Dienstag, 24. Februar 2015

Jetzt aber! Vom Ideen spinnen.

Während ich darauf warte, dass das Manuskript zu Band 4 aus dem Lektorat zurückkommt und Herr Buchttrailermacher den Trailer für "White Sky" fertigstellt, erledige ich die Administration für meine nächsten Lesungen (der März wird ein heftiger Lesungsmonat!) und entwickle zusammen mit meinem Autorenkollegen Michael Hamannt ein Konzept für ein neues Projekt. Wir beide wollten schon vor Jahren gemeinsam ein Buch schreiben, waren dann aber mit eigenen Projekten bis über die Halskrause beschäftigt und fanden schlicht die Zeit nicht. Jetzt aber!

(Anmerkung: "Jetzt aber" scheint so etwas wie mein Motto des Jahres zu werden.)

Also: Jetzt aber! Michael und ich haben eine (tolle) Geschichte, die Figuren sind entworfen, die Perspektivenwahl geklärt. Es macht ungeheuer Spass, mit Michael in einem Ping-Pong-Austausch zu arbeiten. Es ist ein gegenseitiges Anspornen, ein Anstecken mit Ideen, ein "Au ja, und dann könnten wir ..." Ich geniesse diese Zusammenarbeit sehr. Sobald das Konzept fertig geschliffen ist, werden wir uns an die Leseprobe machen.

Gleichzeitig treiben mich eine alte und eine neue Idee um. Die alte stammt aus einem Konzept, das ich einmal für einen Verlag gemacht habe. Die Leseprobe dazu gefällt mir so gut, dass ich immer mal wieder darauf zurückkomme und an ihr weiterwerkle. Und dann ist da diese neue Idee, die mit Drachen. Die dreht sich auch in meinem Kopf. Vage noch, aber ich spüre, wie sie sich mehr und mehr einnistet.

Ob all dem vielen Ideen spinnen darf ich das Schreiben nicht vergessen. Im Oktober wartete eine Deadline auf mich. Noch liegt sie in weiter Ferne, guckt mich ab und zu schläfrig an und wendet sich dann wieder ab. Der friedliche Eindruck täuscht. Denn eigentlich ... eigentlich liegt der Oktober schon beinahe um die Ecke.

Montag, 23. Februar 2015

Vorlesen mit der Stoppuhr

Am 16. Mai lese ich auf Einladung der Schweizer Botschaft an der Buchmesse in Prag. Dazu musste ich mich a) für ein Buch und b) für zwei Lesepassagen à zehn Minuten entscheiden, die ins Tschechische übersetzt werden.

Für das Buch hatte ich mich schnell entschieden: #no_way_out,  mit dem ich den Hansjörg-Martin-Preis gewonnen habe. Bei den Lesestellen wurde es schwieriger. Normalerweise lese ich quer aus dem Buch vor, manchmal mehrere Seiten, dann aber auch nur eine Seite oder weniger. Den Rest fasse ich erzählend zusammen. Ein solches Stückwerk darf und kann ich dem Übersetzer nicht zumuten. Also sass ich heute Morgen mit der Stoppuhr da und las mir aus dem #no_way_out vor. Und da wurde es plötzlich ganz einfach und klar. Vor allem aber neu und schön. Weil ich die "leisen" Passagen nicht mehr einfach ausblenden kann, sondern mitlesen muss. Diese da, zum Beispiel:

"Ich wollte nicht darüber nachdenken. Ich wollte nie mehr über etwas nachdenken. Ich wollte auch keine Bilder und keine Stimmen in meinem Kopf. Es hätte etwas gegeben, das alles ausgelöscht hätte. Die Gedanken, die Bilder, die Stimmen, mich. Ich hätte nur ein Stück zurückgehen müssen. Bis zur Brücke. Achtzehn Meter hoch. Ein Sprung. Aus. Fertig. Stille. Für immer. Ich war zu feige dazu."


Donnerstag, 19. Februar 2015

Fundstück Nr. 1

Wenn man ein Projekt abgegeben hat, hat man plötzlich ganz viel Zeit für andere Dinge. Ich habe diese Zeit unter anderem genutzt, endlich einmal Ordnung in das Chaos meiner Bilddateien zu bringen. Dabei habe ich unendlich viele tolle Fotos gefunden. Zum Beispiel das dort drüben, in der Blogroll auf der rechten Seite, ganz oben, die Ringelstrumpfbeine und das Radio auf der Sitzbank. Ein wahres Fundstück - und bei weitem nicht das einzige. Also habe ich mir gedacht, ich führe eine neue Rubrik ein: Fundstücke. Gegenstände und Bildkompositionen, die ohne Worte eine ganze Geschichte erzählen. Nr. 1 spricht für sich - und für die geplante Rubrik.

Mittwoch, 18. Februar 2015

Kommunikationsidiotin oder warum man die Dinge besser auf den Punkt bringen sollte

Beim Schreiben ist es enorm wichtig, die Dinge auf den Punkt zu bringen. Selbst etwas, das man zwischen den Zeilen andeuten will, braucht eine klare Formulierung. Das gelingt mir nicht immer auf Anhieb, weshalb ich meine Texte stets genau auf verschwommene Formulierungen untersuche. Nun kann es natürlich immer noch passieren, dass nicht alle beim Lesen verstehen, was ich beim Schreiben gemeint habe, aber das ist eine andere Geschichte.

Wer mich jemals als Lehrerin hatte, weiss, dass meine Anweisungen so ziemlich die ungenausten dieses Planeten sind. Obwohl ich mir dessen bewusst bin, schaffe ich es doch meistens, die Aufgabe so zu formulieren, dass meine Schüler/Kursteilnehmer nicht wissen, welche Übung auf der Kursbuchseite wir gerade besprechen (falls sie überhaupt auf der richtigen Seite sind). Weil mich alle kennen, lachen wir häufig darüber und finden uns relativ schnell am richtigen Ort auf der richtigen Seite.

Nun habe ich seit Dezember eine neue Friseuse, weil meine langjährige Friseuse im Mutterschaftsurlaub ist. Beim ersten Mal ist alles gut gegangen. Gestern nun bat ich die nette Frau, 2 1/2 cm meiner langen Haare zu schneiden (meine Zöpfe wurden zu lang). Dass ich von den kurzen nur einen guten Zentimeter weg haben wollte, konnte sie nicht ahnen, denn Gedankenlesen gehört nun einmal nicht ins Anforderungsprofil von Friseusen (auch nicht in das der meisten anderen Berufe). Irgendwie kam es mir schon komisch vor, wie viel da plötzlich von meinem Kopf verschwand. Aber bis mir dämmerte, dass auch oben 2 1/2 cem weg sein würden, war es zu spät.

Nun sollte ich eigentlich eine Mütze tragen. Nur: Mützen stehen mir noch weniger als das, was jetzt als Frisur auf meinem Kopf sitzt. Zum Glück sind meine nächsten Lesungen erst in zwei Wochen. Das gibt immerhin bis dann einen halben Zentimeter mehr.

Fazit: Bringt die Dinge auf den Punkt. Beim Schreiben und auch sonst.