... Die Gegenfahrbahn heisst: "Sell local."
Weil ich aber - wieder einmal - die Einbahnstrassenerfahrung mache, wird es jetzt ein bisschen heftig (und lang) hier. Deshalb erst
einmal eine Ausschlussklausel:
Der nachfolgende Text richtet sich
ausdrücklich NICHT an Schweizer Buchhandlungen, die meine Bücher an
Lager haben. Denen schicke ich einen virtuellen Blumenstrauss und
bedanke mich recht herzlich.
An wen sich dieser Text richtet:
Schweizer Buchhandlungen, die meine (und andere Bücher von Schweizer
Jugendbuchautoren) nicht oder kaum an Lager haben.
"Buy local", kauft lokal, ber
ücksichtigt
die einheimischen Geschäfte. Das gilt nicht zuletzt für Buchhandlungen,
sind sie doch einem ziemlich rauen Wind ausgesetzt. Auch ich antworte
seit Jahren auf die Frage, wo man meine Bücher kaufen kann: "Im lokalen
Buchladen." Und füge an: "Das ist wichtig. Wenn wir das nicht tun, wird
es sie irgendwann nicht mehr geben."
Ich weiss aus Erfahrung, dass sehr viele Buchläden meine Bücher nicht
im Sortiment haben. Deshalb schiebe ich bei Lesungen eine weitere
Ergänzung nach: "Es ist möglich, dass die Buchhandlung das Buch zuerst
bestellen muss. Wenn ihr vorher anruft oder eine Mail mit der Bestellung
schickt, müsst ihr nur einmal hin."
Nun habe ich - in nicht mehr
ganz jugendlichem Übermut - mal online ein paar Schweizer Buchläden auf
die Verfügbarkeit meiner Bücher getestet. So vor Weihnachten wäre es ja
schön, wenn die Bücher der heimischen Autorin auch in den heimischen
Läden verfügbar wären. Es ist bei diesem Check bei sehr vielen Filialen
beim Konjunktiv geblieben. Beim "wäre schön".
Während andere
Länder ihre Autoren feiern und stolz auf sie sind, scheint das Schweizer
Jugendbuch in Schweizer Buchläden nicht viel wert zu sein. Würde ich
für Erwachsene schreiben, brächte ich es vielleicht bis zum Regal
"Schweizer Autoren". Aber irgendwie scheinen die Jugendbuchautoren nicht
in dieses Regal zu gehören. Und auch in kein anderes wirklich zu
passen. Womit wir dann halt nicht im Sortiment sind.
Okay. Dann
halt. So was nennt sich freie Marktwirtschaft, das Argument ist "Angebot
und Nachfrage". Aber es ist so. Dieses "Buy local" Dingens ist keine
Einbahnstrasse. Die Gegenfahrbahn heisst "Sell local." Jedes Mal, wenn
ich aus Schweizer Buchläden rauslaufe, die meine Bücher nicht haben,
überlege ich mir, das nächste Mal bei der Lesung eine andere Antwort zu
geben als die übliche. Nämlich die Autobahnantwort: "Bei Amazon." Ich habe es bis jetzt nicht gemacht. Weil es eben auch die anderen
Buchläden gibt. Jene, die mich und andere Schweizer Jugendbuchautoren im
Sortiment führen. Aber wenn ich so an meine Checks und
Buchhandlungsbesuche denke, ist es bis zur Autobahn nicht mehr weit.
PS: Ich bin Anfang nächstes Jahr im Kanton Zürich unterwegs. 40
Lesungen bei Jugendlichen, von denen bestimmt ein paar wieder fragen
werden: "Sie, wo gitt's iihri Büecher?" Ich würde extrem gerne sagen:
"Im lokalen Buchladen" und dabei zumindest denken können "möglich wär's
ja".