Donnerstag, 13. August 2009

Starkstrom

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Es ist da ... zwar noch nicht in den Läden, aber das erste Exemplar bei mir daheim:

Mittwoch, 12. August 2009

HOME OF BAD WORDS

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Ich bin - unter anderem - notizbüchersüchtig.

Gestern lief ich einem ganz besonderen Exemplar über den Weg - eines, von dem ich gleich zwei Ausgaben kaufte.

links: mit Schutzcover, rechts: ohne Schutzcover


Dass auf dem coolen Buch dann auch noch HOME OF BAD WORDS steht, macht die Sache perfekt. Die Notizen für die nächsten paar Krimis und Thrillers gehören genau in diese zwei Bücher. Keine anderen.

Dienstag, 11. August 2009

Recherche

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Am Sonntagmorgen sassen der lokale Polizeichef und ich zusammen an einem Tisch in der Polizeistation. Ich mit einem langen Fragenkatalog, er mit viel Geduld (und wunderbarem Kaffee).

Eigentlich war unser Treffen früher geplant gewesen, aber erst schob ein grosser Arbeitsberg den Termin nach hinten und dann kamen die Ferien dazwischen. Ein Glücksfall für mich, wie sich herausstellte, denn als ich so munter draufloszuschreiben begann, tauchten immer mehr Fragen auf. Mein Notizbuch füllte sich und am Ende war die Liste so lang, dass ich mir vorkam wie ein Depp.

Konnte es sein, dass ich nach all der Krimilektüre, die ich intus habe, nach all den vielen, vielen Krimis, die ich gesehen habe, nach all den Recherchen zu meinen eigenen Krimis, trotzdem so wenig weiss? Ja. Es konnte. Denn: Als Autor muss man viel mehr wissen, als man nachher auch tatsächlich auf das Papier bringt. Der Leser soll dieses Wissen spüren, aber nicht damit überhäuft werden. Wer will schon seitenlange Abhandlungen darüber lesen, was an einem Tatort genau geschieht und wie die Ermittlungsarbeit funktioniert? Der Leser will aber darauf vertrauen können, dass der Autor es weiss. Und so "wusste" ich zwar, was ich gelesen und im Fernsehen gesehen hatte und was ich für meine letzten Bücher in Erfahrung gebracht hatte (das war ja auch nicht wenig!) - und ich merkte, dass das noch lange nicht reicht.

Langsam dämmert mir: Je mehr ich über Polizeiarbeit weiss, desto mehr wird mir bewusst, wie viel ich noch nicht weiss. Mit jedem Buch taste ich mich weiter vor. Mit jedem Buch wächst aber auch die Erkenntnis, dass zwischen Realität und Fiktion ein ziemlich tiefer Graben liegt.

Denn: Wer will schon lesen, dass Polizeiarbeit zu einem sehr, sehr grossen Teil aus Papierkram besteht? Dass die Befragungen nicht irgendwo draussen oder in den Wohnungen der Befragten, sondern auf der Polizeistation durchgeführt werden? Dass nicht im Verhörzimmer verhört, sondern viel häufiger im Büro befragt wird? Dass bei solchen Befragungen kein Tonband läuft, sondern der Polizist jede Antwort wortwörtlich in den PC tippen muss? Dass eine Mordermittlung ein hochkomplexer, langwieriger Vorgang ist, in den unzählige Stellen involviert sind?

Als Autorin schlage ich einen Bogen zwischen Realität und Fiktion, wobei ich versuche, so dicht wie möglich an der Realität zu bleiben - und trotzdem einen spannenden Krimi und kein Sachbuch zu schreiben.

Ach ja: Kaum hatte ich mich zu Hause mit all meinen Notizen vor den Laptop gesetzt und mit dem Schreiben begonnen, schlich sich doch auch schon die nächste Frage um die Ecke.

Zum Glück darf ich jederzeit beim Polizeichef nachfragen!

Montag, 10. August 2009

Grenzen ausloten - Wie "happy" muss das "End" sein?

