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Dienstag, 17. Mai 2011

Eine einmalige Gelegenheit

Eine einmalige Gelegenheit.
Ein unvergessliches Spielerlebnis.
Ein einzigartiges Abenteuer.
Doch dann kommt alles anders,
und Mo und Greti erkennen:
ist mehr als nur ein Spiel ...

(ab 15. Juli in deinem Buchladen)

Montag, 16. Mai 2011

Das Projekt

Bei meinen Schullesungen lasse ich die Jugendlichen auswählen, aus welchem Buch ich vorlesen soll. Manchmal passiert es, dass ich in einer Woche mit vielen Lesungen am Ende aus fast jeder meiner Geschichten vorgelesen habe. Letzte Woche wurde besonders häufig Das Projekt gewünscht. Und weil es auch der Wunschtitel der April-Buchverlosungsgewinnern war, stelle ich das 2008 erschienene Buch gerne wieder einmal in den Mittelpunkt.

Zum Inhalt: Jessie. Tina. Alex. Michael. Ein explosiver Mix, denn gegensätzlicher können vier Schüler nicht sein. Nie würden sie freiwillig zusammenarbeiten. In dieser Projektwoche MÜSSEN sie.

Eine Gruppenarbeit, bei der die Teams ausgelost werden? Obermacker Alex traut der Sache nicht. "Und wer garantiert uns, dass Sie beim Ziehen der Lose dem Schicksal nicht, sagen wir mal, etwas nachhelfen werden?", fragt er seine Lehrerin. Worauf er die Lose ziehen muss - und seinen Namenszettel ausgerechnet bei der Gruppe mit der kleinen Pummeligen (deren Namen er sich nicht merken kann resp. will), dem seltsamen Aussenseiter mit Spitznamen Stockfisch und der Obertussi Jessie aus der Dose zieht. Weil das nun gar nicht geht, sagt er:
"Martin."
"Zeigen Sie her!" Kramer greift nach dem Zettel. "Also, lesen sollten Sie eigentlich können." Sie drückt ihm das Stück Papier wieder in die Hand und befiehlt, den Namen vorzulesen.
"Nur ein Test, ob Sie das auch im Griff haben", sagt Alex zur Kramer, aber seine Stimme verrät ihn. Es ödet ihn an. Und zwar gewaltig.
"Alex", murmelt er.

Dass bei so einer Gruppenzusammensetzung nicht wirklich gearbeitet wird, liegt auf der Hand. Als das Team, das keines ist, dann auch noch den Abgabetermin für die Konzepteinreichung verpasst, brummt ihm die Klasse ein Projekt auf. Für die vier Jugendlichen steht fest: Ohne uns. Denn jeder von ihnen hat seine privaten Probleme, bei denen keine Zeit und kein Raum für eine Projektwoche bleibt. Schon gar nicht für eine weitab der Zivilisation. Und trotzdem findet sich am Anfang der Projektwoche ein ziemlich gezeichnetes und gebeuteltes Trüppchen beim Bahnhof ein, von dem aus es losgehen soll. Dass alles noch viel schlimmer wird, als es schon ist, ahnen Jessie, Tina, Alex und Michael zu diesem Zeitpunkt noch nicht.

Das Projekt hat eine eigene Webseite, auf der sich Informationen zum Buch finden (u.a. häufig gestellte Fragen zum Buch an mich - samt Antworten). Wer ein wenig ins Buch reinschnuppern will, dem empfehle ich einen Blick in die Leseprobe. Zudem hat Ulf Cronenberg von Jugendbuchtipps.de das Buch vorgestellt und ausführlich besprochen.

PS: Kürzlich ist Calvin Russel verstorben, von dem der zitierte Song Crossroads am Anfang des Buches ist, und der für einen meiner Buchcharaktere ein grosses Vorbild ist. In dankbarer Erinnerung an ihn:

Donnerstag, 21. April 2011

10 gute Gründe für Gott

Zwei Vorbemerkungen: Wenn ich Stephan Sigg nicht kennen und für einen der tollsten Typen halten würde, denen ich je begegnet bin, hätte ich dieses Buch in 1000 Jahren nicht gelesen, ja nicht einmal in die Hand genommen. Denn - und damit bin ich bei Vorbemerkung Nummer 2 - der liebe Gott und ich haben uns nie gefunden. Will heissen: Ich habe keine Religion und ich glaube nicht an (irgendeinen) Gott. Büchern über Gott, Jesus und die Religion gehe ich also ansonsten eher aus dem Weg.

Aber ich kenne und mag Stephan. Nun ist es so: Wenn man jemanden mag, der schreibt, will man unbedingt wissen, was und vor allem wie er denn so schreibt. Dabei hat man immer ein wenig Angst, die Texte könnten einem nicht gefallen. Ich hatte deshalb schon ein bisschen einen Bammel, als ich meine erste Bekanntschaft mit seinen Texten machte. Das war bei einer Veranstaltung, an der er gelesen hat. Ich schmökerte in seinen Büchern und dachte: "Hey, der hat was drauf! Das ist wirklich GUT." Vor allem gefiel mir, wie er die religiösen Themen anpackte. Da waren Gleichnisse, in denen ganz normale Jugendliche in Alltagssituationen vorkamen. Da war die Geschichte über das im Internet gefundene Horoskop, das sich jeden Tag erfüllte. Da schrieb einer über Religion, ohne über Religion zu schreiben, sondern über Werte des Zusammenlebens.

