viel allgemeiner gebloggt.) Eine gute Richtschnur dazu liefert mir Josia in seinen Sonntagsgedanken. Ich schreibe über das, was mich interessiert und umtreibt. Dazu werde ich wohl ein paar ungewohnte neue Tags einführen müssen. Wichtige Notiz an mich: Ich verpflichte mich der Offenheit und Ehrlichkeit (kein Schein!).
Den Anfang mache ich damit, dass ich die Kommentarfunktion wieder freischalte. Jutta hat nämlich recht: Ohne Austausch ist so ein Blog nur eine halbe Sache. Es würde mich freuen, wenn ihr dabei wärt. Bevor ihr das tut, noch ein (Datenschutz)Hinweis: Wenn ihr einen Kommentar postet, sammle ich persönlich von euch keine Daten. Aber Google tut das. Das kann ich nicht ändern. Was ihr ändern könnt: Seid euch bewusst, was mit euren Daten passiert und dass ihr sie schützen könnt. Macht euch schlau. Installiert euch zum Beispiel ein Programm, das Tracker erkennt.
Montag, 23. Juli 2018
Mittwoch, 30. Mai 2018
Mehr Mut zur Sperrigkeit
Gestern, auf Facebook, da ist mir ein Post meines Autorenkollegen Tobias Elsässer ins Auge gesprungen. Nicht wegen eines Bildes, sondern gerade, weil der Post ohne Bild, dafür sehr lang daherkam. Ich wusste: Da wird dir gleich etwas erzählt, das dich interessiert. Ich irrte mich nicht. Was Tobias da geschrieben hatte, interessierte mich nicht nur, es hätte mehr oder weniger direkt aus meiner Schreibfeder stammen können.
Tobias schreibt von "sperrigen" Texten und AutorInnen. Mit "sperrig" ist das gemeint, was um den Mainstream herumschwimmt, oder sogar gegen den Strom ankämpft. Und wie schwer es diese Autoren und ihre Titel zuweilen haben. Im Verlag und im Buchhandel.
Tobias hat mir die Erlaubnis gegeben, seinen Text hier im Blog zu verwenden. (Danke, Tobias!) Nachfolgend könnt ihr seinen Post lesen, mit Zitaten aus dem Text, die mir besonderns eingefahren (CH-Wort für "unter die Haut gegangen") sind.
Bevor ich zu seinem Post komme, hier eine kleine Auswahl seiner - wunderbar - sperrigen Bücher.
Jetzt aber! Der Post von Tobias:
Nach dem Buch ist vor dem Buch. Als Autor der Gegenwart und in Deutschland, sollte man eigentlich zufrieden sein. Man ist in einem der größten Märkte beheimatet, die es für Bücher gibt. Es gibt eine groß angelegte Leseförderung und man wird für Lesungen und Workshops fair bezahlt. Jedoch spürt man auch einen immensen Produktionsdruck, da die Anzahl der Titel stetig steigt, die Leserzahl schrumpft und die Verweildauer eines Buches im Handel immer geringer wird.
Anmerkung von mir: Und wenn sie - also ich - es nicht brav tut, dann fragt der Buchhandel beim Verlag nach, wann dann endlich wieder ein "echter" Gabathuler rauskommt. Und bevor ihr fragt: Ja, da schreit man dann ganz laut: "Das aktuelle Buch von mir IST ein echter Gabathuler, hab's ja selber geschrieben, aber einfach mal in eine andere Richtung, und NEIN, ich suche mir nicht für jedes Buch, das anders ist als die anderen "echten" Gabathuler ein Pseudonym. Alles, was ich schreibe, kommt aus mir raus, und ich bin eine einzige Person, eine einzige Autorin.
Oft frage ich mich, wie viel Kreativität auf der Strecke bleibt, weil man aus Angst vor Ablehnung, gleich in Marketing-Sprech argumentiert. Das Marketing hat mittlerweile gemeinsam mit dem Vertrieb das Ruder in den Verlagen übernommen. Verkaufszahlen müssen her.
Mutig ist kaum noch einer, sie zum Spitzentitel zu machen. Dass das Schreiben von guten Büchern viel Zeit in Anspruch nimmt, scheint in Vergessenheit zu geraten. Alles muss schnell sein, alles passend, alles an Trends ausgerichtet.
PS von mir: Ja, das Schreiben von Büchern braucht Zeit. Ich erkläre das in Lesungen so: Pflanzen im Garten wachsen langsam. Wenn man sie überdüngt oder an ihnen zerrt, um das Wachstum zu beschleunigen, gehen sie kaputt.
