Dass ich zurzeit kaum schreibe, hat noch einen anderen Grund. Mich haben zwei A's fest im Griff: Autillus und ABRAXAS.
Autillus ist der Verein der Kinder- und Jugendbuchschaffenden der Schweiz. Ich bin dort seit ein paar Jahren im Vorstand. Längst ist die Beschaulichkeit aus dem Verein gewichen und wir sind unterwegs in eine bessere Vernetzung, bessere Angebote für die Mitglieder, eine breitere Plattform für den Verein. Unser nächstes Projekt ist ein Stand am ABRAXAS Kinder- und Jugendliteraturfestival in Zug. Wir hatten schon letztes Mal einen Stand, aber diesmal wollen wir unsere Aktivitäten ausbauen. Zu jeder vollen Stunde wird ein Autillus-Mitglied live schreiben oder live illustrieren. Ziel ist es, das Publikum mit einzubeziehen, uns nicht einfach als anonymen Verein zu präsentieren, sondern die Gesichter dahinter zu zeigen.
Für die Organisation dieses Standes bin ich zuständig. So renne ich im Moment hinter einem Beamer und einer Flipchart her, überlege mir, wie ich das mit den Namenschildern mache, bespreche mit anderen Vorstandsmitgliedern, wie die Bücher unserer Mitglieder nach Zug kommen (ich kann sie nicht mitnehmen, da ich die Woche vor dem Festival in der Innerschweiz Lesungen habe), tausche mich mit Karin Bachmann über den Wettbewerb aus, den wir geplant haben, und und und ...
Immer wieder fällt mir etwas ein, an das ich noch nicht gedacht habe (wo sind unsere Poster? wo unserer selbstgemachter Film über unsere Mitglieder? Läuft die die Film-CD auf meinem PC oder ist er zu alt dafür? Habe ich niemanden auf meinem Einsatzplan vergessen?)
Diese Woche gehört Autillus und ABRAXAS. Danach MUSS ich wieder schreiben. Sonst verfange ich mich in der nächsten Deadline - und weil die gefährlich nahe an der übernächsten liegt, auch in der übernächsten. Denn trotz Verlagsfusion: Die Verträge stehen. Die Abgabedaten sind festgelegt. Was dann mit den geschriebenen Büchern passieren wird, steht in den Sternen, denn bei solchen Fusionen fällt halt schon mal das eine oder andere Projekt, das noch in der "alten Zeit" angefangen wurde, unter den Tisch.
Womit ich irgendwie doch wieder beim Blogeintrag von gestern gelandet bin: Es ist schwierig, sich zu motivieren, wenn alles in der Luft hängt. Aber ich bin auch beim meinem zwischenzeitlichen Fazit von gestern Abend sehr spät: Ein Autor muss so was aushalten. Oder Stelleninserate anschauen :-)
Was immer ihr da draussen tut: Ich wünsche euch einen guten Tag. Lasst euch nicht unterkriegen und tragt euch Sorge.
PS: Mehr über das tolle Programm von ABRAXAS in einem späteren Post.
Dienstag, 29. Oktober 2013
Montag, 28. Oktober 2013
Gedanken sortieren - eine Baustelle
Ich sortiere Gedanken. Oder sagen wir es so: Ich versuche, Gedanken zu sortieren. Im Moment flirren sie noch ziemlich unsortiert in mir herum.
Ich mag im Moment nicht schreiben. Trotz höllischem Deadlinedruck.
Ich verschiebe sogar das Überarbeiten. Trotz höllischem Deadlinedruck.
Ich hab mein Ziel nicht erreicht: Eigentlich wollte ich zumindest eins, wenn nicht zwei meiner vergriffenen Bücher selber publizieren. Davon bin ich weit entfernt.
Ich lecke Wunden. Während die Schullesungen mehr als gut laufen, läuft es mit den öffentlichen Lesungen überhaupt nicht. Wenige Zuhörerinnen bei der Lesung in der Thalia; die Veranstaltung für "Zürich liest" haben die Organisatorin und ich nach einem total schlechten Vorverkauf in gegenseitigem Einverständnis abgesagt. Es ist das alte Problem: Jugendliche mögen zwar die Lesungen, wenn sie erst mal da sind, aber freiwillig gehen sie (kaum) hin, Erwachsene kommen nicht an Veranstaltungen für Jugendliche (für Kinder schon, weil sie da mit ihren Kindern hingehen). Und Hand aufs Herz: Bei dem Stellenwert, den die Jugendliteratur in der Schweiz hat, wundert das auch nicht.
