Montag, 7. März 2011

Aufbruchstimmung

Frühling ist die Zeit der Abnabelung, des Neuanfangs, des Aufbruchs. In meinem Fall ist es ein beruflicher Aufbruch. Wie oft habe ich darüber nachgedacht, geredet, gehadert, erwogen, verworfen und neu angedacht. Jetzt ist es soweit. Ich beginne eine neue Reise. Wohin ich will, weiss ich. Ob ich ankommen werde, ist völlig offen. Fest steht nur: Ich lasse das Alte los. Natürlich schreibe ich weiter. Alles andere steht zwischen den Zeilen ;-) Boah, geht es mir gut!

Freitag, 4. März 2011

Buchpreisbindung - Wenn Politiker auf einem anderen Planeten disktuieren

Der Nationalrat und der Ständerat wollen in der Schweiz die Buchpreisbindung wieder einführen. Die Debatte dazu liest sich wie ein schlechter Witz. Ich frage mich, wie viel diese Politiker überhaupt von der Sache (vor allem vom Internet) verstehen, und ob sie allenfalls vielleicht nicht auf demselben Planeten wohnen wie ich - oder ich nicht auf demselben wie unsere Politiker (beides ist durchaus möglich).

Donnerstag, 3. März 2011

Und die Gewinnerin ist ...

...
"HALT!", schreit der Verlosungshut. "Ich will erst noch was sagen."
"WAS?", frage ich.
"Also, erstens will ich ..." Er stockt. "Na ja, ich wollte sagen ..."
"Jaaaa?"
"Ich fand ja diese "F"-Buchstaben-Aktion eine coole Sache ..."
Mein Verlosungshut findet etwas cool? Oha! Damit hätte ich jetzt nicht gerechnet. Obwohl ... Irgendwie klang dieser Satzanfang nach einem ABER.
"... aber ich habe mich dabei überfressen."
Wusste ich's doch! Es gibt ein Aber. Nur, für dieses Aber kann ich nichts. Was ich dem Hut auch sage. "Hättest ja nicht alle Wörter so gierig runterschlingen müssen!"
Der Verlosungshut grummelt etwas, wieder ganz der alte Griesgram. Ich lasse ihn dann mal grummeln und kopiere euch meine Lieblings-F-Sätze aus dem Wettbewerb hier rein (für die Übergangenen: Eure waren auch cool!)

"Feige Frauen finden frische Fussnoten für freche Fantasien, falls Freerunning fehlerlose Fortsetzung findet." (Nikola)
"Filous Freunde feiern Feste für Feuergötter, fabelhaft für Fotografen finden Fans fantastischer Festtage." (Anja)
"Im Februar fremdgehen finde ich fürcherlich falsch, v(f)or allem die v(f)erlogene Freude am V(F)alentinstag macht mich v(f)öllig fertig." (Regine)
"Fünf Freunde fällten im Februar folgendes Fazit über Freerunning: Fantastisch." (Claudia)

"Können wir jetzt die Gewinnerin bekanntgeben?", murmelt der Hut.
"Gleich", antworte ich. "Ich möchte noch sagen, dass ich diese Verlosung als Anlass genommen habe, endlich die Webseite für das Buch freizuschalten, welches sich die Gewinnerin gewünscht hat." (Schlechte Karten)
"Und?", drängt der Verlosungshut ungeduldig. "Können wir jetzt ...?"
"Gleich", verspreche ich.
"Das hast du schon mal gesagt."
"Ich hab dich gehört."
"Okay, okay ..."
"Nur noch ganz kurz! Ich muss noch schnell sagen, dass es auch im März eine Verlosung gibt. Und weil mir die Februar-Verlosung viele lustige Mails beschert hat, stelle ich auch im März wieder eine Teilnahmebedingung: Schickt eine Mail an alicegabathuler[at]gmx.ch, sagt mir, welches Buch ihr gewinnen möchtet und schreibt den ersten Satz eures Lieblingsbuches auf. - Jetzt können wir gratulieren, Verlosunghut!"
"WIR GRATULIEREN", rufen der Hut und ich gleichzeitig. (PS: Der Verlosungshut möchte ausdrücklich darauf hinweisen, dass es nicht seine Idee war, den komischen Vogel mit aufs Bild zu nehmen.).

