Sonntag, 23. Februar 2014

Zwischenmeldung

Offline zu gehen ist gefährlich! Man gewöhnt sich daran. Vor allem, wenn man das Online-Sein absolut nicht vermisst. Genau das ist mir mal wieder passiert. Ich sass oben in den Bergen, ohne Internetanschluss, mit dem Handy, dessen Nummer nur die Familie kennt, und ich war total glücklich, produktiv, aktiv und zufrieden. So sahen meine Tage aus:

Aufstehen, wenn ich fertig geschlafen hatte (zwischen sieben und halb acht), überarbeiten von Band 2, schreiben am Band 3, ein Konzept für einen Verlag erstellen, an meinem SP Projekt arbeiten, spazieren, Gitarre spielen, putzen (war nötig), dazwischen ohne Rücksicht auf die Zeit essen, zu was ich Lust hatte, vor allem dann, wenn ich Hunger hatte, schlafen gehen, wenn ich müde war. Die Reihenfolge war jeden Tag anders, die Länge der Spaziergänge ans Wetter angepasst (also zum Teil recht lang). Auf einem der Spaziergänge habe ich im Volg in Morissen den Fruchtsaft meines Lebens gefunden (und brav im Rucksack nach Hause geschleppt, zusammen mit der "Südostschweiz", die ich dann ganz gemütlich beim Kaffeetrinken gelesen habe).

Wichtig: eins nach dem anderen tun. Alles bewusst. Nie hasten und haspeln.

Jetzt bin ich für ein paar Tage zurück im Tal, angeschlossen ans Netz. Und ganz ehrlich: FB, Twitter, Google Plus und Co. interessieren mich gerade gar nicht. Ich glaube, ich führe hier im Tal unten den Bergrhythmus ein (mal abgesehen von den Mahlzeiten - da muss ich wieder für mehr Leute sorgen als nur für mich).

Dienstag, 11. Februar 2014

Wenn der Postbote mit der Bücherschachtel kommt

Sohn: "Ich habe Bücher bestellt."
Ich: "Nicht im Laden gekauft?"
Er: "Ging nicht. Die hatten nicht alle. Ausserdem waren es zu viele."
Ich: "Wie viele?"
Er: "37."
Ich: "Wie viele?"
Er: "37."
Ich: "37???"
Er: "Ja."
Ich (verwirrt): "Warum gerade 37?"
Er: "Es ist eine Serie."
Ich: "Eine Serie mit 37 Bänden?"
Er: "Ja."
Ich (völlig erschlagen): "Da hat ein Autor 37 Bände geschrieben???"
Er: "Nein, ein paar Autoren zusammen."
Ich: "Und die werden dir jetzt geliefert? Also, die Bücher, nicht die Autoren?"
Er: "Ja."
Ich: "Das will ich sehen."

Hier:


Sonntag, 9. Februar 2014

Was dieser Tag für mich bedeutet

1992 war ich schwanger. Wir waren auf dem Weg, eine Familie zu werden. Alles war gut. Und dann stimmten wir Schweizer über den Beitritt zum EWR (Europäischen Wirtschaftsraum) ab. Die genauen Zahlen weiss ich nicht mehr, aber es war damals ähnlich wie heute. Die Schweiz war ein gespaltenes Land, gewonnen haben damals die Nein-Sager, sehr knapp, aber prägend für die Zukunft.

Herr Ehemann und ich wollten auswandern. Dieses enge Land hinter uns lassen. Aber ich bin ein Familienmensch. Ein (dieses) Land hinter mir zu lassen: Das wäre gegangen. Die Familie hinter mir zu lassen: Das wäre nicht gegangen. Wir blieben. Wurden eine Familie mit zwei Kindern, denen ich mir trotz (für mich) niederschmetterndem Abstimmungsresultat eine Zukunft wünschte. Nichts ist so schlimm gekommen, wie ich befürchtet hatte. Aber meine Wurzeln, die tief in den Rheintaler Boden gereicht hatten, sassen nicht mehr so fest wie auch schon.

Heute hat sich das alles wiederholt. Das Abstimmungsresultat ist so knapp, dass es das Land wieder spaltet. Das Gefühl ist ähnlich wie damals. Nur: Wurzeln in diesem Land habe ich längst fast keine mehr, schon gar nicht mehr im Rheintaler Boden. Sie sind an der Politik, dem Misstrauen gegenüber allem Fremden (Nationen, Lebensformen), starren gesellschaftlichen Normen, der Zubetonierung, der Verstädterung, der Enge hier im Tal eingegangen. Ich wohne hier. Mehr nicht. Ich könnte auch in Schottland wohnen. Oder in England. Oder in Frankreich. Oder als Nomadin von einem Land zum anderen ziehen.

Wenn da nicht die Familie wäre, die hier ist. In ihr bin ich verwurzelt. Und wäre da nicht die Gewissheit, dass es auch in Schottland, England oder Frankreich nicht viel besser ist. Wo geht eine wie ich denn hin? Darauf finde ich nur eine Antwort: Zu mir selber. Ich kann der Mensch sein, der ich sein möchte. In jedem Land. Auch in diesem, "meinem" furchtbar komplizierten, knorzigen, knorrligen Land.