In 10 gute Gründe für Gott nimmt sich Stephan Sigg der Zehn Gebote an und versetzt sie in die heutige Zeit, in den Alltag von Jugendlichen. Ein paar Beispiele:

Niklas will unbedingt in ein Schwimmlager, obwohl das genau zu der Zeit stattfindet, in der die Familie den Familienurlaub geplant hat, aber Niklas hat nur noch eins im Kopf: Das Schwimmen und vor allem die Ratschläge seines Trainers Richard. Richard sagt, Richard tut, Richard meint, Richard schlägt vor ... Und Niklas befolgt alles. Bis zur Selbstaufgabe. Dann will Richard mit ihm sprechen. Niklas hofft auf eine Empfehlung für das Trainingslager, damit er Argumente für seine Eltern hat. Aber es kommt anders ...

Andrea hat Tickets fürs Eminem-Konzert und freut sich wie sonst was, doch ihre Freunde reden ihr Eminem madig, machen ihn runter, ziehen sie auf mit ihrer "Schwärmerei" - bis sie wegläuft und Freundschaften zu zerbrechen drohen.

Rico plant DIE Geburtstagsparty des Jahres. Es läuft auch alles gut. Ein Raum wird gemietet, Freunde kommen und helfen, ihn einzurichten, eine Menge Gäste trudeln ein. Doch dann zündet sein Freund im geschlossenen Raum Feuerkörper ...

Stephan Sigg ist bei den zehn Geschichten thematisch und von der Erzählsprache her ganz nahe dran an den Jugendlichen. Jede einzelne Geschichte endet beklemmend offen und liefert damit den Lesern jede Menge Gedankenfutter. Wäre ich Religionslehrer, würde ich genau dieses Buch im Unterricht einsetzen, denn für Gesprächsstoff wäre gesorgt. Jede(r) Jugendliche kennt die von Stephan Sigg geschilderten Situationen aus eigener Erfahrung oder aus der Erfahrung von Freunden.

Stephan Sigg beschreibt es im Vorwort zum Buch so:
"Die 10 Gebote dienen als Grundlage für ein gelingendes Zusammenleben. Sie regeln die verschiedensten Bereiche des Alltags. ... Natürlich sind sie etwas anderes als die Verkehrsregeln oder die Benutzungsregeln in der Sporthalle. Die 10 Gebote sind grundlegende Verhaltensempfehlungen, die ein friedliches Zusammenleben mit anderen ermöglichen. Sie sollen die anderen, aber gleichzeitig auch dich selbst, vor Unheil und Ungerechtigkeit bewahren - egal, ob in der Schule, in der Familie oder in einer Clique. Die 10 Gebote helfen dabei, zu erkennen, was im Leben zählt, was einem langfristig guttut, und sie zeigen, wie wichtig der Respekt vor anderen Menschen ist."

Für mich bringt Stephan Sigg damit unser Zusammenleben auf den Punkt. Auch wenn ich ohne Religion bin. Die Werte, für die die 10 Gebote stehen, sind eine gute Basis für unser Zusammenleben. Vielleicht hat es für mich dieses Jugendbuch gebraucht, mir die Bedeutung der 10 Gebote so deutlich zu machen. Ich denke auf jeden Fall, dass es ein Buch ist, das in JEDEN Religionsunterricht auf der Mittel- und Oberstufe gehört.

Wer reinlesen will: Leseprobe.



Dienstag, 1. März 2011

Infinity

Ganz viel Schokolade essen und nicht dick werden. Ewig jung bleiben. Superkräfte entwickeln. Die Eigenschaften seiner Kinder im Voraus festlegen. - Wunschdenken oder verlockende Möglichkeit? Die Genforschung hat uns entschlüsselt; sie könnte uns in Bereiche führen, die bisher unvorstellbar gewesen sind. Könnte. Aber sollte sie auch? Darf sie auch? Was ist der Preis, den wir dafür bezahlen werden? Und was ist, wenn mit uns experimentiert wird, ohne dass wir es wissen?

Beängstigende Gedanken, die man gerne beiseite schiebt, weil die Antworten noch viel beängstigender sein könnten. Aber auch der ideale Stoff für einen Thriller. Für Infinity von Gabriele Gfrerer.

Plötzlich rastet Jonas aus. Ohne jeden Grund, Klara kann ihn kaum beruhigen. Dann stirbt Richi. An einer Überdosis, dabei hat er Drogen immer abgelehnt. Was hat ihre Freunde so verändert? Klara beginnt, Fragen zu stellen. Hartnäckig. Unbequem. Mutig. Und kommt dabei einem Gegner auf die Spur, der mit menschlicher DNA experimentiert ...


