Mittwoch, 4. September 2013

Eine Bratsche geht flöten

Gestern lag es in meinem Briefkasten, das Buch von Inge Lütt, das sie zu einer "richtigen" Autorin macht. Zwar ohne Becher (Bachelor im Schreiben) und Mixer (Master im Schreiben), wie wir nach meinem Blogeintrag über das Schweizer Literaturinstitut festgestellt haben, dafür aber mit enorm viel Sprachwitz und Schalk.

Der Schalk beginnt dann schon vor der eigentlichen Geschichte.  Mit einem richtigen Becher und einem richtigen Mixer. Samt flötender Widmung.


Ich habe natürlich sofort reingelesen. Hach! Frisch wie ein Herbstmorgen. Mit diesem köstlichen Humor, den ich an Inge so mag. 

"Du bist bei der Kripo, Karin. Da muss man eben mit allem rechnen." 
Die Meinige hat gut reden. Auch sie ist beruflich meist mit Mord und Totschlag beschäftigt. Sie ist Opernsängerin, da ist so etwas eher normal. Beruflich gesehen. Bei ihr ist, egal um welchen Tatbestand es sich handelt, die Angelegenheit in der Regel nach drei Stunden beendet. Der Fall geklärt, die Schurken tot und das Kostüm hängt auch auch schon wieder am Bügel oder dreht in der theatereigenen Waschmaschine."

Karin ist aber nicht Opernsängerin, sondern eben - bei der Kripo. Da hat man dann halt leider keine Partitur, an der man sich orientieren kann, wenn der Bratscher Ulhart Sansheimer vor dem grossen Abschlusskonzert tot vor dem Bachdenkmal in Arnstadt tot aufgefunden wird. Mit ... (ähm, nein, lest selber, ist zu peinlich für den Mann). Zeugen sahen ihn zuletzt, wie er in einer Kellerkneipe Knoblachbaguettes ass. Aber so was ist doch kein Grund, jemanden gleich umzubringen! Also. Warum ist der Mann tot? Und was passiert jetzt mit dem Abschlusskonzert?

Lest selber. Hier:



Dienstag, 3. September 2013

Wie komme ich als Autorin zu Lesungen

Aus aktuellem Anlass (heute wird meine Herbstleserunde eingeläutet) ein paar Informationen, wie man als Autorin zu Lesungen kommt.

1. Ich werde direkt angefragt.
Meistens geschieht das über das Kontaktformular meiner Webseite. Bei Lesungen an Orten, an denen ich schon einmal gelesen habe, kommt die Mail direkt an meine Mailadresse. Anrufe sind selten.
Wir klären gemeinsam mögliche Termine, die Honorarfrage, die Wünsche der Veranstalter, die genauen Zeiten, eine ungefähre Anzahl von Zuhörern pro Lesung und die Hin- und Rückreise (Bahn / Auto / ist eine Übernachtung nötig usw.). Ich schreibe die Rechnungen, die ich zu den Lesungen mitnehme, und ich organisiere meine Anreise. Nicht selten werde ich am Bahnhof abgeholt und auch wieder an den Bahnhof gefahren.

2. Ich mache Lesungen im Rahmen von Schullesetouren.
Dazu werde ich von den Veranstaltern per Mail eingeladen. Solche Veranstalter sind zum Beispiel in der Ostschweiz Schultur oder in anderen Kantonen Schule und Kultur. Sie erstellen eine Broschüre mit Informationen und möglichen Lesedaten der Autoren. Interessierte Schulen melden sich an und die Veranstalter organisieren dann in einer logistischen Schwerarbeit die Daten (bei den Ostschweizer Schullesungen sind das mittlerweile weit über 700 Lesungen mit mehreren Dutzend Autoren, die innerhalb eines Monats über die Bühne gehen müssen).
Je nach Veranstalter organisiere ich mir meine Hin- und Rückreise selber (das ist bei mir eigentlich meistens die Regel). Das Honorar ist fix vom Veranstalter festgelegt, eine Rechnung schreibe ich am Ende der Tour.

