Montag, 1. April 2013

Symbolische Orte und deren Bedeutung - oder die schwierige Analyse von Büchern

Das Buch Blackout hat eine eigene Webseite, die von Schülern rege für Fragen genutzt wird. Ich gebe auch sehr gerne Auskunft (sofern ich nicht gerade für jemanden seine Klassenarbeit schreiben sollte, was auch schon vorgekommen ist). Aber letzten Donnerstag war ich überfordert:

Können Sie mir bitte die symbolischen Orte nennen und deren Bedeutung ?

Das konnte ich leider nicht. Denn ich verstand nicht einmal die Frage. Mein Figuren im Blackout halten sich an sehr realen Orten auf. Also schrieb ich zurück:

Ui, ich fürchte, ich verstehe die Frage nicht. Symbolische Orte? Was meinst du damit?

Dann verzog ich mich vier Tage in die Berge, um eine Geschichte zu Ende zu schreiben und in einem ersten Druchgang durchzukämmen. Vor ein paar Stunden kam ich zurück. Offensichtlich versteht die Person, die die mir die Frage gestellt hat, sie sellber auch nicht, denn sie stand wieder da, diesmal etwas dringender:

Listen Sie bitte einige "symbolische Orte"auf: Welche Bedeutung haben diese Orte für die Geschichte ?
Ich brauch das Unbedingt :(
K.S.  


Den traurigen Smiley (kann ein Smiley traurig sein oder nennt man die Dinger "Sadly") begreife ich. Die Frage leider immer noch nicht. Also schrieb ich zurück:

Liebe(r) KS
ICH KANN NICHT HELFEN, WEIL ICH KEINE AHNUNG HABE, WAS MIT DER FRAGE GEMEINT IST!!!
Du kannst das ausdrucken und deinem Lehrer / deiner Lehrerin geben und ausrichten, ich sei gespannt auf die Antwort.
Wenn du eine bekommst, schreib sie mir doch bitte.
Es tut mir wirklich leid ... 


So, und jetzt komme ich zu etwas, das ich loswerden will: Ich habe als Schülerin dieses endlose Analysieren gehasst wie die Pest. Mit so einer Frage hätte man mir das gelesene Buch definitiv madig gemacht (und die Autorin dazu vielleicht grad auch noch). Ganz sicher hätte man mich damit auf die Palme getrieben.

Es gibt da diese Geschichte vom blauen Vorhang. In einer Geschichte kommt ein blauer Vorhang vor. Gescheite Leute interpretieren das als "Trauer" / "Kälte" / "Den Wunsch auf Sommer" usw. Der Autor sitzt da und sagt: Leute, ich brauchte einfach eine Farbe für den Vorhang. Und Blau gefällt mir. (Ich erzähle diese Geschichte aus dem Gedächtnis - sie ist deshalb wahrscheinlich leicht falsch wiedergegeben, aber der Kern der Sache stimmt).

Zurück zum Blackout und den symbolischen Orten: Die Orte sind real. Wenn jetzt jemand das neue (noch nicht fertig eingerichtete) Zimmer von Nick als Symbol für die Leere, die er in sich fühlt, interpretieren will: Bitte. Man könnte auch sagen, dieses Zimmer sei Symbol dafür, dass für Nick Freiraum für seine Entwicklung geschenkt bekommt. Oder man könnte symbolisch sagen, dass das Zimmer ein Zeichen dafür sei, mit wie wenig Liebe Nick in dieser Familie aufgenommen wir. Oder man könnte schlicht behaupten, das Zimmer sei ein Symbol für die Fantasielosigkeit der Autorin. Nebst diesen Interpretationsmöglichkeiten gibt es noch ungefähr ein Dutzend andere.

So gesehen, ist JEDER Ort im Blackout symbolisch. Bis hin zur den dunklen Gängen im Fels (das ist die symbolische Hölle für ... öhm .... nein, dazu habe ich jetzt wirklich keine Lust.).

Ein Wort an die Lehrkräfte: Ich finde es super, dass Sie meine Bücher mit der Klasse lesen. Aber manchmal sind die Fragen dazu ganz schön unpraktisch und kontraproduktiv. Zumindest K.S. wird den Blackout für den Rest des Lebens in schlechter Erinnerung haben.

Mittwoch, 27. März 2013

Was ich als Autorin mit den Bucheinnahmen verdiene

Ich habe versucht, meine Einnahmen bildlich umzusetzen. Hier das Resultat:

Um mir das neue Buch "Naked"  meines Lieblingsautors Kevin Brooks kaufen zu können, muss ich mir den Geldbeutel mit den Einnahmen aus dem Verkauf der Bücher füllen, die ihr auf dem Bild links von Kevins Buch seht.


Oder anders:  Ich kann mir pro verkauftes Buch 1/4 Cappuccino im Café leisten und wenn ich ein weiteres Buch verkaufe, gibts ein Gipfeli (Croissant) dazu ... aber nicht überall, an vielen Orten reicht es nicht ganz.

Oder nochmals anders: Um einmal in die Berge und zurück zu fahren (halber Preis, da ich ein Bahnabo habe), müssen 27 meiner Bücher über den Ladentisch.

