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Sonntag, 7. August 2022

Schreibnomadin

 
Im Juli bin ich zur Schreibnomadin geworden. Ich habe an verschiedenen Orten recherchiert, geplottet und geschrieben. Das ist für mich nicht selbstverständlich, weil ich in den letzten Jahren regelmässig im Sommer in einen lähmenden Blues gefallen bin und dann ganze Tage und Wochen völlig unpoduktiv und zum Teil frustfressend tief in schlechter Laune und Selbstmitleid versumpft bin. Dass es dieses Jahr trotz grosser Hitze anders ist, verdanke ich Herrn Ehemann, meiner Schreibfreundin Jutta Wilke und meinem Bullet Journal.

Aber der Reihe nach. Im Wissen darum, was in den Sommermonaten auf mich zukommen würde, habe ich mir im Bullet Journal einen Tracker angelegt, in dem ich mir für alle meine laufenden Projekte (drei Buchprojekte, die Neuauflage meines Buches Hundert Lügen und das Unterrichtsmaterial zu Edition 7, deren vier Bücher im September in unserem da bux Verlag erscheinen werden) Monatsziele gesetzt. Zwei habe ich voll erreicht, eines fast und bei zweien gibt es  noch Luft nach oben. ABER: Ich habe auch sie im Blick und arbeite an ihnen.

Den Buchsatz zu Hundert Lügen und das Unterrichtsmaterial gestalte ich am Rechner in meinem Büro in Werdenberg. Schreiben kann ich überall, tue auch das im Werdenberg, aber noch lieber in meinem Schreibretreat im Val Lumnezia, wo mich kein Internet und keine administrativen Arbeiten ausbremsen. Es ist so friedlich dort oben in den Bergen. Ganz vieles, was hier unten im Tal drängt, wird oben nebensächlich oder unwichtig, und vor allem kann es warten.

Am Montag, 3. Juli, kamen wir von den Bergen zurück nach Hause und Herr Ehemann fragte: "Du wolltest doch diesen Sommer in Strassburg für die Lost Souls recherchieren. Fahren wir am 5. Juli?" Ich war erst einmal überrumpelt und sagte spontan Nein, korrigierte jedoch meine Antwort schon nach fünf Minuten zu einem Ja. Und so verbrachten wir zwei Tage an Schauplätzen, die ich schon von Google Maps kannte. Es war überwältigend ... und weil wir alles zu Fuss abklapperten leider auch tödlich für mein Knie, das wahrscheinlich schon von einer Anfang Juli diagnostizierten Borreliose angeschlagen war. Strassburg hat mich tief beeindruckt und ich will da unbedingt wieder hin. Am schönsten war es, dort meinen Lost Souls Buchfiguren so nahe zu sein. An dieser Stelle eine Anmerkung für Hausfrau Hanna: Ich habe dich und die schwedische Zeitung nicht vergessen, musste diese Recherche nur eine Weile auf Eis legen. Und wir müssen uns unbedingt auch über die Aussprache des Namens Tjorven unterhalten :-)

Nach Strassburg ging es noch einmal für ein paar Tage in die Berge und dann fuhr ich nach Hanau zu Jutta Wilke. Wir haben im Frühsommer zusammen einen Vertrag für ein Buchprojekt unterschrieben und wollten plotten und schreiben, was das Zeug hält. Die ersten zwei Tage blieben wir in Hanau, wo ich eine wunderbare, tolle, überwältigende Aufführung der Operette Frau Luna gucken durfte, bei der Jutta und ihr Sohn mitsangen. Klickt unbedingt auf diesen Link und guckt euch den Trailer dazu an. Da singen und performen Schülerinnen und Schüler jener Schule, die Juttas Kinder besuchen.

Am Mittwoch fuhren wir weiter nach Weimar, Juttas Sehnsuchts- und Schreibort. Und zum zweiten Mal in diesem Monat hat mich die Schönheit einer Stadt überwältigt. Juttas Herzensstadt wurde auch zu meiner. Wir haben geplottet: am Schreibtisch in der Wohnung, im Garten des Philosophen Herder, im grossen Park, in Restaurants und Cafés und wir haben geschrieben und geschrieben und geschrieben. Leider ging dann im Laufe der Tage mein Knie dort noch ganz kaputt, so sehr, dass ich zeitweise nicht wusste, ob ich damit überhaupt nach Hause reisen konnte. Aber ein Knie ist nicht das Leben. Ein Knie ist nicht das Herz und ein Knie ist auch nicht für die Inspiration verantwortlich, und so wurden diese Tage in Weimar zu etwas Einzigartigem. Ich will unbedingt wieder hin. Und weil ich jetzt Schreibnomadin bin, sollte diesem Wunsch nichts im Wege stehen.

Den Rest des Monats verbrachte ich abwechselnd im Werdenberg und in den Bergen. Sommerblues? Ach ja, den hatte ich hin und wieder schon auch. Aber all die guten und schönen Dinge lassen ihn verblassen und vergessen.

Als nächstes wollen Herr Ehemann und ich ins Salzkammergut. Mein Knie ist auf dem Weg zur Besserung. Ich mache Testspaziergänge, mische meinem Tee grässlich-grusiges, aber hilfreiches Hagebuttenpulver bei, ernähre mich gesund und (meistens) vernünftig, mache stärkende Gymnastik für die Muskeln ums Knie.

Selten war mein Autorinnenleben so schön und so produktiv und so erfüllt wie im Juli. Ich hoffe, ich kann im August daran anknüpfen.

In Hauau, vor Juttas blauer Haustür

Montag, 5. Juli 2021

Zwei Auszeiten und dazwischen berufliche Highlights - der Rückblick auf den Monat Juni

Im Juni herrschte eine kleine Flaute hier im Blog, nicht jedoch in meinem Leben. Ich habe mir gleich zwei Auszeiten genommen – und in der Woche zwischen den Auszeiten war ich beruflich unterwegs.

Auszeit Nummer 1:

Ich war unterwegs in schönen Landschaften. An Orten, wo ich mir vorstellen konnte, für länger zu leben.


