Mittwoch, 20. März 2013

Warum ...

... kommen all diese total spannenden Anfragen immer dann, wenn man sowieso schon auf der Suche nach einem 48-Stunden-Tag ist? Das ist eine der Fragen, auf die ich immer noch eine Antwort suche. Die Geschichte(n) dahinter:

Manchmal sitzt man als Autorin in einem tiefen Tal, denkt, dass die Welt einen da unten vergessen hat, versucht sich selbst zu motivieren, weil einfach nichts Neues in Aussicht ist. Man plottet, konzeptet, schreibt Leseproben und wartet ... 

Und dann wird man plötzlich von einer Welle hochgehoben. Da sind Verträge, manchmal mehr als einer, da sind Abgabetemine, bei denen einem schwindlig wird, da sind Lesetouren, da ist eine volle Mailbox.

Genau dort bin ich jetzt, oben auf so einer Welle. In der Mailbox wirds zwar etwas ruhiger, weil ich vor einer etwas weniger lesungsintensiven Zeit stehe. Aber was reinkommt, hat es in sich. Da sitze ich dann und denke: Ich will, ich will, ich will - und in mir drin ruft's genauso laut: Du hast keine Zeit dafür, du hast keine Zeit dafür, du hast keine Zeit dafür.

Ich wollte zum Beispiel unbedingt in die Jury zu einem Schreibwettbewerb, weil die Idee dahinter einfach viel zu gut klang, um NEIN zu sagen (mehr dazu, wenn es konkreter wird). Ich hänge mich bei AUTILLUS total rein, weil wir uns nach nicht ganz einfachen Zeiten in guten, offenen Gewässern befinden, wo das Segeln einfach nur Freude macht. Ausserdem haben mich die Frauen vom Bastelstübli derart motiviert, dass ich die etwas brach liegende Idee vom Laden in den Bergen wieder vorantreibe. Und dann liegt heute Morgen eine weitere Wahnsinnsanfrage im Mailkasten. Eine, die toll klingt, aber auch nach ziemlich viel Aufwand.Was mache ich denn jetzt?

Hätte allenfalls jemand für mich den 48-Stunden-Tag? ... Nur für eine Weile, bis zum nächsten tiefen Tal.

Sonntag, 17. März 2013

Ostschweiz am Sonntag

EDIT: Man sollte keine Blogeinträge schreiben, wenn man sich zu sehr ärgert. Ich habe den nachfolgenden Text überarbeitet - damit man ihn besser versteht. Ärgern tue ich mich immer noch ...

Ich habe seit drei Wochen eine neue Sonntagszeitung. Gewollt habe ich sie nicht, bestellt sowieso nicht. Sie wurde mir von meiner Lokalzeitung aufgedrückt. Ich bin also sozusagen Zwangsabonnentin. Über dieses Vorgehen habe ich mich bei meiner Lokalzeitung vor Wochen beschwert.

Das ging so: Via Lokalzeitung (nicht persönlich) wurden wir Abonnenten informiert, dass wir Ostschweizer jetzt endlich auch eine Sonntagszeitung bekommen. Aha, dachte ich. Noch eine. Brauche ich nicht. Und las weiter. Die Ostschweiz am Sonntag ist kein Produkt meiner Lokalzeitung, sondern eines ganzen Verbundes von regionalen Zeitungen aus den Kantonen St. Gallen, Thurgau und Appenzell.

Mir schwante etwas. Als Randregion einer Randregion würde meine Region von dieser Zeitung nicht allzuviel abbekommen - und ganz ehrlich, was am anderen Ende des Thurgaus regional passiert, interessiert eine Werdenbergerin nicht unbedingt brennend. Sogar unsere Kantonshauptstadt St. Gallen ist für jemanden aus meiner Region eine halbe Weltreise entfernt (u.a. weil die Verbindungen des öffentlichen Verkehrs dorthin schlicht bescheiden sind). Nein, brauche ich nicht, dachte ich.