Tobias schreibt von "sperrigen" Texten und AutorInnen. Mit "sperrig" ist das gemeint, was um den Mainstream herumschwimmt, oder sogar gegen den Strom ankämpft. Und wie schwer es diese Autoren und ihre Titel zuweilen haben. Im Verlag und im Buchhandel.
Tobias hat mir die Erlaubnis gegeben, seinen Text hier im Blog zu verwenden. (Danke, Tobias!) Nachfolgend könnt ihr seinen Post lesen, mit Zitaten aus dem Text, die mir besonderns eingefahren (CH-Wort für "unter die Haut gegangen") sind.
Bevor ich zu seinem Post komme, hier eine kleine Auswahl seiner - wunderbar - sperrigen Bücher.
Jetzt aber! Der Post von Tobias:
Nach dem Buch ist vor dem Buch. Als Autor der Gegenwart und in Deutschland, sollte man eigentlich zufrieden sein. Man ist in einem der größten Märkte beheimatet, die es für Bücher gibt. Es gibt eine groß angelegte Leseförderung und man wird für Lesungen und Workshops fair bezahlt. Jedoch spürt man auch einen immensen Produktionsdruck, da die Anzahl der Titel stetig steigt, die Leserzahl schrumpft und die Verweildauer eines Buches im Handel immer geringer wird.
Jeder größere Verlag heftet sich an die Fersen aktueller Bestseller, um ein Stück vom Kuchen abzubekommen. Wer als Autor ein neues Buch anbietet, muss mit einer Reihe vergleichbarer (erfolgreicher) Titel aufwarten. Und natürlich tut er das auch brav.Schaut man sich die Büchertische an, so wird man erschlagen von leidenschaftslosen, am Reißbrett entworfenen Titeln, die so zielgerichtet daher kommen, wie das neueste Shampoo von Schwartzkopf oder irgendeiner anderen Marke. "Me too" steht in der Buchbranche nicht für sexuelle Übergriffe, sondern für das Kopieren aktueller Trends.
Anmerkung von mir: Und wenn sie - also ich - es nicht brav tut, dann fragt der Buchhandel beim Verlag nach, wann dann endlich wieder ein "echter" Gabathuler rauskommt. Und bevor ihr fragt: Ja, da schreit man dann ganz laut: "Das aktuelle Buch von mir IST ein echter Gabathuler, hab's ja selber geschrieben, aber einfach mal in eine andere Richtung, und NEIN, ich suche mir nicht für jedes Buch, das anders ist als die anderen "echten" Gabathuler ein Pseudonym. Alles, was ich schreibe, kommt aus mir raus, und ich bin eine einzige Person, eine einzige Autorin.
Oft frage ich mich, wie viel Kreativität auf der Strecke bleibt, weil man aus Angst vor Ablehnung, gleich in Marketing-Sprech argumentiert. Das Marketing hat mittlerweile gemeinsam mit dem Vertrieb das Ruder in den Verlagen übernommen. Verkaufszahlen müssen her.
Anmerkung von mir: Weshalb es schon mal vorkommen kann, dass am Vortag deiner CH-Buchvernissage in den Social Media deines Verlags nicht auf die Vernissage deines Buches aufmerksam gemacht wird - wie auch die Tage und Wochen zuvor nicht - sondern auf des 30-minütige Live-Auftauen des Spitzentitels des Verlags. Bevor ihr fragt: Ja, das tut höllisch weh und das macht höllisch wütend, und ja, das ist ein Mitgrund, weshalb mein letztes Buch auch das letzte war, das ich für den Verlag geschrieben habe, in dem meine Jugendbücher erschienen sind.Sperrige Titel sollen (ohne sie zu bewerben) das Programm abrunden.
Mutig ist kaum noch einer, sie zum Spitzentitel zu machen. Dass das Schreiben von guten Büchern viel Zeit in Anspruch nimmt, scheint in Vergessenheit zu geraten. Alles muss schnell sein, alles passend, alles an Trends ausgerichtet.