Berufliche Highlights - Unterwegs als Autorin und Workshopleiterin

Am 22. Juni war ich zusammen mit Anne Wieser vom Literaturhaus Aargau zu Gast bei Oberstufenschüler*innen in Frick. Sie hat die drei Lesungen dort moderiert, für mich eine ganz neue Erfahrung, da Schullesungen in der Regel nicht moderiert sind. Oft werde ich als Autorin am Anfang der Lesung nicht einmal vorgestellt. „Das machen Sie doch selber, oder?“, ist so eine Standartfrage. Deshalb habe ich mich doppelt auf diese Lesungen gefreut und war auch sehr neugierig, wie eine moderierte Lesung an einer Schule abläuft. Mein Fazit: schon noch ganz cool.

Am 23. Juni durfte ich an einem Weiterbildungsnachmittag für Lehrpersonen einen Workshop zum Thema Klassenlektüre leiten. Ich sehe mich dabei als Inputgeberin und Moderatorin eines Erfahrungsaustausches zwischen den Kursteilnehmenden. Vor allem lerne ich jedes Mal selber eine Menge dazu. So auch dieses Mal. Nach solchen Workshops bin ich oft zwiegespalten. Einerseits freue ich mich über all die tollen Ideen, andererseits bedaure ich, dass zu diesen Workshops praktisch nur Lehrpersonen kommen, die sie/ihn eigentlich gar nicht nötig haben, weil sie schon so viele tolle Ideen haben und umsetzen.

Am 25. Juni fuhr ich nach Bürglen zu meiner letzten Lesung des ersten halben Jahres. Ich war eine von drei Autor*innen, die dort anlässlich des Kulturtages eingeladen waren. Der Zufall wollte es, dass auch Sunil Mann und Andrea Gerster gleichzeitig gelesen haben, die beide auch für da bux schreiben. Nach der Lesung sassen wir alle im Lehrerhaus an einem Tisch, haben gegessen, getrunken und Erfahrungen ausgetauscht. (Hier geht's zum Artikel im St. Galler Tagblatt.)

Auszeit Nummer 2

Nach dieser tollen Arbeitswoche ging es nahtlos auf allerbeste Art weiter: Am Sonntag traf meine Autorenkollegin Jutta Wilke bei uns ein. Sie war für Lesungen im Nachbardorf Salez eingeladen und blieb gleich die ganze Woche (Hier geht es zur YA-Kolumne zu ihren Lesungen). Wir zogen uns – mit einem Umweg über die Bad Ragartz und den Buchladen Bad Ragaz – zum Plotten, Schreiben und Wandern ins Haus in den Bergen zurück. Schön war’s. Kreativ war’s. Unterhaltsam war’s. Und ja, auch produktiv war's. So was sollten wir viel öfters mal machen.

Mittwoch, 16. Juni 2021

YA! Playlist meiner Entscheidungen oder Von Pausen, vom Mäandern, vom Lesen und vom Schreiben

Nachdem alle Arbeiten für den da bux Verlag erledigt waren, gönnte ich mir eine Pause und fuhr mit Herrn Ehemann weg. Und so sitze ich hier, lausche einem veritablen Vogelkonzert, gucke in total schöne Landschaft und lasse meine Gedanken mäandern. Wie einen Fluss, der sich in einem weiten Tal seinen Weg so sucht, wie es gerade passt. Ich habe endlos viel gelesen und etwas weniger endlos viel geschrieben. Das Tolle daran: Wenn man seinen Gedanken und Gefühlen genug Raum lässt, entsteht im Kopf viel Neues und gleichzeitig entspannt sich der Körper. So habe ich Plotts geschärft, eine völlig neue Geschichte wachsen lassen und eine neue Kolumne für das Online-Kulturmagazin Qultur geschrieben, in der das Mäandern und Playlisten eine wichtige Rolle spielen.

Beim Lesen bin ich fremdgegangen und habe eine Exkursion in das mir ziemlich unbekannte Gefielde der Liebesromane unternommen und gleich zwei davon gelesen, normalerweise überhaupt nicht mein Ding, aber eine hat mich sehr positiv überrascht (Elite Secrets, Herz in der Brandung von Jess A. Loup), die andere finde ich von der Idee her noch ziemlich witzig (The Secret Book Club von Lyssia Kay Adams). Dazu kommen zwei Jugendromane (A Good Girl’s Guide to Murder von Holly Jackson und Playlist meiner miesen Entscheidungen von Michael Rubens), die mir beide gut bis sehr gut gefallen haben, und ein irgendwann nicht mehr ertragbarer Roman um Menschenhandel und Machtmissbrauch in seiner übelsten Form (The last thing to burn, Will Dean). Ich habe das Buch abgebrochen, weil ich fand, dass man es als Autor auch übertreiben kann, denn eigentlich war nach 20 bis 30 Seiten das ganze Elend sicht- und fühlbar, alles danach war nur noch ein Aneinanderreihen von Perversionen und Leiden.

Beim Schreiben hatte ich Lust auf meinen Erwachsenenkrimi. Ich habe das Profil der Hauptprota geschärft, weil ich merkte, dass ich schlicht und einfach nicht wie Nora Roberts oder Charlotte Link schreiben will, auch wenn sich das wahrscheinlich besser verkaufen würde als das, was aus dem Krimi gerade wird. Ein Gabathuler-Text halt. (Ade, ihr lieben Verkaufszahlen, es war schön, von euch geträumt zu haben.) Während ich den schon vorhandenen Text überarbeitete, musste ich mir auch eingestehen, dass der Ablauf der Mordnacht nicht aufgeht, weder jetzt noch in tausend Jahren, also musste ich umplotten.

Und dann war da noch die Rockstar-Geschichte, die einfach raus musste, nachdem ich das Buch von Jess A. Loup gelesen hatte. Also, zumindest der Anfang. Der ist echt gut geworden, finde ich. Fehlen einfach noch etwa 240 Seiten bis zum Ende, aber so what? Schliesslich mäandere ich gerade. 

