Mittwoch, 22. April 2020

Ich bin nicht nett

Auf jeden Fall nicht zu meinem Körper. Mit diesem Gedanken bin ich heute Morgen sehr früh erwacht und habe mir die Zeit genommen, etwas länger darüber nachzudenken.

Ich war immer ein "Ruech" (so sagt man bei uns zu Leuten, die ohne Rücksicht auf ihren Körper rackern), habe meinen robusten Körper für garantiert genommen, habe ihm viel zugemutet. Habe ihn Garten- und Handwerksarbeit erbarmungslos ausgesetzt, oft in Körperhaltungen bei denen Warnsignale heftig geblinkt haben. Früher habe ich das mit Sport kombiniert, seit ein paar Jahren bin ich leidenschaftliche Wanderin. Feinheiten wie Stretching und Beweglichkeitsübungen fand - und finde - ich steinlangweilig, weshalb ich sie mir zwar regelmässig vornehme, das dann aber nie wirklich durchziehe.

Essen tue ich eigentlich sehr gesund. Das Gemüse kommt per Schachtel vom Biohof, Eier und Hühnerfleisch auch. Herr Ehemann und ich kochen selber, Fertigprodukte gibt es so gut wie nie. Und trotzdem esse ich falsch. Weil zu viel. Das macht die ganze Sache dann eben trotz eigentlich gesunder Ernährung ungesund.

In letzter Zeit klemmts und zirpts an zwei Stellen schmerzhaft, an einer chronisch, ich bin mittlerweile so unbeweglich wie eine Zaunlatte. Ich mache Witze darüber, schiebe es auf mein Alter, ärgere mich zwischendurch, unternehme halbherzige Anläufe in Sachen Beweglichkeit und Essen - und lasse beides wieder sausen.

Und heute Morgen, im Bett, als ich nachdachte, da wurde mir klar, wie sehr NICHT nett ich zu meinem Körper bin. Ich pflege den Garten, verschönere die Räume im Haus, schaue mir stundenlang Videos und Magazine über Gestaltungsideen an, aber den Raum, den ich wirklich bewohne, meinen Körper, den behandle ich schon fast sträflich fahrlässig. Kein Wunder, rebelliert er.

Mein Vorsatz nicht nur für heute und morgen: Ich will netter zu meinem Körper sein. Ich muss netter zu meinem Körper sein. Denn ich gedenke, noch eine ganze Weile in ihm zu leben. Da sollte ich es  - gopf noch mal - doch schaffen, ihn mit der gleichen Sorgfalt zu behandeln wie den Garten und das Haus.

2 Kommentare:

Hausfrau Hanna hat gesagt…

Dein Vorsatz,
liebe Alice,
besser, netter, umsichtiger und pfleglicher umzugehen mit deinem Körper, finde ich einfach nur gut! Mach es!
Der Körper wird dir umgehend antworten.

In Gedanken bin ich an deiner Seite. Zu Fuss selbstverständlich.
Herzlichen Gruss in die Ostschweiz
Haus- und Bewegungsfrau Hanna

Jutta Wilke hat gesagt…

Liebe Alice,

ich kenne das so so gut. Und seit geraumer Zeit bin ich genau auf diesem Weg unterwegs. Netter, ja liebevoll zu meinem Körper zu sein. Auch mir ist aufgefallen, dass ich mehr darauf achte, was ich meinem Garten Gutes tue als mir selbst.
Irgendwo habe ich mal gelesen: Die Menschen achten sorgfältiger darauf, mit was sie den Motor ihres Autos füttern als darauf, mit was sie ihren eigenen Motor füttern.
Nun sind wir beide keine Autofreaks, aber irgendwo trifft es das trotzdem.
Trag dir Sorge, pass auf dich auf und sei gut zu dir ♥ Jutta