Anmerkung von mir: Ich wünsche mir das auch, habe aber sehr viele meiner Illusionen verloren. Eine Weile habe ich deshalb mit dem Schreiben ganz aufgehört. Die Motivation zum Weitermachen kommt von Jugendlichen, die mir an den Lesungen Rückmeldungen geben, von Mails, die mir bewusst machen, dass ich Menschen erreiche, nicht die grosse Masse, aber Menschen, denen meine Bücher etwas bedeuten. Ich schreibe wieder. Sperriges Zeug. Im Moment auch etwas Luftig-Lockeres. Mit viel Freude an meinen sperrigen Hautpfiguren. Ich arbeite auch an der Neuauflage eines meiner Riesenflops. Weil ich sie total mag, diese Flop-Geschichte. Herausgeben werde ich sie bei BoD. Ich habe mit mir selber eine Wette laufen. 52 Stück möchte ich mindestens verkaufen. Das sind nicht die Tausende, die Verlage und Buchhändler verkaufen wollen (und auch müssen, damit sie überleben können). Das reicht für ein schönes Abendessen zusammen mit Herrn Ehemann. Und damit ist auch gesagt, worauf das bei mir wohl hinausläuft: Schreiben als Hobby. Wenn Jugendliche bei Lesungen jeweils fragen, ob ich vom Schreiben leben kann, dann antworte ich: "Noch - aber immer knapper." Und füge an: "Wenn ich von den Einnahmen aus den Buchverkäufen leben müsste, wäre das dann wohl ein Leben unter der Brücke oder auf dem Campingplatz." Es sind die Lesungen, die mir - noch - ein einigermassen würdiges Einkommen bescheren. Autorenschicksal halt. Darüber zu jammern ist müssig. Wie Sohnemann es mal treffend ausgedrückt hat: "Musst halt Fantasy schreiben. Verkauft sich wie blöd." Heute wäre das dann wohl eher Romantasy. Ist nicht mein Ding. Dazu bin ich zu sperrig.Als Autor zahlreicher, sperriger Jugendromane, wünschte ich mir (auch von mir selbst) und anderen Autoren und Verlagen, wieder mehr Mut zu haben. Das Buch nicht zum austauschbaren Produkt zu degradieren, das nur Teil einer Wertschöpfungskette ist, sondern Leben verändern und vielleicht sogar retten kann. Es ist nicht nur Papier zwischen zwei Buchdeckeln, nicht nur ein paar Stunden Unterbrechung zwischen Netflix und WhatsApp, es ist die Möglichkeit, ein neues Kapitel seiner eigenen Biografie aufzuschlagen, genauer hinzuschauen, seine Filterblase zu verlassen und seinen eigenen Klang im lauter werdenden Rauschen dieser Welt zu finden.
PS von mir: Ja, das Schreiben von Büchern braucht Zeit. Ich erkläre das in Lesungen so: Pflanzen im Garten wachsen langsam. Wenn man sie überdüngt oder an ihnen zerrt, um das Wachstum zu beschleunigen, gehen sie kaputt.
Sonntag, 27. Mai 2018
Wenn die Zeit den Atem anhält
Diesen Monat habe ich oft kaum noch gewusst, wo mir der Kopf steht. Unzählige Lesungen, viel Arbeit für unseren Verlag da bux, die vergeblichen Bemühungen, meinen Autorenblog DSGVO-konform hinzubekommen (was nicht mal theoretisch möglich ist, wenn man wie ich Blogspot von Google nutzt). In einem Anfall von Totalfrust wollte ich alle Blogs löschen. Aber dann ist die Rebellin in mir erwacht. Ich blogge weiter. Mit einer netten Datenschutzerklärung. Und reduziert. Frau Zappadong und der Blog mit den Schülerfragen zum Buch Blackout sind weg. Frau Zappadongs Blog habe ich - ohne die Kommentare - bei mir privat gespeichert. Weil ich die irre Frau Zapp und ihren Mr. Doorman viel zu sehr mag, um sie einfach zu pulverisieren. Mit den Schülerfragen fange ich an anderer Stelle dann wieder neu an.
Jetzt aber zurück zum eigentlichen Grund für diesen Post. Es gibt nämlich ein Leben jenseits des Bürokratenirrsinns. Und auch jenseits des Verlagsirrsins (wobei ich beim Verlagsirrsinn NICHT von da bux rede). Darüber wollte ich heute schreiben. Also, hier der Text, der dem Blogeintrag den Titel gibt.
Letzten Freitag war ich - wie wir in der Schweiz sagen - nudelfertig, aber so was von nudelfertig. Ausgepowert, ausgebrannt, endlos müde. Zum Glück gibt es das Haus in den Bergen. Da relativiert sich alles, da hält die Zeit den Atem an, da kann man einfach sein. Ich habe unseren wilden "Garten" genossen, bei jedem Sitzplätzchen eine Weile rast gemacht und wieder mal eine Susie (Schlange) gesehen (sorry, um die Digicam zu holen, hätte ich über Susie hinwegsteigen müssen, also kein Foto)
...
...
... und ich habe geschrieben. Zum ersten Mal seit sehr langem mit unendlich viel Freude am Schreiben. Ohne Vertrag, ohne Deadline und ohne Plan, was ich mit dem fertigen Buch machen werde. Es wird mir schon was einfallen :-) Erst einmal will ich einfach nur kreativ sein.
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