Donnerstag, 12. August 2010

Durchbrüche

Der Zeitungsartikel heute Morgen hat mich beflügelt. Ich habe fast den ganzen Tag mit der Überarbeitung des bestehenden Textes verbracht und sehe jetzt sehr klar, wie ich das Buch beenden möchte.

In der Zeit, in der ich nicht geschrieben habe, habe ich Gitarre gespielt. Plötzlich fällt alles an seinen Platz. Ich habe in den letzten zwei Tagen mehr Fortschritte gemacht als in den letzten sechs Monaten. Heute habe ich meine ganz alten Sachen ausgegraben, Songs aus einer anderen Zeit, in der ich jeden Tag zum Teil stundenlang akustische Gitarre spielte, nicht zuletzt, um überhaupt mit dem Leben zurecht zu kommen. Gleich morgen früh muss ich meinem Gitarrenlehrer eine Erinnerungsmail schicken. Er hat mir "Stairways to Heaven" versprochen für die nächste Lektion. Und weil er wie ich nicht immer an alles denkt (Gigs in Holland und Liechtenstein Ende dieser Woche), helfe ich seinem Gedächtnis besser auf die Sprünge. Ich kann es nämlich kaum erwarten, den Song zu lernen.

Als Abschluss eines wirklich guten Tages habe ich ein Bild entdeckt, das meine Tochter heute ins Netz gestellt hat (Selbstportrait, bearbeitet). Sie hat es Unfinished genannt - passender und schöner kann ein Tag nicht ausklingen.

Nicht hart genug

Mein neues Buch wird härter und düsterer als alle andern zuvor. Ich habe mich darauf gefreut, es zu schreiben, denn wie schon in "Freerunning" experimentiere ich mit der Sprache, lote Grenzen aus, gehe ich noch weiter. Auch der Inhalt ist - so dachte ich - recht hart und düster. Nun komme ich mir vor wie eine Sonntagsschülerin, denn die Realität hat mich seit der Ausarbeitung meines Plots vor ca. zwei Jahren gnadenlos überholt. Hart war gestern. Heute ist knüppelhart die neue Gangart.

Vielleicht liegt darin auch ein Grund für meinen Durchhänger beim Schreiben. Ich habe mitten im Text bemerkt, dass ich für das Genre, in dem ich schreibe, zu wenig hart, zu wenig düster bin. Meine Kinder haben mir das ganz am Anfang gesagt. Aber ich dachte, ich könne ja nicht gleich hordenweise Leute niedermetzeln und auch der Psychoterror, dem ich meine Protagonisten aussetze, ist nicht ganz so beklemmend, wie ich es von der "Erwachsenenliteratur" her kenne. Ich scheute vor dem Kampf mit allzuharten Bandagen zurück. Nicht jugendbuchgerecht, dachte ich. Ich habe mich wohl geirrt. Nun, noch ist Zeit, einen Zacken zuzulegen. Ehrlich gesagt, kitzelt es mich richtig in den Fingern, den Text aufzumischen und ihm einen härteren Anstrich zu geben. Hans-Herrmann guckt mich schon ganz böse an.

Mittwoch, 11. August 2010

Durchhänger

Ich hänge schreibtechnisch in den Seilen. Sogar bloggermässig ist mein Hirn leergefegt. Wenn jemand meiner Schreibmotivation begegnet, wäre ich froh, wenn er sie mir zurücksenden könnte. Bis es so weit ist, schrammle ich auf meiner E-Gitarre herum (und belästige unschuldige Nachbarn mit grenzmässigem Sound),  führe mein Parallelleben als verkappte Bergbäuerin und Wandervogel und fröhne zwischendurch dem Nichtstun, heute in Form eines Frühstücks mit einer Kollegin, auf das ich mich total freue.

Bevor ich gleich losdüse, noch eine Vorankündigung: Im September und Oktober gibt's zwei öffentliche Lesungen von mir (die zweite zusammen mit einer wunderbaren Autorenkollegin). Mehr morgen oder übermorgen.