Mittwoch, 2. März 2011

Nicht alle Geister lieben mich

Bei diesem Buch MUSS ich mit dem Cover anfangen - oder vielleicht besser den Covern, da das eine nicht ohne das andere geht.


Sind sie nicht der absolute Renner? Da möchte man sich am liebsten gleich beide Bücher krallen und mit dem Lesen beginnen!

Der Geist, der mich liebte erschien 2007. Begeisterte Leserinnen wünschten sich eine Fortsetzung - und mussten lange warten. Jetzt aber hat das Warten ein Ende: Nicht alle Geister lieben mich stillt die Neugier all jener, die wissen wollten, wie die Geschichte mit Sam und ihrem Geist Nicholas weitergeht. So viel sei schon einmal verraten:

In Cedars Creek ist die Hölle los! Nach Adrian Crowleys Tod ist Sam darauf bedacht, die ganze Geschichte zu vertuschen. Doch die Veränderung, die mit Nicholas, dem Geist ihrer großen Liebe, vor sich geht ist nicht die einzige Bedrohung. Nachdem Nicholas für kurze Zeit lebendig geworden war, kann er die Gier nach Leben nicht mehr beherrschen. Das macht ihn auch für Sam zur Gefahr. Sheriff Travis kommt bei seinen Ermittlungen eine bestechende Idee: Er könnte den toten Hexer beschwören und ihn selbst befragen. Doch die Beschwörung läuft aus dem Ruder und plötzlich sieht sich der Sheriff gezwungen, ausgerechnet seine Hauptverdächtige um Hilfe zu bitten …

Als Kate Logan dieses Buch bei uns im Schreibforum vorstellte, freuten sich jene, die den ersten Teil gelesen hatten, begeistert auf die Fortsetzung - und fragten gleich nach, ob der zweite Teil auch so humorvoll sei. Humorvoll?, dachte ich. Eine humorvolle Spuk- und Gruselgeschichte. (Okay, ich oute mich als abolute Banausin in Sachen Spuk- und Gruselgeschichten - ich kann mir das nämlich nicht vorstellen). Wie auch immer. Der Humor wurde zugesichert. Und wie ich aus den Buchbesprechungen im Netz erfahren habe, ist das kein leeres Versprechen.
"Absolut packendes Buch, perfekt geeignet für lange Nächte bei Kerzenschein - Gänsehaut, Herzklopfen und hin und wieder ein heftiger Lachanfall sind garantiert. Aber Vorsicht: Suchtgefahr! ;)" (Der Geist, der mich liebte, Amazon)
"Sehr schön fand ich außerdem, dass es zwischen den düsteren Szenen auch immer wieder amüsante Momente gab, die die Handlung aufgelockert haben. " (Nicht alle Geister lieben mich, Amazon).

Bleiben wir noch einen Moment beim Humor. Wenn ich euch Bücher vorstelle, tauche ich in die Webseiten der jeweiligen AutorInnen ab. Bei Kate Logan blieb ich besonders lange hängen. Erstens, weil ihre Webseite äusserst spannend ist und zweitens, weil ich immer und immer wieder herzhaft gelacht habe beim Lesen. Ich empfehle also allen, die Kates Bücher nicht zur Hand haben, aber gleich mit dem Lesen beginnen möchten, eine ausgedehnte Tour durch ihre Webseite.