Gabriele Gfrerer packt in ihren Büchern stets aktuelle Themen an: Menschenhandel in Schachzüge, Fremdenfeindlichkeit und Zivilcourage in Störfaktor, die schier unüberwindbaren Vorurteile gegenüber der "Balkanjugend" in Grenzenlos nah - und jetzt in Infinity das Manipulieren mit menschlichen Genen. Meine erste Frage an sie deshalb:

Suchst du dir diese Themen bewusst oder finden sie dich?
Mir kommt es so vor, als hätte ich gar keine Wahl. Die Themen springen mich an, in dem Moment, in dem ich mich auf die Suche nach neuen Ideen mache. Ich wünschte manchmal, ich könnte mal so einen ganz stinknormalen, soft gestrickten Liebesroman schreiben. Aber jedes Mal, wenn ich damit anfange, schmuggeln sich irgendwelche brennenden Probleme hinein, die meine Protas herausfordern. Und sie an ihren Aufgaben wachsen lassen ... wahrscheinlich ist das mein ganz persönliches Programm, das ich auf meine armen Leute abwälze und von ihnen erledigen lasse :-))
 
Mit der Hauptfigur Klara hast du dir keine einfache Hauptperson ausgewählt. Sie gehört nicht zu jenen Figuren, die man auf Anhieb mag (ein bisschen erinnert sie an die junge Hermine aus Harry Potter). Auch zu anderen Figuren findet man erst allmählich den Zugang. Wieso das so ist, findet man im Lauf der Geschichte heraus. Wie einfach oder vielleicht auch wie schwer fiel dir das Schreiben der ersten paar Kapitel mit der schroffen Klara und der zurückzickenden Lucie?
Ehrlich, ich habe Klara vom ersten Augenblick an sowas von geliebt ... in all ihrer Kompliziertheit, ihrer Genialität, die ihr mehr als einmal im Weg steht zu einem ausgeglichen Verhältnis zu sich und ihrer Umwelt und dem Paket an ungelösten Aufgaben, denen sie sich sturköpfig stellt - vielleicht weil ich selbst gerne ein Stückchen von diesem unverrückbaren Selbstbewusstsein hätte, das ihr Fluch und Segen ist.
Die Szenen zwischen Lucie und Klara haben mir echtes Vergnügen bereitet und ich hab immer wieder laut gelacht, wenn ich mir bildlich vorgestellt hab, wie die beiden sich gerade aber absolut nichts schuldig bleiben.
 
Infinity beginnt mit einem Zitat von Prof. Erwin Chargaff, dem Begründer der Gentechnik: "Der Ausbau der Wissenschaft unter dem Vorwand, der Menschheit zu helfen, ist eine der grössten Lügen unserer Zeit." Das sind sehr harte, sehr klare Worte. Findest du, dass sich unsere Gesellschaft genügend mit dem Thema und seiner Problematik auseinandersetzt oder würdest du dir eine breitere Diskussion wünschen? Bist du bei deinen Recherchen auf verhärtete Fronten gestossen oder auf dialogbereite Menschen?
Das Thema "ewiges Leben bzw. die unabwendbare Endlichkeit meines irdischen Daseins" ist meine ganz persönliche Achillesferse. Wenn ich in mich hineinhöre, habe ich dieses Buch also aus einem geheimen Sehnen nach "Machbarkeit der Verlängerung des Lebens" geschrieben. Ich habe mich selbst gefragt, was zu tun ich bereit wäre, wenn ich dafür "ewig" - oder auch nur eine gewisse Zeitspanne länger - leben könnte. Diese Frage habe ich auch anderen gestellt - und vielfältige Antworten erhalten. Von "nein, danke, mir reichts jetzt schon" bis "ich verstehe, was dich antreibt und dir gleichzeitig Angst macht". Es war und ist für mich also ein zweischneidiges Schwert, über das "wissenschaftlich Machbare" und die damit verbundene Verantwortung nachzudenken. Atemlos verfolge ich neueste wissenschaftliche Erkenntnisse auf dem Gebiet der Altersforschung, lese alles, was ich zu dem Thema finden kann - und wie schon eingangs erwähnt, springt mich auch alles an, was mit dem Thema auch nur entfernt zu tun hat. Ich habe stunden- und tagelang Aufsätze, wissenschaftliche Abhandlungen, Streitgespräche unter Forschern und Mahnungen an das Gewissen gelesen und finde es wahnsinnig spannend, wozu der Mensch in seiner Neugierde und seinem Forscherdrang in der Lage ist.
Der mahnende Satz zu Beginn meines Romans gilt also in erster Linie mir selbst. Ich fürchte, wenn ich selbst dazu in der Lage wäre (und mein Kindheitswunsch war es lange Zeit, Gentechnik-Forscher zu werden ...), müsste ich täglich mein Gewissen befragen, wo die Grenzen der Freiheit und Ethik liegen. Ich denke, dass die Suche nach dem "Machbaren" ein gefährlicher Verführer ist. Und ich habe mich v.a. mit meinem jungen Forscher zutiefst verbunden gefühlt und habe mit ihm gelitten, während ich ihn an den Folgen seines unstillbaren Erfindergeistes scheitern hab lassen.
Die Diskussion über Segen und Grenzen der Forschung - und ganz speziell der Forschung am menschlichen Leben - sollte immer sehr aufmerksam geführt werden. Aber ich fühle mich dem Suchen und Ausdehnen dieser Grenzen auch sehr nahe ... Es hat wohl seinen Grund, warum ich nicht Gentechnik studiert habe, sondern meine Phantasien nur in Prosa packe :-)

