Donnerstag, 11. August 2011

Ein Hoch auf die Niederungen der Jugendliteratur

Ich bin Mitglied bei Pro Litteris (Schweizer Pendant zu VG Wort). Die Stiftung gibt zwei Mal im Jahr eine Gazette heraus, mehrsprachig und meistens sehr interessant. In der letzten Ausgabe ging es um Jugendliteratur. Sie war total gescheit geschrieben, sehr, sehr anspruchsvoll, sehr akademisch und sehr analytisch. Aber ich gestehe: Ich hätte das verdammte Heft vor Wut und Zorn am liebsten gefressen. Es hatte nichts, absolut nichts mit den Jugendlichen zu tun, vor denen ich lese und für die ich schreibe. Ja, es gipfelte sogar irgendwo in einer Aussage eines Lehrers, der fand, Jugendlitertur sei zu wenig anspruchsvoll, es gebe generell keine anspruchsvolle Jugendliterar; er suche für seine SchülerInnen lieber Texte, die sie zum Denken anregen. Das war der Moment, in dem ich das Ding in die Ecke gepfeffert habe. Ich hab's dann wieder hervorgeholt und mir die Bildreihe der Jugendlichen angesehen, die nach ihren Lieblingsbüchern gefragt wurden - und ja, da waren sie, die Jugendlichen, die ich bei den Lesungen kennenlerne und ihre Lieblingsbücher waren so erfrischend nahe am Buchgeschehen wie kein einziger der geschriebenen Artikel.

Erstens: Es gibt sie, die sehr anspruchsvolle Jugendliteratur. Wer je Kevin Brooks (als Beispiel, es gibt noch viele andere) gelesen hat, der weiss das. Und zweitens: Ja, es gibt auch die weniger anspruchsvolle Jugendliteratur. Womit wir in den "Niederungen" der Jugendliteratur sind. Auf diese "Niederungen", die für mich keine sind, möchte ich jetzt mal den Scheinwerfer richten. In diesen "Niederungen" finden sich Bücher, die sprachlich und handwerklich super gemacht sind, die sich jedoch ganz bewusst an Jugendliche richten, die den Weg zum Lesen noch nicht gefunden haben, die die Welt der Geschichten erst noch entdecken müssen. Das sind die Jugendlichen, die Lesen als Müssen empfinden, nicht als Dürfen. Sie brauchen andere Bücher als die Leseratten. Sie müssen dort abgeholt werden, wo sie stehen, nicht dort, wo sie der Herr Gymnasiallehrer, der Jugendliteratur nicht anspruchsvoll findet, haben will. Für mich als Autorin ist es das Grösste, zu hören bekommen: "Sie. Ich habe noch nie ein Buch zu Ende gelesen. Aber Ihres schon. Das war total spannend." Von so einem Buch möchte ich abschliessend aus aktuellem Anlass berichten.

Frau Tochter hat, obwohl aus einer leseverrückten Famile, sehr lange nicht gelesen. Was immer ich vorschlug, interessierte sie nicht. Bis eines Tages ein Buch auf dem Küchentisch lag, das ich unbedingt lesen wollte. Sie sah es, schnappte es sich, brachte es zwei Tage später zurück und fragte: "Gibt es einen zweiten Band dazu?" Das war der Anfang. Frau Tochter wurde durch ein Buch zur Leserin, das es nie in die Sparte "anspruchsvolle Jugendliteratur" schaffen wird. Aber es hat sie gepackt. Es hat sie reingezogen. Joachim Friedrich, der die PinkMuffin-Bücher zusammen mit Hortense Ullrich geschrieben hat, hat heute Geburstag. Ich gratuliere ihm und danke ihm dafür, das er das Buch geschrieben hat, das alles verändert hat. Um dem Herrn Gymnasiallehrer noch ein paar Sätze um die Ohren zu hauen (ja, ich bin wütend auf ihn, sehr, sehr wütend): Frau Tochter liest heute komplexe Fachlitertur, sie liest anerkannte, anspruchsvolle, herausfordernde Literaten, bewegt sich weit weg vom Mainstream. Aber angefangen hat alles in den "Niederungen" der Jugendliteratur.

Dienstag, 9. August 2011

Von halben Songs und halben Büchern

Heute, beim Morgenwandern durch die Berge, habe ich mir wieder einmal Züri West angehört - und beim Song "Haubi Songs" (Halbe Songs) herzhaft gelacht, denn was für halbe Songs gilt, gilt auch für halbe Bücher. Leider kann ich euch kein Video dazu zeigen, weil ich keins gefunden habe (wer fündig wird, melde sich bitte).

haubi Songs si Revouverheude
hie droht schtändig e Schiesserei
sie liege im Gang u im Schtägehuus
u i wage mi afe gar näumm hei
i jedem Egge luuret irgend e Zedu
irgend e haubi Idee
wo wett wüsse wie's witer geit
u jede Tag wärde's meh u meh

Den ganzen Songtext gibt es hier.

