Mittwoch, 30. November 2011

Unterwegs im Geisterzug

Um 7.04 Uhr bin ich in Luzern in den Zug eingestiegen. Ob uns eine Lautsprecherstimme begrüsst hat, kann ich nicht sagen. Was ich aber sagen kann: Keine einzige Station wurde ausgerufen, keine Anzeigetafel zeigte die nächste Haltestelle. Es war zappenduster draussen, der Zug lang, die Bahnhöfe so angeschrieben, wie halt Schweizer Pampabahnhöfe angeschrieben sind (knapp und nicht von jedem Waggon aus ersichtlich). Kurz: Ich fuhr im Blindf(z)lug nach Reiden.

Um 7.40 sollte ich theoretisch dort sein. Also begann ich sicherheitshalber ab 7.35 Uhr meinen Hals zu verrenken und nach Bahnhofsschildern Ausschau zu halten. Um 7.40 hielt der Zug an - aber nicht in Reiden. Zum Glück waren zwei sehr nette junge Frauen zugestiegen, die mir sagen konnten, dass ich noch eine Station warten musste.

Ich wartete und dachte: Oha, der Zug hält ja gar nicht an. Er hielt dann doch an. Etwas zu weit vorn, weshalb eine Lautsprecherstimme verkündete, wir sollen im letzten Wagen aussteigen. Der liess sich jedoch nicht auf Anhieb öffnen. Irgendwann stand ich dann aber doch noch auf dem Bahnsteig. Muss ich erwähnen, dass während der ganzen 40 Minuten kein Schaffner auftauchte? Ach, nein, lassen wir das ...

Die Lesungen waren klasse. Auf dem Weg zurück nahm ich bis Sursee die S-Bahn, in der sämtliche Haltestellen ausgerufen wurden und auch auf Anzeigetafeln angeschrieben waren. Vielleicht ... vielleicht sass ich am Morgen halt wirklich in einem Geisterzug.

Update: Heute Abend um 17.04 Uhr nochmals mit der gleichen Linie in die gleiche Richtung gefahren, diesmal etwas weiter bis Olten. Der gute Mann in der Lok hat's ehrlich versucht, aber die Lautsprecher haben nur gehustet und geröchelt. Dafür traf ich auf der Rückfahrt den Schaffner des Tages. Total nett!!!

PS: Im Zug geplottet und dabei so total Lust aufs Schreiben bekommen, dass ich gleich mit der Leseprobe begonnen habe :-). Coole Sache. So langsam wächst mein Stapel an coolen Sachen, die ich alle gerne schreiben würde. Mal sehen, welches Projekt dann wo Unterschlupf findet. Eigentlich spielt es keine Rolle. Sind lauter Geschichten, die ich sehr gerne schreiben würde.

Montag, 28. November 2011

Blackout

Nein, nein, keine Bange! Ich habe keinen Blackout (mal abgesehen von den unzähligen kleineren, nicht erwähnenswerten Alltagsblacköutchen).

Mein erstes Buch hiess so. Es erschien im Januar 2007, hatte einen recht guten Start und entwickelte sich dann zu so etwas wie einem Longseller. Und es wurde an vielen Schulen zur Klassenlektüre. So richtig bewusst wurde mir das letzte Woche auf der Lesetour durch die Zentralschweiz, wo ich in mehreren Klassen Jugendliche sitzen hatte, die mir sagten, sie hätten den Blackout irgendwann im Laufe der letzten Jahre in der Schule gelesen.

Blackout verkauft sich immer noch gut. Momentan tummelt sich das Buch wieder einmal auf richtig tollen Verkaufsrängen bei Amazon :-). Ich freue mich riesig über dieses Echo, das anhält!