Wer jetzt nicht warten konnte und die Seite angeklickt hat, ohne den Rest dieses Beitrags zu lesen, hat vielleicht im ersten Moment gestockt, denn da springt einem ein anderer - ebenfalls bekannter - Name an. Brigitte Melzer. Keine Bange, da seid ihr richtig. Die Menuleiste löst das Rätsel: Kate Logan ist Morgan Grey ist Brigitte Melzer. Und grad nochmals keine Bange. Brigitte Melzer ist keine gespaltene Persönlichkeit (ausser beim Schreiben ;-) ); sie steht mit beiden Beinen und einem gesegneten Humor fest auf der Erde.
"Kate wer? Logan? ... Ja, das bin ebenfalls ich. Eigentlich dachte ich, wenn ich unter drei Namen schreiben würde, hätte ich auch die dreifache Zeit. Da hab ich mich wohl geirrt… Okay, das war natürlich Quatsch. Tatsächlich ging es darum, eine weitere Abgrenzung zu schaffen. Morgan Grey ist ja fürs historische Abenteuer zuständig, die Melzer macht Fantasy und Dark-Fantasy in erfundenen Welten, oder aus der Vergangenheit. Aber wer sollte sich um Geschichten in der heutigen Zeit kümmern? Wer kennt sich in amerikanischen Kleinstädten aus? Und wer kann dafür sorgen, dass eine Portion Sarkasmus in der Geschichte landet? Kate Logan hat sich dann auf die ausgeschriebene Stelle beworben. Gut, vielleicht hab ich mir auch mal den Kopf etwas zu fest angestoßen, und plötzlich war Kate einfach da…" - Auszug aus der Webseite (Anmerkung von mir: Wenn es da wieder einmal eine ausgeschriebene Stelle gibt, bin ich gespannt, wer sich darauf bewirbt.)

Sehr empfehlenswert ist der Text, in dem Kate Logan alias Morgan Grey alias Brigitte Melzer über ihr Schreiben berichtet. Ganz witzig ist auch die Danksagung an alle, die sie bisher bei ihren Danksagungen übergangen hat (ein Problem, das jeder Autor / jede Autorin nur zu gut kennt). Und dann ist da noch ... ach, einfach selber gucken und nachlesen ...

Fragen habe ich Kate natürlich auch gestellt.

Nicht alle Geister lieben mich ist die Fortsetzung zu dem im Jahr 2007 erscheinen Buch Der Geist, der mich liebte. Vier Jahre zwischen zwei Bänden sind eine ziemlich lange Zeit, vor allem für jene, die auf eine Fortsetzung warteten - und das haben eine ganze Menge Menschen, wie ich beim Stöbern im Internet herausgefunden habe. Was hat dich aufgehalten?
Wenn es nach mir gegangen wäre, hätte ich die Fortsetzung am liebsten gleich im Anschluss an den ersten Band geschrieben, von Verlagsseite kam jedoch der Wunsch nach anderen Projekten, die dann auch vorgezogen wurden. Als dann letzten Sommer die Taschenbuchausgabe vom Geist (unter dem Titel „Der Kuss des Todes“) erschien, bekam ich so viele Lesermails, in denen nach dem zweiten Teil gefragt wurde, dass ich meinen Verlag überzeugen konnte, mich von der Leine und wieder auf den Friedhof zu lassen.
Im Nachhinein betrachtet bin ich froh darüber, so viel Zeit gehabt zu haben, denn auch wenn ich mich erst wieder in die Geschichte um Sam und Nicholas einfinden musste, hatte ich vollkommen andere Ideen und Ansätze für die Fortsetzung, als noch am Anfang. Ansätze, die mir deutlich besser gefallen haben. Ich bin mir sicher, dass sich die Geschichte nie so entwickelt hätte, wie sie es letztlich getan hat, wenn sie nicht die Zeit gehabt hätte, zu reifen.
 
Titel für Bücher zu finden ist so eine Sache. Hinter "Nicht alle Geister lieben mich" steht eine besondere Geschichte. Kannst du uns die verraten?
Es ist kein Geheimnis, dass ich den Titel damals ziemlich kitschig fand. Mittlerweile habe ich mich daran gewöhnt und finde ihn auf seine eigene Weise sogar witzig. Da Fortsetzungen ja gerne ähnlich klingende Titel haben, wie der Vorgängerband, habe ich mir den Kopf darüber zerbrochen, was infrage käme. Ich konnte es drehen, wie ich wollte, es kam immer wieder „Nicht jeder Geist liebt mich“ dabei heraus. In meinen Augen nicht nur passend zum ersten Teil, sondern auch gleich noch der perfekte ironische Seitenhieb darauf. Zum Glück kam mein Vorschlag im Verlag genauso gut an und so landete er in leichter Abwandlung als „Nicht alle Geister lieben mich“ schließlich auch auf dem Cover.
 