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Manchmal wünschen sich Jugendliche an meinen Lesungen etwas glücklichere, abgeschlossenere Enden als die Enden in meinen Büchern.

Ich stelle dann jeweils eine Gegenfrage: "Wenn heute dein Märchenprinz / deine Traumfrau Ja, ich will mit dir zusammen sein in dein Ohr flüstert, ist dann von diesem Moment an alles in deinem Leben nur noch Friede-Freude-Eierkuchen?"

Ist es nicht. Man erlebt einen guten Moment, kostet ihn aus und hofft, dass er lange anhält. Weil das Leben aber mehr oder weniger eine Achterbahnfahrt ist, hat niemand die Garantie auf einen Lebenshöhepunkt, der dann für ewig anhält. Das nächste Problem guckt irgendwann um die Ecke oder ein altes Problem taucht wieder auf wie das Ungeheuer von Loch Ness.

Und so enden meine Geschichten mit der Auflösung des Abenteuers, durch das die Figuren im Buch gegangen sind. Einigen von ihnen ist auch eine schöne Liebe vergönnt. ABER: Nicht alle Probleme sind gelöst. Die Mutter von Jay in Schlechte Karten ist am Ende des Buchs immer noch Alkohlikerin, Nick im Blackout überlebt zwar ganz knapp sein Abenteuer, aber es wird eine ganze Weile dauern, bis er wieder gesund ist; die vier Jugendlichen in Das Projekt machen zwar alle eine Entwicklung durch - und trotzdem stehen sie am Ende des Buchs an einem gar nicht so einfachen Anfang.

Nur einmal, bei Mordsangst, war mir das erste Ende um Längen zu düster. Da habe ich - ehrlich gesagt nicht zuletzt für meinen eigenen Seelenfrieden - einen Epilog geschrieben. Dennoch stehen auch die Figuren von Mordsangst am Ende an einem Anfang ...

Nein, ich bin keine Autorin für himmelhochjauchzende Happy Ends. Die Bücher enden mehr oder weniger versöhnlich, aber für alle Figuren geht das Leben danach weiter. Wie es weitergehen könnte, darf sich jeder für sich selber ausdenken. Ich weiss, dass viele Leseratten offene Enden nicht so sehr mögen, aber für mich bleibt ein gutes Buch mindestens teilweise offen - wie das richtige Leben halt.

Nun habe ich in den Ferien zwei Jugendbücher gelesen (The Road of the Dead / Am Tag danach), deren Autoren die Grenzen des "Happy Ends" mehr als nur gesprengt haben. Beide Enden haben mich tief beeindruck in ihrer logischen, unerbittlichen Konsequenz. Nein, ich werde nicht verraten, wie die Geschichten ausgegangen sind. Nur so viel: Ich bin den Autoren dankbar, dass sie die Grenzen überschritten haben, ich bewundere ihren Mut, und ich bin froh, dass die Herausgeber nicht gesagt haben: "Das können wir unseren jugendlichen Lesern nicht zumuten." Ich finde nämlich, dass man kann. Und soll. Und ich freue mich, in einem zukünftigen Projekt ebenfalls an diesen Grenzen zu kratzen.

Freitag, 7. August 2009

Grenzen ausloten - Wie viel Gewalt in einem Jugendbuch?

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Beim Schreiben von Mordsangst stellte sich die Frage, wie weit ich gehen durfte / sollte / wollte beim Schildern von Gewaltszenen.

Durfte: Wie weit würde der Verlag mitziehen? Wo würden die Grenzen sein? Um diese Frage sorgte ich mich nicht, denn ich erlebe meinen Verlag als sehr verantwortungsbewusst. Will heissen: Wenn detaillierte Schilderung von Gewalt für die Geschichte nötig ist, wird der Verlag die Schilderungen akzeptieren oder wir werden in guten Gesprächen eine Lösung finden, die im Sinne der Geschichte ist.

