Montag, 25. Februar 2013

Es klemmt

Nein, ich habe keine Schreibblockade. Weil ich nicht glaube, dass es Schreibblockaden gibt. Aber es klemmt. Das hat nichts mit der Reise ins Wallis zu tun, die war nämlich klasse. Ich habe sogar geschrieben, auf der Hin- und auf der Rückfahrt, im Hotel, in der Schulbibliothek (eine Stunde lang und danach hatte ich drei oder vier unbrauchbare Zeilen - was nicht an der Bibliothek lag, sondern an mir).

Vielleicht klemmt es, weil ich beim Nachhausekommen eine Mail im Briefkasten hatte, in der mir mitgeteilt wurde, welche meiner Titel bald einmal vergriffen sind. Dazu gehört auch einer, aus dem ich immer noch regelmässig vorlese und von dem mir eigentlich gesagt wurde, er werde nachgedruckt. Ich werde in Kürze mit einer fast um die Hälfte verringerten Buchliste dastehen. Das ist normal und gehört zum Geschäft, aber motivierend ist es trotzdem nicht.

Vielleicht klemmt es auch ein wenig, weil ich zwar extrem gerne Lesungen mache, aber ich je länger je mehr Mühe mit den Anfahrten habe. Ich habe stundenlang über SBB-Fahrplänen gebrütet und dann entschieden, mit auf der Aargauer Lesung Hotels zu nehmen. Das macht die Sache zwar einfacher, aber immer noch nicht gut.

Vielleicht klemmt es auch deshalb ein wenig. Ja, so ist sie, die Verlagswelt, und ja, ich habe mich daran gewöhnt. Was nicht heisst, dass mich ab und zu die totale Unlust überfällt und ich mir immer öfter überlege, ob ich meine Bücher nicht einfach selber machen soll.

Vielleicht ebbt aber auch einfach eine Welle ab und ich bin im Zwischental. Obwohl ich mit dem Schreiben Vollgas geben sollte. So sehr, dass ich gestern eine Anfrage für eine neuntägige Lesereise (schweren Herzens) absagen musste.

Und vielleicht ist einfach zu lange Winter, dieses Jahr.

Mittwoch, 20. Februar 2013

Wo ich gerade bin

Ich sitze an meinem Schreibtisch. Draussen schneit's. Ich glaube, dieser Winter geht nie vorbei. Wenn ich dann nachher in mein Manuskript eintauche, bin ich auf der Isle of Skye in Schottland. Nach dem Mittag setze ich mich in den Zug und fahre ein Mal durch die ganze Schweiz ins Wallis, nach Naters, wo ich die nächsten drei Nächte und zwei Tage verbringen werde - mit Lesungen und Workshops. Die Fahrt dauert vier Stunden. Das ist viel Zeit zum Schreiben. Während draussen eine kalte Winterschweiz an mir vorbeizieht, flüchte ich in Gedanken zusammen mit meinen Figuren hierher:





Dienstag, 19. Februar 2013

Schreiborte

Ich schreibe an vielen Orten. Letztes Jahr in Irland an zwei besonders schönen. An die denke ich gerade mit Wehmut ...


Samstag, 16. Februar 2013

Mord in Switzerland

"Die Idee zu diesem Buch entstand während einer Zugfahrt. Wir hatten eine Ausstellung über das Verbrechen in der Schweiz besucht ..." (aus dem Vorwort von Mitra Devi und Petra Ivanov)

... Dann kamen die Gedanken ins Rollen. Was steckt hinter dem Vordergründigen? Geht es im idyllischen Einfamilienhaus am Waldrand immer nur idyllisch zu und her? Hat die Alte mit dem Tulpenstrauss in der Hand wirklich nur Gutes im Sinn? Die beiden Autorinnen beschlossen, jene zu fragen, die die Schweiz von ihrer dunklen Seite kennen - einheimische Krimiautorinnen und Krimiautoren.

Sie haben unter anderem auch mich gefragt und mir war sofort klar, wo meine Geschichte spielen würde. Im Wartau, meiner Heimatgemeinde, wo man seinen sturen Grind hat und den Föhn. Und manchmal auch ein dunkles Geheimnis. Ich schrieb den ersten Satz und es war ein wenig, als würde mich das Föhnfieber packen, denn irgendetwas trieb mich fast gehetzt von Satz zu Satz - bis hin zum bitteren Ende.

Die Zusammenarbeit mit den beiden Herausgeberinnen und dem Appenzeller Verlag war etwas vom Besten, das ich je erlebt habe. Sehr persönlich und sehr professionell, mit klar gesteckten Zwischen- und Enddaten, immer ruhig, nie hektisch. Herausgekommen ist ein tolles Buch, eine - schlichte - optische Augenweide (innen und aussen) mit 18 total verschiedenen Geschichten aus den verschiedensten Gegenden der Schweiz.