Beim Herumstöbern auf deiner Webseite ist die Schreiblust und deine ausgeprägte Fantasie allgegenwärtig. Ein Beispiel: "Sheriff Travis kommt bei seinen Ermittlungen eine bestechende Idee: Er könnte den toten Hexer beschwören und ihn selbst befragen. Doch die Beschwörung läuft aus dem Ruder und plötzlich sieht sich der Sheriff gezwungen, ausgerechnet seine Hauptverdächtige um Hilfe zu bitten …" Auf so etwas muss man erst einmal kommen . Gib's zu: Das Schreiben dieses Buches hat dir unendlich viel Spaß gemacht ...
Oh ja! Ich hatte einen Höllenspaß, die Geister loszulassen! Mir ist ziemlich schnell klar geworden, dass die Perspektive des Sheriffs der Geschichte noch mal einen zusätzlichen Dreh geben würde … und irgendwie hat sich der gute Ed dann ein wenig verselbständigt und plötzlich hatte Sam seinetwegen eine Menge Probleme am Hals.
 
Wenn dir jemand ein Haus direkt neben dem Friedhof schenken würde, würdest du es nehmen? Oder kann eine sehr lebendige Fantasie manchmal im wirklichen Leben ein wenig im Weg stehen?
Ist es denn ein schöner alter, verwunschen aussehender Friedhof? Einer mit geheimnisvollen Statuen, unheimlichen Gruften und jeder Menge düsterer Plätze? In Wahrheit kommt es natürlich auf die Größe des Hauses an. Wenn es groß genug ist, damit ich mir ein eigenes Arbeitszimmer einrichten kann – immer her damit! Mittlerweile habe ich ja bereits ein paar Schottlandurlaube hinter mir, in denen ein mittelalterlicher Friedhof direkt unter meinem Schlafzimmerfenster lag. Was soll ich sagen? Ich lebe noch. Außerdem habe ich gelernt, dass eine blühende Fantasie nicht nur für volle Hosen sorgt, sondern einem auch jede Menge guter Ideen bescheren kann. 
(Anmerkung: Bilder zu diesen Schottlandurlauben gibt es hier)
 
Die unvermeidbare Frage: Gibt es eine Fortsetzung zu "Nicht alle Geister lieben mich"?
Falls ich nicht doch noch auf das Zombiegenre umsattle, lautet die Antwort leider: Nein. 

Liebe Grüße
Brigitte ... äh Kate ... oder wer ich gerade bin 

Und ich? Ich gehe jetzt gleich in die Buchhandlung und bestelle mir ein Geisterbuch von Kate Logan!

Dienstag, 1. März 2011

Infinity

Ganz viel Schokolade essen und nicht dick werden. Ewig jung bleiben. Superkräfte entwickeln. Die Eigenschaften seiner Kinder im Voraus festlegen. - Wunschdenken oder verlockende Möglichkeit? Die Genforschung hat uns entschlüsselt; sie könnte uns in Bereiche führen, die bisher unvorstellbar gewesen sind. Könnte. Aber sollte sie auch? Darf sie auch? Was ist der Preis, den wir dafür bezahlen werden? Und was ist, wenn mit uns experimentiert wird, ohne dass wir es wissen?

Beängstigende Gedanken, die man gerne beiseite schiebt, weil die Antworten noch viel beängstigender sein könnten. Aber auch der ideale Stoff für einen Thriller. Für Infinity von Gabriele Gfrerer.

Plötzlich rastet Jonas aus. Ohne jeden Grund, Klara kann ihn kaum beruhigen. Dann stirbt Richi. An einer Überdosis, dabei hat er Drogen immer abgelehnt. Was hat ihre Freunde so verändert? Klara beginnt, Fragen zu stellen. Hartnäckig. Unbequem. Mutig. Und kommt dabei einem Gegner auf die Spur, der mit menschlicher DNA experimentiert ...