Sollte: Soll man Gewalt in ihrer ganzen Brutalität schildern? Samt ausgeschlagenen Zähnen, zu Matsch geprügelten Gesichtern, geschundenen Körpern? Oder soll man sie andeuten? Soll man sie - aus Rücksicht auf das jugendliche Publikum weichspülen? Auf diese Fragen gibt es die verschiedensten Antworten. Als ich meinem Agenten sagte, ich wolle ein Buch über Jugendgewalt schreiben, riet er mir, Polnisch für Anfänger zu lesen, ein Buch, das mit einer sehr real geschilderten Gewaltszene beginnt. Sie war sozusagen mein Massstab. Natürlich kenne ich von Erwachsenenbüchern her praktisch jede Stufe der Gewaltschilderung (ich habe sehr viele, sehr harte Thriller über Serienmörder gelesen, in denen nichts ausgelassen wurde), aber ich finde, Jugendbuch und Erwachsenenbuch ist nicht dasselbe, auch wenn ich weiss, welche Filme sich Jugendliche anschauen und dass Jugendliche sich einiges gewöhnt sind. Um das "sollte" auszuloten startete ich im Kinder- und Jugendbuchforum, in dem ich Mitglied bin, eine Diskussion zum Thema und stellte fest, dass diese Frage viele Jugendbuchautoren umtreibt. Meinungen und Gedanken dazu gehen auseinander; interessant waren die Begründungen.

Wollte: Das "Sollte" zeigte mir, dass praktisch alles möglich ist. Schlussendlich hing es von mir ab. Wie viel wollte ich zeigen? Wie viel wollte ich andeuten? Ich entschied mich für eine gemilderte Form der Gewaltdarstellung. Nicht, weil ich etwas weichspülen wollte. Schon gar nicht aus Unwissenheit. Ich weiss, wie grässlich die Folgen von Gewalt aussehen können. Ich glaube einfach nicht, dass eine detaillierte Schilderung die Geschichte besser gemacht hätte; sie hätte wohl eher den Fokus verlagert, hin zur körperlichen Gewalt. Ich wollte aber die Ursachen und Auswirkungen zeigen. Es gibt im ganzen Buch nur eine - kurze - Szene, in der ich die Gewalt in ihrer ganzen Hässlichkeit beschreibe. Diese Szene ist für mich eine Schlüsselszene und sie funktioniert so nur, weil ich vorher nicht schon voll aufgedreht habe beim Schildern körperlicher Gewalt.

Für mich stimmt die Schilderung der Gewalt in Mordsangst. Trotzdem habe ich mich immer wieder gefragt, wie das Buch geworden wäre, wenn ich näher an die Gewalt herangegangen wäre, sie härter und brutaler geschildert hätte.

Eine Antwort auf diese Frage gab mir in den Sommerferien die Lektüre von The Road of the Dead von Kevin Brooks. Kevin Brooks (ein Jugendbuchautor, den ich sehr bewundere und der mir auch Vorbild ist) lotet in diesem Buch die Gewalt aus. Schon in der Mitte der Geschichte denkt man, dass diese Gewalt nicht mehr zu steigern ist, aber Brooks zieht dann die Schraube nochmals an. Mein Problem: Ich stumpfte ab. Nahm auch die nächste Grausamkeit hin. Und las irgendwann über diese Szenen hinweg, denn ich liebe Brooks für seine Wahnsinnssätze, die einem die Härchen auf den Armen aufstellen und Tränen in die Augen treiben. Und die fanden sich nicht in den Gewaltszenen, sondern in den leiseren Passagen des Buchs.

Nachdem ich das Buch fertig gelesen hatte, wusste ich, dass ich Mordsangst auch beim nächsten Mal so schreiben würde, wie ich es geschrieben habe. Ich wusste aber auch, dass die Grenzen beim Schildern von Gewalt in Jugendbüchern sehr, sehr weit gesteckt sind. Ich finde das gut und beruhigend. Auch wenn ich nicht immer bis an die Grenzen gehen will.