Später bin ich dann mal wieder auf die Repetiertaste gegangen. Weil ich "Schiff im Sand" einfach klasse, klasse, klasse finde. Und dann die Gitarren am Ende!!!(kein offizielles Video, glaub ich - trotzdem:)



Und gerade eben gefunden: Eine Rezension zu dead.end.com, die mir ein grosses Grinsen ins Gesicht gezaubert hat. Danke, danke, danke (von wem auch immer die Rezi ist)


Freitag, 5. August 2011

Und das Juli-Verlosungsexemplar geht an ...


Der Hut wollte nicht aufs Bild. "Lass das mal die Katze machen", hat er gesagt. Der Katze war's egal. Ich freu mich für den Gewinner, Harald Czech aus Berlin, dessen Wunschferienziel übrigens die USA ist. Es war spannend, eure Wunschländer kennenzulernen - es war eine Reise um die ganze Welt, und bei manch einem habe ich gedacht: Au ja, da möchte ich auch hin. Was witzig war: Einige von euch haben sich so sehr auf das Urlaubsziel konzentriert, dass sie vergassen, ihren Buchwunschtitel anzugeben. Aber keine Bange, auch diese Mails (im Falle der Teilnahme über den Blog) oder FB-Einträge (wenn ihr dort mitgemacht habt) sind in den Verlosungshut gewandert.
Sommerlich entspannt geht es in die nächste Verlosungsrunde. Was du machen musst, um dabei zu sein, steht in der Blogroll auf der rechten Seite. Viel Glück!

Mittwoch, 3. August 2011

Erste Feedbacks zu dead.end.com

Googelt sich ein Autor? Natürlich! Vor allem, wenn ein neues Buch da ist.

Gerade eben, da musste ich die Kaffeetasse abstellen, so heftig ist mir die Kritik beim BücherTreff eingefahren, nicht weil sie so schlecht ist, sondern weil der Rezensent das empfunden hat, was mir beim Schreiben so wichtig war:

"Diese Jugendlichen waren vollkommen anders als die stereotypen und gutmenschartigen Charaktere, die man ansonsten viel zu oft in Jugendbüchern vorgesetzt bekommt. Meiner Meinung nach waren deren Gedanken deutlich näher an der Realität als die eben beschriebenen und mir persönlich gefiel dies auch besser, weil die Charaktere dadurch interessanter wirkten und ihnen Ecken und Kanten gegeben wurden. "

"Die Welten beginnen sich zu vermischen und sowohl die Charaktere als auch der Leser selbst können nach kurzer Zeit Spiel und Realität nicht mehr voneinander unterscheiden. Zunächst war dies etwas verwirrend, aber nach kurzer Zeit machte gerade dieser Punkt einen großen Reiz aus."

Die in der Kritik erwähnten Schwachpunkte (vor allem die Unübersichtlichkeit mit so vielen Protagonisten) kann ich bestens nachvollziehen. Ich hatte beim Schreiben dieselben Probleme wie der Rezensent Kapo beim Lesen. Irgendwann merkte ich, dass 24 Personen zu viel sind, viel zu viel, vor allem, wenn da noch haufenweise andere Gute und Böse sind. Nur: Da steckte ich schon mittendrin, und glaubt mir, ich habe mir beim Schreiben mehr als einmal geschworen, NIE WIEDER so viele Protagonisten in einem Buch zusammenzuführen!!! Wie eine Buchhalterin führte ich Buch über die verschiedenen Teams, über die Namen und wer wann wo was getan hatte - und habe mich trotzdem mehr als einmal verrannt, resp. verschrieben.

Zur Besprechung gibt es Kommentare, die Fragen nach der Abgeschlossenheit der Geschichte, dem empfohlenen Alter und der Parallelen (oder eben nicht Parallelen) zu Erebos beantworten. Kurz: Eine wirklich lesenswerte Rezension.

Ebenfalls gefreut hat mich die Rezension von Ulf Cronenberg bei den Jugendbuchtipps.de. Er geht den Figuren nach, schaut sich den Aufbau des Buches an (ich habe mit grosser Begeisterung schreibstilmässig einiges gewagt mit den drei Ich-Perspektiven, den zusätzlichen Aussenperspektiven, den Kapiteln mit den reinen Dialogen und den Zeithüpfern) und geht auch darauf ein, dass das Thema Computerspiele für Jugendliche eine grosse Anziehungskraft hat und es ruhig noch mehr Bücher zu diesem Thema geben könnte. Finde ich auch!