Freitag, 23. März 2012

Was sind uns die Werke von Künstlern wert?

Gestern (oder vorgestern) ist Sven Regener, Musiker und Autor, bei einem Radiointerview eine Sicherung durchgebrannt. Aufgestauter Frust und aufgestaute Wut über kostenloses Kopieren im Internet haben sich entladen. Die Aufzeichnung dieses Interviews ist in Kürze durch die Internetgemeinde gegangen.

Ich gestehe, ich habe sie gleich drei Mal angehört und ich habe in Gedanken meinen Hut gezogen vor dem Mann. Endlich einmal einer, der das ausgesprochen hat, was ich denke. Nicht in den feinsten Worten, aber das kommt daher, dass er sich die vorher nicht zurechtgelegt hat.

Offensichtlich ist, dass sich Gräben aufgetan haben, die nicht so einfach zu überbrücken sein werden. Viele meiner Autorenkollegen haben Sven Regener (z.T. begeistert) zugestimmt, haben seinen Ausbruch auf allen Kanälen verlinkt und kommentiert. Viele Internetnutzer haben Sven Regener verbal eins auf den Deckel gehauen.

Fakt ist: Die Welt ist mit dem Internet eine andere geworden. Für diese neuen Gegebenheiten müssen neue Regeln gefunden werden. Verhärtete Fronten werden bei der Lösung des Problems nicht helfen. Ein Beharren auf den alten Strukturen scheint mir nicht sehr sinnvoll. Vielmehr gilt es, Wege zu finden, mit denen beide Seiten leben können. Noch aber scheint mir die Goldgräberstimmung zu herrschen. Der Run auf alles, was gratis angeboten wird, ist enorm. Dabei werden nicht zuletzt jene überrannt, auf deren Produkte es die Rennenden abgesehen haben. Bis jetzt haben viele die Faust im Sack gemacht. Ich hege die Hoffnung, dass sich das ändern wird. Zumindest bei uns in der Schweiz tut sich etwas. Schweizer Musiker haben sich zusammengeschlossen und einen offenen Brief an die Mitglieder der Kommission Wissenschaft, Bildung und Kultur des Ständerates geschrieben, in dem sie ihre Anliegen formuliert haben.

Sonntag, 18. März 2012

Leipziger Buchmesse - Teil 1

Ich bin mit unendlich vielen Eindrücken zurück von der Buchmesse. Alle auf einmal zu schildern, wäre viel zu viel. Deshalb beginne ich erst einmal mit einem generellen Teil und mit der Antwort auf die Frage, weshalb ich überhaupt hingefahren bin.

Ich mag die Leipziger Buchmesse aus mehreren Gründen:
- Sie ist kleiner als die Frankfurter Messe und damit auch viel persönlicher. Zudem hat sie vom ersten Tag an Publikumsverkehr, ist also durchgehend auch Besuchermesse und nicht nur Fachmesse.
- Das Messegelände ist wunderschön. Angefangen vom Wasser, durch das man gehen kann, über die total gläserne Haupthalle und die gläsernen Röhren, die die einzelnen Messehallen verbinden, bis hin zu den  verschiedensten Verpflegungsstationen, von denen viele Tageslicht haben.
- Am Donnerstag und Freitag steht man sich noch nicht gegenseitig auf den Füssen und vor der Aussicht. Bei vielen Verlagen findet man Ansprechpartner, die auch ohne Termin gerne Fragen beantworten.
- Während der Buchmesse finden nicht nur in den Hallen, sondern in ganz Leipzig Lesungen statt. An vielen Ständen signieren Autoren ihre Bücher oder Autogrammkarten - DIE Chance, ein paar Worte mit einem Autor zu wechseln.
- Ich weiss nicht, ob es irgendeine andere Buchmesse gibt, an der so viele vor allem junge Menschen so herrlich verkleidet durch die Hallen wandeln.
- Nicht zuletzt finden nebst den Lesungen sehr spannende Anlässe statt; ein Beispiel ist die Nominierungsveranstaltung zum deutschen Jugendliteraturpreis.
- Und natürlich ist diese Messe für mich als Autorin eine wunderbare Gelegenheit, mich mit anderen Autoren zu treffen.