"Die idyllische Schweiz von ihrer düsteren Seite: kriminell, brutal, mörderisch. Mörderisch gut.". St. Galler Tagblatt

Seit gestern ist das Buch in den Läden. Mein Tipp: Hingehen, in die Hand nehmen, kurz darin schmökern und wenn euch gefällt, was ihr seht und liest - kaufen :-)

Buchvernissage:
Freitag, 22. Februar, alte Stuhlfabrik Herisau, 19.30 Uhr (Türöffnung 18.30 Uhr)

Donnerstag, 14. Februar 2013

Und es rockt doch, das Leben. Und wie!

Anfang Februar habe ich die letzten Feinschliffkorrekturen an meinem neuen Buch gemacht. Es ist ein absolutes Herzblutbuch, eins, das geschrieben werden musste. Und wie immer, wenn es ums Herzblut geht, sind auch Songs und Songzitate nicht weit. In einem der Zitate geht es ums Bluten; es ist so stark, dass mir auch nach dem x-ten Mal lesen jedesmal die Tränen in die Augen schiessen (nicht zuletzt deshalb, weil auch das Kapitel eines der bewegendsten ist, die ich je geschrieben habe). Ich habe dieses Buch für mich geschrieben. Und die Menschen, denen es gewidmet ist. Nun bleibt mir nur der Wunsch, dass ich damit Herzen erreichen und bewegen kann.

Ein Buch, an dem ebenfalls mein ganzes Herz hängt, und das mehr mit Musik verwoben ist als jedes andere meiner Bücher, ist mein Starkstrom. Ich habe es nicht einfach nur geschrieben, sondern gelebt (im übertragenen Sinn :-) ). Am Starkstrom hängen wunderbare Erinnerungen an wunderbare Begegnungen und wunderbare Menschen. Das Buch hat mir ein paar der besten Stunden meines Lebens geschenkt. Ich möchte keine Minute missen, die ich mit ihm verbracht habe.

Vor ein paar Wochen hat mir mein Verlag geschrieben, dass er das Buch aus dem Programm nehmen wird. Ich verstehe den Entscheid und habe begonnen, mich auf den Abschied eines meiner liebsten Bücher einzustellen. Witzigerweise scheint das Leben (oder das Schicksal) mir dabei helfen zu wollen:

Frau Tochter ist vor ein paar Tagen nach Hause gekommen und hat mir erzählt, dass sie jetzt bei einer ihrer Arbeiten mit dem Chef der lokalen TV-Station zusammenarbeitet - jener Station, bei der ich einen meiner spannendsten und irrsten Recherchetage überhaupt verbracht habe - für den Starkstrom. Ich habe sie gebeten, Cheffe einen herzlichen Gruss auszurichten. Was sie umgehend getan hat.

Und heute hat mir Tom Zai seine Rezension zum Buch geschickt. Die berührendste und schönste Rezension, die ich je über eines meiner Bücher gelesen habe. Ich werde sie mir ausdrucken und über den Schreibtisch hängen, auf dass sie mich immer daran erinnern möge, weshalb ich schreibe.

Einen besseren Abschied von einem Buch gibt es nicht. Ich sage es dann mal mit den Worten von AC/DC: "For those about to rock, we salute you!"

Und dir, Tom: Danke. Danke, danke, danke. 

Montag, 11. Februar 2013

Wie viel Internet muss, kann, soll, darf es sein?

Was hat man uns Autoren nicht alles einreden wollen!

Dass man weg ist vom Fenster, wenn man nicht online ist. Dass man präsent sein muss. Greifbar für den Leser und die Leserin. Zum eigenen Aushängeschild werden. Interaktiv sein. Kommunizieren. Alles andere habe keine Zukunft. Denn das neue Leben ist online. Vernetzt. Verknüpft. Verklinkt. Mag sein. Aber in meinem Umfeld häufen sich die Menschen, die genug haben. "Mir wird das alles zu viel", hat mir kürzlich ein Kollege verraten. "Ganz ehrlich, manchmal langweilt mich das", sagte ein anderer. Ich selber ziehe mich ab und zu total zurück. Lebe internetlos in den Bergen und merke, dass ich überhaupt nichts vermisse. Nur wenn ich wieder im Tal unten bin, eingeloggt in die virtuelle Welt, angehängt an den überwältigenden Datenstrom, meldet sich die innere Stimme, die sagt, dass ich da dabei sein muss. Denn: Entweder ist man dabei, oder man geht unter.

Privat würde ich diesen Irrsinn nie mitmachen. Dann würde ich genau das tun, was ich immer gerne getan habe: Bloggen. Ausschliesslich. Aber die Autorin, die ich auch bin, findet immer wieder Gründe, warum sie sich nicht einfach aus dem Strom verabschieden kann.

Gestern hat sich meine Autorenkollegin und Freundin ausgeklinkt. Mir fehlt der Mut. Noch.