Donnerstag, 21. April 2011

10 gute Gründe für Gott

Zwei Vorbemerkungen: Wenn ich Stephan Sigg nicht kennen und für einen der tollsten Typen halten würde, denen ich je begegnet bin, hätte ich dieses Buch in 1000 Jahren nicht gelesen, ja nicht einmal in die Hand genommen. Denn - und damit bin ich bei Vorbemerkung Nummer 2 - der liebe Gott und ich haben uns nie gefunden. Will heissen: Ich habe keine Religion und ich glaube nicht an (irgendeinen) Gott. Büchern über Gott, Jesus und die Religion gehe ich also ansonsten eher aus dem Weg.

Aber ich kenne und mag Stephan. Nun ist es so: Wenn man jemanden mag, der schreibt, will man unbedingt wissen, was und vor allem wie er denn so schreibt. Dabei hat man immer ein wenig Angst, die Texte könnten einem nicht gefallen. Ich hatte deshalb schon ein bisschen einen Bammel, als ich meine erste Bekanntschaft mit seinen Texten machte. Das war bei einer Veranstaltung, an der er gelesen hat. Ich schmökerte in seinen Büchern und dachte: "Hey, der hat was drauf! Das ist wirklich GUT." Vor allem gefiel mir, wie er die religiösen Themen anpackte. Da waren Gleichnisse, in denen ganz normale Jugendliche in Alltagssituationen vorkamen. Da war die Geschichte über das im Internet gefundene Horoskop, das sich jeden Tag erfüllte. Da schrieb einer über Religion, ohne über Religion zu schreiben, sondern über Werte des Zusammenlebens.

In 10 gute Gründe für Gott nimmt sich Stephan Sigg der Zehn Gebote an und versetzt sie in die heutige Zeit, in den Alltag von Jugendlichen. Ein paar Beispiele:

Niklas will unbedingt in ein Schwimmlager, obwohl das genau zu der Zeit stattfindet, in der die Familie den Familienurlaub geplant hat, aber Niklas hat nur noch eins im Kopf: Das Schwimmen und vor allem die Ratschläge seines Trainers Richard. Richard sagt, Richard tut, Richard meint, Richard schlägt vor ... Und Niklas befolgt alles. Bis zur Selbstaufgabe. Dann will Richard mit ihm sprechen. Niklas hofft auf eine Empfehlung für das Trainingslager, damit er Argumente für seine Eltern hat. Aber es kommt anders ...

Andrea hat Tickets fürs Eminem-Konzert und freut sich wie sonst was, doch ihre Freunde reden ihr Eminem madig, machen ihn runter, ziehen sie auf mit ihrer "Schwärmerei" - bis sie wegläuft und Freundschaften zu zerbrechen drohen.

Rico plant DIE Geburtstagsparty des Jahres. Es läuft auch alles gut. Ein Raum wird gemietet, Freunde kommen und helfen, ihn einzurichten, eine Menge Gäste trudeln ein. Doch dann zündet sein Freund im geschlossenen Raum Feuerkörper ...

Stephan Sigg ist bei den zehn Geschichten thematisch und von der Erzählsprache her ganz nahe dran an den Jugendlichen. Jede einzelne Geschichte endet beklemmend offen und liefert damit den Lesern jede Menge Gedankenfutter. Wäre ich Religionslehrer, würde ich genau dieses Buch im Unterricht einsetzen, denn für Gesprächsstoff wäre gesorgt. Jede(r) Jugendliche kennt die von Stephan Sigg geschilderten Situationen aus eigener Erfahrung oder aus der Erfahrung von Freunden.

Stephan Sigg beschreibt es im Vorwort zum Buch so:
"Die 10 Gebote dienen als Grundlage für ein gelingendes Zusammenleben. Sie regeln die verschiedensten Bereiche des Alltags. ... Natürlich sind sie etwas anderes als die Verkehrsregeln oder die Benutzungsregeln in der Sporthalle. Die 10 Gebote sind grundlegende Verhaltensempfehlungen, die ein friedliches Zusammenleben mit anderen ermöglichen. Sie sollen die anderen, aber gleichzeitig auch dich selbst, vor Unheil und Ungerechtigkeit bewahren - egal, ob in der Schule, in der Familie oder in einer Clique. Die 10 Gebote helfen dabei, zu erkennen, was im Leben zählt, was einem langfristig guttut, und sie zeigen, wie wichtig der Respekt vor anderen Menschen ist."

