Mein erstes Buch gab's als Film in meinem Kopf, dann in unzähligen Versionen auf dem Laptop und viel später als Endversion zwischen zwei Buchdeckeln. Planung? Nein. Plotausarbeitung? Nein. Notizen: Ja, ganz am Ende, um die losen Fäden zusammenzubringen, Plotlöcher zu füllen und vor allem, um mich an die Nachnamen der Figuren zu erinnern (dazu mehr in einem anderen Beitrag).
Seither ist viel passiert. Mit jedem Buch habe ich der Planung mehr Gewicht gegeben. Meine Notizbücher wurden voller und vor allem bunter, weil ich gerne mit verschiedenen Farben arbeite.
Kürzlich fragte mich eine gute Freundin, ob das mit dem Schreiben eigentlich irgendwann einfacher gehe. Ob man professioneller werde. Meine Antwort: Nein. Nicht in meinem Fall. Die Erstversion ist oft ein grausamer Murks, ich bin immer noch Langsamschreiberin und Zweiflerin. Vielleicht mehr denn je. Bevor jetzt jemand in Mitleid ausbricht: Dazu besteht kein Grund. Ich bin der tiefen Überzeugung, dass ich meine Zweifel brauche. Sie halten mich ganz schön auf dem Teppich, lassen mich meine Texte hinterfragen und spornen mich zu besserem Schreiben an.
Was (bei mir) professioneller wurde, ist die Planung eines Buches. Noch nie war ein Plot so ausgereift wie jener zu meinem neuen Krimi. Ich kenne den Täter/ die Täterin (HA, ich werde doch nicht verraten, ob Männlein oder Weiblein am Ende der Böse / die Böse ist), das Motiv, die anderen Tatverdächtigen und ihre Motive, habe plausible Gründe, weshalb diese Leute verdächtig sind und wunderbare Ideen, weshalb sie kein Alibi oder ein falsches Alibi haben. Ich kenne die ganze Geschichte von A bis Z. Alles in Butter also.
Denkste. Wie in einem
früheren Posting berichtet, kickte ich meinen ursprünglichen Ermittler nach dem ersten Viertel der Geschichte kurzerhand über Bord, weil er einfach nicht hineinpasste, und fand einen wunderbaren neuen, wesentlich jüngeren Ermittler. Und so schrieb ich glücklich motiviert weiter, bis ... ja ... bis mir aufging, dass irgendetwas einfach noch nicht stimmte.
Diesmal dauerte es nicht so lange, bis ich dahinter kam, woran es lag. Und so wechselte ich mitten in der Geschichte die Erzählzeit. Von der Vergangenheit in die Gegenwart, sprich, in den Präsens, denn bei Geschichten im Präsens hat man das Gefühl, live dabeizusein. Man schaut nicht auf etwas zurück, das die Figuren im Buch schon abgeschlossen haben, sondern geht neben den Figuren her. Tappt mit ihnen im Dunkeln. Sucht mit ihnen die Lösung. Hofft und bangt direkt mit ihnen. Das Tempo und die Spannung steigen.
Das ist ja wunderschön und gut. Nur: Ich bin jetzt dabei, den Anfang des Buches zum zweiten Mal anzupassen. Das erste Mal musste die Handlung neu auf meinen jungen Ermittler zugeschnitten werden. Jetzt muss ich im ganzen Text die Zeitform und auch meine Erzählsprache anpassen. Ach ja, und Kevin Brooks hat sich auch noch in die Geschichte geschlichen. Er hat mir eine zusätzliche Figur beschert, die nun auch eingebaut werden muss.
Sagte ich gerade irgendwo weiter oben, ich hätte meinen neuen Krimi total durchgeplant?