So komme ich an meine Lesungen. Es gibt aber noch weitere Möglichkeiten:

- Der Verlag organisiert Lesungen / eine Lesetour.
- Der Autor ist bei einer Agentur, die Lesungen vermittelt.
- Man bemüht sich als Autor selber um Lesungen, in dem man sich bei potentiellen Veranstaltern bewirbt.
- Man organisiert seine Lesungen ganz selber (ich kenne niemanden, der das macht, kann mir aber vorstellen, dass das auch eine Möglichkeit ist).

Die Lesungen heute in Baar sind auf direkte Anfrage zustande gekommen. Es sind nicht meine ersten Lesungen in dort. Der Mailverkehr war unkompliziert und herzlich. Ich habe drei Lesungen, kenne die Namen der verantwortlichen Lehrkräfte, die Anzahl Schüler pro Lesung und weiss, wo wir am Mittag zum Essen hingehen (thailändisch, wie immer in Baar). So gut sind nicht alle Lesungen organisiert, aber viele. Es ist für mich der Idealfall, der perfekte Einstieg in die Lesungen nach einer längeren Sommerpause. Ich freue mich so richtig darauf.

Montag, 2. September 2013

In den Autorenberuf reinschnuppern

Schnuppern gehen. So nennt man es bei uns in der Schweiz, wenn Schüler im Hinblick auf die Berufswahl einen oder mehrere Tage in einen Beruf hineinschauen. Sie kontaktieren die Firma/Institution und fragen an, ob sie schnuppern kommen dürfen. Ich finde das eine tolle Sache. Herr und Frau Tochter haben von dieser Möglichkeit rege Gebrauch gemacht und sich verschiedene Berufe auf diese Weise genauer angesehen.

In letzter Zeit häufen sich bei mir die Anfragen von jungen Frauen, ob sie bei mir in den Beruf der Autorin reinschnuppern dürfen. Ich sage jeweils ab. Und zwar mit folgender Begründung:

1. Man kann den Beruf des Autors nicht wirklich lernen - das heisst, man kann schon, auch in der Schweiz, am Schweizerischen Literaturinstitut, aber ich würde diese Ausbildung nie machen. Grund: Die allerwenigsten Autoren können vom Schreiben leben; es ist in meinen Augen daher eine Ausbildung für  Menschen, die nicht darauf angewiesen sind, später ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Ich empfehle deshalb allen, einen Beruf zu erlernen und nebenher zu schreiben. Wenn es dann klappt, kann man immer noch sein Arbeitspensum reduzieren oder - mit viel Glück - vom Schreiben leben. Oder das Schweizerische Literaturinstitut nach Abschluss einer Lehre / eines Studiums besuchen (im Wissen, dass man sein Geld auch anders verdienen kann als mit dem Schreiben).

2. Es gibt nichts Langweiligeres als einen Schnuppertag bei einer Autorin. Die schreibt nämlich einfach. Am Morgen Mails, tagsüber am Text, manchmal in den Social Media. Und zwischendurch putzt und kocht sie, macht die Wäsche und geht einkaufen (im Sommer mäht sie auch mal den Rasen oder jätet Unkraut).

Wer einen Einblick ins Autorenleben und das Schreiben gewinnen möchte, dem empfehle ich die Webseite von Andreas Eschbach und rate:
- Lies dich durch Eschbachs Tipps zum Schreiben. Er war für mich eine wichtige Informations- und Motivationsquelle, als ich mit dem Schreiben begonnen habe.
- Melde dich in Schreibforen an und tausche dich mit Gleichgesinnten aus.
- Mach Schreibworkshops. Berufs- oder ausbildungsbegleitend.
- Schreib, schreib, schreib ... und schreib ...

Nutze deine Schnuppertage, um dir Berufe anzuschauen, die dir gefallen könnten. Mach eine Lehre oder ein Studium. Damit schaffst du dir einen finanziellen Boden. Wir Autoren nennen das den "Brotberuf", den viele von uns "nebenbei" haben, damit wir unser Essen kaufen, die Miete, die Steuern, die Kleider und generell den Lebensunterhalt bezahlen können.

Nein, das alles ist nicht unbedingt romantisch. Es ist auch nicht unbedingt die Vorstellung, die man vom Schreiben hat, oder haben will. Aber so ist sie nun mal, die Wirklichkeit.