Ein privates PS: Jutta, ich glaube, dein Hans-Herrmann hat sich bei mir eingenistet. Ist wirklich ein sackfauler Kerl.

Dienstag, 3. August 2010

FREERUNNING

Für alle, die gespannt auf Freerunning warten. HIER gibt's die ersten Infos.

Vom Einpflanzen von Gedanken

Am Freitagabend war ich im Kino - und erlebte eine dieser Offenbarungen, nach denen man nicht mehr derselbe Mensch ist wie vorher. Es ist nicht so, dass ich nun mein Leben nun auf den Kopf stellen werde oder sonst etwas Dramatisches passieren wird; die Änderung spielt sich im Kopf ab. Der Film hat in meinem Kopf einen Gedanken gepflanzt, den ich hegen werde wie eine Pflanze, und irgendwann wird dieser Gedanke - hoffentlich - in einem meiner Bücher zum Blühen kommen.

Damit sind wir haargenau beim Thema, denn darum geht es im Film Inception: Um einen Gedanken, der jemandem ins Hirn gepflanzt werden soll - in einem Traum. (Allerdings nicht, damit dieser Mensch dann ein Buch schreibt.)

Was für eine bescheuerte Idee, dachte ich, als ich zum ersten Mal von diesem Film hörte. So eine Geschichte kann einfach nicht funktionieren, nie und nimmer. Normalerweise hätte ich also so einen Film an mir vorbeiziehen lassen, so, wie ich viele Filme (zum Beispiel Komödien mit Hunden, spätpubertierenden Männern oder verklemmten New Yorker Magersüchtigen) an mir vorüberziehen lasse. Aber dann fand ich heraus, dass Leonardo DiCaprio die Hauptrolle spielt (ich finde den Typen genial) und Regisseur Chris Nolan den Film verantwortet. Ich las die begeisterte Besprechung von Thomas Hunziker in seinem Filmblog, dazu kamen andere gute Kritiken, und ich beschloss, mir die Sache anzusehen, allerdings immer noch sehr skeptisch.

Um es kurz zu machen: Thomas Hunziker trifft mit seiner Besprechung den Nagel auf den Kopf; ich kann mir damit an dieser Stelle meinen Kommentar zum Film sparen und direkt zu den Auswirkungen kommen, die er auf mich hat:

Ich wünschte, ich hätte bei den Diskussionen dabeisein können, in denen es darum ging, die Details der Grundidee auszuarbeiten. Ich wünschte, mir wären solche Dinge eingefallen wie das mit dem Kick oder dem Bus, der von der Brücke fällt. Ich stellte mir die Drehbuchschreiber vor, wie sie zusammensassen und ihre Gedanken fliessen liessen. Tagelang. Nächtelang. Es muss der absolute Wahnsinn gewesen sein, in seiner positivsten und negativsten Form.

Der Wunsch wurde zum Gedanken: Ich will auch! Grenzen ausloten und überschreiben. Plotideen nachgehen, die unmöglich sind. Sie umsetzen in einer Form, die unmöglich scheint. Das ist der Gedanke, den der Film in mir gepflanzt hat. Pflanzen ist dabei genau das richtige Wort. Noch ist es ein kleines Pflänzchen, aber ich werde es hegen.

Kürzlich hat mich jemand nach meinen Inspirationsquellen gefragt. Ich habe Bücher, Musik und Filme angegeben. Wenn ich mir die Bücher ansehe, die ich bis jetzt geschrieben habe, basieren (bis auf eines) alle auf einem Erlebnis wie Inception. Meine Pflanzen mögen kleiner sein, weniger bunt, weniger exotisch, weniger spektakulär, (viel) weniger genial als jene Werke, aus denen sie gewachsen sind. Aber sie stehen in meinem Garten und ich mag jede einzelne von ihnen.