Eigentlich beschliesse ich jeweils schon auf der Hinfahrt nach Leipzig, mir das NIE WIEDER anzutun, weil die Anreise einfach zu weit ist. Sogar auf der Rückfahrt, die ich mit einem Füllhorn voller schöner Erinnerungen antrete, kommt ziemlich schnell der Moment, an dem ich denke: NIE WIEDER. Jetzt bin ich ca. 18 Stunden zu Hause. Und es steht fest: Bis zum nächsten Jahr, Leipzig! Ich komme wieder.

Eine kurze Vorankündigung: In Teil 2 stelle ich den Leipziger Lesekompass vor.

Dienstag, 13. März 2012

(Beinahe) bereit

Morgen fliege ich nach Leipzig (die Fahrt vom letzten Jahr mit dem Nachtzug hat mich nicht überzeugt). Online eingecheckt. Koffer beinahe gepackt. Technisches Gerät noch nicht ganz reisebereit, aber immerhin Adapter eingepackt. Wie immer das Gefühl, bestimmt etwas vergessen zu haben. Ich mag Vorabende vor Reisen nicht. Aber auf die Begegnungen an der Messe freue ich mich.

Arbeit an der Webseite

Ich arbeite momentan an meinen Bücherwebseiten. Blackout, Schlechte Karten, Das Projekt, Starkstrom und Freerunning hatten ja schon eine. Nun habe ich die Seite für Freerunning in Einklang gebracht mit den anderen und für Mordsangst eine neue erstellt. Ich hätte die beiden Seiten gerne analog zu den anderen gemacht, aber leider ändert Blogger immer mal wieder die Vorlagendesigns. So sind die zwei Seiten etwas anders gestaltet, aber vom Inhalt her dafür gleich aufgebaut. Es gibt eine Inhaltsangabe, eine Leseprobe und die Möglichkeit, Fragen zum Buch zu stellen. Zu dead.end.com gibt es eine Facebook-Seite. An einer Blogger-Seite für dead.end.com arbeite ich - der Vollständigkeit auf meiner eigenen Seite halber - gerade. Als nächstes steht dann die Linkliste auf dem Programm.

Montag, 12. März 2012

Virtuelle Begegnungen

Meine Erlebnisse mit der Bahn haben zu einem Schriftwechsel geführt, in dem sich der nette Herr vom Kundendienst und ich, die nicht immer zufriedene, und schon gar nicht immer pflegeleichte Reisende, in einem Dialog angenähert haben.

Dann gibt es aber auch die virtuellen Begegnungen, die ich weder gesucht noch gewollt habe. Als Facebook-Tiefflieger blieb ich bis jetzt unter dem Radar vieler User. Irgendwie muss ich am Wochenende etwas zu hoch geflogen sein, denn man hat mich entdeckt und gleich zwei Gruppen beigefügt. Ohne mich zu fragen. Das hat mich dann doch sehr befremdet. Ich gehe ja auch nicht hin, und schleppe jemanden vom Wohnzimmersofa in einen politischen Vortrag, informiere ihn so nebenbei, dass ich ihn auch gleich als Mitglied bei dieser politischen Gruppe eingetragen habe und dass es ihm bestimmt ganz toll gefallen wird. Ach ja, und wenn es ihm nicht gefällt, kann er ja austreten.

Ich mag die (Kontakt)Möglichkeiten, die das Internet bietet. Viele Menschen sind leichter zu finden und leichter zu erreichen. Oft entstehen virtuelle oder auch ganz reale Freundschaften. Mittlerweile haben wir uns jedoch so sehr an die virtuelle Welt gewöhnt, dass wir darin Dinge tun, die uns im realen Leben in 1000 Jahren nicht einfallen würden. Vielleicht sollten wir bei Gelegenheit mal wieder ein paar Dinge hinterfragen.