Mittwoch, 10. Juni 2020

Eintauchen in die Welt der Lost Souls

Eine Klasse der Kanti Chur hat mir Fragen zum Buch Blue Blue Eyes gestellt: Zur Entstehungsgeschichte, zu den Figuren, zum Inhalt. Mir ist beim Beantworten so richtig bewusst geworden, wie tief die Lost Souls in meinem Leben wurzeln, wie lange ich sie schon kenne und wie sehr sie mein Schreiben beeinflusst haben. Eine wunderschöne Erfahrung.

Was mich auch freut: So langsam bin ich in Sachen YouTube Clips dort, wo ich hinwollte :-)


Donnerstag, 18. Juli 2019

Wenn man zu Fuss unterwegs ist, wandern auch die Gedanken

Ich habe heute meine Eltern besucht. Nicht mit dem Auto, sondern zu Fuss, nicht durch die endlosen Strassendörfer im Tal unten, sondern über einen Höhenweg. Es gibt verschiedene bei uns im Rheintal, man kann höher hinaus oder sich - wie ich heute - an die etwas tieferen Lagen halten. Das Faszinierende daran: Man ist gar nicht so weit weg von der dichtbesiedelten Ebene und trotzdem in einer anderen Welt, und das schon nach kurzer Zeit.

 
















Eigentlich wollte ich unterwegs in Gedanken an meinem neuen Buchprojekt feilen und Nägel mit Köpfen machen. Ich habe die Figuren, ich habe fast die ganze Geschichte beisammen, aber es gibt noch Lücken, und vor allem ist ein Verhältnis zwischen zwei wichtigen Figuren noch nicht klar, womit auch ein entscheidender Teil der Geschichte noch in der Luft hängt. Dieses Verhältnis habe ich geklärt, den betreffenden Teil in der Geschichte verknotet - und damit stellen sich neue Fragen, öffnen sich neue Lücken. Ich konnte nicht alle schliessen, aber das ist nicht so dramatisch. Dramatischer ist die Tatsache, dass mir der Spannungsbogen entglitten ist, was mich am Aufbau der Geschichte zweifeln lässt. Ich habe so eine leise Ahnung, dass das, was ich wollte, unter Umständen nicht funktioniert. Da muss ich die Denkkappe wohl noch ein paarmal anziehen!


Zurück zum Höhenweg: Herr Ehemann und ich haben die Strecke Werdenberg - Azmoos schon in 2 Stunden und 45 Minuten zurückgelegt. Ich wollte heute schneller sein, also einen neuen Rekord aufstellen, und wusste, da würde ich "di Hindara fürini" müssen, oder zu gut Deutsch: Gas geben müssen.


Ich kam an wunderschönen Weilern und einsamen Bauernhäusern vorbei. Normalerweise drücke ich bei solchen Gelegenheiten unzählige Male auf den Auslöser, überlege mir, in welchem dieser Häuser ich gerne wohnen würde (es sind viele, glaubt mir!), aber heute war es anders als sonst. Und deshalb müsst ihr euch mit dem Häusergucken gedulden. Ich liefere die Fotos nach, versprochen, denn der Weg ist so schön, dass ich ihn noch öfters gehen werde.

Nachdem ich auch die Gemeinde Sevelen hinter mir gelassen hatte, tauchte ich in die Gemeinde Wartau ein, die Gemeinde, in der meine Familie wurzelt, die Gemeinde, in der ich aufgewachsen bin, die Gemeinde, in der auch ich wurzle, obwohl ich schon lange nicht mehr dort wohne. Es ist ein Herzgefühl und manchmal, wenn ich durch die atemberaubend schöne Landschaft des Wartaus wandere, auch ein Sehnsuchtsgefühl. 


Deshalb nervt es mich, dass sich die Rechtskonservativen den Begriff Heimat schnappen. Wenn sie sich als wahre Eidgenossen bezeichnen mit einem Alleinanspruch auf Heimatgefühl. Wenn sie denken, anders- oder gar linksdenkende Menschen verraten unser Land oder seien keine echten Schweizer. Ich habe immer links gedacht, werde im Alter sogar wieder radikaler links, aber auch ich gehöre in dieses Land, in diese Heimat. Meine Ideen und Ideale haben hier genauso Platz wie alle anderen auch.


Meine Liebe zur Natur habe ich von meinen Eltern geerbt. Ich brauche nicht viel. Schicke Kleider, schicke Autos, schickes Irgendwas haben mich nie interessiert. Glück heisst für mich Familie. Liebe. Natur.

Meine Geschichte sitzt noch nicht, wie sie sollte. Das macht nichts. Sie wird sich formen und Gestalt annehmen. Den Rekord habe ich unterboten. 2 Stunden 35 Minuten. Ich habe jedoch so eine Ahnung, dass es gar nicht um die Zeit gegangen ist, sondern um etwas anderes. Was genau, weiss ich nicht. Vielleicht um etwas zwischen mir und meinem Körper. Oder mir und dem Leben. Auf jeden Fall war es schön. 

Samstag, 13. Oktober 2018

Den Blog neu einrichten und gestalten

Anfang Oktober habe ich begonnen, ein Bullet Journal zu führen, also eine Agenda, die man selber gestaltet. Alles, was man hat, sind leere Seiten mit Punkten; wie man dieses Journal ein- und unterteilt und ausfüllt, ist der Fantasie überlassen. Was mir daran besonders gefällt: Bevor man mit den Einträgen beginnen kann, muss man seine Gedanken sortieren und sich überlegen, wo man die Schwerpunkte setzen will. Wie ich das getan habe und was dabei im Entstehen ist, erzähle ich euch in einem anderen Blogpost, denn heute geht es um die Folgen, die das Führen des Bullet Journals mit sich bringt. Dazu muss ich etwas ausholen.

Gestern fuhr ich nach einer längeren Pause (auch darüber mehr in einem der nächsten Blogposts) ins Haus in den Bergen, um den Kopf fürs Schreiben freizuhaben. Es hat geklappt. Ich geriet in einen Flow, wie ich ihn schon lange nicht mehr erlebt habe. Ein tolles Gefühl!

Heute Morgen schaute ich aus dem Fenster.