Für mich bringt Stephan Sigg damit unser Zusammenleben auf den Punkt. Auch wenn ich ohne Religion bin. Die Werte, für die die 10 Gebote stehen, sind eine gute Basis für unser Zusammenleben. Vielleicht hat es für mich dieses Jugendbuch gebraucht, mir die Bedeutung der 10 Gebote so deutlich zu machen. Ich denke auf jeden Fall, dass es ein Buch ist, das in JEDEN Religionsunterricht auf der Mittel- und Oberstufe gehört.

Wer reinlesen will: Leseprobe.



Es ist ja immer so

Wenn man eigentlich gar keine Zeit für etwas hat, dann kitzelt genau dieses Etwas so lange, bis man ihm nachgibt. In meinem Fall war das mein Blogdesign, das mich seit Monaten gestört hat (unter anderem, weil es die Schrift immer wieder verhauen hat und weil ein paar wichtige Funktionen nicht möglich waren). Also schob ich die geplante Arbeit auf heute und machte mich ans Werk. Wer zwischendurch in den Blog geschaut hat, hat gemerkt, dass ich zwar das Design recht schnell hatte, mit den Farben aber noch nicht zufrieden bin. Es ist gut möglich, dass es nach etlichen Farbwechseln (Hintergrund und Schrift) noch weitere gibt.

Und weil ich internetbastelmässig grad so grauslig im Schuss war, habe ich mich gleich auch bei Facebook angemeldet - womit ich Kollegin Wilke heftig erschreckt und ein paar andere Kollegen milde erstaunt habe. Es war so: Ich bin einfach gesprungen ohne gross nachzudenken. Dann habe ich erst mal eine ganze Menge Sicherheitsknöpfe gedruckt (und dabei bestimmt ein paar übersehen). Vor allem hat mich gewundert, dass etwas dermassen Potthässliches und Unübersichtliches so viel Erfolg haben kann. Jetzt gucke ich mal, was passiert. Vielleicht kaufe ich mir sogar ein Smartphone (gell, Bugsierer).

Heute - VERSPROCHEN - erledige ich die Arbeit von gestern. Und noch ein paar Dinge mehr.

Mittwoch, 20. April 2011

Baustelle

Nicht erschrecken. Hier wird im Moment gearbeitet.

Eigentlich ...

... habe ich im April nur zwei oder drei Termine.
... sollte ich ganz viel Zeit für Blogeinträge haben. Zum Beispiel, um über all die tollen Dinge zu berichten, die mir im März passiert sind. Um endlich die Rubrik "Lesefutter" mit den Buchvorstellungen weiterzuführen. Um übers Schreiben zu berichten.

Ja, jetzt kommt das ABER. ABER irgendwie reicht die Zeit nicht. Weil die zu-erledigen-Liste immer noch ziemlich lang ist. Oder ist das nur eine faule Ausrede, weil draussen der Frühling so sehr lockt, dass mich das Internet im Moment ziemlich kalt lässt? Es könnte auch daran liegen, dass mich meine neue Agentin so sehr motiviert, dass mir neue Ideen nur so zufliegen, dass ich diese Ideen alle zu Papier bringen will, dass ich wieder mit viel Leidenschaft plotte und schreibe.

Und es könnte auch ein wenig daran liegen, dass ich in letzter Zeit ziemlich viel gelesen habe. Dabei hatte ich das Glück, an richtig, richtig gute Bücher zu geraten. Zum Beispiel:

Tobias Elsässer, Für niemand
Drei Jugendliche, drei Schicksale. Sie kennen sich nicht, aber sie alle haben ein gemeinsames Ziel: Selbstmord. In einem Internetforum verabreden sich Sammy, Nidal und Marie, um gemeinsam zu sterben - ohne allerdings zu ahnen, dass sie beobachtet werden. Yoshua ist heimlicher Mitleser des Chats und versucht, das Ereignis zu verhindern. Tatsächlich gelingt es ihm, die Identität, die hinter den Nicknames steckt, herauszufinden. Doch was wird passieren, wenn er zum vereinbarten Treffpunkt kommt ...? Spannend und eindringlich zeichnet Tobias Elsäßer in diesem Episodenroman vier Schicksale zwischen Verzweiflung, Hoffnung und Neuanfang. 

