Montag, 14. Oktober 2013

Leute, die Kurt heissen, sind keine Helden

Smiley aus #no_way_out hat auch einen "richtigen" Namen. Er heisst Kurt. Nicht einfach so. Sondern weil ich mir ganz viel dabei überlegt habe. Es musste ein "uncooler" Name sein, einer dieser alten Namen, das verlangt Smileys Herkunft. Und es musste ein Name sein, bei dem mein Herz trotzdem ins Schwingen gerät. Das kann es nur, wenn es irgendwo in der realen Welt jemanden gibt, in dem ich viele (nicht alle) Eigenschaften von Smiley erkenne.

Ich liebe Smiley. Aus vielen Gründen. Der wichtigste: Smiley sieht mit dem Herzen. Die Oberfläche eines Menschen interessiert ihn nicht. Er sieht das, was darunter ist. Und Smiley ist ein guter Freund, eigentlich der beste Freund, den man haben kann.

Kurt, diese Stelle ist für dich:

"Freiheit gibt es nicht", sagte ich zu Smiley. "Wir sind alle Gefangene unserer Vergangenheit. Sogar so reiche Leute wie Edy oder so kluge Leute wie Margot."
Smiley schaute auf die Mittelstreifen, die auf uns zukamen und unter uns abzutauchen schienen. "Ich nicht", verkündete er, nachdem wir bestimmt hundert oder mehr Mittelstreifen weggefahren hatten.
"Du lebst in einer Hütte auf dem Land deines Grossvaters. Mitten in seinem Schrott, von dem du wahrscheinlich kein Stück weggeworfen hast", rechnete ich ihm vor. "Noch mehr in der Vergangenheit kann man gar nicht leben."
"Deswegen bin ich noch lange nicht ihr Gefangener."
Smiley öffnete das Fenster, steckte seinen Kopf hinaus und rief: "Ich bin ein freier Mann. Ich lebe mit der Vergangenheit und nicht in ihr, und ich bin nicht ihr Gefangener!"
Der Fahrtwind zerzauste seine Haare. Mir fiel ein Foto mit einem Hund ein, das ich mal gesehen hatte. Der Hund hatte seinen Kopf aus dem Autofenster gesteckt, genau wie Smiley. Ich musste lachen.
Smiley zog seinen Kopf ins Wageninnere zurück. "Das ist nicht witzig", grummelte er. "Du solltest dir das hinter deine Löffel schreiben und versuchen, danach zu leben."
Nun, das konnte schwierig werden, denn wir rasten geradewegs einem Leben in einer unfreien Zukunft entgegen.
"Brückenspringer. Hast du gehört? So nennen sie uns." Er schlug die Hand auf das Armaturenbrett. "Hey, wir sind so was wie Helden."
"Leute, die Kurt heissen, sind keine Helden", zog ich ihn auf.

Doch. Denn mit dem Herzen sehen kann nicht jeder.

Sonntag, 13. Oktober 2013

Aus dem Herzen gesprochen

An der Frankfurter Buchmesse wurde der deutsche Jugendliteraturpreis vergeben. Im Vorfeld kam es zu heftigen Kontroversen, weil über 500 Kinder- und Jugendbuchautoren und Illustratoren eine Petition unterschrieben hatten, in der sie eine Diskussion über die Richtlinien zur Preisvergabe wünschten.

Diese über 500 Unterzeichnenden wurden pauschal verbal abgewatscht mit Worten, die jenseitig sind (weshalb ich hier gar nicht darauf eingehe; nachlesen kann man es hier bei mir und hier auf der Webseite der Initianten). Irgendwann, als die lästigen 500 Leutchen einfach nicht daran dachten, klein bezugeben und sich in die Schamecke zu verkriechen, kam dann ein Angebot zu einem Gespräch an einem runden Tisch. Thema: "Autorenförderung". Man kann Menschen auch doppelt abwatschen. Genau das ist dieses Angebot meiner Ansicht nach. mit diesem Angebot passiert. Die 500 Widerspenstigen sind denn auch nicht auf dieses Angebot eingegangen.

Die Preisvergabe rückte näher und siehe da: Es gab plötzlich keine Karten mehr für ein paar der Unterzeichnenden. Gewonnen haben dann vor allem Werke ausländischer Autoren.

(Zwischenanmerkung: Nein, das liegt nicht daran, dass deutschsprachige Autoren nicht schreiben können - meiner Ansicht nach wäre Rolf Lappert mit seinem Pampa Blues ein sehr würdiger und sehr verdienter Preisträger gewesen).

Nun zu dem Mann, der mir aus dem Herzen gesprochen hat. Andreas Steinhöfel wurde für sein schriftstellerisches Lebenswerk ausgezeichnet. Dass er wunderbare Bücher schreibt, denen ich einzigartige Lesemomente verdanke, wusste ich. Dass er den Mut hatte, in seiner Dankesrede Dinge anzusprechen, die einen grossen Teil von uns deutschsprachigen Autoren wie Steine im Magen und vor den Füssen liegen, ehrt ihn doppelt. Ich danke dir, Andreas.

Donnerstag, 10. Oktober 2013

Kostenloses Unterrichtsmaterial zu "dead.end.com"

Viele meiner Bücher werden im Klassensatz gelesen, allen voran Blackout. Zu Blackout gibt es mittlerweile im Internet unzählige Unterrichtsmaterialen zu finden.

Dieses Jahr ist mein Verlag neue Wege gegangen: Er hat sich mit dem Verlag an der Ruhr zusammengetan. Dabei entstanden konstenlose Unterrichtsdossiers zu verschiedenen im Thienemann Verlag erschienen Büchern, unter anderem zu dead.end.com.

Ich habe mir das Dossier heruntergeladen und bin begeistert. Es umfasst 23 Seiten, aufgeteilt in drei Bereiche:

1. Lektürehinweise
Inhalt / Zur Autorin / Methodische und didaktische Überlegungen / Übersicht über die Unterrichtsreihe
2. Geförderte Kompetenzen
Ziele der Unterrichtsreihe (klar und knapp, auf den Punkt gebracht)
3. Arbeitsblätter
13 Arbeitsblätter

Ich verzichte darauf, näher auf die einzelnen Arbeitsblätter einzugehen, da man sich nicht die buchstäbliche Katze im Sack kauft, wenn man sich das Dossier herunterlädt, sondern das ganze Material kostenlos erhält und es sich in aller Ruhe anschauen kann.

Zusammengestellt hat das Dossier Ina Kerkhoff, der ich an dieser Stelle herzlich danken möchte.