Und gestern habe ich erfahren, dass es nun auch meinen Verlag erwischt hat. Thienemann fusioniert mit Esslinger, an der Spitze ändert sich alles und das kann bedeuten, dass sich auch sonst eine Menge ändert. Zum Glück belastet mich das nicht besonders, denn ganz ehrlich, die Buchwelt ist eine hektische, unberechenbare und unsichere Welt geworden und man kann sich an so ziemlich jeden (Zukunfts)Gedanken gewöhnen.
Zum Glück gibt's nicht nur ein Berufsleben, sondern auch ein Privatleben. Dort herrscht eine stille, zufriedene Ruhe in der Gedankenwelt. Einzige Ausnahme: Heute Morgen muss ich Frau Tochter ganz doll die Daumen drücken!
Ich mag im Moment nicht schreiben. Trotz höllischem Deadlinedruck.
Ich verschiebe sogar das Überarbeiten. Trotz höllischem Deadlinedruck.
Ich hab mein Ziel nicht erreicht: Eigentlich wollte ich zumindest eins, wenn nicht zwei meiner vergriffenen Bücher selber publizieren. Davon bin ich weit entfernt.
Ich lecke Wunden. Während die Schullesungen mehr als gut laufen, läuft es mit den öffentlichen Lesungen überhaupt nicht. Wenige Zuhörerinnen bei der Lesung in der Thalia; die Veranstaltung für "Zürich liest" haben die Organisatorin und ich nach einem total schlechten Vorverkauf in gegenseitigem Einverständnis abgesagt. Es ist das alte Problem: Jugendliche mögen zwar die Lesungen, wenn sie erst mal da sind, aber freiwillig gehen sie (kaum) hin, Erwachsene kommen nicht an Veranstaltungen für Jugendliche (für Kinder schon, weil sie da mit ihren Kindern hingehen). Und Hand aufs Herz: Bei dem Stellenwert, den die Jugendliteratur in der Schweiz hat, wundert das auch nicht.
Und gestern habe ich erfahren, dass es nun auch meinen Verlag erwischt hat. Thienemann fusioniert mit Esslinger, an der Spitze ändert sich alles und das kann bedeuten, dass sich auch sonst eine Menge ändert. Zum Glück belastet mich das nicht besonders, denn ganz ehrlich, die Buchwelt ist eine hektische, unberechenbare und unsichere Welt geworden und man kann sich an so ziemlich jeden (Zukunfts)Gedanken gewöhnen.
Zum Glück gibt's nicht nur ein Berufsleben, sondern auch ein Privatleben. Dort herrscht eine stille, zufriedene Ruhe in der Gedankenwelt. Einzige Ausnahme: Heute Morgen muss ich Frau Tochter ganz doll die Daumen drücken!
Sonntag, 20. Oktober 2013
Lesung bei der Thalia in Bern
Wir waren - wie erwartet - eine kleine Runde, was uns nicht daran hinderte, einen tollen Abend zu haben. Ich habe erzählt, wie es zum Buch #no_way_out gekommen ist und einige Passagen daraus vorgelesen. Der Vorteil kleiner Runden: Sie werden zu Gesprächsrunden. So unterhielten wir uns übers Schreiben, über Projekte, Cover, Lektorate und vieles mehr. Mir hat es unendlich gut gefallen. Und wer weiss, vielleicht wird die Runde ja irgendwann grösser :-)
Ich habe meine Digicam Vero Engelken von der Bahnhofsthalia in die Hand gedrückt. Dass die Fotos rauskamen wie immer, ist nicht ihre Schuld. Vielleicht sollte ich mir statt eines Ghostwriters eine Ghostauftreterin nehmen, die etwas besser aussieht als ich und vor allem wesentlich fotogener ist.
Ich habe meine Digicam Vero Engelken von der Bahnhofsthalia in die Hand gedrückt. Dass die Fotos rauskamen wie immer, ist nicht ihre Schuld. Vielleicht sollte ich mir statt eines Ghostwriters eine Ghostauftreterin nehmen, die etwas besser aussieht als ich und vor allem wesentlich fotogener ist.