Mirjam Mous, Boy 7
Stell dir vor du kommst auf einer glühend heißen kahlen Grasebene zu dir und weißt weder, wohin du unterwegs bist, noch, woher du kommst oder wie du heißt. Die einzige Nachricht auf deiner Mailbox stammt von dir selbst: "Was auch passiert, ruf auf keinen Fall die Polizei."
Wer bist du? Wie bist du hierher geraten? Und wem kannst du vertrauen? 

Petra Ivanov, Delete
Ausgerechnet an seinem ersten freien Samstag seit langem soll Kochlehrling Chris Cavalli auf seine kleine Schwester Lily aufpassen. Dass die Windeln ausgegangen sind, macht die Situation nicht besser. Als Chris aus dem Supermarkt kommt, ist der Kinderwagen verschwunden – und mit ihm Lily. Da klingelt das Handy: «Ich hab deine Schwester. Wenn du sie lebend wieder haben willst …»
Der Anrufer verlangt 960 Franken, bis 16.00 Uhr. Chris muss Lily unbedingt wiederfinden, bevor sein Vater, Polizist Bruno Cavalli, und Lilys Mutter, Staatsanwältin Regina Flint, von der Entführung erfahren. Verzweifelt rast Chris zu seinem Freund Leo; dieser soll ihm aus der Patsche helfen. Doch Leo ist pleite.
Zusammen mit Nicole und Julie folgen Chris und Leo der Spur des Erpressers. Da wird Chris bewusst, was Freundschaft wirklich bedeutet und wie wichtig ihm seine Schwester ist. 

Stephan Sigg, 10 gute Gründe für Gott
Die Zehn Gebote neu und herausfordernd erzählt. Da lässt einen die beste Freundin plötzlich links liegen wegen der neuen Mitschülerin. Oder man hat Mist gebaut und fragt sich, wie man am besten wieder aus der Sache rauskommt. Nicht immer fallen die Entscheidungen so aus, wie wir es erwarten würden. Sicher ist jedoch: Es gibt mehr als einen guten Grund dafür.

Montag, 18. April 2011

Fragen statt Schlagworte

Während ich mich hier aussortiere (eine ziemlich lange Zu-erledigen-Liste), empfehle ich den neusten Blogeintrag von Philippe Wampfler. Der stellt nämlich die richtigen Fragen zur Zuwanderung. Und bekennt auch gleich, die Antworten nicht zu kennen. Genau das wäre der ideale Nährboden für eine Lösungssuche. Leider trampeln unsere Politiker (und auch andere in anderen Ländern, wie die Wahlresultate in Finnland zeigen) lieber schlagworteschreiend auf diesem Nährboden herum statt sich der Herausforderung zu stellen - einer Herausforderung, die auch uns fordert - oder eben fordern würde, wenn wir uns nicht mit Schlagworten abspeisen liessen / zufrieden gäben / vom Hinterfragen befreien würden.

Freitag, 15. April 2011

Wieder da

Will heissen: Ich war weg. In den Ferien. Hier. Wandern :-). Gut essen :-)). Stadtbummel in Bozen :-))). Mit Besuch im Kunstmuseum.

(Zwischenbemerkung: Habe ich schon mal geschrieben, dass ich Kunstmuseen liebe? Nicht? Dann hole ich das hiermit nach. Ich LIEBE Kunstmuseen, am allerliebsten die für moderne Kunst.)

Mit im Gepäck waren die Druckfahnen für das neue Buch, das diesen Sommer erscheint. Ganz ehrlich: Manchmal bekomme ich Angst vor mir selbst, wenn ich feststelle, was ich tatsächlich in den zwei Überarbeitungsrunden nach dem Lektorat noch übersehen habe. Ich hoffe nun wirklich, wirklich, wirklich, wirklich, dass alle groben Schnitzer raus sind aus dem Text.

Abgesehen vom Druckfahnenstress: Ferien sind ungemein gut für die Autorinnenseele. Weil beim Wandern durch die Landschaft die Fantasie ins Fliegen kommt, die Einfälle sich hinterrücks auf einen stürzen, Zusammenhänge plötzlich klar werden. Wie Puzzleteile fügt sich alles zusammen. Was der Fantasie dann wieder neuen Antrieb gibt. Es ist so eine Art Drogentripp ohne Drogen. Und genau dann, wenn man denkt, besser kann es nicht mehr werden, steht man genau vor dem Gebäude, das man für einen der nächsten Romane braucht (für die häufigen MitleserInnen: für das Crazy Project).