Jenen, denen es den Lesespass nicht verdirbt, wenn sie die Inspirationsquelle(n) kennen, aus denen meine Bücher gewachsen sind, verrate ich sie nach dem Trailer zu Inception. Alle andern scrollen bitte nicht weiter runter als bis zum unteren Bildrand des Films.



Blackout: "How you remind me" von Nickelback / "Finds Glück eim" von Züri West
Schlechte Karten: "Supergirl" von Reamonn
Mordsangst: "Fight Club" (Film)
50 Riesen: Bruce-Willis-Action-Streifen
Starkstrom: "Was wäre wenn" von Meg Rosoff / Songs von AC/DC und anderen (Hard) Rock Bands
Freerunning: Songs von Everlast: "Saving Grace", "Blinded by the sun", "White Trash Beautiful" ... und der Schreibstil von Kevin Brooks. Das geht so weit, dass dem Buch ein Zitat aus einem Everlast Song vorangestellt ist und Kevin B. gewidmet ist.
Das Projekt ist eine Ausnahme. Das kommt von ganz tief innen; das MUSSTE einfach geschrieben werden.

Natürlich gibt es dann innerhalb der Geschichten zu fast allen Figuren noch Inspirationen und Geschichten, warum es diese Figuren gibt und sie heissen, wie sie heissen, aber ohne einen "Kick" (wie in Inception) geht es nicht. Nur bringt beim Schreiben der Kick etwas ins Rollen, während er bei Inception ... na ja, selber gucken gehen :-)

Montag, 2. August 2010

Was die Juli-Buchverlosung mit mentalem Training zu tun hat

Der Verlosungshut hat brav seinen offenen Schlund hingehalten, als Sohnemann heute Morgen um 7.20 Uhr Glücksritter spielte. Mit geschlossenen Augen griff er in die Namenszettel und zog ...

... ah, ich mache es noch ein bisschen spannend (für ganz Neugierige: Die Gewinnerin ist am Ende des Blogeintrags aufgeführt, samt Buch, das sie sich gewünscht hat) und erzähle, wieso die Ziehung einen Tag zu spät stattfand.

Gestern, am 1. August, war ich in den Bergen, auf einer Rundwanderung um den Um Su (ja, der heisst wirklich so, der Berg). Zwar hatte uns die Beschreibung gewarnt: "Der kurze Name des Gipfels trügt. Die ganze Rundtour fordert doch einige Schweisstropfen." Und dann stand da noch was von 17 Kilometern Weglänge und 1156 Höhenmetern, die es zu bewältigen gilt. In sechs Stunden sei das zu machen (Pausen nicht eingerechnet).

Ich bin (war?) keine Gipfelstürmerin. Höhenwanderungen ohne grosse Höhenmeterdifferenzen mag ich am liebsten, aber seit wir das Haus in den Bergen haben, ist mein Ehrgeiz geweckt. Deshalb tue im Moment das, was Spitzensportler tun: Ich arbeite an meiner Einstellung. Mentales Training nennt man so was wohl. Seit ein paar Wochen gehe ich steile Hänge völlig anders an. Ich gehe mein ureigenes (langsames) Tempo und rede dabei mit mir und meinen Beinen. Das funkioniert. Echt. (Mir kommt da grad so ein Gedanke: Ich könnte diese Erkenntnisse in mein Schreiberlingleben übernehmen!)

Und so stiegen wir von Lumbrein auf den Um Su, die ganze Höhendifferenz in gut 2 1/2 Stunden, ich langsam und stetig, mein Mann wie eine Berggeiss. Der Rest war eine einzigartige Belohung in Form einer wuchtigen, überwältigenden Bergwelt, die wir ganz für uns alleine hatten. Die Wanderung dauerte dann alles in allem gut 6 1/2 Stunden, dazu kamen noch unsere Rastpausen. Womit ich beim Grund bin, weshalb die Verlosung erst heute Morgen stattfand. Ich war gestern zu müde :-)

Jetzt aber zur Gewinnerin. Herzliche Gratulation!