Gabriele Gfrerer packt in ihren Büchern stets aktuelle Themen an: Menschenhandel in Schachzüge, Fremdenfeindlichkeit und Zivilcourage in Störfaktor, die schier unüberwindbaren Vorurteile gegenüber der "Balkanjugend" in Grenzenlos nah - und jetzt in Infinity das Manipulieren mit menschlichen Genen. Meine erste Frage an sie deshalb:

Suchst du dir diese Themen bewusst oder finden sie dich?
Mir kommt es so vor, als hätte ich gar keine Wahl. Die Themen springen mich an, in dem Moment, in dem ich mich auf die Suche nach neuen Ideen mache. Ich wünschte manchmal, ich könnte mal so einen ganz stinknormalen, soft gestrickten Liebesroman schreiben. Aber jedes Mal, wenn ich damit anfange, schmuggeln sich irgendwelche brennenden Probleme hinein, die meine Protas herausfordern. Und sie an ihren Aufgaben wachsen lassen ... wahrscheinlich ist das mein ganz persönliches Programm, das ich auf meine armen Leute abwälze und von ihnen erledigen lasse :-))
 
Mit der Hauptfigur Klara hast du dir keine einfache Hauptperson ausgewählt. Sie gehört nicht zu jenen Figuren, die man auf Anhieb mag (ein bisschen erinnert sie an die junge Hermine aus Harry Potter). Auch zu anderen Figuren findet man erst allmählich den Zugang. Wieso das so ist, findet man im Lauf der Geschichte heraus. Wie einfach oder vielleicht auch wie schwer fiel dir das Schreiben der ersten paar Kapitel mit der schroffen Klara und der zurückzickenden Lucie?
Ehrlich, ich habe Klara vom ersten Augenblick an sowas von geliebt ... in all ihrer Kompliziertheit, ihrer Genialität, die ihr mehr als einmal im Weg steht zu einem ausgeglichen Verhältnis zu sich und ihrer Umwelt und dem Paket an ungelösten Aufgaben, denen sie sich sturköpfig stellt - vielleicht weil ich selbst gerne ein Stückchen von diesem unverrückbaren Selbstbewusstsein hätte, das ihr Fluch und Segen ist.
Die Szenen zwischen Lucie und Klara haben mir echtes Vergnügen bereitet und ich hab immer wieder laut gelacht, wenn ich mir bildlich vorgestellt hab, wie die beiden sich gerade aber absolut nichts schuldig bleiben.
 