Heute kann man die DNA jedes Menschen entziffern und so herausfinden, auf welche Krankheiten man anfällig ist, welche man in sich trägt ect. Ist dieses Wissen für dich Fluch oder Segen?
Ich sehe gerade, diese Frage hab ich jetzt eigentlich schon im vorangegangen Punkt weitschweifig ausgeführt. Zusammengefasst oute ich mich also noch einmal als sehr wissenschafts-affin - mit einem Schuss gewissensorientiert. Eine Grenze sollte meiner Überzeugung nach bei aller Euphorie nie überschritten werden: Dort, wo die Freiheit des Individuums beginnt, sollte der Zugriff des Forschergeistes enden. Was eine schwammige Erklärung ist, ich weiß. Trotzdem liegt für mich mehr Segen als Fluch in der meschnlichen Fähigkeit, Rätseln auf den Grund zu gehen und Tatsachen zu hinterfragen. Missbrauch ist immer eine Gefahr, die darin begründet liegt, dass wir die Freiheit haben, uns zu entscheiden.

Wie ich dich kenne, bist du bereits wieder an neuen Geschichten mit neuen Themen. Darfst / Kannst du verraten, woran du im Moment arbeitest?
Nachdem ich Infinity beendet hatte, war ich einige Zeit nahezu schreibabstinent. Ich habe vier Romane in zwei Jahren geschrieben und brauchte offenbar eine kurze Verschnaufpause. Da das Hirn während dieser Zeit aber (zum Glück!) nicht untätig war, sehe ich mich nun einer Viefalt an neuen Menüvorschlägen gegenüber, die ich momentan verkoste. Ich bin also noch hin- und hergerissen, ob ich mich als nächstes meiner uralt-Liebe Fantasy (genauer Mystery-Thriller mit Fantasy-Einschlag) zuwende, oder doch an der Liebesgeschichte weitermache, von der es inzwischen schon 80 Seiten gibt, und die mir wieder mal eine Menge sozialkritischer Realitäten zwischen die Zeilen schmeißt. Oder ich schreibe doch den Thriller, der mich vor zwei Tagen angesprungen und mich gezwungen hat, mein neues Paperblanks-Notizbuch, das ich zum Geburtstag bekommen habe,  vollzukritzeln. Ich lasse meinen Bauch (und meine Agentur) entscheiden, welches Gericht den Zuschlag bekommt :-))

Montag, 10. Januar 2011

Mond aus Glas

Ich kannte die lustigen Geschichten rund um ihren Karatehamster. Als Tina Zang dann vor einigen Wochen im Schreibforum ihren neuen Roman vorstellte, musste ich zwei Mal hingucken. Auf dem Umschlag zu Mond aus Glas stand der Name Christine Spindler. Tina Zang sei für witzige Kindergeschichten zuständig, erklärte Christine. Mond aus Glas ist eine ernste, besinnliche Geschichte, die sich an Jugendliche und Erwachsene richtet, weshalb sich Christine entschied, dieses Buch unter ihrem richtigen Namen zu veröffentlichen.

Bevor ich das Buch vorstelle, möchte ich erwähnen, dass ich Christine sehr persönliche Fragen zum Buch gestellt habe. Zu meiner grossen Freude ist sie darauf eingegangen und hat auch sehr persönliche Antworten gegeben, die ich mit viel Respekt und auch Ehrfurcht gelesen habe. Es ist nicht selbstverständlich, dass AutorInnen solch tiefe Einblicke in ihr Schreiben und Leben geben und dafür danke ich Christine herzlich.

Zum Inhalt von Mond aus Glas:
Seit Lunas Zwillingsschwester Stella nach einer Tumoroperation starb, ist jeder in ihrer Familie mit seiner Trauer überfordert. Die Ehe der Eltern hält dieser Belastung kaum stand. Als Luna Finn kennenlernt, dessen Eltern sich gerade getrennt haben, erkennen die beiden, wie einzigartig sie sind, und plötzlich bemerkt Luna, dass sie geheimnisvolle Fähigkeiten besitzt.
Zur Leseprobe geht es hier.