Weil ich gestern ein Kapitel einer Geschichte abgeschlossen hatte und für das neue erst einmal Anlauf holen wollte, entschied ich mich, in diese wunderbare Landschaft hinauszugehen, meine Lieblingsspazierrunde unter die Füsse zu nehmen und den Ideen Raum und Zeit zu geben.

Schon bald war ich mittendrin im nächsten Kapitel. Und nein, es handelt nicht von lieblichen Landschaften und netten Bergbäuerinnen oder gemütlichen Wanderern - es wurde geschlagen, geblutet, geschrien, gelogen und geweint. Ich finde das jedes Mal faszinierend: dieses gemütliche Laufen durch eine idyllische Landschaft in Kombination mit wildesten und düstersten Gedanken. Ja, das funktioniert tatsächlich, keine Ahnung, wieso.


Irgendwann schweiften meine Gedanken ab. Zum Bullet Journal. Zu meinen Monatsschwerpunkten. Zu meinen Plänen, meine Social Media besser zu koordinieren. Und dann war sie plötzlich da, die Idee: Ich werde den Blog neu ausrichten und dabei an die Themen meines Bullet Journals anknüpfen. Es soll weggehen vom reinen Autorenblog (was es eigentlich nie war), hin zu einem, der mein Leben mehr und besser spiegelt.

Schreiben ist immer noch ein sehr wichtiger Aspekt meines Lebens, vor allem ist es immer noch mein Beruf. Aber es ist ein zweiter dazugekommen. Ich bin schon seit längerer Zeit auch Verlegerin. Und Hobbygärtnerin (ohne grünen Daumen). Und Handwerkerin (mit zwei linken Händen). Und politisch und sozial engagiert denkender Mensch. All das - und noch mehr - soll hier im Blog Raum erhalten. Zum Glück heisst er "Kreuzundquer" :-) Es würde mich freuen, wenn ihr euch mit mir darauf einlassen würdet. Wohin es gehen wird? Werden wir sehen. Der Weg ist das Ziel, wie man so schön sagt.

Dienstag, 31. Juli 2018

Anthologien, Teil 3 - Vom Schreiben der Geschichte

Gestern bin ich mit der Geschichte für eine Anthologie fertig geworden. Kaum hatte ich die Ankündigung für diesen Blogeintrag auf Instagram gepostet, fragte jemand: „Was für eine Anthologie?“

Vorneweg: Im folgenden Text findet ihr sehr viele Infos – aber nicht, worum es in der Geschichte geht und wo sie veröffentlicht werden soll. Das liegt nicht an mir, sondern daran, dass Verlage es nicht so gerne haben, wenn man zu viel zu weit im Voraus verrät.

Was ihr erfahren werdet:
  • wie ich dazu gekommen bin, diese Anthologiegeschichte zu schreiben
  • wie ich an das Thema herangegangen bin
  • was sich dabei auf den Kopf gestellt hat
  • wie der Text entstanden ist
  • warum das Schreiben so lange gedauert hat (und das Überarbeiten noch länger)
  • Erleichterung (und ein Fragezeichen) 

Wie ich dazu gekommen bin

Meine Agentin rief mich an und sagte: "Ich weiss, du willst keine Anthologiegeschichten mehr schreiben, aber hör mir bitte einfach zu, ich denke, das Thema könnte dich interessieren." Ich hörte zu und wusste längst, bevor meine Agentin all ihre Argumente vorgebracht hatte, dass ich diese Geschichte schreiben wollte. Unbedingt. Deshalb sagte ich einfach „Ja.“ Ein paar Tage später kam eine Mail mit den Eckdaten und Vorgaben vom Verlag: Pitch (Zusammenfassung der Geschichte in ganz wenigen Sätzen) bis Mitte Mai, Geschichte bis Ende Juli. Zeitlich passte das für mich perfekt.

Wie ich an das Thema herangegangen bin

Das Thema ist eins, das mich seit Jahren umtreibt und über das ich unzählige Diskussionen geführt habe, sprich, ich wusste, dass ich diese Geschichte aus dem Bauch und aus dem Herz schreiben würde. Ansatzpunkte hatte ich viele, aber dann fehlten mir die Ideen. Ich begriff nicht, weshalb. Grübelte … und grübelte … und grübelte. Bis mich die Erkenntnis wie ein Schlag auf den Kopf traf.

Was sich dabei auf den Kopf gestellt hat

Ich war von der falschen Seite her gekommen. Was ich vorhatte, konnte nicht funktionieren. Das Problem: Wenn ich von der anderen Seite herkam, schrammte ich nicht knapp neben dem Thema vorbei, sondern rammte und versenkte es. Ich erzählte es meinem Mann. Er meinte: „Nein, schmerzlicher Volltreffer mitten ins Thema.“ Ich redete mit Frau Tochter und Herrn Freund von Frau Tochter. Sie gaben meinem Mann recht. DAS ist es genau, Mam, sagten sie. Darum geht es. Thema voll erfüllt.

Nun, gut möglich. Aber dem Verlag würde das nicht gefallen. Ich schrieb meiner Agentin, dass ich einen U-Turn gemacht hatte und das Thema von der Gegenseite angehen wollte. Dass ich die Geschichte so und nicht anders schreiben würde, und wenn der Verlag sie so nicht wolle, sei ich weder traurig, noch wütend, sondern würde es verstehen. Aber ich könne nicht anders.

Der Verlag hatte logischerweise Fragen. Wollte mehr wissen. Ich konnte ihm nicht mehr geben, denn ich wusste nur, wie ich das Thema angehen wollte, hatte aber keine konkrete Idee für eine Geschichte und im Mai auch keine Zeit, mir eine einfallen zu lassen. Der Pitch beschrieb die Absicht, mehr nicht. Auch hier hätte ich verstanden, wenn der Verlag dankend abgewunken hätte. Hat er aber nicht.

Wie der Text entstanden ist

Ich machte Notizen. Redete mit Josia Jourdan über das Befinden der heutigen Jugend. Schrieb in Stichworten auf, was in der Geschichte stehen sollte, nichts Konkretes, sondern eher ein roter Faden. Ich wusste nicht, wie sie enden würde. Dann schrieb ich die Geschichte so, wie ich immer schreibe: langsam, immer wieder zurück und ändern, umbauen, hinzufügen, wegnehmen, über mehrere Wochen verteilt. Der Entwurf hatte 23 Seiten. Kein Problem, dachte ich. Beim Überarbeiten würde ich locker auf 20 kommen.

