Freitag, 7. August 2009

Grenzen ausloten - Wie viel Gewalt in einem Jugendbuch?

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Beim Schreiben von Mordsangst stellte sich die Frage, wie weit ich gehen durfte / sollte / wollte beim Schildern von Gewaltszenen.

Durfte: Wie weit würde der Verlag mitziehen? Wo würden die Grenzen sein? Um diese Frage sorgte ich mich nicht, denn ich erlebe meinen Verlag als sehr verantwortungsbewusst. Will heissen: Wenn detaillierte Schilderung von Gewalt für die Geschichte nötig ist, wird der Verlag die Schilderungen akzeptieren oder wir werden in guten Gesprächen eine Lösung finden, die im Sinne der Geschichte ist.

Sollte: Soll man Gewalt in ihrer ganzen Brutalität schildern? Samt ausgeschlagenen Zähnen, zu Matsch geprügelten Gesichtern, geschundenen Körpern? Oder soll man sie andeuten? Soll man sie - aus Rücksicht auf das jugendliche Publikum weichspülen? Auf diese Fragen gibt es die verschiedensten Antworten. Als ich meinem Agenten sagte, ich wolle ein Buch über Jugendgewalt schreiben, riet er mir, Polnisch für Anfänger zu lesen, ein Buch, das mit einer sehr real geschilderten Gewaltszene beginnt. Sie war sozusagen mein Massstab. Natürlich kenne ich von Erwachsenenbüchern her praktisch jede Stufe der Gewaltschilderung (ich habe sehr viele, sehr harte Thriller über Serienmörder gelesen, in denen nichts ausgelassen wurde), aber ich finde, Jugendbuch und Erwachsenenbuch ist nicht dasselbe, auch wenn ich weiss, welche Filme sich Jugendliche anschauen und dass Jugendliche sich einiges gewöhnt sind. Um das "sollte" auszuloten startete ich im Kinder- und Jugendbuchforum, in dem ich Mitglied bin, eine Diskussion zum Thema und stellte fest, dass diese Frage viele Jugendbuchautoren umtreibt. Meinungen und Gedanken dazu gehen auseinander; interessant waren die Begründungen.

Wollte: Das "Sollte" zeigte mir, dass praktisch alles möglich ist. Schlussendlich hing es von mir ab. Wie viel wollte ich zeigen? Wie viel wollte ich andeuten? Ich entschied mich für eine gemilderte Form der Gewaltdarstellung. Nicht, weil ich etwas weichspülen wollte. Schon gar nicht aus Unwissenheit. Ich weiss, wie grässlich die Folgen von Gewalt aussehen können. Ich glaube einfach nicht, dass eine detaillierte Schilderung die Geschichte besser gemacht hätte; sie hätte wohl eher den Fokus verlagert, hin zur körperlichen Gewalt. Ich wollte aber die Ursachen und Auswirkungen zeigen. Es gibt im ganzen Buch nur eine - kurze - Szene, in der ich die Gewalt in ihrer ganzen Hässlichkeit beschreibe. Diese Szene ist für mich eine Schlüsselszene und sie funktioniert so nur, weil ich vorher nicht schon voll aufgedreht habe beim Schildern körperlicher Gewalt.

Für mich stimmt die Schilderung der Gewalt in Mordsangst. Trotzdem habe ich mich immer wieder gefragt, wie das Buch geworden wäre, wenn ich näher an die Gewalt herangegangen wäre, sie härter und brutaler geschildert hätte.

Eine Antwort auf diese Frage gab mir in den Sommerferien die Lektüre von The Road of the Dead von Kevin Brooks. Kevin Brooks (ein Jugendbuchautor, den ich sehr bewundere und der mir auch Vorbild ist) lotet in diesem Buch die Gewalt aus. Schon in der Mitte der Geschichte denkt man, dass diese Gewalt nicht mehr zu steigern ist, aber Brooks zieht dann die Schraube nochmals an. Mein Problem: Ich stumpfte ab. Nahm auch die nächste Grausamkeit hin. Und las irgendwann über diese Szenen hinweg, denn ich liebe Brooks für seine Wahnsinnssätze, die einem die Härchen auf den Armen aufstellen und Tränen in die Augen treiben. Und die fanden sich nicht in den Gewaltszenen, sondern in den leiseren Passagen des Buchs.

Nachdem ich das Buch fertig gelesen hatte, wusste ich, dass ich Mordsangst auch beim nächsten Mal so schreiben würde, wie ich es geschrieben habe. Ich wusste aber auch, dass die Grenzen beim Schildern von Gewalt in Jugendbüchern sehr, sehr weit gesteckt sind. Ich finde das gut und beruhigend. Auch wenn ich nicht immer bis an die Grenzen gehen will.