Infinity beginnt mit einem Zitat von Prof. Erwin Chargaff, dem Begründer der Gentechnik: "Der Ausbau der Wissenschaft unter dem Vorwand, der Menschheit zu helfen, ist eine der grössten Lügen unserer Zeit." Das sind sehr harte, sehr klare Worte. Findest du, dass sich unsere Gesellschaft genügend mit dem Thema und seiner Problematik auseinandersetzt oder würdest du dir eine breitere Diskussion wünschen? Bist du bei deinen Recherchen auf verhärtete Fronten gestossen oder auf dialogbereite Menschen?
Das Thema "ewiges Leben bzw. die unabwendbare Endlichkeit meines irdischen Daseins" ist meine ganz persönliche Achillesferse. Wenn ich in mich hineinhöre, habe ich dieses Buch also aus einem geheimen Sehnen nach "Machbarkeit der Verlängerung des Lebens" geschrieben. Ich habe mich selbst gefragt, was zu tun ich bereit wäre, wenn ich dafür "ewig" - oder auch nur eine gewisse Zeitspanne länger - leben könnte. Diese Frage habe ich auch anderen gestellt - und vielfältige Antworten erhalten. Von "nein, danke, mir reichts jetzt schon" bis "ich verstehe, was dich antreibt und dir gleichzeitig Angst macht". Es war und ist für mich also ein zweischneidiges Schwert, über das "wissenschaftlich Machbare" und die damit verbundene Verantwortung nachzudenken. Atemlos verfolge ich neueste wissenschaftliche Erkenntnisse auf dem Gebiet der Altersforschung, lese alles, was ich zu dem Thema finden kann - und wie schon eingangs erwähnt, springt mich auch alles an, was mit dem Thema auch nur entfernt zu tun hat. Ich habe stunden- und tagelang Aufsätze, wissenschaftliche Abhandlungen, Streitgespräche unter Forschern und Mahnungen an das Gewissen gelesen und finde es wahnsinnig spannend, wozu der Mensch in seiner Neugierde und seinem Forscherdrang in der Lage ist.
Der mahnende Satz zu Beginn meines Romans gilt also in erster Linie mir selbst. Ich fürchte, wenn ich selbst dazu in der Lage wäre (und mein Kindheitswunsch war es lange Zeit, Gentechnik-Forscher zu werden ...), müsste ich täglich mein Gewissen befragen, wo die Grenzen der Freiheit und Ethik liegen. Ich denke, dass die Suche nach dem "Machbaren" ein gefährlicher Verführer ist. Und ich habe mich v.a. mit meinem jungen Forscher zutiefst verbunden gefühlt und habe mit ihm gelitten, während ich ihn an den Folgen seines unstillbaren Erfindergeistes scheitern hab lassen.
Die Diskussion über Segen und Grenzen der Forschung - und ganz speziell der Forschung am menschlichen Leben - sollte immer sehr aufmerksam geführt werden. Aber ich fühle mich dem Suchen und Ausdehnen dieser Grenzen auch sehr nahe ... Es hat wohl seinen Grund, warum ich nicht Gentechnik studiert habe, sondern meine Phantasien nur in Prosa packe :-)

Heute kann man die DNA jedes Menschen entziffern und so herausfinden, auf welche Krankheiten man anfällig ist, welche man in sich trägt ect. Ist dieses Wissen für dich Fluch oder Segen?
Ich sehe gerade, diese Frage hab ich jetzt eigentlich schon im vorangegangen Punkt weitschweifig ausgeführt. Zusammengefasst oute ich mich also noch einmal als sehr wissenschafts-affin - mit einem Schuss gewissensorientiert. Eine Grenze sollte meiner Überzeugung nach bei aller Euphorie nie überschritten werden: Dort, wo die Freiheit des Individuums beginnt, sollte der Zugriff des Forschergeistes enden. Was eine schwammige Erklärung ist, ich weiß. Trotzdem liegt für mich mehr Segen als Fluch in der meschnlichen Fähigkeit, Rätseln auf den Grund zu gehen und Tatsachen zu hinterfragen. Missbrauch ist immer eine Gefahr, die darin begründet liegt, dass wir die Freiheit haben, uns zu entscheiden.

Wie ich dich kenne, bist du bereits wieder an neuen Geschichten mit neuen Themen. Darfst / Kannst du verraten, woran du im Moment arbeitest?
Nachdem ich Infinity beendet hatte, war ich einige Zeit nahezu schreibabstinent. Ich habe vier Romane in zwei Jahren geschrieben und brauchte offenbar eine kurze Verschnaufpause. Da das Hirn während dieser Zeit aber (zum Glück!) nicht untätig war, sehe ich mich nun einer Viefalt an neuen Menüvorschlägen gegenüber, die ich momentan verkoste. Ich bin also noch hin- und hergerissen, ob ich mich als nächstes meiner uralt-Liebe Fantasy (genauer Mystery-Thriller mit Fantasy-Einschlag) zuwende, oder doch an der Liebesgeschichte weitermache, von der es inzwischen schon 80 Seiten gibt, und die mir wieder mal eine Menge sozialkritischer Realitäten zwischen die Zeilen schmeißt. Oder ich schreibe doch den Thriller, der mich vor zwei Tagen angesprungen und mich gezwungen hat, mein neues Paperblanks-Notizbuch, das ich zum Geburtstag bekommen habe,  vollzukritzeln. Ich lasse meinen Bauch (und meine Agentur) entscheiden, welches Gericht den Zuschlag bekommt :-))