Aber dann kam der Hammer. Man wurde nicht gefragt, ob man die Zeitung wollte. Fröhlich verkündete die Lokalzeitung, dass wir alle diese Zeitung bekommen. Die meisten davon sogar am Sonntag im Briefkasten. Probenummer? Fehlanzeige. Vielleicht ein Gratismuster für Abonnenten, als Anreiz? Fehlanzeige. Es war ein "take it or leave it."

"Take", also nehmen, wollte ich das Ding nicht unbedingt. Aber das mit dem "leave" war auch nicht so einfach, denn mit der neuen Sonntagsausgabe geht - logischerweise - eine ziemliche Preissteigerung des Abos einher. Wollte man die Sonntagsausgabe nicht (will heissen, bestellte man sie ab), verteuerte sich das normale Abo massiv, einfach so, päng, weil jetzt eine Sonntagszeitung zum Paket gehört. (Ich glaube, so etwas nennt man Quersubvention). Egal, wie man es drehte und wendete, es war Frustration pur..

Nun gut, Frust über das sehr befremdende Vorgehen in Sachen Lesergewinnung und den Preis ist das eine. Vielleicht würde sich der Frust ja legen, wenn die Zeitung zum ersten Mal im Briefkasten lag. Tat er nicht. Bei der ersten Ausgabe konnte man noch darüber hinwegsehen, dass sie etwas beliebig schien, mit vielen auf Halde vorbereiteten Artikeln, u.a.über lokale Begebenheiten, die den Rest der Ostschweiz nicht wirklich interessiert. In der zweiten Woche schluckte ich leer über den praktisch inexistenten Kulturteil, heute hat es mir den Hutdeckel gehoben.

EINE Seite Kultur (zwei Seiten "Reisen", sechs Seiten "Sport", fast eine ganze Seite für einen Mann, der mit der Zunge einen Knopf in Spaghetti machen kann ... und EINE EINZIGE Seite Kultur.) Diese eine Seite Kultur besteht zu ungefähr einem Viertel aus Bildli (=Bildchen) von schönen Promis, die an irgendeiner Filmpremiere in St. Gallen waren. Das ist keine Kulturseite, das ist eine Bankrotterklärung. Vor allem, wenn man bedenkt, dass es in der Ostschweiz nur so brummt an kulturellem Leben (nein, das ist kein Witz, das ist so ... nur erfährt das nie jemand, weil praktisch nie jemand darüber schreibt).

Zum Rest der Zeitung ist zu sagen, dass mir die wirklich spannenden aktuellen Themen fehlen, dass der erste Bund immer noch ein Sammelsurium an beliebig zusammengestellten Artikeln ist (bis hin zum Bagatellverkehrsunfall). Ach ja, vielleicht das noch: Wahrscheinlich müsste ich Sportfreak sein, um die Zeitung zu mögen. Der Sportteil ist nämlich sehr umfangreich. Blöd, dass der mich nicht interessiert.

Und jetzt habe ich ein Problem. Ich mag meine Lokalzeitung. Es ist die einzige Zeitung, die ich noch abonniert habe - alle anderen Abos habe ich im Lauf der Jahre gekündigt. Aber ich bin den Verantwortlichen böse. Darüber, dass sie mir ungefragt eine Zeitung aufgedrückt haben, die ich nicht will. Und noch viel mehr darüber, dass ich für das Abo ohne diese aufgedrückte Zeitung einfach so - ohne irgendeinen Mehrwert - eine ziemliche Menge mehr bezahlen muss.

PS: Ich habe keine Ahnung, wie das rechtlich ist. Wahrscheinlich habe die Anwälte das geprüft. Aber als bezahlende Abonnentin hätte ich zumindest ein Schreiben erwartet, das mir die Möglichkeiten aufzeigt. So wurde mein Abo einfach automatisch geändert ...