Samstag, 10. März 2012

Der Zeigefinger des Schicksals ...

... zeigt immer noch auf mich, meine Beziehung zum Gott aller öffentlichen Verkehrsmittel scheint massiv unter einer Störung zu leiden.

Dabei begann alles so gut. Meine letzten beiden Reisen durch die halbe Schweiz verliefen problemlos. Ich schöpfte Hoffnung. Und auch der gestrige Tag begann bestens: Bis nach Zürich waren wir (die SBB und ich) genau im Plan. In Zürich stieg ich in den Zug in Richtung Basel um. Kurz nach der Abfahrt eine erste Durchsage:

"... bitte nach vorne kommen, mit der Lok stimmt etwas nicht."

Wir rottelten über die Schienen und Weichen und blieben danach konstant langsam. Die zweite Durchsage bestätigte die Ahnung, dass diese Reise nicht so laufen würde, wie sie sollte:

"Unsere Lokomotive ist defekt. Wir können deshalb nur langsam fahren."

Das taten wir dann. Weshalb die dritte Durchsage lautete:

"Wir treffen mit sieben Minuten Verspätung in Baden ein."

Es war Zeit, nach dem Ausdruck zu suchen, auf dem ich die Mobiltelefonnummer meines Kontaktlehrers; Herrn Lachat, notiert hatte. Nur, was sollte ich ihm sagen? Ich wusste bloss, dass wir bis zur ersten Station schon mal sieben Minuten Rückstand hatten. Also wartete ich, in der Hoffnung, bald etwas mehr zu erfahren. Erfahren tat ich nichts, statt dessen fuhren wir. Bei der nächsten Station hielt der Zug ohne einen Hinweis auf irgendeine Verspätung an und fuhr auch so wieder ab. Ich entschied, Herrn Lachat anzurufen und ihn vorzuwarnen, dass ich meinen Anschluss in Rheinfelden wohl verpassen würde, aber leider nicht mehr sagen könne, da ich nicht mehr Infos hätte. Wir entschieden, dass mich Herr Lachat in Stein am Bahnhof abholen würde.

Ich wartete. Überlegte, ob ich irgendwo bei der SBB anrufen und um mehr Infos bitten solle. Dachte zum ersten Mal in meinem Leben darüber nach, ob ein Smartphone vielleicht halt doch die beste Lösung für mich wäre. Einfach so, aus Notfallgründen, damit ich wenigstens virtuell mit der Welt verbunden wäre und allenfalls etwas erfahren könnte. Der Gedanke machte mich nicht unbedingt glücklich (ich will kein Smartphone!).

Dann kam die Rettung in Form von zwei (sehr netten!!!) Zugbegleitern. Sie bestätigten mir, was ich wusste: Nämlich, dass ich meine Anschlüsse mit ziemlicher Sicherheit verpassen würde. Dass die Verspätung zwischen sieben und elf Minuten betragen würde und ich - vorausgesetzt, die Lokomotive würde nicht irgendwo unterwegs ihren Geist aufgeben - mit ca. zehn Minuten Verspätung in Stein eintreffen würde.

Ich brachte dann noch mein Anliegen vor, dass sie doch bitte über Lautsprecher über den Stand der Dinge informieren sollten und traf damit einen Nerv. Der zuständige Begleiter erklärte mir, er sei seit der Abfahrt in Zürich mehr oder weniger nur am Telefonieren. Das verstand sogar ich. Nur: Es hilft mir als Reisende nicht wirklich weiter.

Fazit: Herr Lachat, der mich abholte, war nicht nur wunderbar flexibel, sondern auch wunderbar nett. Die Zugbegleiter ebenfalls. Die Lesung begann pünktlich. Und Herr Gartmann vom Kundendienst Region Graubünden-Walensee der SBB bekommt von mir (nette) Post, die er wohl lieber nicht bekommen würde.