Ich bin
mit gemischten Gefühlen und Vorurteilen nach Solothurn gefahren, nicht zuletzt in der Angst, zu sperrig für diesen Anlass zu sein. Heimgekommen bin ich mit genauso gemischten Gefühlen und der Gewissheit, tatsächlich ein wenig sperrig für den Anlass zu sein, jedoch auch total motiviert, mich in Zukunft noch mehr für das Kinder- und Jugendbuch einzusetzen. Aber der Reihe nach.
Solothurn ist eine wunderschöne Stadt. Da machte es auch nichts, dass ich das Büro der Literaturtage erst einmal geschlagene 20 Minuten lang suchen musste (Google Map, die seltsame (nicht)Beschriftung der Strassen in der Stadt und der extrem versteckte Ort des Büros sind schuld). Ich hab's als Besichtigungstour genommen und als ich dann endlich - ausgerüstet mit den nötigen Infos - über die Brücke gehen konnte, war mir so richtig wohl.
Am Donnerstag habe ich die Lesung der Schweizer Literaturpreisträger besucht, über die ich
hier schon berichtet habe. Für mich ging es am Freitag mit der Lesung von
Icon Poet los. Ich war begeistert vom Spiel, der Art, wie es präsentiert wurde und von den Jugendlichen, die toll mitgemacht haben. Weniger begeistert war ich darüber, dass der Saal halb leer war, aber dazu später mehr.
Pünktlich auf meine Lesung und das anschliessende Gespräch kam meine Autorenkollegin Karin Bachmann und wer wissen möchte, wie es gewesen ist, kann das
hier in ihrem Blog nachlesen. Nach einem gemeinsamen Mittagessen haben wir zwei weitere, leider nicht besonders gut besuchte Kinder- und Jugendveranstaltungen von
Bettina Wegenast und
Jürg Schubiger besucht, wo dann auch
Corinne Schroff (wie Karin und ich Vorstandsmitglied von Autillus, dem Verein der Schweizer Kinder- und Jugendbuchschaffenden) zu uns stiess. Für uns drei war klar: Schuld an den schlecht besuchten Kinder- und Jugendliteratur Veranstaltungen war die schlechte Information.
Die Fussnote auf dem Flyer war absolut keine Hilfe, das Programmheft auch nicht, weil die Veranstaltungen da zwar aufgeführt worden waren, aber ohne Angabe von Ort und Zeit. Und noch läuft nicht jeder mit einem Tablet oder Smartphone durch die Gegend und informiert sich online, wo die Kinder- und Jugendbuchschaffenden auftreten.
Die Podiumsveranstaltung "Neue Medien in der Kinder- und Jugendliteratur" war nicht nur extrem gut besetzt, sondern auch gut besucht - und vor allem spannend! Viel Zeit, um darüber zu diskutieren hatten wir nicht, weil wir gleich an die Think Tank Veranstaltung weiterzogen. Dieser Think Tank war eine Neuheit dieser Literaturtage. Eine fünfzehnköpfige Runde (in der leider keine Kinder- und Jugendbuchschaffenden vertreten waren) beschäftigte sich vor und während der Literaturtage intensiv mit der literarischen Zukunft der Schweiz und hat am Ende der Literaturtage einen - wie ich finde - diskussionswürdigen
Forderungskatalog erstellt.
Meine Meinung zur Kinder- und Jugendbuchliteratur als Fussnote auf dem Flyer hatte ich den Organisatoren schon vor dem Festival mitgeteilt. In der Podiumsrunde des Think Tank habe ich dann die Frage nach den Kinder- und Jugendbuchautoren nochmals deponiert, mit der Bitte, uns in Zukunft auch eine Stimme zu geben. Deshalb auch das Gefühl, zu sperrig zu sein. Den Mund einfach nicht halten zu können.
Mein Fazit, zusammengefasst:
Positiv:
- Ich habe viele interessante Veranstaltungen besucht
- Ich habe mich mit weiteren Vertretern aus dem Kinder- und Jugendliteraturbereich vernetzen können
- Ich bin wunderbar unterstützend begleitet worden von Karin Bachmann und Corinne Schroff (DANKE!)
- Die Lesung der Preisträger 2012 war ein Höhepunkt und eine Freude
- Ich habe meine Lesungen und mein Gespräch sehr genossen
- Ich bin motiviert für einen weiteren, verstärkten Einsatz für das Kinder- und Jugendbuch nach Hause gekommen
Negativ:
- Das Kinder- und Jugendprogramm hat unter der Fussnote im Flyer und den zu wenig genauen Angaben im Programmheft gelitten
- Die Kinder- und Jugendbuchschaffenden waren im Think Tank nicht vertreten, wahrscheinlich ein gedankenloses Versäumnis, das aber sehr wehtut, denn wir brauchen dringend eine Stimme.
- Die Medien haben ausführlich über die Literaturtage berichtet, wobei das Kinder- und Jugendliteraturprogram nichts weiter als eine Fussnote (falls überhaupt) ist.