Sonntag, 21. Januar 2018

Empfindsame Seele - Harter Hund

Kürzlich hat mir jemand gesagt: "Meine Tochter schreibt so gerne. Sie sitzt stundenlang am Tisch und bringt wunderbare Sätze zu Papier." Das fand ich total schön. Aber dann wurde es kompliziert, weil die Frau meinte, ihre Tochter überlege sich, Autorin zu werden. Samt dazugehörigem Studium. Wie ich denn darüber denke.

Zum Studium habe ich eine klare Meinung. Ich bin überzeugt, dass man das Schreibhandwerk lernen kann, dass es dazu jedoch kein Studium braucht. Möglich, dass ich einer Reihe von Vorurteilen und Denkfehlern unterliege, aber für mich ist das der falsche Weg. Mal ganz abgesehen davon, dass man einen absolut brotlosen Job lernt, wird mir schon beim Gedanken elend, dass man den Studiengang mit einem Bachelor in literarischem Schreiben abschliesst. Nennt mich altmodisch, aber Schreiben hat für mich mit Herz, Gefühl, Intuition, Gespür für die Sprache und Talent zu tun. Ja, natürlich auch mit Handwerk, Arbeit und Durchhaltewillen. Aber dazu brauche ich kein Diplom. Das kann man ich auch in Kursen, Workshops, Internetforen und im Austausch mit anderen Schreibenden aneignen.

Wenn eins meiner Kinder schreiben wollte, würde ich sagen: Lerne einen Brotberuf. Lerne etwas, mit dem du Geld verdienen kannst. Schreibe nebenher. Tausch dich aus, lerne dazu und werde mit jedem Text besser. Vielleicht kannst du irgendwann mit deinen Texten etwas Geld verdienen. Dann kannst du den Brotberuf herunterfahren, vielleicht sogar ganz aufgeben.

Und jetzt kommt das ABER. Bedenke, dass Schreiben die eine Sache ist. Sobald du aus deiner Schreibstube hinaus gehst, wird es knochenhart. Womit ich beim Titel dieses Posts angelangt bin:

Als AutorIn muss man so etwas wie eine zweigeteilte Seele sein. Beim Schreiben tief empfindsam, mit der Gabe sich in die Charaktere hineinzuversetzen. Sobald man das Manuskript abgibt, mutiert man am besten auf der Stelle zum harten, abgebrühten Hund, denn die Branche und das Berufsleben des Autors hat so gar nichts Romantisches an sich. Ein breiter Buckel und ein gesundes Selbstbewusstsein ist von Vorteil. Einstecken können ist Pflicht. Gelassenheit kauft man sich am besten gleich tonnenweise ein. Eine Portion Fatalismus ist auch nicht schlecht. Ohne Durchhaltevermögen geht es nicht. Und am besten trinkt man zum Frühstück jeweils ein Glas ungeschüttelten resp. unerschütterlichen Optimismus.

An all das habe ich gedacht bei der Frage um Rat. Am Tisch zu sitzen und zu schreiben, ist etwas Wunderbares. Als Hobby oder Teilzeitberuf. Nur wer die Kraft und den Mut hat, sich in einen rauen Wind zu stellen und öfters mal so richtig nassgeregnet zu werden, sollte sich auf den Berufsweg AutorIn machen.

Dienstag, 2. Januar 2018

So still hier

Hier war es ziemlich still. Das liegt daran, dass ich in die Stille umgezogen bin, sprich, mich in die Berge zurückgezogen habe. Dort habe ich mein GaPriWriMo durchgezogen. Nein, es sind nicht 35'000 Wörter oder so geworden, aber eine ganze Menge. Mein Kinderbuch kommt voran, ich bin im letzten Drittel. Wobei das ja höchstens eine rohe Rohversion ist, weil mir dieses schnelle Schreiben nicht wirklich entspricht. Und trotzdem war es zu etwas gut. Ich habe die Freude am Schreiben wieder gefunden. Und ich war jeden Tag draussen, bei jedem Wetter, zum Teil stundenlang, zum Teil mit Herrn Eheman, zum Teil allein. Stets zu Fuss. In einer verschneiten Winterlandschaft, bei verschiedensten Wetterstimmungen. Gelebt habe ich von sehr wenig. Was ich brauchte, habe ich mir unterwegs in kleinen Hofläden gekauft.

Was dieses Jahr anders ist als sonst: Ich habe mich stets aufs neue Jahr gefreut. Darauf, dass ich es betreten konnte wie eine verschneite Wiese ohne Spuren. Das fehlt mir dieses Jahr (obwohl ich ganz real an unzähligen verschneiten Wiesen vorbeigekommen bin). Ich weiss nicht, warum es so ist. Vielleicht, weil ich schon letztes Jahr so viele wunderbare neue Dinge angefangen habe, dass da halt schon Spuren im Schnee waren, bevor das neue Jahr angefangen hat.

Montag, 11. Dezember 2017

Der wichtigste Satz in "Die Mutprobe"

Jede Klasse, bei der ich lese, ist anders, jede Klasse ist anders vorbereitet, jede Klasse reagiert anders. Bei manchen Klassen bin ich die Wundertüte - das sind jene, die keine Ahnung haben, wer da vor ihnen steht. Bevor jetzt jemand missbilligend den Kopf schüttelt: Das geht für mich total in Ordnung. Andere Klassen haben sich bis in die Tiefen meiner Webseite und Social Media Kanäle eingelesen und wissen ab und zu mehr über mich als ich. Dann gibt es noch die Klassen, die ein Buch von mir gelesen haben und mir dazu Fragen stellen. Und dann gibt es die Klassen, die mich damit überraschen, dass sie mir eine oder mehrere Szenen meiner Bücher vorspielen, Zeichnungen meiner Protas gemacht haben oder ...

... oder sie haben "Die Mutprobe" gelesen und sich dabei den für sie wichtigsten Satz herausgeschrieben. Ein paar der Sätze kamen übrigens mehrere Male vor und etwa zwei oder drei habe ich Banausin so fotografiert, dass sie nicht videotauglich waren (was mir sehr leid tut!). Ich danke den Jugendlichen aus dem Schulhaus Gelbhausgarten in Schaffhausen ganz herzlich für die Sätze.