Ein Jahresrückblick der anderen Art. Momente aus meinem Autorinnenleben.
Unbedingt den Ton anmachen, bevor ihr reinguckt.
Mit Musik fegt es nämlich (noch) mehr.
Dienstag, 27. Dezember 2022
Autorinnenleben pur
Freitag, 23. Dezember 2022
Jahresrückblick
Ich bin mit Mut und Zuversicht ins neue Jahr gestartet. Und der Hoffnung, dass wir Corona loswerden und wieder in ein normales Leben zurückkehren können. Dann kam der Krieg. Die Tulpenfrau in der Ukraine, diese Frau, die ich hätte sein können. Die Sprachlosig- und die Hilflosigkeit. Diese Stärke der Menschen mitten im Krieg, die sagen: "Das Leben geht weiter." Und es ging weiter. Für uns normal, für viele andere Menschen nicht.
Im Herbst begann der Iran, seine eigenen Kinder und Jugendlichen zu töten. Ich sah Bilder von jungen Frauen, die meine Töchter sein könnten. Ich traute mich nicht, mir den Schmerz ihrer Eltern vorzustellen. Ich zog meinen Schutzwall hoch, weil ich das Gefühl hatte, nichts ändern zu können. Rein gar nichts. Viele meiner deutschen Autorenkolleg*innen haben sich zusammengetan, Aktionen gestartet, haben auf den Social Media auf die Geschehnisse aufmerksam gemacht. Ich habe mich zurückgezogen. Weil es zu viel ist: Ukraine, Iran, Afghanistan, Pakistan, Afrika ... die Liste ist unendlich. An dem Tag, an dem die offizielle Schweiz einen finanziellen Unterstützungsbeitrag an die Ukraine nicht jetzt beschliessen wollte (sorry, genauer geht es nicht, weil ich die Zeitungsartikel dazu nicht verstanden habe), habe ich mich unendlich geschämt, privat gespendet und ganz fest gehofft, dass die Tulpenfrau noch lebt.
Seit Jahren sagen wir: "War das ein beschissenes Jahr, das nächste wird besser" - und dann wird es immer noch schlimmer. Denn es sind ja nicht nur die Kriege und die Gräueltaten. Wir verraten gerade auch die Zukunft unserer Kinder, indem wir zwar (fast) alle von Klimaschutz sprechen, aber halt bitte nicht bei uns und nicht gerade das, was uns wehtäte und dann ist da noch die Wirschaft und das Geld und der Konsum und das Wachstum und die Skipiste, die beschneit werden muss usw.
In all diesem Irrsinn ist der Rückzug in die eigene kleine Welt so unendlich wichtig. Es ist (oder wäre) auch wichtig, diese Welt so zu gestalten, dass wir an ihr wachsen können. Dass unsere kleine Welt mit vielen kleinen Welten verschmilzt und viele kleine gute Welten eine bessere grössere hervorbringen.
In meiner eigenen kleinen Welt war das Jahr ein gutes. Meiner Familie geht es gut, sie ist der sichere Hafen, in dem ich mich geborgen fühle. Auch beruflich war es ein gutes Jahr. Ich habe mir sowohl den Mut als auch die Zuversicht erhalten können. Ich habe eine grosse innere Ruhe gewonnen, auch eine wunderbare Gelassenheit. Ich bin neue Wege resp. Trampelpfade gegangen. Mein Körper hat mir Grenzen gezeigt, ich habe aber auch gelernt, dass man diese Grenzen mit Geduld und - schon wieder dieses Wort - Zuversicht schieben kann.
Und jetzt, am Ende des Jahres, bin ich dankbar für das, was ich erleben und fühlen durfte. Ich behalte mein Motto bei: Mut und Zuversicht. Und Liebe. Das ist das, was ich habe und weitergeben kann.
Wer gerne mehr wissen möchte:
Dienstag, 13. Dezember 2022
Ich habe es satt
Nein, nicht meinen Beruf. Der hat mir heute einmal mehr ein Highlight beschert.
Ich habe mein Land satt, resp. die offizielle Schweiz. Drüben auf Instagram hat unsere Regierung einen Account, der eine Unmenge Geld kostet. Und was sehe ich? Schöne Fötteli von glücklichen Bundesräten und Bundesrätinnen. Noch mehr Fötteli von stolzen Bundesräten und Bundesrätinnen. Schöne, heile Bundesratssschweiz.
Liebe Bundesräte und Bundesrätinnen, die Welt brennt. Im Iran sterben Menschen, werden junge Menschen hingerichtet, die das getan haben, was bei uns ein Grundrecht ist: demonstrieren. Und wir so: Gute Dienste, Diplomatie, blablabla. Als ob die iranischen Herrscher sich auch nur mit einem Quadratmillimeter ihres Hintern für unsere guten Dienste interessieren würden. Die lachen und aus.
Wo ist unsere Humanität hin? Hatten wir sie jemals? Ich meine, so als Nation. Im Einzelnen und Kleinen: Ja. Und wenn es im Einzelnen und Kleinen geht, warum nicht im Grossen Ganzen?
Ein wenig Hoffnung habe ich doch noch. Es scheint nämlich langsam auch einem Teil unseres Parlaments zu "gschämig", was der Bundesrat (nicht) leistet. Mehr dazu hier im Artikel von Watson.ch