Nein, ich will nicht jammern. Mir ist nämlich grad zum Schreien. Und blöderweise springt mir damit zum ersten Mal nach all den Jahren wirklich die Sinnkrise an die Gurgel. Ja, ich habe immer gewusst, worauf ich mich einlasse. Und nein, das macht die Sache nicht erträglicher. Nicht vorgestern, als mir das so richtig bewusst wurde, und auch nicht heute, beim Schreiben dieses Eintrags. Nur gestern, da habe ich es eine Weile lang vergessen. Da war ich nämlich in Würelingen. Bei absolut sensationell tollen Jugendlichen. Ich habe selten so oft gelacht und so viel Spass gehabt wie mit den beiden Gruppen am Nachmittag. DANKE!

Montag, 25. März 2013

Showdown

Das Schreiben in den Bergen lief wie geölt. Und bin sogar schon zum ersten Mal im Gelände herumgewuselt und habe im Steilhang weitere Wege angelegt. So langsam sieht's nach Terrassengelände aus :-) Auch im Stall oben ging es vorwärts. Das Podest, das ich mir unter die Fenster wünschte, weil die zu weit oben sind um sonst heraussehen zu können, steht - Ehemann sei Dank. Verwendet haben wir nur Material, das wir schon hatten: Alte Bahnschienen und irgendwelche Better aus irgendeinem längst entsorgten Schrank.

Aber eigentlich wollte ich übers Schreiben schreiben (ich merke schon, das Gelände wird zur Ablenkungsgefahr - ich habe tausend Ideen, was ich alles damit noch machen möchte). Also. Das Schreiben. Es wuselt sich nicht nur prächtig im Gelände herum in den Bergen, es schreibt sich auch nirgens so prächtig wie dort oben in der Einsamkeit, abgeschieden von sämtlichem Zivilisationsschrott. Selbst wenn ich nicht schreibe, drehen sich die Gedanken, Wörter und ganze Sätze in meinem Kopf.

So bin ich denn am Freitag beim Showdown angelangt, der heftig und dramatisch ausgefallen ist. Heute möchte ich die Geschichte fertig schreiben und dann in eine erste Überarbeitung gehen. Es ist nämlich wie immer: Ich merke erst während des Schreibens, wohin die Reise geht. Für das aktuelle Manuskript bedeutet das: Die Unsicherheit darüber, wer denn nun von allen Bösen die Bösesten sind noch etwas weiter wachsen lassen. Dem Oberbösewicht ein paar Schattierungen hinzufügen. Die losen Fäden entweder kappen oder verknüpfen. Die teilweise noch sehr holprige Schreibweise ausmerzen. Die Geschichte ist - fast - fertig geschrieben (was noch nicht geschrieben ist, ist in meinen Kopf eingebrannt, zum Teil schon wortwörtlich). Das bedeutet nicht, dass der Text fertig ist. Im Gegenteil.

PS: Für die, die sich fragen, was mit dem Bergfrühling war. Als ich ankam, lag Schnee. Zum Glück schmolz er schnell weg.

Mittwoch, 20. März 2013

Schreibexil

Morgen früh geht's los. Ab in die Berge. Ins Schreibexil. Das Bild stammt vom letzten Frühling. Ganz so weit sind wir dieses Jahr noch nicht, aber letzte Woche haben die Krokusse für erste Farbtupfer gesorgt und die alleresten Primeln guckten auch schon raus. Ich bin gespannt, was mich morgen erwartet! Auf jeden Fall weiss ich jetzt schon, dass ich alle zwei Stunden das Schreiben unterbrechen und einen Rundgang übers Gelände machen werde - das geht nämlich seit letzter Woche auch wieder.


Warum ...

... kommen all diese total spannenden Anfragen immer dann, wenn man sowieso schon auf der Suche nach einem 48-Stunden-Tag ist? Das ist eine der Fragen, auf die ich immer noch eine Antwort suche. Die Geschichte(n) dahinter:

Manchmal sitzt man als Autorin in einem tiefen Tal, denkt, dass die Welt einen da unten vergessen hat, versucht sich selbst zu motivieren, weil einfach nichts Neues in Aussicht ist. Man plottet, konzeptet, schreibt Leseproben und wartet ... 

Und dann wird man plötzlich von einer Welle hochgehoben. Da sind Verträge, manchmal mehr als einer, da sind Abgabetemine, bei denen einem schwindlig wird, da sind Lesetouren, da ist eine volle Mailbox.

Genau dort bin ich jetzt, oben auf so einer Welle. In der Mailbox wirds zwar etwas ruhiger, weil ich vor einer etwas weniger lesungsintensiven Zeit stehe. Aber was reinkommt, hat es in sich. Da sitze ich dann und denke: Ich will, ich will, ich will - und in mir drin ruft's genauso laut: Du hast keine Zeit dafür, du hast keine Zeit dafür, du hast keine Zeit dafür.

Ich wollte zum Beispiel unbedingt in die Jury zu einem Schreibwettbewerb, weil die Idee dahinter einfach viel zu gut klang, um NEIN zu sagen (mehr dazu, wenn es konkreter wird). Ich hänge mich bei AUTILLUS total rein, weil wir uns nach nicht ganz einfachen Zeiten in guten, offenen Gewässern befinden, wo das Segeln einfach nur Freude macht. Ausserdem haben mich die Frauen vom Bastelstübli derart motiviert, dass ich die etwas brach liegende Idee vom Laden in den Bergen wieder vorantreibe. Und dann liegt heute Morgen eine weitere Wahnsinnsanfrage im Mailkasten. Eine, die toll klingt, aber auch nach ziemlich viel Aufwand.Was mache ich denn jetzt?

Hätte allenfalls jemand für mich den 48-Stunden-Tag? ... Nur für eine Weile, bis zum nächsten tiefen Tal.