Und für alle die, die nicht verstehen, warum wir Schweizer heute so abgestimmt haben, wie wir abgestimmt haben, eine Erklärung von Mark Balsiger, die es sehr gut trifft. Weil nichts einfach ist. Und schon gar nicht schwarz-weiss. Nie.

Mittwoch, 5. Februar 2014

Nominiert für den Hansjörg-Martin Preis

Es gibt so ganz besondere Moment im Leben, Momente, in denen für einen Augenblick die Zeit anhält. Gestern, als ich vom Einkaufen nach Hause kam, war so einer. Ich verstaute alles an seinen richtigen Platz, machte mir einen Kaffee und setzte mich an den Computer. Kurz die Mails lesen und dann dem lektorierten Manuskript den letzten Feinschliff geben. Dachte ich. Es kam anders.

Da war eine Mail mit einem endlos langen Betreff, den ich nicht wirklich las. HERZLICHEN GLÜCKWUNSCH stand da. Werbung, dachte ich. Danach las ich das Wort SYNDIKAT. Hä?, schoss es mir durch den Kopf, weil ich zwar richtigerweise nicht die Mafia sondern deutsche Krimiautoren mit dem Wort in Verbindung brachte, aber keine Ahnung hatte, was die von mir wollten. Mein Verlag habe sich an der Ausschreibung zum Hansjörg-Martin-Preis beteiligt und ich sei nominiert. Ein Scherz, überlegte ich. Aber da stand dann noch so viel mehr, dass ich mich fragte, ob's wohl stimmt. Im Internet nachgucken konnte ich nicht, denn da wurden die Nominierten erst um 12.00 Uhr aufgeschaltet.

Also sass ich da. Stellte mir vor, wie das wäre, wenn es kein Scherz wäre. Normalerweise schreie ich bei solch Wahnsinnsneuigkeiten schon mal los, schlage meine Hände auf den Tisch, springe auf und wirble durchs Haus. Nichts von alledem passierte. Ich sass einfach da. Ganz still. Und eine riesige innere Ruhe breitete sich in mir aus. Ich glaube, ich war selten in meinem Leben so ruhig und so nah bei mir. Es war einfach nur schön.

Schön, weil ich finde, dass ich mit #no_way_out das Buch meines Lebens geschrieben habe, schön, weil damit Menschen eine Stimme bekommen, die mir wichtig sind, schön, weil darin alles steckt, was auch mir wichtig ist.

Meine beiden Männer (Herr Ehemann und Herr Sohn) kamen zum Mittagessen nach Hause. Es stand alles auf dem Tisch, aber sie mussten warten, weil ich um 12 nachschauen wollte, ob ich einem Scherz aufgesessen war, oder ob #no_way_out wirklich nominiert ist. Ich öffnete die Seite. Fand mich. Ging zurück zu meinen Männern und erzählte von der Nomination.

Ich habe zwei sehr praktische Männer. Die ganz praktische Dinge wissen wollten. Zum Beispiel, wann und wo der Preis verliehen wird, was er "wert" ist usw. Das war mir alles völlig egal. Das Buch ist nominiert. Alles andere ist unwichtig. Selbst wenn ich ganz tief in mich hineinhorche und mich frage, ob ich den Preis gewinnen will, kommt nur ein "das wäre schön, aber das ist nicht wichtig". Ist es wirklich nicht.

Das merkte ich auch am Nachmittag. Ich kam gar nicht dazu, die Nachricht selber zu verbreiten. Sie war schon da. In meiner FB-Chronik. Mit ganz vielen Gratulationen. Es war überwältigend. Den ganzen Tag. Ich glaube nicht, dass es noch besser werden kann. Dazu war der gestrige Tag zu schön. Und so werde ich völlig entspannt mit einem meiner beiden Männer (Herrn Ehemann) am 24. Mai nach Nürnberg fahren, tolle Autorenkollegen treffen, bei der Preisverleihung anwesend sein und mich so oder so freuen.

Kürzlich schrieb ich, dass ich am Anfang von etwas Gutem stehe. Ich wusste nicht, wie schnell das Gute schon bei mir vorbeischauen würde. Ich freue mich daran. Uneingeschränkt.


Montag, 3. Februar 2014

Ein ganz besonderer Empfang - Teil 2

Hier habe ich über den besonderen Empfang geschrieben, den mir Jugendliche der Freien Schule Winterthur bereitet haben. Und hier ist die auf heute versprochene Auflösung. Die Klasse hat das Buch Das Projekt gelesen und dabei hat jede(r) seine drei Lieblingswörter aus dem Buch herausgeschrieben. Was für eine wunderbare Idee. Ich glaube, ich mache das in Zukunft auch mit den Büchern, die ich lese. Nochmals einen herzlichen Dank an die Jugendlichen und ihre Lehrpersonen. Ich habe den Tag bei euch sehr genossen!