Freitag, 6. September 2013

Lesen - als Jurymitglied und privat

Am Mittwochabend haben wir Jurymitglieder vom Schreibwettbewerb Bleiwiis die eingegangenen Texte erhalten. Bestens vorbereitet und in einem Ordner zusammengestellt, samt Liste, in die wir unsere Bemerkungen und Wertungen eintragen können. Die Zeit, diese Texte ein erstes Mal durchzugehen ist knapp: Bis 15. September müssen wir sie gelesen haben, am 17. September treffen wir uns zu einer nächsten Jurysitzung. Ich werde meine Zeit in den Bergen nächste Woche also nicht nur fürs finale Überarbeiten des 1. Bandes meiner Serie nutzen, sondern auch lesen, lesen, lesen.

Nachdem ich vorgestern eine flötende Bratsche in meinem Briefkasten hatte, habe ich gestern im Buchladen meine bestellten Bücher für die Ferien abgeholt. Ja. Ferien. Das ist die Zeit, in der man sich erholen könnte und sollte. Normalerweise hatte ich immer den Laptop zum Schreiben dabei, aber diesen Herbst will ich einfach nur lesen und allenfalls ein wenig plotten.

Als ich mein Sammelsurium an Büchern auf den Tisch legte, bekam Herr Ehemann grosse Augen. "Was ist das denn für ein Knuddelmuddel?", fragte er mich entgeistert.


Ich verstand seine Verwirrung. Ist wirklich ein bisschen was von allem dabei. Aber ich kann das erklären! Alle diese Bücher sind von Autorenkollegen aus der Schreibwelt.

Typisch Bär, Hubert Schirneck
Da habe ich letztes Jahr mal reingelesen. Seither war dieses köstlich witzige Buch auf meiner Wunschliste.

In guten wie in toten Tagen, Gina Mayer
Gina Mayer zu treffen und mit ihr zu plaudern gehört zu den Höhepunkten meiner Lesetouren. Ihr neues Buch hat einen sensationellen Trailer, einen sensationellen Titel und - wie ich finde - ein sensationelles Cover. Wie könnte ich an so was vorbeikommen?

Brandbücher, Birgit Ebbert
Birgit hat ihr Buch bei uns im Schreibforum vorgestellt und ich wusste: Das muss ich haben. Nicht nur für mich, sondern auch für Frau Tochter.

Die inneren Werte von Tanjas BH, Alex Haas
Alleine der Titel ist ein Brüller. Dazu kommt: Hinter Alex Haas versteckt sich meine Autorenkollegin Jutta Wilke - und von der lese ich sowieso alles (na ja, ausser die Erstleser - verzeih mir, Jutta!)

Ich würde ja am liebsten gleich mit allen anfangen. Aber erst mal ist Juryarbeit angesagt.

Donnerstag, 5. September 2013

Wenn der Verlag verramscht

Im Moment verramscht mein Verlag meine Backlist. Das heisst, einige meiner alten Bücher verschwinden aus den Buchläden und gelangen in Deutschland ins moderne Antiquariat (womit sie in der Schweiz von der Bildfläche verschwinden). Diesen Weg gegangen sind bis jetzt 50 Riesen und Starkstrom. Ende Jahr geht ihn auch das Buch Mordsangst. Schlechte Karten wurde nicht verramscht, sondern nach der ersten Auflage nicht mehr nachgedruckt.

Die Ankündigungen über solche Verramschungen kommen per Briefpost. Da wird dann erklärt, dass der Absatz sehr gering war und die Fortführung des Titels im Programm des Verlagshauses nicht mehr vertretbar ist. Wohlan. Das ist der Lauf, den viele Bücher gehen. Damit muss man als Autor leben.

Es gibt Aspekte an diesen Verramschungsaktionen, mit denen ich weniger gerne lebe. So könnte ich zum Beispiel dem Verlag meine eigenen Bücher abkaufen, bevor sie auf den Wühltischen landen. Zum dreifachen Preis dessen, was ich an einem regulär verkauften Buch verdient habe. Nein, Leute, das ist mir zu blöd. Ich habe das beim ersten Buch gemacht und werde es nie wieder tun. Die Exemplare, die ich mir noch auf Vorrat (für allfällige Enkel oder so) kaufen will, kaufe ich regulär im Buchhandel. Das ist dann zwar nochmals wesentlich teurer, aber da hat der Buchhandel wenigstens was davon und ich behalte meine Würde (ja, ich finde es würdelos, meinem Verlag Bücher abzukaufen und dabei drei Mal so viel auszugeben, wie ich an einem Buch verdient habe).