Montag, 14. Oktober 2013
Leute, die Kurt heissen, sind keine Helden
Smiley aus #no_way_out hat auch einen "richtigen" Namen. Er heisst Kurt. Nicht einfach so. Sondern weil ich mir ganz viel dabei überlegt habe. Es musste ein "uncooler" Name sein, einer dieser alten Namen, das verlangt Smileys Herkunft. Und es musste ein Name sein, bei dem mein Herz trotzdem ins Schwingen gerät. Das kann es nur, wenn es irgendwo in der realen Welt jemanden gibt, in dem ich viele (nicht alle) Eigenschaften von Smiley erkenne.
Ich liebe Smiley. Aus vielen Gründen. Der wichtigste: Smiley sieht mit dem Herzen. Die Oberfläche eines Menschen interessiert ihn nicht. Er sieht das, was darunter ist. Und Smiley ist ein guter Freund, eigentlich der beste Freund, den man haben kann.
Kurt, diese Stelle ist für dich:
"Freiheit gibt es nicht", sagte ich zu Smiley. "Wir sind alle Gefangene unserer Vergangenheit. Sogar so reiche Leute wie Edy oder so kluge Leute wie Margot."
Smiley schaute auf die Mittelstreifen, die auf uns zukamen und unter uns abzutauchen schienen. "Ich nicht", verkündete er, nachdem wir bestimmt hundert oder mehr Mittelstreifen weggefahren hatten.
"Du lebst in einer Hütte auf dem Land deines Grossvaters. Mitten in seinem Schrott, von dem du wahrscheinlich kein Stück weggeworfen hast", rechnete ich ihm vor. "Noch mehr in der Vergangenheit kann man gar nicht leben."
"Deswegen bin ich noch lange nicht ihr Gefangener."
Smiley öffnete das Fenster, steckte seinen Kopf hinaus und rief: "Ich bin ein freier Mann. Ich lebe mit der Vergangenheit und nicht in ihr, und ich bin nicht ihr Gefangener!"
Der Fahrtwind zerzauste seine Haare. Mir fiel ein Foto mit einem Hund ein, das ich mal gesehen hatte. Der Hund hatte seinen Kopf aus dem Autofenster gesteckt, genau wie Smiley. Ich musste lachen.
Smiley zog seinen Kopf ins Wageninnere zurück. "Das ist nicht witzig", grummelte er. "Du solltest dir das hinter deine Löffel schreiben und versuchen, danach zu leben."
Nun, das konnte schwierig werden, denn wir rasten geradewegs einem Leben in einer unfreien Zukunft entgegen.
"Brückenspringer. Hast du gehört? So nennen sie uns." Er schlug die Hand auf das Armaturenbrett. "Hey, wir sind so was wie Helden."
"Leute, die Kurt heissen, sind keine Helden", zog ich ihn auf.
Doch. Denn mit dem Herzen sehen kann nicht jeder.
Ich liebe Smiley. Aus vielen Gründen. Der wichtigste: Smiley sieht mit dem Herzen. Die Oberfläche eines Menschen interessiert ihn nicht. Er sieht das, was darunter ist. Und Smiley ist ein guter Freund, eigentlich der beste Freund, den man haben kann.
Kurt, diese Stelle ist für dich:
"Freiheit gibt es nicht", sagte ich zu Smiley. "Wir sind alle Gefangene unserer Vergangenheit. Sogar so reiche Leute wie Edy oder so kluge Leute wie Margot."
Smiley schaute auf die Mittelstreifen, die auf uns zukamen und unter uns abzutauchen schienen. "Ich nicht", verkündete er, nachdem wir bestimmt hundert oder mehr Mittelstreifen weggefahren hatten.
"Du lebst in einer Hütte auf dem Land deines Grossvaters. Mitten in seinem Schrott, von dem du wahrscheinlich kein Stück weggeworfen hast", rechnete ich ihm vor. "Noch mehr in der Vergangenheit kann man gar nicht leben."
"Deswegen bin ich noch lange nicht ihr Gefangener."
Smiley öffnete das Fenster, steckte seinen Kopf hinaus und rief: "Ich bin ein freier Mann. Ich lebe mit der Vergangenheit und nicht in ihr, und ich bin nicht ihr Gefangener!"
Der Fahrtwind zerzauste seine Haare. Mir fiel ein Foto mit einem Hund ein, das ich mal gesehen hatte. Der Hund hatte seinen Kopf aus dem Autofenster gesteckt, genau wie Smiley. Ich musste lachen.
Smiley zog seinen Kopf ins Wageninnere zurück. "Das ist nicht witzig", grummelte er. "Du solltest dir das hinter deine Löffel schreiben und versuchen, danach zu leben."
