Donnerstag, 31. Januar 2013

Twitter und ich

Ich bin seit einiger Zeit wieder auf Twitter. Es ist mein dritter Anlauf. Das erste Mal war ich unter dem Namen meines Alter Ego unterwegs, das zweite Mal unter meinem richtigen Namen. Beide Male habe ich das Profil nicht einfach auf Eis gelegt, sondern gelöscht. Grund: Ich empfand Twitter beide Male als riesiges Marktgeschrei, wo ganz viele, zum Teil grässliche Nebensächlichkeiten in die Welt posaunt werden. Mich interessierte nicht, wer jetzt gerade in welches Tram gestiegen war und wo gegessen hatte, schon gar nicht was. Genauso grässlich fand ich es, von Versicherungleuten, Followersammlern, Immobilienfirmen und anderen Menschen, die mir etwas verkaufen wollten, gefolgt, resp. verfolgt zu werden. Kurz: Ich fand Twitter zu 90 Prozent einfach nur langweilig, überflüssig und doof.

Dann hatte ich diese Idee zu einem neuen Buch. Nein, es geht darin nicht um Twitter. Aber Twitter spielt eine kleine, jedoch wichtige Rolle. Also habe ich mich zum Dritten Mal angemeldet, um ein paar Dinge auszuprobieren (Frau Autorin muss ja wissen, worüber sie schreibt). Eine Weile bin ich nur sehr wenigen Leuten gefolgt. Leuten, die ich mag und interessant finde. Das sind zum Teil Autorenkollegen, zum Teil Journalisten. Am liebsten jedoch mag ich die Twitterpoeten. Leute, die in 140 oder weniger Zeichen wunderbare Dinge sagen. Oder witzige. Oder sehr gescheite. Ich habe auch lange fast keine Tweets geschrieben, sondern hauptsächlich spannende Tweets retweetet. Und ich habe gemerkt, dass viel weniger Twitterer als früher andauernd berichten, wo sie sind, was sie gerade essen und wer im Tram neben ihnen sitzt. Vielleicht liegt es an meiner nicht sehr regen Aktivität, dass mir auch keine Followersammler und Menschen, die mir etwas verkaufen wollen, virtuell an den Hals hüpfen.

Mittlerweile bin ich - für meine Verhältnisse - an einem oberen Limit angekommen. Ich folge irgendwas knapp über 100 Leuten. Eigentlich ist mir das schon fast zu viel, obwohl ich diesmal klugerweise Listen angelegt habe. Pro Tag bin ich vielleicht fünf Minuten auf Twitter. Zu wenig, um wirklich etwas mitzubekommen. Aber ich kann - Listen sei Dank - dann genau nach dem suchen, was mich interessiert. Oder einfach ein bisschen reinlesen. Meine Lieblingstwitterin ist übrigens Giulialala

Montag, 28. Januar 2013

Auf den Punkt gebracht

"Nichts ist dümmer als die von vielen Redaktionen zelebrierte Unterschätzung der Leserschaft." Christof Moser, der Sonntag. Zur ganzen - lesenswerten - Kolumne geht es hier.

Genau deswegen bin ich vom Zeitungsjunkie zur (fast) zeitungsabstinenten Leserin geworden. Ich hatte die Kurzhäppchen satt, das Infotainment, die Themenwahl, die künstlichen Hypes und alles, was Redaktionen heute so verbrechen, weil sie "das schreiben, was die Leute lesen wollen." Ab und zu ruft mich ein Medienkonzern an und will mich als Leserin zurückgewinnen. Die Anrufer bekommen immer dieselbe Antwort: Ich kaufe eure Zeitungen wieder, sobald ihr mir wieder Journalismus bietet, der diesen Namen verdient. Und nicht das da:

"Es geht nur um Stimmen und Stimmung, Polit-Matchberichte."

Darauf kann ich verzichten. Und so lese ich mich im Moment quer durch die kostenlosen Onlineausgaben. Die sind zwar häufig noch ein paar Runden schlimmer als die Printausgaben, aber immerhin bezahle ich für die nichts. Sollten die Zeitungen auf die Idee von Paywalls kommen, müssten sie mir schon echt was bieten dafür (wie zum Beispiel die NZZ). Ansonsten lasse ich es bleiben.

Sonntag, 27. Januar 2013

Autorenstress ?

Letzte Woche fragte mich ein Junge an einer Lesung, ob es etwas gäbe, das mich bei meiner Arbeit als Autorin stressen würde. Er fragte genau an dem Morgen, an dem ich eine lange Anreise hinter mir und eine komplizierte Weiterreise vor mir hatte und zu allem Elend mein Laptop beschlossen hatte, mir den Dienst zu verweigern, so dass ich während der Bahnfahrt kein Wort schreiben konnte. Da mich zudem eine knappe Woche zuvor das Winterthurer Bussystem kurzzeitig im Stich gelassen hatte, war die Antwort klar: "Die zum Teil komplizierten und mühsamen Anreisen zu den Lesungen", sagte ich. "Und Laptops, die mich im Stich lassen."

Ich hätte noch die überfüllten Züge am Morgen erwähnen können, die ein Schreiben sowieso praktisch unmöglich machen, plus Bahnhöfe im Nirgendwo, bei denen das Wartehäuschen und die WC-Anlage geschlossen sind, aber ich fand, das reiche - denn unter wirklichem Autorenstress stellt man sich etwas anderes vor. Zum Beispiel: Nie zu wissen, ob man die nächste Buchidee bei einem Verlag unterbringt und damit überhaupt noch ein Einkommen hat, die Panik vor dem Abgabetermin, das Lektorat, das den geschriebenen Text vielleicht gar nicht mag, das Bangen vor dem neuen Cover, von dem man nie weiss, ob es einem gefällt oder ob man vor Schreck besinnungslos unter den Schreibtisch fällt, keine Presse für das neue Buch, schlechte Rezensionen, Totalausfälle bei Lesungen, die unregelmässigen Arbeitszeiten (Nachtarbeit und Wochenendarbeit gehören dazu), ein Totalflopp ...

Aber es ist tatsächlich so: Mit all den aufgeführten Beispielen habe ich mich arrangiert. Die gehören dazu. Und so stressen mich zurzeit tatsächlich nur die Anreisen zu den Lesungen (mein Laptop hat sich erholt). So sehr, dass ich mich letzte Woche gleich zwei Mal fragte, warum ich mir das überhaupt antue.

Das Gute: Die Frage löste sich schon beim netten Empfang durch Schullleiter und Lehrkräfte in Luft auf - und spätestens ab dem Moment, wo ich vor herrlich neugierigen Jugendlichen stand, ging es mir einfach nur noch gut, gut, gut.

Trotzdem: Ich wünsche mir, dass das mit dem Beamen schon bald möglich ist. Und zu den Lesungen im März und Mai nehme ich dann wohl öfters mal das Auto.