Christine, du schreibst in Mond aus Glas über den Tod einer Jugendlichen. Obwohl wir alle wissen, dass der Tod zum Leben gehört, ist das für mich eines der schwierigsten Themen. Kein Tabu, aber ein sehr schwieriges Thema. Was hat dich dazu bewogen, dich an dieses Thema zu wagen?
Die Geschichte beginnt zwei Jahre nach Stellas Tod, in einer Phase, in der das Leben der Familie einige dramatische Wendungen nimmt. Die akute Trauerphase habe ich also bewusst übersprungen.
Ich habe in dem Buch sehr viel Erlebtes verarbeitet und mich an meine eigene Trauererfahrung herangetastet. Schreiben ist für mich der wichtigste Weg, mich selbst zu verstehen. Schon als Jugendliche habe ich alles, was mich beschäftigt hat, in Kurzgeschichten und Lyrik verarbeitet. So kann ich beispielsweise anhand der Gedichte, die ich im Alter von 16 bis 22 Jahren geschrieben habe, meine damalige Entwicklung mitverfolgen. Mit 16 erkrankte ich an schweren Depressionen, entdeckte mit 18 langsam wieder die Lust am Leben, und fand mit 21 meine erste Liebe.
Damit bin ich wieder bei "Mond aus Glas". Als das Manuskript fertig war, stellte ich begeistert fest, dass zu jedem Kapitel eins der Gedichte aus jener Zeit passte. Also habe ich sie den Kapiteln vorangestellt. Es kam mir vor, als hätte ich die Gedichte extra dafür geschrieben, dabei ist das gut dreißig Jahre her. Damals wusste ich nicht, dass ich eines Tages vom Schreiben leben würde, sondern wollte Physikerin werden.


Mond aus Glas ist viel mehr als ein Buch über den Tod; es ist auch - oder vor allem - ein Buch über Liebe und Hoffnung. Wie nah hast du beim Schreiben deine eigenen Gefühle an dich herangelassen und wie hat dich das Schreiben dieses Buches geprägt?
 Als ich das Buch zu schreiben begann, war es zunächst eine Geschichte über den Umgang mit Sterben und Abschiednehmen. Im Laufe vieler Überarbeitungen wurde daraus immer mehr ein optimistisches Buch über Versöhnung und Verzeihen.
Ich lernte beim Schreiben, dass es die Risse und Abstürze in der Lebensgeschichte sind, die das wahre Ich eines Menschen zum Vorschein bringen. So entstanden Momente voller Staunen, Neugierde und schierer Lebenslust. Die Liebe spielt eine ganz große Rolle: von der ersten Liebe, die noch frisch und unsicher ist, über Mutterliebe in ihren verschiedenen Ausprägungen, bis zur zerbrechenden Liebe, die wieder gekittet werden muss.
Mir ging das Schicksal der Protagonisten so ans Herz, dass ich beim Schreiben sehr viel geweint habe – an den "glücklichen" Stellen sogar ganz besonders. Auch bei Lesungen kann ich das nicht kontrollieren. Am Ende der ersten Szene kullern bei mir oft schon ein paar Tränen. Ich lasse meine Gefühle nah an mich heran und kann sie inzwischen auch ohne Scheu zeigen. Früher war ich in dieser Hinsicht sehr verschlossen. Auch das hat sich beim Schreiben geändert.


Wird es von Christine Spindler weitere Jugendbücher oder gar Erwachsenenbücher geben?
Ja, bestimmt. Ich habe Ideen und fertige Konzepte für mehrere Romane. Ich muss nur aufpassen, dass mir Tina Zang nicht die ganze Schreibzeit "wegschnappt".

Freitag, 7. Januar 2011

Abschied von Anna

Michaela Holzinger ist auf einem Bauernhof aufgewachsen und schreibt über sich: "Bücher und Geschichten spielen in meinem Leben eine große Rolle. Besonders das „Geschichten erfinden“. Schon als Kind kritzelte ich die alten Schulhefte meiner Schwester voll und konnte mich auf dem Heuboden bei Regenwetter wunderbar in die spannendsten Geschichten hineinträumen."

Diesen Monat erscheint Michaelas erstes Bilderbuch Abschied von Anna, ein Bilderbuch für Kinder ab drei Jahren.

Leihoma Anna ist großartig, denn sie kocht gut, kann wunderbare Geschichten erzählen und ist untertags die wichtigste Bezugsperson für einen kleinen Jungen, der Drachen über alles liebt. Die Welt ist in Ordnung, bis eines Tages die betagte Leihoma krank wird. Ängste kommen hoch, Gott sei Dank ist Mama da zum Trösten.
Und auch Papa ist wichtig, damit die ganze Familie auf dem Begräbnis Abschied von Anna nehmen kann. Die vielen Erinnerungen an die schöne gemeinsame Zeit helfen der Familie, den Verlust zu bewältigen. Und den Jungen tröstet besonders, wenn er Annas Geschichte vom Drachen mit dem Zauberkoffer erzählen kann. Auch dieses starke Tier hat seine letzte Reise bereits angetreten - und lebt trotzdem in den Erzählungen weiter.