Warum das Schreiben so lange gedauert hat (und das Überarbeiten noch länger)

Blöderweise merkte ich beim nochmaligen Durchlesen der Eckdaten und Vorgaben, dass es höchstens 12 sein dürfen und nicht 20, wie ich gemeint hatte. Also begann ich zu kürzen. Beim Kürzen überarbeitete ich auch (ich sehe euer Augenrollen!). Nach jeder Runde waren es weniger Seiten. Bis ich runter auf 14 war. Irgendwann gegen Ende Juli wachte ich mitten in der Nacht auf und wusste, dass das Ende nicht stark genug war. Was heisst da, nicht stark genug. Es war weder schlüssig, noch stark noch irgendwas. Einfach nur sentimental, inkonsequent und öd.

Also noch mal. Ich begann von neuem mit dem Überarbeiten. Runde um Runde um Runde. Letzten Samstag fuhr ich zu einem Autorentreffen nach München. In den sieben Stunden Hin- und Rückfahrt kam ich der Sache immer näher. Ich druckte mir den Text ein letztes Mal aus, nahm ihn mit in die Berge und … überarbeitete. Sonntagabend um 18.00 war er fertig. Dachte ich.

Erleichterung (und ein Fragezeichen) 

Beim Wandern heute sind mir noch ein paar Dinge eingefallen, die ich ändern wollte. Auf der Bahnfahrt nach Hause auch. Also ... ja, genau, überarbeiten. Text noch einmal ausdrucken. Mir laut vorlesen. Ändern. Text erneut ausdrucken und dann noch einmal lesen. Letzte Anpassungen. Kurz nach Mitternacht ist der Text raus.

Ich bin zufrieden und erleichtert, allerdings mit einem Fragezeichen. Ich weiss, dass es der Text geworden ist, den ich schreiben wollte. Ich weiss aber nicht, ob dieser Text in die Anthologie passt. Es ist immer noch möglich, dass der Verlag abwinkt. Die Anthologie wird gut, das weiss ich, ob mit oder ohne meinen Beitrag. Das Thema ist wichtig, das Konzept der Anthologie gefällt mir. Ich freue mich darauf. Und jetzt geh ich schlafen.

Dienstag, 6. Februar 2018

Wildwuchs auf Eis

Mein Schreiben liegt derzeit auf Eis. Ab und zu hole ich es in die Wärme, überarbeite, was ich habe, schreibe neu, plotte, lerne meine Figuren besser kennen. Es sind verschiedene Geschichten, die ich mit mir herumtrage. Dass ich heute Lust auf diese und morgen auf jene habe, zeigt mir, dass ich zwar auf dem richtigen Weg bin, aber noch Zeit brauche, mich im wuchernden Wildwuchs meiner Ideen zu orientieren und eine Route festzulegen.

Hier drin tummelt sich mittlerweile eine herrlich verrückt-liebenswerte Kinderschar. Sie hauchen dem Plot, den ich mir schon vor Urzeiten ausgeheckt habe, jeden Tag ein bisschen mehr Leben ein. Das ist ungewöhnlich, denn normalerweise haben meine Geschichten ihren Ursprung in den Figuren. Auf sie baue ich auf, für sie schneidere ich eine passende Geschichte zurecht. Bei dieser Geschichte ist es anders: Ich hatte zwar eine zündende Grundidee, aber abgesehen von den zwei Hauptprotagonisten noch keine konkreten Figuren. Weil ein Kinderbuchverlag anfragte, ob ich für sie etwas schreiben würde, habe ich in relativ kurzer Zeit die ganze Geschichte durchgeplottet. Mein Exposé stiess auf Interesse, ein Angebot lag vor. Allerdings sollte ich eine Leseprobe einreichen. Ich hatte jedoch kurz vorher entschieden, dass ich nie wieder eine Leseprobe schreiben würde. (Anmerkung in Klammer: Ich kann Texte nicht einfach aus dem Nichts hinknallen, ich muss hineintauchen, und dazu muss ich meine Figuren kennen. Sprich, Leseproben aus dem Stand kann ich nicht; ich brauche recht lange dazu, eigentlich ist es wie das Schreiben des Buches selber. Zudem: Mittlerweile gibt es von mir so viele Bücher - da kann jeder interessierte Verlag sehen, wie ich schreibe.) Also schrieb ich auch für den anfragenden Verlag keine Leseprobe. Wir brachen die Verhandlungen ab. Im Nachhinein bin ich froh darum. So bleibt mir alle Zeit der Erde, meine Figuren zu entwickeln und kennenzulernen. Und es bleibt Zeit, den Grundplot mit Leben zu füllen.

In diesem Notizbuch wohnen drei herrliche Protas für einen Erwachsenenkrimi, den ich zu einer Reihe machen möchte. Dazu habe ich mir eher kurze Geschichten zwischen 180 und 220 Seiten vorgestellt, aber mittlerweile hat der Plot der Einstiegsgeschichte den geplanten Rahmen längst gesprengt. Es hilft auch nicht, dass ich gerade ziemlich heftig Harlan Coben lese, der mich dazu inspiriert, völlig unvorsehbare Wendungen einzubauen, die es beinahe unmöglich machen, das Ende der Geschichte schon auf Seite 98 oder so zu erraten.


Das ist meine Knacknuss. Mein Jugendbuch, in dem Jonny und sein Lion Cave eine zentrale Rolle spielen. Ich hirne immer noch an der Erzählsprache und den Erzählperspektiven herum, wechsle alle paar Wochen meine Meinung, beginne zu schreiben und merke: Nein, das ist es noch nicht. Zum Glück ist der reale Jonny erfolgreicher. Er hat kürzlich den Wartauer Kulturpreis gewonnen für sein Engagement, ein Preis, den Jonny mehr als verdient hat. Seit unzähligen Jahren organisiert er mitten in der Provinz in seinem Pub Rockkonzerte und hat dabei richtige Grössen in seinem kleinen Club. Im Moment ruht dieses Projekt, und das hat seinen Grund: Ich warte auf das neue Buch Stechmückensommer meiner Kollegin Jutta Wilke. Weil ich weiss, was drin steht und weil ich weiss, dass sie mit diesem Buch einen neuen Weg in Sachen Erzählsprache geht, erhoffe ich mir davon jede Menge Inspiration (Buchvorstellung von Stechmückensommer folgt in Kürze in diesem Blog).