Nun, das konnte schwierig werden, denn wir rasten geradewegs einem Leben in einer unfreien Zukunft entgegen.
"Brückenspringer. Hast du gehört? So nennen sie uns." Er schlug die Hand auf das Armaturenbrett. "Hey, wir sind so was wie Helden."
"Leute, die Kurt heissen, sind keine Helden", zog ich ihn auf.
Doch. Denn mit dem Herzen sehen kann nicht jeder.
Sonntag, 13. Oktober 2013
Aus dem Herzen gesprochen
An der Frankfurter Buchmesse wurde der deutsche Jugendliteraturpreis vergeben. Im Vorfeld kam es zu heftigen Kontroversen, weil über 500 Kinder- und Jugendbuchautoren und Illustratoren eine Petition unterschrieben hatten, in der sie eine Diskussion über die Richtlinien zur Preisvergabe wünschten.
Diese über 500 Unterzeichnenden wurden pauschal verbal abgewatscht mit Worten, die jenseitig sind (weshalb ich hier gar nicht darauf eingehe; nachlesen kann man es hier bei mir und hier auf der Webseite der Initianten). Irgendwann, als die lästigen 500 Leutchen einfach nicht daran dachten, klein bezugeben und sich in die Schamecke zu verkriechen, kam dann ein Angebot zu einem Gespräch an einem runden Tisch. Thema: "Autorenförderung". Man kann Menschen auch doppelt abwatschen. Genau das ist dieses Angebot meiner Ansicht nach. mit diesem Angebot passiert. Die 500 Widerspenstigen sind denn auch nicht auf dieses Angebot eingegangen.
Die Preisvergabe rückte näher und siehe da: Es gab plötzlich keine Karten mehr für ein paar der Unterzeichnenden. Gewonnen haben dann vor allem Werke ausländischer Autoren.
(Zwischenanmerkung: Nein, das liegt nicht daran, dass deutschsprachige Autoren nicht schreiben können - meiner Ansicht nach wäre Rolf Lappert mit seinem Pampa Blues ein sehr würdiger und sehr verdienter Preisträger gewesen).
Nun zu dem Mann, der mir aus dem Herzen gesprochen hat. Andreas Steinhöfel wurde für sein schriftstellerisches Lebenswerk ausgezeichnet. Dass er wunderbare Bücher schreibt, denen ich einzigartige Lesemomente verdanke, wusste ich. Dass er den Mut hatte, in seiner Dankesrede Dinge anzusprechen, die einen grossen Teil von uns deutschsprachigen Autoren wie Steine im Magen und vor den Füssen liegen, ehrt ihn doppelt. Ich danke dir, Andreas.
Diese über 500 Unterzeichnenden wurden pauschal verbal abgewatscht mit Worten, die jenseitig sind (weshalb ich hier gar nicht darauf eingehe; nachlesen kann man es hier bei mir und hier auf der Webseite der Initianten). Irgendwann, als die lästigen 500 Leutchen einfach nicht daran dachten, klein bezugeben und sich in die Schamecke zu verkriechen, kam dann ein Angebot zu einem Gespräch an einem runden Tisch. Thema: "Autorenförderung". Man kann Menschen auch doppelt abwatschen. Genau das ist dieses Angebot meiner Ansicht nach. mit diesem Angebot passiert. Die 500 Widerspenstigen sind denn auch nicht auf dieses Angebot eingegangen.
Die Preisvergabe rückte näher und siehe da: Es gab plötzlich keine Karten mehr für ein paar der Unterzeichnenden. Gewonnen haben dann vor allem Werke ausländischer Autoren.
(Zwischenanmerkung: Nein, das liegt nicht daran, dass deutschsprachige Autoren nicht schreiben können - meiner Ansicht nach wäre Rolf Lappert mit seinem Pampa Blues ein sehr würdiger und sehr verdienter Preisträger gewesen).
Nun zu dem Mann, der mir aus dem Herzen gesprochen hat. Andreas Steinhöfel wurde für sein schriftstellerisches Lebenswerk ausgezeichnet. Dass er wunderbare Bücher schreibt, denen ich einzigartige Lesemomente verdanke, wusste ich. Dass er den Mut hatte, in seiner Dankesrede Dinge anzusprechen, die einen grossen Teil von uns deutschsprachigen Autoren wie Steine im Magen und vor den Füssen liegen, ehrt ihn doppelt. Ich danke dir, Andreas.
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