Michaela, du lebst mit deiner Familie und einer stattlichen Anzahl Tiere auf einem Hof - mitten im prallen Leben. Da hätte ich ein Kinderbuch mit witzigen Tiergeschichten oder humorvollen Kindererlebnissen erwartet. Abschied von Anna setzt sich mit den Themen "Abschied nehmen, Tod und Trauer" auseinander - die du sehr direkt angehst (du hättest auch über den Tod eines geliebten Tieres schreiben können). Wie hast du dieses Thema gefunden - oder hat es dich gefunden?
Eigentlich wollte ich schon immer mal über dieses Thema schreiben – aber ich war selbst verblüfft, dass ausgerechnet diese Geschichte mein „Erstlingswerk“ werden sollte. Die Geschichte kam sehr plötzlich und wollte aufgeschrieben werden. Das habe ich dann einfach gemacht. Wobei mir der direkte Zugang sehr wichtig war. Vielleicht auch deshalb, weil ich alte Menschen sehr bewundere, die sich offen mit dem Thema: „Tod, Sterben“ auseinander setzen. Das macht meine „Anna“, die übrigens Leih-Oma ist, in der Geschichte ja auch. Und da der Junge ein sehr inniges Verhältnis zu ihr hat, versucht sie, ihm die Thematik durch eine „Drachengeschichte“ begreiflich zu machen. Anna verhält sich in der Situation sehr weise. Sie bereitet sich - und vor allem den Jungen auf ihren Abschied vor.



Der Text zu dieser Geschichte ist von dir, die Illustrationen von Heide Stöllinger. Ich stelle mir vor, dass man beim Schreiben seiner Kindergeschichten Bilder im Kopf hat. Wie hat deine Zusammenarbeit mit Heide Stöllinger ausgesehen? Habt ihr euch vor der grafischen Umsetzung getroffen? Oder gibt man als Autorin den Text ab und hofft darauf, dass die Bilder einem dann gefallen?
Ich glaube, ich bin da einfach gestrickt. Klar hat man beim Schreiben Bilder im Kopf, doch bei mir sind das eher – ich nenne sie mal „Gefühlsbilder“. Das sind Erlebnisse, Erinnerungen, Eindrücke, die man bisher im Leben gesammelt hat und sich später beim Schreiben freisetzen. Sie helfen mir, nah an den Figuren dranzubleiben.
Was ich aber schon deutlich vor Augen habe, ist eine gewisse Richtung, wie danach das Buch als Gesamtpaket aussehen soll. Bei „Abschied von Anna“ war mir von Anfang an klar, dass ich keine überladenen Illustrationen haben wollte. Umso mehr freute es mich, als mir der Verlag verriet, dass Heide Stöllinger die Zeichnungen dazu machen sollte. Heide Stöllinger hat einen wunderschönen Stil. Sehr nah an der Wirklichkeit. Das war mir für das Projekt wichtig. Und auch Heide war das wichtig. Das wurde schnell klar, als wir uns in Linz trafen, um über das Projekt zu sprechen. Schön war das! Wir waren sofort auf einer Wellenlänge - besser hätte es nicht laufen können.

Leseprobe:
„Ich will nicht, dass du stirbst“, sage ich zu ihr. Anna lächelt müde.
Ihre Augen sind ganz glasig. „Du brauchst keine Angst zu haben.
Ich habe auch keine“, flüstert sie. Ihre Stimme wird ganz dünn.
„Es ist wie mit dem Drachen und dem Zauberkoffer ... verstehst du?“,
fragt sie. „Ja“, sage ich und drücke zum Abschied ihre Hand.

Es hätte nicht besser laufen können ... unter diesen Titel könnte man Michaela Holzingers Jahr 2010 generell stellen. Sie wurde unter anderem zwei Mal ausgezeichnet. Beim DIXI - Kinderliteraturpreis hat sie für ihren Jugendbuchtext "Finn und ich ... und Brummer" einen ganz speziellen Preis gewonnen: die österreichische Schriftstellerin Jutta Treiber, die sie literarisch begleiten wird, ihr also eine Art Mentorin sein wird.

Nach Hause nehmen kann man so einen Preis ja nicht. Was erwartest, erhoffst, erträumst du dir von deinem Gewinn?
Mhm, schwierige Frage: Also, für meine Geschichte oder für den Erfolg, der sich vielleicht daraus ergeben könnte, erwarte ich mir nichts. Ich habe mittlerweile gelernt, dass man Geschichten nicht erzwingen kann. Von daher gehe ich sehr „frei und offen“ damit um. Was ich mir aber schon erhoffe, ist dadurch eine gewisse „Schreib-Sattelfestigkeit“ zu erlangen. Der schreibende Beruf ist ja ein sehr einsamer, da hat man nicht oft die Gelegenheit, sich mit Kollegen konstruktiv auszutauschen. Schon gar nicht in einer so intensiven Form. Deshalb erwarte ich mir eigentlich nur eines: Nämlich zu lernen. Genug Ansätze gibt es ja ...  

Donnerstag, 6. Januar 2011

Rick 1 - Wie man seine durchgeknallte Familie überlebt!

