Ich arbeite an einem Kurzkrimi. Und es ist wie jedes Mal, wenn ich eine kurze Geschichte schreibe: Ich frage mich, warum ich mich darauf eingelassen habe. Ich weiss ja, dass mir kurze Geschichten zu kurz sind, dass ich lieber sehr viel Zeit mit meinen Figuren verbringe als diese flüchtigen Beziehungen eingehe, bei denen ich, kaum bin ich den Figuren begegnet, sie auch schon wieder loslassen muss.
Die Antwort (warum ich trotzdem immer wieder kurze Geschichten schreibe) ist einfach: Die Anfragen sind zu verlockend. Eine Weihnachtsgeschichte für Jugendliche, die auf einem Song basiert? JAAAAA! Eine Abenteuer-Hörserie für 6 - 9- Jährige? Noch nie für diese Altersgruppe geschrieben, aber Himmel, hat mich das gereizt! Und weil es so toll war, habe ich gleich auch für eine Weihnachtsgeschichte für diese Altersgruppe zugesagt. Dann die Anfrage zum Krimi, herangetragen von Autorinnen, die ich sehr mag und. Wer könnte da Nein sagen?
Ich schreibe diese Geschichten begeistert gerne. Nur, wenn sie dann in ihrem ersten Entwurf fertig sind, sind sie zu lang - oft viel zu lang. Ich durchbreche die Zeichenanzahlvorgabe locker, luftig und unbeschwert, schreibe weiter und denke mir, dass man (ja "man" - "ich" wäre zu bedrohlich) da ja kürzen kann. Wobei ich den Gedanken ans Kürzen kurz halte; würde ich länger darüber nachdenken, bekäme ich das Muffensausen.
Beim ersten Überarbeiten habe ich das Kürzen im Hinterkopf, aber es hat nicht erste Priorität. Erst beim zweiten Gang achte ich darauf. Dabei fällt schon ganz viel weg, aber nie genug. Beim nächsten Gang geht es an das Eingemachte. Da heisst es dann: "Kill your darlings". Da fliegen Passagen raus, bei denen das Herz blutet. Aber vorgegebene Zeichenzahl ist vorgegebene Zeichenzahl! Je nach meiner Fahrlässigkeit beim Schreiben, sprich, beim unbedarften Überschreiten der Zeichenlimiten, überarbeite ich Kurzgeschichten unzählige Male.
Das Gute daran: Man lernt, sich auf das absolut Wesentliche zu beschränken. Man lernt, auf den Punkt zu schreiben. Ich habe so mit dem Schreiben begonnen. In einem Kurzgeschichtenforum. Es war die beste Schreibschule, die ich es für mich gab. Sie hat meinen Blick auf Überflüssiges geschärft. Denn auch bei einem Buch darf man sich nicht von den vielen Seiten dazu verleiten lassen, (zu) ausufernd zu werden. Auch bei Büchern fliegt viel bei mir immer viel wieder heraus. Diese Kurzgeschichten zwischen den langen machen also nicht nur Spass; sie tun den langen auch gut!
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