Blackout (Thienemann, Januar 2007)

Nick ist wahrlich kein Musterknabe: Schulverweise, eine Menge Drogen, und dann setzt er auch noch ein gestohlenes Auto gegen einen Baum ... Der Aufenthalt in der Familie seiner Tante ist seine letzte Chance. Und dann verschwindet Nicks Cousine Carla nach einem gemeinsamen Discobesuch. Für alle ist klar, dass er seine Hände mit im Spiel hat. Nick hat zwar einen totalen Blackout, doch er ist sich sicher: Diesmal ist er unschuldig. Weil ihm niemand glaubt, beginnt er auf eigene Faust nach Carla zu suchen. Die Spur führt ihn zurück zu seiner eigenen Familie – in die Firma seines Vaters ...

Samstag, 26. November 2011

Unterwegs

Ich war unterwegs. Erst in Zug am ABRAXAS Zentralschweizer Kinder- und Jugendliteraturfestival. Dort habe ich den Autillus-Stand betreut und mich mit Besuchern, AutorenkollegInnen, AutilluskollegInnen und LeseveranstalterInnen ausgetauscht. Höhepunkt war ganz klar das Gespräch mit meinem Lieblingsautor Kevin Brooks. Ebenfalls toll war der Übersetzerworkshop von Kevin Brooks und seinem Übersetzer Michael Gutzschahn.

Dann auf Lesetour in der Zentralschweiz. Super Lehrkräfte, super Jugendliche, tolle Lesungen und auch hier wieder spannende und anregende Gespräche und Veranstaltungen mit AutorenkollegInnen.

Geschlafen habe ich im Hotel. Und gedacht, ich sollte das Zimmer eigentlich gleich permanent buchen. Denn: Mit so einer Schreibecke schreiben sich die Texte beinahe von selbst.


Mittwoch, 16. November 2011

Der absolute Wahnsinn

Am Wochenende bin ich am ABRAXAS, dem Zentralschweizer Kinder- und Jugendliteraturfestival. Dort vertrete ich - zusammen mit ein paar anderen Autillus Mitgliedern - unseren Verein der Kinder- und Jugendbuchschaffenden der Schweiz mit einem Stand. Wenn ihr also in der Nähe seid, kommt vorbei.

Natürlich setze ich mich auch in Lesungen und freue mich auf gute Begegnungen mit Kollegen.

UND.

Ich treffe mich mit meinem absoluten Lieblingsautor, dem Mann, der mit seinen Büchern meine Haut ritzt und direkt in die Seele vordringt: Kevin Brooks. Er liest dort übrigens aus seinem neuen Buch!

Dienstag, 15. November 2011

Ich 'abe (fast) fertig

Teil drei der leidigen Zugfahrtgeschichte: Ich habe jetzt fast alle Antworten.

Der Kontakt mit der Oebb war extrem angenehm. Ein kurzes Zitat aus meinem Mailwechsel mit Herrn Derntl vom Kundenservice: "Ich bedaure, dass Sie offensichtlich im Kreis geschickt werden und entschuldige mich bei Ihnen dafür." (Dabei kann er nichts dafür, wenn man mir von der lokalen SBB Schalterstelle antwortet, die Oebb sei zuständig!)

Der Kontakt mit der SBB war wie erwartet. Zuerst die Fehlinformation der lokalen SBB-Stelle, dass die Oebb zuständig sei (was nicht passieren darf, da in unserer Region gerade in Bezug auf diese zwar theoretisch anhaltenden und praktisch trotzdem durchfahrenden Züge sehr viel Unmut herrscht - da sollte man genau Bescheid wissen). Dann die zwar korrekte Antwort des Ostwind Tarifverbunds, die jedoch später relativiert wurde durch eine Fehlinformation.

Beim erwähnten Railjet-Zug gibt es jedoch die Beschränkung, dass sowohl in Sargans als auch in Buchs nur ein „Halt zum Einsteigen“ deklariert ist, d.h. der Zug ist wiederum grundsätzlich nicht für den Lokalverkehr Sargans-Buchs SG geöffnet.  

Stimmt nicht. In Sargans ist kein "Halt zum Einsteigen deklariert" - denn man darf als Reisende nach Buchs gar nicht einsteigen. Nur wenn man nach Österreich weiterfährt, darf man. Die zweite Hälfte dieser Antwort beisst sich mit der ersten Hälfte, denn wenn man grundsätzlich einsteigen dürfte, dann auch nach Buchs.