Ich wollte an dieser Stelle Rick vorstellen, aber dann musste ich die Katze füttern, und bis ich wieder da war, hatte Rick schon übernommen.

Hi, ich heiße Rick, bin elfeinhalb Jahre alt und Eishockeystürmer bei den Young Indians. Ich wohne mit meinem Pa und seinem Kumpel Wutz in einer hundertprozentigen Männer-WG, selbst unsere Katze Gismo ist ein Kerl!

Ähm. Hallo Rick … darf ich mal …

Mein Leben war echt genial, bis sich mein Pa ausgerechnet in meine Lehrerin verknallt hat und auch noch meinte, dass ihr Strebersohn und ich Freunde werden könnten. Jetzt mal im Ernst: Hat der sie noch alle?

Aber das …

Natürlich hab ich mir sofort den perfekten Plan einfallen lassen, damit die zwei sich schnell wieder aus unserem Leben verziehen. Doch damit ging der ganze Ärger erst richtig los …

Ich will ja keinen zusätzlichen Ärger machen, aber dürfte ich … weißt du, ich stelle hier Bücher vor … und ich möchte … äh … wo bist du hin? Rick? Riiiiick? Ich wollte dich eigentlich fragen, wie man seine durchgeknallte Familie überlebt!

Frag doch die Antje Szillat! Die kann dir vielleicht weiterhelfen!

Mach ich doch glatt. Also, Antje:

Es gibt Bücher, von denen ich mir wünsche, ICH hätte die Idee gehabt. Dein Rick-Buch ist so eines. Und deshalb stelle ich dir jetzt die Frage, die uns Autoren zuweilen nervt, mich aber in diesem Fall brennend interessiert: Wie bist du auf Rick und seinen Männerhaushalt gekommen?
Ich habe mich schon lange nach einer Reihe „gesehnt“. Der Gedanke, über einen längeren Zeitraum mit meinen Buchfiguren zusammen sein zu können, reizte mich enorm. Meine jüngste Tochter liebt Isabel Abedis Lola heiß und innig und zunächst schwebte mir so etwas in der Art auch vor. Eben mitten aus dem Leben.
Ich lag meiner Agentin Tamara Steg damit in den Ohren, und sie meinte dann schließlich: „Dann entwickle doch mal was für Jungs!“
Dieser Vorschlag setze bei mir etwas in Gang, was ich zuvor so noch nicht erlebt habe. Es machte KAWUMS und schon feierten in meinem Kopf die Pyrotechniker ihr Jahrestreffen. Cool, richtig, richtig cool sollte es sein. Keine klassische Familiensituation. Unbedingt frech und temporeich, verrückt bis leicht durchgeknallt, aber auch an manchen Stellen mit Tiefgang ausgestattet.
Ein elfjähriger Junge – ein Großstadtkind – in einer Männer-WG. Alleine die Vorstellung sorgte dafür, dass mir die Ideen samt einzelner Szenen wie Chinaböller um die Ohren schossen.
Nachdem die Grundidee geboren war, musste ich „nur“ noch die Figuren zur Welt bringen.
Sohn, Vater, bester Kumpel des Vaters, Kater und um die Ecke wohnende Oma samt französischer Bulldogge. Perfekt, fand ich. Der „Gegenpart“ stand ebenso schnell fest: Linda, die neue Liebe von Ricks Pa und ihr Blassbackensohn Finn. Allerdings ist dann am Ende alles ganz anders gekommen, als zunächst von mir geplant …

Beim Lesen des Klappentextes habe ich gedacht: Welch köstliche Figuren! Tun die eigentlich immer, was du mit ihnen vorhast, oder entwickeln die beim Schreiben manchmal ein Eigenleben?
Eben nicht! Deshalb ist ja auch alles ganz anders gekommen. Ricks Name war zunächst Tom. Er und Finn waren „gleichberechtigt“. Deshalb hieß zu diesem Zeitpunkt die Reihe auch „Tom und Finn“. Doch dann passierte etwas, eine Kleinigkeit, wie ich dachte, denn Tom bekam einen neuen Namen. Rick. Von diesem Zeitpunkt an drängte er sich immer mehr in den Vordergrund. Keine Ahnung, ob er der Meinung war, sein neuer Name sei so cool, dass er unbedingt ein ganz anderer werden müsste, jedenfalls wurde er immer frecher. Genauso wie der ganze Erzählstil.
Finn entwickelte sich ebenfalls in eine ganz andere Richtung. Irgendwie machten die beiden mit mir was sie wollten. Frechheit, keiner hörte mehr auf mich. Rick erzählte, wie ihm der Schnabel gewachsen war und manchmal dachte ich „Nö, das geht so aber nicht.“
Meine Lektorin fand dann allerdings, dass das sehr wohl so ginge. Sie war begeistert und das machte mir Mut und gab mir das Vertrauen in Rick, dass er schon wüsste, was zu tun sei.
Die anderen waren aber wesentlich handzahmer. – Na ja, bis auf Gismo, der irgendwann beschlossen hatte, nicht nur schlafend im Katzenkörbchen zu liegen, sondern einen „bleibenden Eindruck“ beim Leser zu hinterlassen.
Als dann der Pressesprecher meines Verlages auf der Frankfurter Buchmesse zu mir sagte, dass er sich kaputt gelacht hätte beim Manuskriptlesen, beschloss ich endgültig, Rick machen zu lassen, was er für richtig hielt.

