Freitag, 25. Juni 2010

"Ich bin eine Art Kriegsfotograf."

Mein Tag hat mit einem Höhepunkt begonnen. Mit Kevin Brooks. Im Tages Anzeiger ist ein Interview mit ihm erschienen, in dem er unter anderm sagt:

"Ich möchte die Wahrheit schreiben, soweit das überhaupt möglich ist. Ich sehe mich als eine Art Kriegsfotografen. Ich hasse die Vorstellung, dass Jugendbuchautoren Moralisten sein müssen, deren Bücher erbauliche Botschaften transportieren. Ich erteile keine Ratschläge. Jugendliche wissen über viele Dinge besser Bescheid als die Erwachsenen."

UPDATE: Ich habe den Text geändert, weil das Interview seinen Weg in die Online-Ausgabe gefunden hat.

Mittwoch, 23. Juni 2010

Schreiberlings Risiko

Bei meinem neuen Buch ist mein Sohn meine Hauptrecherchierquelle. Gestern Abend hat er mich total geschockt. Ich habe ihm zum ersten Mal konkret erzählt, was für ein Computerspiel ich für mein Buch erfunden habe. Grinst mich der Kerl unverschämt an und sagt: "Gibt es schon. Heisst Fallout 3."

Nun, so was läuft unter dem Begriff "Schreiberlings Risiko." Bei einer derartigen Ankündigung ("gibt es schon") kippt Frau Autorin am besten nicht gleich ohnmächtig um, sondern macht sich erst mal fachkundig. Ohnmächtig umkippen - vor Schreck darüber, dass man nach über 100 geschriebenen Seiten sein Buch in die Tonne hauen muss - kann man danach immer noch.

Nachdem ich nun den Trailer zu diesem - meiner Meinung nach grässlichen - Spiel geschaut habe, bin ich zwar benommen, aber nicht ohnmächtig. Denn ausser einer äusserst vagen Ähnlichkeit der Grundidee hat "mein" Spiel nichts mit dem soeben geguckten zu tun. Ich kann getrost weiterschreiben. Und Sohnemann mit Fragen löchern. Wobei er öfters in Gelächter ausbricht (ich frag manchmal wirklich dusseliges Zeugs). Gestern hat er mir zudem allen Ernstes vorgeschlagen, ich soll meinen Figuren Zauberfähigkeiten geben. "Ich schreibe keine Fantasy. Nie", habe ich geantwortet. "Solltest du aber", gab er zurück. "Kannst damit viel mehr Kohle machen." Wahrscheinlich hat er recht. Leider ist Fantasy überhaupt nicht mein Ding. Auch wenn Sohnemann - nebst verlockenderen Einnahmen - DAS Argument aller Argumente auf seiner Seite hat. "Die haben die besten Covers." Was soll ich da noch sagen?

Freitag, 11. Juni 2010

Rebellen

Meine Figuren machen mal wieder genau das, was sie wollen. Es ist ihnen absolut egal, was ich mir für sie für eine Geschichte ausgedacht habe.

Es ist also alles total im grünen Bereich :-)

Dienstag, 1. Juni 2010

Buchverlosung: Gewinnerin ... und gleich geht es weiter mit der Juni-Runde

Die Gewinnerin der Mai-Buchverlosung heisst ... lechien_ (marciaa). Herzliche Gratulation.