Nun denn, die Antwort des SBB Kundendienstes war höflich und fast klar. Ein paar Auszüge:

Durch den Ausbau des Intercity-Angebotes zwischen Zürich und Chur, und weil der Rangieraufwand von drei Kurswagen in Buchs SG und Zürich zu kostenaufwändig wurde, entschieden wir uns zu diesem Schritt. Weil damals der Stundentakt mit dem Thurbopendel zwischen Buchs SG und Sargans folgte, war das ein idealer Zeitpunkt für die Umstellung des Angebotes.
Im Kursbuch und im Online-Fahrplan ist es mit den entsprechenden Zeichen klar kommuniziert, dass der Zug 465 in Sargans und Buchs SG nur zum Einsteigen für Gäste nach Österreich und weiter hält. 
Zwei Stunden später verkehrt der Nachtzug Wienerwalzer ebenfalls ab Zürich HB via Sargans - Buchs SG nach Österreich - Ungarn. Da wir zu dieser Zeit ab Zürich keinen Intercity nach Chur anbieten, haben wir diesen Zug im Sinne eine kundenfreundlichen Lösung für Reisen nach Sargans und Buchs SG geöffnet, dies mit dem Schönheitsfehler, dass nur Reisen in 2. Klasse möglich sind.

Alles klar? Fast. Ich finde diese Sonderzeichen einfach nicht - und das mit den Anzeigetafeln auf dem Bahnhof Sargans ist auch nicht klar. Ansonsten ist es so: Ich warte jetzt jeden Abend auf den Nachtzug, der zwei Stunden später kommt :-)

PS: Wir Rheintaler rutschen vor Dankbarkeit über die ausgebaute Strecke Chur-Zürich fast auf den Knien (kleiner Scherz am Rande). Blöd nur, dass wir auf die vielen, vielen Züge von Sargans nach Chur / Sargans nach Zürich immer noch genau gleich wenige Anschlusszüge haben wie eh und je.

Montag, 14. November 2011

Illegale

Als Autorin hinterfrage ich Dinge. Als Rheintalerin bin ich mit einem sturen Grind (harten Schädel) ausgerüstet. Als Bahnfahrerin fahre ich mit Zügen, die es offiziell nicht gibt und steige an Haltestationen aus, an denen der Zug zwar anhält, aber nur real, nicht gemäss Fahrplan. Was mich nebst Autorin und Rheintalerin zur Illegalen macht, denn gemäss irgendwem darf ich das aus irgendwelchen Gründen nicht  - das "irgendwem" und das "irgendwelche Gründe" kenne ich leider noch nicht, aber der Reihe nach:

Weil ich zwar gerne Autorin und meistens auch gerne Rheintalerin bin, aber nicht unbedingt eine Illegale, bin ich der Sache nachgegangen und gestehe: Der zweite Zwischenstand meiner Nachforschungen ist noch weniger erhellend als der erste:

Vom lokalen SBB Schalter erfuhr ich:
Die Oebb bestimmt, welche Personenbeförderungsbestimmungen in ihrem Euronight Nachtzug gelten.

Der Oebb Kundenservice schrieb mir:
Die Euronight (EN) Züge von und nach Zürich werden, ebenso wie alle anderen Fernverkehrszüge auf dieser Strecke, zwischen Buchs und Zürich nicht mehr von der ÖBB-Personenverkehr AG geführt, sondern von der SBB. Die SBB hat entschieden, dass bei EN von Zürich nach Österreich in Sargans und Buchs kein Ausstieg zugelassen ist. 

Und über allem hängt immer noch die Frage, WO geschrieben steht, dass ich in Sargans und Buchs nicht aussteigen darf.

Aber vielleicht ist das die falsche Frage: Vielleicht gibt es weder diesen Zug noch mich, noch irgendwelche Zuständigkeiten - nur die Matrix, diesen grandiosen Tummelplatz der Illusionen.