Ein anderer Aspekt sind die Rechte. Im selben Brief, der die Verramschung ankündigt, steht auch lapidar: Bitte beachten Sie, dass die Rechte an Ihrem Titel auch weiterhin beim Verlag liegen. Das ist dann der ultimative Schlag ins Gesicht. Behalten will der Verlag das Buch nicht. Nachdrucken auch nicht. Er kann also mit den Rechten absolut nichts mehr anfangen. Je nach Vertrag, den man unterschreibt, bleiben die Rechte tatsächlich noch eine Weile beim Verlag. Aber nicht für immer. Der Satz ist also nicht einmal ganz richtig. Man könnte auch schreiben: Die Rechte werden nach Ablauf der vertraglich vereinbarten Frist automatisch an Sie zurückfallen. Das wäre ein netter Satz auf Augenhöhe mit dem Autor. Aber nette Sätze haben in solchen Briefen eh keinen Platz. Ausser einer Floskel darüber, dass man sich die getroffene Entscheidung nicht leicht gemacht hat.

Ich kaufe also meinem Verlag keine Bücher ab. Es ist nämlich so: Die Rechte werden so oder so an mich zurückfallen. Und dann mach ich mir das Buch selber. Ganz unkompliziert. Oder ich lass es bleiben. Ganz so, wie ich will.

PS: Zum Einwand, ich könnte die Bücher dann ja selber weiterverkaufen: Porto für ein Buch in der Schweiz: CHF 7.00 (B-Post), nach Deutschland oder Österreich: CHF 15.50 (B-Post), es können, je nach Gewicht des Buches aber auch CHF 18.50 sein. Noch Fragen?

Mittwoch, 4. September 2013

Eine Bratsche geht flöten

Gestern lag es in meinem Briefkasten, das Buch von Inge Lütt, das sie zu einer "richtigen" Autorin macht. Zwar ohne Becher (Bachelor im Schreiben) und Mixer (Master im Schreiben), wie wir nach meinem Blogeintrag über das Schweizer Literaturinstitut festgestellt haben, dafür aber mit enorm viel Sprachwitz und Schalk.

Der Schalk beginnt dann schon vor der eigentlichen Geschichte.  Mit einem richtigen Becher und einem richtigen Mixer. Samt flötender Widmung.


Ich habe natürlich sofort reingelesen. Hach! Frisch wie ein Herbstmorgen. Mit diesem köstlichen Humor, den ich an Inge so mag. 

"Du bist bei der Kripo, Karin. Da muss man eben mit allem rechnen." 
Die Meinige hat gut reden. Auch sie ist beruflich meist mit Mord und Totschlag beschäftigt. Sie ist Opernsängerin, da ist so etwas eher normal. Beruflich gesehen. Bei ihr ist, egal um welchen Tatbestand es sich handelt, die Angelegenheit in der Regel nach drei Stunden beendet. Der Fall geklärt, die Schurken tot und das Kostüm hängt auch auch schon wieder am Bügel oder dreht in der theatereigenen Waschmaschine."

Karin ist aber nicht Opernsängerin, sondern eben - bei der Kripo. Da hat man dann halt leider keine Partitur, an der man sich orientieren kann, wenn der Bratscher Ulhart Sansheimer vor dem grossen Abschlusskonzert tot vor dem Bachdenkmal in Arnstadt tot aufgefunden wird. Mit ... (ähm, nein, lest selber, ist zu peinlich für den Mann). Zeugen sahen ihn zuletzt, wie er in einer Kellerkneipe Knoblachbaguettes ass. Aber so was ist doch kein Grund, jemanden gleich umzubringen! Also. Warum ist der Mann tot? Und was passiert jetzt mit dem Abschlusskonzert?

Lest selber. Hier: