Jahrelang habe ich bei Lesungen auf die Frage von Jugendlichen "Wo kann man Ihre Bücher kaufen?" geantwortet "Im lokalen Buchladen." Ich sage das heute noch als Erstes, denn die lokalen Buchläden sind mir wichtig. Im Laufe dieser Jahre habe ich jedoch zwei Dinge festgestellt:
1.Viele lokale Buchläden, ob gross oder klein, führen meine Bücher nicht. Ich muss also bei Lesungen erklären: "Im lokalen Buchladen. Ruft aber vorher dort an oder schickt eine Mail und erkundigt euch, ob sie das Buch haben, wenn nicht, werden sie es gerne für euch bestellen. Oder geht hin und bestellt das Buch, wenn es nicht an Lager ist."
2. Die Jugendlichen geben immer häufiger schon während meiner Erklärung auf. Okay, die Frau Autorin ist nett, sie ist meistens sogar witzig, und man würde das Buch ja kaufen, wenn dieses Prozedere nur nicht so grottig kompliziert wäre. Dann halt nicht, denken sie.
Dazu kommt: Meine Self Publishing Publikationen sind kaum bis gar nicht in den Buchhandlungen zu finden. Ich habe deshalb begonnen, die Antwort auf die Eingangsfrage zu ergänzen:
"Im lokalen Buchladen oder direkt bei mir."
Und so kommt es, dass ich ab und zu - wie heute Morgen - mit einer oder zwei Schachteln voller Bücher zur Post gehe und sie an Schulklassen schicke, bei denen ich gelesen habe.
Nein, ich möchte niemanden in den Buchhandlungen arbeitslos machen. Aber diese Zurückhaltung in eigener Sache hat mir jahrelang nicht viel gebracht. Wenn jetzt jemand "Einspruch!" ruft: Ich weiss, wovon ich rede; ich kenne meine Verkaufszahlen und ich halte in Buchhandlungen immer die Augen nach meinen Büchern offen, meistens vergeblich. Und bevor jemand mein Buch gar nicht kauft, biete ich es doch lieber selber an. Denn am Ende des Tages leben wir AutorInnen auch von verkauften Büchern, oder würden das zumindest gerne tun.
Falls BuchhändlerInnen mitlesen: Ich steige gerne in einen Dialog ein, und wir können gemeinsam nach Lösungen suchen. Eine wäre für mich zum Beispiel ein offizieller Büchertisch bei Schullesungen, geführt vom lokalen Buchladen, genauso, wie es bei Lesungen von Erwachsenenbuch-AutorInnen der Fall ist. Da stösst man jedoch bei Schulen nicht wirklich auf offene Ohren. Es gibt auch Schulen, die explizit darauf hinweisen, dass sie es nicht schätzen, wenn Frau Autorin oder Herr Autor die Bücher selber verkaufen will; daran halte ich mich, auch wenn ich es nicht verstehe.
Die Bücher, die heute zur Post gegangen sind, sind unterwegs zu Jugendlichen, die ihre Bücher aus einem anderen Grund bei mir bestellt haben: Sie haben gefragt, wie viel ich an einem Buch verdiene und waren entsetzt darüber, wie wenig es ist, und weil ich nicht verschwiegen habe, dass es mehr ist, wenn ich die Bücher selber verkaufe, wollten sie ausdrücklich bei mir bestellen.
Sorry - ignoriert das "Weiterlesen" - ich experimentiere mit dem Jump-Break und bekomme ihn nicht mehr raus.