Ja, auch dieses Projekt ist noch aktuell. Das hier gibt eine neue Lost Souls Ltd. Geschichte. Da die Lost Souls eine Reihe sind, habe ich das Grundpersonal und freue mich auf ein Wiedersehen. Ich habe auch zwei weitere wunderbare Protas erfunden, um die es im grünen Band geht. ABER: Auch hier fehlt mir - noch - das richtige Konzept. Lege ich den Schwerpunkt auf die ursprünglichen Figuren? Dann wird es kein Jugendbuch, sondern ein Buch für junge Erwachsene. Lege ich den Schwerpunkt auf die beiden neuen Figuren? Dann bleibt es ein Jugendbuch. Da ich zudem diese Geschichte definitiv im Self Publishing machen möchte, habe ich auch hier verschiedene Optionen: Ich kann sie als ein einziges Buch herausgeben. Oder ich mache eine kleine Staffel mit vier Folgen daraus. Ihr seht: Viele Fragen, keine Antworten. Ich nehme gerne unten in den Kommentaren Anregungen entgegen.

Dann ist da auch noch das Projekt, das ich letzten Sommer fürs Radio entwickelt habe. Damals bin ich knapp am ersten Platz der Ausschreibung vorbeigeschrammt, habe jedoch eine Anfrage, ob ich die Geschichte trotzdem machen würde, einfach nicht als Serie, sondern als Einzelgeschichte. Diese Anfrage hängt seit Monaten in der Luft, und so, wie die Diskussionen um unsere Medienlandschaft in der Schweiz zurzeit laufen, sieht es ziemlich danach aus, als würde daraus nichts, denn alle Zeichen stehen auf sparen, sparen, sparen. Ich hätte grosse Lust, die Serie in Buchform zu machen, da es mir aber nicht eilt, warte ich noch ein wenig länger auf einen Bescheid.

Ganz auf Eis liegt das Projekt mit meinem Autorenkollegen Michael Hamannt. Der hat gerade den ersten Teil einer Fantasygeschichte für Erwachsene geschrieben und macht sich nun an Teil zwei (Buchvorstellung folgt in Kürze in diesem Blog). Da bleibt keine Zeit für unsere gemeinsame Geschichte. Geblieben ist die Lust auf ein gemeinsames Buchprojekt, denn das gegenseitige Anspornen hat Spass gemacht und war extrem produktiv. In diesem Sinne: Ich bin Single und auf Partnersuche ;-)

Freitag, 27. Oktober 2017

Was man so alles tun kann, wenn keine Deadline drückt, Teil 2

Man kann sich zum Beispiel Hals über Kopf bei #NaNoWriMo anmelden und sich vornehmen, im November 50'000 Wörter zu schreiben, auch wenn man genau dann zwei Wochen auf Lesetour ist. Da bei diesem Novemberschreiben alles möglich ist (na ja, ausser Romantasy; schliesslich will Frau Spass haben an ihren Figuren und ihrem Plot), wage ich mich in neue Gefielde und schreibe einen witzigen Krimi für Erwachsene, der zu einer Serie ausarten könnte. Ich habe tolle Figuren erfunden, ein Setting, in dem ich mich ausgesprochen wohl fühle und einen Grundidee, mit der sich herrlich spielen lässt. Das Notizbuch füllt sich, die Schreiblust wächst. Und weil noch nicht November ist, ich aber mittlerweile meine Auszeit genutzt und beinahe alle to-do-Listen abgearbeitet habe, habe ich in diesen Tagen doch tatsächlich Zeit für die Kindergeschichte, die schon lange in meinem Kopf herumschwirrt. Irgendwie ziemlich produktiv, dieser Herbst ohne Deadline.

Montag, 10. Juli 2017

Inspiration pur

Sommerzeit ist immer auch Schreibzeit. Am besten (weil am konzentriertesten und fokussiertesten) schreibe ich im Haus in den Bergen, wo ich nicht nach der Uhr lebe, kein Internet habe, keine Nachrichten höre und mich zwischen den Schreibblöcken als Landschaftsgärtnerin betätige. Der Garten in den Bergen ist steil und wild, es wächst nur das, was besonders zäh und widerstandsfähig ist (also vor allem Unkraut). Die Arbeit ist hart (Steilhang!), aber total schön und befriedigend. Und wenn ich Lust auf Abkühlung habe, stelle ich mich einfach in den Bach, der durch das Grundstück fliesst.

Dieses Leben in und mit der Natur ist eine unendliche Inspirationsquelle: Obwohl ich stundenlang im Gelände herumgewuselt bin, ist die letzten vier Tage ein ganzes Konzept mit Langexposé und Leseprobe entstanden. Ich habe jetzt Zeit bis Ende Juli, es zu feilen und zu schleifen. Dann schicke ich es ein - danach gilt es: Daumen drücken!









Samstag, 6. Mai 2017

Stau und Drängelei im Kopf

Zuerst ein Geständnis: Ich habe dieses Jahr noch nicht sehr viel geschrieben.

Den Satz da oben habe ich als Einleitung geschrieben, und dann habe ich gestockt. Weil er zwar stimmt und eben doch nicht stimmt.

Als Autorin stehe ich tatsächlich mit einer ziemlich mageren Schreibbilanz da. Im Januar entstand eine Geschichte für eine Anthologie, die ich unter sehr viel Zeitdruck geschrieben habe - nun wird das Projekt um ein Jahr geschoben. Und ich habe 3 Texte für da bux entworfen. Ich sage bewusst entworfen, weil es besondere Texte sind, deren Rohfassung ich an ExpertInnen weitergegeben habe, und die ich erst nach deren Rückmeldung fertig schreiben werde. Was genau dahinter steckt, verrate ich in einem anderen Post, weil es den Rahmen dieses Posts sprengen würde.