Alle anderen: Es geht gleich weiter. Und zwar mit zwei Gewinnchancen:

1. Ihr könnt ab sofort an der Juniverlosung teilnehmen.
Die funktioniert genau gleich wie die Maiverlosung: Schreibt in einer Mail an alicegabathuler[at]gmx.ch, welches Buch ihr gewinnen möchtet. Ihr habt Zeit bis zum 30. Juni um Mitternacht. Am 1. Juli wird der oder die Junigewinner / in aus dem Verlosungshut gezogen. Jeder darf EIN MAL mitmachen (sprich: es nützt nichts, wenn ihr mir die Mailbox mit Mehrfachwünschen vollstopft - damit macht ihr mir nur den Hut hässig, der alles frisst, was doppelt und mehrfach eintrudelt :))

2. ALLE eure Namenszettel aus den verschiedenen Monatsverlosungen wandern in die grosse September-Verlosungsrunde für das neue Buch "Freerunning" - wo es dann mehr als ein Gewinnexemplar geben wird.
Will heissen: Wer jeden Monat mitmacht, hat gleich mehrere heisse Eisen, sprich Namenszettel, im Rennen. Weil der Hut für diese Zettelflut zu klein ist (und er bekanntlich Mehrfachnamenszettel frisst), suche ich im Moment noch einen geeigneten Behälter.

Alles klar? Falls nicht, hier eine Zusammenfassung:
Ihr könnt weiterhin jeden Monat an der Monatsverlosung teilnehmen. Und so eure Chance auf einen Gewinn in der September-Verlosungsrunde steigern, weil euer Namenszettel nach jeder Monatsteilnahme in einen Spezialbehälter wandert, aus dem dann die glücklichen Gewinner des neuen Buches "Freerunning" gezogen werden.

GAAAAAAAAANZ WICHTIG: DAS NEUE BUCH KÖNNT IHR NOCH NICHT WÜNSCHEN - DAS GIBT'S ERST AB SEPTEMBER ...

Wenn immer noch nicht alles klar ist :), einfach fragen ...

Jetzt aber: Los geht's! Damit nächstes Mal dein Name auf dem Zettel steht ...

Montag, 31. Mai 2010

Landeplatz der Engel

Schon der Titel dieses Buches ist gewaltig. Das Cover gefällt mir auch ausgesprochen gut. Und der Text auf der Rückseite ist eine einzige Leseeinladung:

"Wo sind wir überhaupt?"
"Keine Ahnung."
"Verarsch mich nicht. Ich denk, du weisst, wo wir hinwollen?"
"Woher soll ich das wissen? Wir fahren. Das reicht."

Zwei Jungs on the road.
Ziel offen. Ärger vorprogrammiert.

Worum es geht? Um das da ...

„Scheiß was drauf.“ Das ist der Satz, mit dem Mirco in Fabians Leben platzt. Mirco, der coole Junggangster, der gerne die Nerven kitzelt. Fabian, Sohn aus gutem Haus, dem die Nerven einen Streich spielen. Zwei, die nicht zusammenpassen. Zwei, die sich die Lippen blutig schlagen. Zwei, die nicht wissen, wohin. Aber das mit Vollgas. Eine rasante Spritztour beginnt. Durch den Kopf. Durch das Herz. Durch die Stadt. Und weiter. Zum Landeplatz der Engel. Vielleicht.

... und noch viel mehr. Das Lesen wird zu einer Reise durch ein kompromisloss ehrliches Buch, ein Buch, in dem kein einziger falscher Ton zu finden ist, ein Buch, dessen Sprache und Handlung unter die Haut bis ins Herz dringt und einem den Atem nimmt. Keinen Moment lang wird da für Fabian, der unter dem Tourette-Syndrom leidet, die Mitleidsfahne an den Mast gehängt, keinen Moment lang wird mit dem moralischen Zeigefinger auf den Kleinkriminellen Mirco gezeigt. Mirco nennt Fabian Yalla, nach einem Zungentick von ihm. Und der Autor schafft es, Fabian seine Behinderung völlig unsentimental beschreiben zu lassen. In Worten, die der Krankheit ein Gesicht geben.