Donnerstag, 6. August 2009

Für den kleinen Nervenkitzel - Horrortrip

Menü 4 auf der Liste für den Leseheisshunger zwischendurch ist Horrortrip.

Zum Inhalt:

Von Anfang an hat Stefan ein ungutes Gefühl. Trotzdem nimmt er Markus und seine Clique mit zu sich nach Hause. Und begeht den größten Fehler seines Lebens. Denn aus der spontanen Party wird ein echter Horrortrip.

Geschrieben hat den Krimi Edith Schreiber-Wicke. Die hat bei mir einen riesigen Stein im Brett, denn vor ein paar Jahren, als ich unendlich traurig über den Tod unserer Katze war, hat mich ihr Buch über Justus unendlich getröstet.

Mehr Infos zu Edith Schreiber-Wicke gibt es hier.

Mittwoch, 5. August 2009

Für den kleinen Nervenkitzel - Aus der Traum

Menü Nummer drei auf der Nervenkitzelspeisekarte ist Aus der Traum von Angela Gerrits.

Zum Inhalt:

Deutsch bei Jens Freiberg ist faszinierend, Freiberg selbst ist faszinierend. Esther ist seine Schülerin, trotzdem träumt sie von einer gemeinsamen Zukunft mit ihm. Doch da ist Lena, in die alle Männer vernarrt sind. Auch Freiberg? Dann ist Lena tot und Freiberg sitzt in U-Haft. Esther weiß es besser, könnte alles aufklären. Aber sie bleibt stumm. Sieht so Rache aus?

Informationen zu und über Angela Gerrits findet ihr hier.

Dienstag, 4. August 2009

Für den kleinen Nervenkitzel - 50 Riesen

Nummer zwei auf der Menükarte ist 50 Riesen.
Zum Inhalt:
Nur 50 Riesen? Skinny, Zodiac und Outlaw können es nicht fassen. Mehr verlangt der Typ am Telefon nicht für das Leben des Mädchens? Dabei ist ihr Vater doch ein steinreicher Unternehmer. Da muss doch was faul sein ...
Leseprobe gibt's leider noch keine. Ich werde mich um eine kümmern ...

Montag, 3. August 2009

Für den kleinen Nervenkitzel - Heisskalt

Sie sind da, die Krimis, die in (fast) jede Hosentasche passen.

Bevor ich euch die Büchlein vorstelle, eine kleine Geschichte dazu:

Wie immer habe ich meinen Eltern ein Exemplar meines neuen Buchs geschenkt. Gestern Abend rief mich mein Vater an. "Ich wollte dir nur sagen, wie gut mir dein Buch gefallen hat", sagte er. "Genau die richtige Grösse. Wunderbar einfach. Und total spannend. Die ideale Lektüre für mich."

Mein Vater ist 78 und damit etwas (na ja, etwas viel) älter als die Zielgruppe. Geschrieben sind diese Hosentaschenkrimis nämlich für Jugendliche ab 12. Aber mit allem anderen liegt er genau richtig.

Die Bücher sind absichtlich etwas kleiner und dünner als andere Labyrithe-Krimis. Für Vielleser sind sie der versprochene kleine Nervenkitzel zwischendurch. Und für etwas weniger Lesegeübte sind sie einfach zu bewältigen und versprechen trotzdem Spannung pur.


Vier dieser Bücher sind im Juli erschienen. In der wirklich gut gemachten Werbung sind sie als Menus aufgelistet.

Menu Nummer Eins ist Heisskalt. Geschrieben hat es Kollege Michael Borlik.

David ist kein Mörder! Doch er ist verschwunden. Weggelaufen. Untergetaucht. Fiona würde alles riskieren, um ihren Bruder zu finden und seine Unschuld zu beweisen.

HIER geht es zur Leseprobe.

Sonntag, 2. August 2009

Aufräumen

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Ich bin nach längerer Pause wieder da.

Das bedeutet, erst einmal alle Fenster öffenen, frische Luft reinlassen und aufräumen.

Aufräumen. Das ist der Grund, warum ich mich nicht eher wieder eingeloggt habe in diesen Blog. Denn: Ich wusste, dass ich nach so langer Abwesenheit erst einmal aufräumen muss. Nun ist es so, dass ich nicht gerade bekannt dafür bin, eine leidenschaftliche Aufräumerin zu sein. Schon gar nicht funktioniert das bei mir mit so grässlichen Phrasen wie "Ich sollte / muss endlich". Im Gegenteil. Da erwacht die Rebellin in mir ganz schön schnell. Aufräumen funktioniert nur wirklich gut, wenn ich will. Und jetzt will ich :-)

Also schnell die Blogfenster aufreissen, frische Luft reinlassen und rein ins Vergnügen.

Das heisst, ich miste jetzt erst mal die rechte Bloghälfte aus. Und dann sehen wir weiter.