2017 begann vor allem als Verlegerinnenjahr. Ich habe drei tolle Texte lektoriert, Klappentexte und Autorenbios verfasst, Briefings für die Grafikerin zusammengestellt, eine geschätzte Million Mails rausgehauen und Finanzierungsgesuche geschrieben (das ist jede Menge Schreibarbeit, glaubt mir!). All diese Arbeit hat sich gelohnt, vor allem auch das Schreiben der Bewerbungsdossiers für da bux Projektbeiträge.

Und: Ich habe geplottet. Jene unter euch, die mich besser kennen, wissen, dass ich das hauptsächlich im Kopf mache. Meine Figuren nisten sich bei mir ein, wohnen in meinem Schädel, entwickeln sich dort. Natürlich habe ich auch ein bisschen was in meine Notizbücher geschrieben, aber der allergrösste Teil spielt sich im Kopf ab. Womit wir beim Stau sind.

Mich hat eine derartige Ideenwelle erfasst, dass sich in meinem Kopf mittlerweile mehrere Plots und Busladungen von Protas gegenseitig auf die Füsse stehen. Alle wollen gleichzeitig raus, drängen danach, aufgeschrieben zu werden. Weil ich bis jetzt total beschäftigt war (habe ich die geschätzten 90 Lesungen zwischen Januar und Juli schon erwähnt???), musste ich alle vertrösten. Nun stehen sie dicht an dicht da, drängeln und stauen sich, einige von ihnen rufen mittlerweile ziemlich laut nach der Frau Autorin, andere drücken sogar auf die Hupe, um so mehr Gehör zu finden.

Gestern habe ich für unseren Verlag einen youtube-Kanal erstellt und die Filmaufnahmen unserer Kurzlesungen vom letzten Mittwoch (mit Dolmetscher!) aufbereitet und hochgeladen. Dabei guckte ich zwischendurch meine Planungspinguine an und stellte fast ein bisschen erstaunt fest, dass jetzt die Schreibzeit beginnen kann. Nur, wer darf zuerst?

Da sind Jonny, das Cave, Hope und Elia. Und da sind Ronan, Kata und Erin und all die verlorenen Seelen. Und dann sind da auch noch Carl Jonas und Ruth. Als wäre das nicht genug, habe ich letzte Woche bei einem Konzeptwettbewerb mitgemacht und gemerkt, dass es gar nicht so wichtig ist, ob ich eine Runde weiterkomme oder nicht, weil ich mit Levin und Sam auch ein tolles Buch machen kann. Wer jetzt denkt, die gute Frau hat was vergessen: Hat sie nicht. Das Projekt mit Michael Borlik wartet auch immer noch und ich habe auch immer noch total Lust, es zu schreiben, aber Michael tippt sich grad an einem eigenen, riesigen Projekt die Finger wund.

Falls hier irgendwelche Zeitmanager-Experten mitlesen: Nein, ich will keinen Rat, danke. Es ist sowieso hoffnungslos.

ABER: Ich weiss, dass bei mir auch ab und zu AutorInnen vorbeigucken. Liebe KollegInnen, ich habe bis jetzt nur an einem Projekt gleichzeitig gearbeitet, höchstens an zwei. Hat jemand Erfahrung mit Parallelschreiben an drei oder gar vier Geschichten? Ich wäre sehr gespannt auf eure Erfahrungen!

Am Ende das Bild zu einer Verpackung, die ich vorgestern im Buchladen bekommen habe. Ich habe laut losgelacht.

Montag, 1. Mai 2017

Arbeit im Mai - Einblicke

Mai ist Lesungsmonat. Dieses Jahr ganz besonders. Die Zahl in Klammer ist jeweils die Anzahl Lesungen. Der Kalender hängt links von meinem Computer.


Auf der rechten Seite hängen meine vier Planungspinguine:


Allgemein
: Was so generell anfällt. Da kommen laufend neue Dinge dazu, die ich schlicht unter Admin/Logistik aufführe: Mails beantworten, Termine bestätigen, Anfahrtswege und Fahrpläne für die Lesungen heraussuchen usw. Diesen Monat kommt noch der #Autorinnenzeit dazu, eine Aktion auf Twitter, in der mit Tweets zu verschiedenen Themen bewusst auf Autorinnen aufmerksam gemacht wird. Das wird Auswirkungen auf mein Bloggen haben, denn die Aktion geht über Twitter hinaus in die Blogs hinein.

Schreiben: Was ich mir fürs Schreiben vornehme. Davon muss nicht alles diesen Monat gemacht werden, aber es ist immer gut zu wissen, was da eigentlich auch noch wäre, wenn man denn Zeit hätte. Diese Woche aktuell: Ich bin eingeladen worden, an einem Konzeptwettbewerb für eine neue Hörspielserie mitzumachen, in einem ersten Schritt reicht ein einseitiges Konzept. Die besten drei Konzepte werden dann weiterentwickelt. Das Konzept steht, ich bin im Augenblick noch an der Feil- und Schleifarbeit. Was jetzt schon feststeht: Wenn ich nicht in die engere Wahl komme, mache ich daraus ein Buch, mich hat es nämlich beim Plotten so richtig in die Geschichte hineingezogen und meine Figuren mag ich jetzt schon sehr.

da bux: Die da bux Liste ist diesmal ziemlich lang. Darauf stehen viele Punkte, an denen ich immer mal wieder zwischendurch arbeiten kann, aber auch solche, die sehr schnell erledigt werden müssen. Dazu gehört die Vorbereitung für den Workshop, den Tom Zai und ich diese Woche geben, dazu gehören auch die Klappentexte, Autorenbios und das Briefing zu den einzelnen Büchern, weil unsere Grafikerin im Mai die Cover entwirft. Zum Glück haben wir da im April schon viel vorgearbeitet, sonst hätte ich jetzt doch ziemliches Herzrasen.