Und wieder einmal finde ich es schade, dass Jugendbücher in der Kinder- und Jugendbuchabteilung "weggeschlossen" werden. Dass Bücher wie Landeplatz der Engel keinen Eingang in die Abteilung der Erwachsenenliteratur finden. Dass sie nicht in Feuilltons vorgestellt werden, obwohl ein Buch wie Landeplatz der Engel Literatur vom Feinsten ist. Um Meilen besser als vieles, was mir der Feuillton als lesenswert unterjubeln wollte. Deshalb sei wieder einmal an all die guten Jugendbuchautoren erinnert, die Bücher schreiben, die auch für Erwachsene sehr, sehr lesenswert sind.

Meine absolute Lieblingsstelle ist übrigens auf S. 243/244, wo Mirco Yalla (Fabian) erklärt, dass ganz viele Leute einen Schaden haben, er bei ihm einfach offensichtlicher ist als bei anderen. Das klingt dann so:

"... Dann hast du ein Haus und ein Auto und fährst damit zur Arbeit und bringst deine Schreihälse in den Kindergarten und grillst abends und verstopfst die Fussgängerzone samstags. Wenn du es aber merkst, dann tut es weh und du musst was tun. Und manche flippen eben aus und machen den grössten Mist. Kettensäge oder so. Aber das sind nur die Schlimmsten, die schaffen es bis in die Zeitung. Ich glaube, jeder hat irgendwo so eine Kettensäge. Aber bei den meisten sägt sie nur so still rum. Im Bauch oder im Rücken oder im Herz oder in der Seele, wenn die überhaupt Platz für eine Kettensäge hat, ich weiss es nicht. Als du mir erklärt hast, wie das funktioniert in deinem Kopf, oder eben nicht funktioniert, da hab ich gleich an die Kettensäge gedacht. Wenn sie in deinem Gehirn säbelt, hast du echt die Arschkarte gezogen, da merken es die anderen am schnellsten. Das lässt sich nicht unter den Tisch kehren. Keine Ahnung. Yalla, jetzt mal ehrlich, du bist nur ein bisschen beschissener dran als alle anderen, weil alle mitkriegen, dass du da drinnen nicht alles unter Kontrolle hast. Aber die anderen haben es auch nicht, weisst du, wenn die Kettensäge hier drinnen, im Herz ist, wenn sie da sägt, dann ist es genauso schlimm. Ich weiss das."

Hier geht's zur Leseprobe von Landeplatz der Engel.

Freitag, 28. Mai 2010

Unheimlich

Rund ums Schreiben meines neuen Buches Freerunning gab es schon fast unheimliche Zufälle.

So hat mich Kevin Brooks wie kein anderer beim Schreiben dieses Buches beeinflusst - und der Zufall wollte es, dass ich Kevin Brooks an der Buchmesse in Frankfurt mehr oder weniger über die Füsse stolperte, seine Lesung besuchte und ihn im Anschluss daran persönlich kennenlernte. Erfüllt von der Begegnung mit Kevin Brooks schrieb ich auf dem Nachhauseweg eine Schlüsselszene meines Buches, und weil Kevin Brooks aus Killing God vorgelesen hatte, schlich sich eine Person mit dem Spitznamen Gott in diese Szene. Diesem Gott bin ich dann an einer Lesung letzten Dezember persönlich begegnet, weshalb der richtige Name von Gott in der Endversion von Freerunning jener ist, der zu der Person bei besagter Lesung gehörte. Als wäre das noch nicht genug, schliesst sich ein ganzer Kreis mit der Gruppe Everlast. Sie lieferte mir meinen ureigenen Soundtrack und das Einstiegszitat zum Buch - und als ich kürzlich jenes ihrer Musikvideos nochmals anschaute, das mir das Zitat zum Buch schenkte, lief es mir kalt über den Rücken. Wieso? Selber gucken und hinhören (siehe Video unten).

Gestern dann der Hammer. Everlast spielt am 14. Juli ganz bei mir in der Nähe. Ich muss unbedingt Tickets haben. Und mich vorsehen. Denn: Irgendwie ist das total unheimlich. Und total schön. Weil alles passt.