Mittwoch, 22. Dezember 2010

Und dann hat es mich herumgwirbelt

Ein guter Freund hat einmal zu mir gesagt: "Du musst loslassen - damit schaffst du Raum für Neues." Das ist sehr viel schwieriger als es klingt, aber gestern war ich soweit. Ich beendete das Warten. Und dann ging es los. Das Neue wirbelte mich durch die Luft, so sehr, dass ich nicht mehr richtig wusste, was oben und was unten ist.

Ich habe ein sehr gutes Vertragsangebot erhalten und werde es unterschreiben.
Mein "Blackout" geht in die fünfte Auflage.
In der Gitarrenstunde (ausnahmsweise am Dienstag) hat es so richtig gefegt.
In meiner Mailbox liegt eine Leseanfrage aus Deutschland.

Das Leben ist schon irr. Oder, wie ein anderer Freund es formuliert: "Es kommt, wie es kommt."

Dienstag, 21. Dezember 2010

Warten

Seit ich Bücher schreibe, weiss ich, was WARTEN ist. Natürlich kann man die Wartezeit füllen. Mit Schreiben von neuen Texten. Mit Galgenhumor. Mit Gelassenheit. Mit Liebe. Mit Sudokus. Mit Putzen. Mit Bäumepflanzen. Mit Ommmmmmms. Mit Schattenboxen. Mit Kaffee trinken. Mit Schokolade essen. Mit Leben halt.

Dieses Jahr habe ich so viel und so lange gewartet, dass mir ein Bart bis zur Brust hätte wachsen können  - wenn ich ein Mann wäre. Im Moment hänge ich vor lauter Warten in den Seilen. Die Gelassenheit tanzt irgendwo in Patagonien. Der Galgenhumor röchelt vor sich her. Die Sudokus sind ausgefüllt. Der Baum ist gepflanzt. Das Schattenboxen habe ich verloren. Die Ommmmmmmms flüchten vor mir. Meine Kaffeemaschine brummt mich an, wenn ich mich ihr auf mehr als drei Schritte nähere. Die Schokovorräte der Schweiz sind aufgebraucht. Okay: Putzen kann man immer. Und Liebe, Liebe ist mehr als genug da. Das Leben brummt auch so. Trotzdem. Mir ist vor lauter Warten die Lust aufs Schreiben vergangen. Ich weiss, das ist falsch. Aber es ist so.

Vielleicht sollte ich das einfach akzeptieren. Die Schokolade Schokolade sein lassen. Die Kaffeemaschine anlächeln. Mich in die Liebe fallen und von ihr auffangen lassen. Das Schreiben Schreiben sein lassen. Das Warten aufgeben. Genau das ist es. Nicht nur davon reden, sondern es tun. Ich erkläre hiermit das Warten dieses Jahres für beendet. Vielleicht kommt dann auch die Schreiblust zurück.

Montag, 20. Dezember 2010

Was bedeuten Ihnen Ihre Bücher?

Letzte Woche hatte ich meine letzten beiden Lesungen dieses Jahres, eine am Triesenberg und eine in Chur. Sie bildeten den Schlusspunkt eines wunderbaren Lesejahres mit unzähligen spannenden, herausfordernden, witzigen, bewegenden, motivierenden Begegnungen mit Jugendlichen und ihren Lehrkräften. Ich möchte all den Klassen, den Lehrkräften und den Organisatoren dieser Anlässe recht herzlich danken.

Bevor ich jetzt (zu) sentimental werde, komme ich lieber zur Frage im Titel. Auch in meiner x-ten Lesung schaffen es Jugendliche immer wieder, mich mit neuen Fragen herauszufordern. Zum Beispiel mit dieser:

"Wenn Sie eine Reise mit einer Zeitmaschine machen könnten, wohin würden Sie reisen?"
(Ich leite die Frage an euch weiter ... Ich bin ganz schön ins Schlingern geraten, weil es so viele Zeiten gibt, die ich mir ansehen möchte.)

Oder diese hier:

"Was bedeuten Ihre Bücher für Sie?"
Die Frage hat mich verstummen lassen (etwas, das nur SEHR wenige Fragen schaffen). Ich musste nachdenken. Und habe nach ziemlich viel Bedenkzeit etwas von "nicht so wichtig, Figuren sind mir wichtiger" gestammelt. Die Frage habe ich mit nach Hause genommen und im Kopf herumgetragen. Gestern ist mir die Antwort darauf eingefallen, eine, die nicht ganz mit meinem Gestammel übereinstimmt.

Meine Bücher sind das Zuhause meiner Figuren, ihre Heimat, ihre Welt. Und weil das so ist, möchte ich, dass sie sich so präsentieren, wie es meine Figuren sich wünschen würden. Damit die Bücher zu meinen Figuren passen. Was automatisch zur nächsten (häufig gestellten) Frage führt: "Bestimmen Sie, wie die Cover Ihrer Bücher aussehen?". Die Antwort ist ein Nein. Jonas, Lili, Emma, Sepp Danuser und Balthasar, der Endzeitprophet aus Starkstrom wohnen im komplett falschen Haus. Das tut weh. Julian, Jazz, Nenad, Dennis und Janosch Marek wären beinahe im falschen Haus einquartiert worden. Dass sie jetzt im genau richtigen wohnen, liegt daran, dass ich mich sehr, sehr stark für ein anderes Zuhause für sie eingesetzt habe.