Cargo44: Unter diesem Label laufen meine Self Publishing Projekte. Dieser Pinguin macht gerade Ferien, denn der Mörderbruder ist da, zusammen mit den Postern und den Lesezeichen. Ich wollte noch einen Trailer dazu machen, aber das schaffe ich diesen Monat mit Sicherheit nicht.

Der Lesungskalender spart die Freitage aus und in der vierten Woche ist er gar ganz leer. Ich brauche diese Zeit für die Pinguine und das Haus in den Bergen, denn der Mai ist erfahrungsgemäss ein Monat, in dem sehr viel Gartenarbeit anfällt. Die läuft für mich allerdings unter "Erholung" und nicht unter "Arbeit".

Über den Sommer wird es an der Lesungsfront ruhiger, und für diesen Herbst habe ich auch nur wenige Lesungsanfragen. Spätestens ab Juli bleibt mir dann sehr viel mehr Zeit für das Schreiben. Das ist auch gut, denn in meinem Kopf staut sich mittlerweile Stoff für vier Bücher. Und da ist ein schon lange geplantes Projekt noch gar nicht miteingerechet.

Dienstag, 25. April 2017

Bahnschreiben

Der öffentliche Verkehr und ich haben es nicht immer gut zusammen. Das liegt zum einen an den nicht immer idealen Verbindungen (um es einmal nett zu sagen), zum anderen aber auch an mir: Ich ertrage dichte Menschenansammlungen nur sehr schlecht. Im besten Fall geht meine gute Laune den Bach runter, im schlechtesten werde ich aggressiv und bin nach der Ankunft am Zielort erst einmal total fertig. Schreiben im Zug? Habe ich zu Stosszeiten längst aufgegeben. Da bin ich froh, wenn ich und mein Gepäck irgendwie ins Abteil passen und ich so wenig wie möglich Körperkontakt mit dem Sitznachbarn habe.

Manchmal jedoch bin ich zu Zeiten unterwegs, in denen ich viel Platz habe. Und manchmal  erwische ich sogar einen meiner Lieblingszüge - also entweder den Railjet oder einen deutschen ICE Zug. Dann habe ich ein rollendes Büro der Extraklasse. Mit Platz, Tisch und Aussicht.

Gestern, auf dem Weg zu einem Workshop in Merenschwand hatte ich alles: einen fast leeren ICE (bis Zürich), bestes Wetter, schönste Aussicht und einen Tisch für mich. Ich habe mich in mein aktuelles Projekt vertieft, bei dem die ganze Geschichte und das ganze Buchpersonal auf mich warten, aber ich den Einstieg einfach nicht gefunden habe. Ich weiss zwar, aus welchen Perspektiven ich die Geschichte schreiben möchte, habe aber die richtige Erzählform noch nicht gefunden, und ich hatte mich in eine Zeitachse verbissen, die alles ziemlich kompliziert gemacht hat. Irgendwo zwischen Walenstadt und Wesen - also dem Walensee entlang - hat sich der Knoten geöffnet. Alles war total klar. Mein Buchpersonal hat aufgeatmet, denn es wurde langsam ungeduldig, ich auch, denn ich brenne darauf, die Geschichte zu schreiben.

Mittwoch, 4. Januar 2017

Wenn ein Song schlummernde Ideen weckt

Ich weiss gar nicht mehr, was zuerst da war. Der Song? Das Cave? Der Ort? Das Wandern in den Bergen? Wahrscheinlich ist das alles ziemlich still und leise in mir gewachsen, um dann beim Hören eines Songs voll auszubrechen. Von da an fügte sich eins zum anderen - und über die Feiertage hat mich die Muse glatt weggetragen. Gestern ging das Exposé für ein neues Buch an meine Agentin. Kaum war es unterwegs in ihren virtuellen Briefkasten, hatte ich die nächste Erleuchtung: Nämlich, aus welcher Perspektive ich es schreiben möchte. Und daran ist, glaub ich, Joel Dicker schuld. Ich habe in den Ferien nämlich seinen seinen zweiten Roman gelesen.

Zum Song: Sommertime Sadness. Da könnt ihr jetzt sagen, was ihr wollt (ja, ich weiss!), aber genau dieser Song hat extrem starke Bilder hervorgerufen und die schlummernden Ideen geweckt. Gestern Abend habe ich dann zum ersten Mal das Video dazu geschaut. Grässlich. Ich bin froh, habe ich nur den Song im Kopf gehabt.

Zum Cave:  Das heisst eigentlich Lion-Cave, steht in Trübbach, also der Gemeinde, in der ich aufgewachsen bin, und gehört Jonny, einem tollen Typen, den ich seit meiner Kindheit kenne. Genau dieses Lion-Cave möchte ich in der neuen Geschichte haben, samt Jonny. Ich habe bei ihm nachgefragt und darf. Allerdings muss ich das Cave dazu geografisch in den Kanton Graubünden schieben, Jonny jünger machen und ihm eine fiktive Nichte, meine Hauptprota, geben.

Der Ort: Da bin ich, wie schon bei White Sky, in der Surselva gelandet. Es gibt ein ganz reales Vorbild, das ich aber nicht konkret nehmen kann, weil ich sonst Ärger bekommen könnte. Also muss ich einen fiktiven Ort erschaffen.

Die Figuren: Es ist ein bisschen wie im neuen Roman von Joel Dicker. Klickt mal auf diesen Link und lest den Anfang des ersten Kapitels. Seite 9 unten und Seite 10 oben. So geht's mir gerade. Die Figuren sind, nachdem sich die Idee zu einem Ganzen gefügt hat, gleich in einer Busladung angekommen. Und genau wie im Buch möchte jetzt jeder seine Rolle.

Die Erzählperspektive: Blame it on Joel Dicker.  Ich wollte meine Hauptprota erzählen lassen, aber dann hat Monsieur Dicker eine Idee in meinen Kopf gesetzt. Womit nicht nur die Erzählperspektive, sondern auch die Form der Geschichte steht.

Die Autorin: Die möchte jetzt gleich loslegen. Noch weiss ich nicht, ob die Idee bei Agentin und Verlag ankommen, aber was ich weiss: Ich will diese Geschichte unbedingt schreiben.

Das Notebook: Gibt's auch schon.