Bücher wie "Rick" kommen oft total leichtfüssig, locker und süffig daher, als ob der Autor sie einfach so aus dem Handgelenk geschüttelt hat. Nicht alles, was sich so luftig leicht liest, schreibt sich auch so einfach. Wie geht es dir beim Schreiben der Rick-Geschichten. Purzeln die einfach so aus deinen Händen in die Tasten?
Teils, teils. Rick ist ja Eishockeystürmer bei den Hannover Young Indians. Da ich aber null Plan vom Eishockey hatte, waren das die Stellen, an denen ich dachte, dass sie einfach nicht authentisch klingen würden. Also setzte ich mich auf die Tribüne am Pferdeturm und schaute mir so viele Spiele an, bis ich getrost von mir behaupten konnte, Ahnung zu haben. Das gesamte Team der Indians – Vorstand, Trainer, Spieler, und, und, und waren mir dabei sehr behilflich. Sie haben stundenlang meine Fragen beantwortet, die Spiele kommentiert, mich herumgeführt und niemals die Augen verdreht, wenn ich selten blöde Fragen gestellt habe.
Nur einmal hatte ich ein richtig schlechtes Gewissen, weil ein Jugendteam meinetwegen fast ein Spiel verloren hätte. Ich durfte mich während des Spiels auf der Bank aufhalten und hatte bis dahin Eishockey, mit seiner Wucht und Schnelligkeit (und auch Härte), noch niemals so hautnah erlebt. Wenn die Kids über die Bande jumpten oder sich (meiner Meinung nach) furchtbar lang legten, stieß ich besorgte „Angstschreie“ aus. Die Kids schauten mich jedes Mal an, als ob mir ein zweiter Kopf gewachsen wäre und irgendwann waren die so abgelenkt von meinem Zusammenzucken und „Oh Gott, is was passiert? – Gerufe“, dass der Trainer meinte, es wäre wohl besser, wenn ich doch wieder auf der Tribüne Platz nehmen würde.
Was das lockere Schreiben ansonsten betrifft, so kann ich auch hier sagen: Teils, teils.
Wenn Rick das Kommando übernommen hatte, dann lief es meistens wie geschmiert. Aber an manchen Tagen wollte er nicht so richtig und dann ist es mir schon schwer gefallen. Dennoch kann ich wirklich behaupten, dass ich noch niemals so viel Spaß beim Schreiben hatte. Oftmals habe ich vor meinem PC gesessen und mich kringelig gelacht.
Für den zweiten Band, der im Sommer 2011 erscheinen wird, habe ich mit meinen Mann eine Minikreuzfahrt gemacht und für den dritten Band, mit dem ich gerade begonnen habe, erlebe ich zurzeit Sachen, die ich sonst bestimmt nicht erlebt hätte und das macht einfach nur wahnsinnig viel Spaß. Ich bin rundum glücklich mit Rick und Co. und den Möglichkeiten, die sich durch diese Buchreihe für mich gerade auftun. – Auch die Abenteuer, die er erlebt, nachdem ich sie für ihn „getestet“ habe. Genial.

Ich bin schon mal auf deiner Webseite herumgeturnt und habe die Seite mit den Fotos deiner Lesungen gefunden - ich kann mir vorstellen, wie begeistert die Kinder Ricks Geschichten zuhören werden!
Ich liebe Entertainment! Echt, ich liebe die „Bühne“. Deshalb mache ich auch unglaublich gerne Lesungen. Das ist mein Ding, genauso wie das Schreiben. Ein weiterer Grund für Rick. Ich habe mich in der Vergangenheit ja überwiegend mit „schwereren“ Themen beschäftigt. Bestimmt wichtige Themen und der Erfolg, den ich damit hatte, spricht ja auch für sich. Doch solche Themen bringen es natürlich auch mit sich, dass während der Lesung nicht all zu viel gelacht wird.
Ich wollte aber unbedingt, dass gelacht wird. Ich wollte begeisterte Kids (und auch Erwachsene), die sich kringelig lachen. Die mitgehen, sich auf die Schenkel schlagen, sich wegschmeißen vor Vergnügen, die richtig, richtig viel Spaß haben.
Ich wollte unterhalten - locker, fröhlich, verrückt, manchmal auch ein bisschen absurd und das mit ganz viel Herzblut und Lachtränen in den Augen.
Auch deshalb ist Rick entstanden.

Und hier ist er, der Rick. Sozusagen in Fleisch und Blut … und gleich darunter geht’s zur Leseprobe. Viel Spass!



Leseprobe: Rick 1 – Wie man seine durchgeknallte Familie überlebt (Auszug aus Kapitel 2.)

Auf dem Nachhauseweg rannte mir Finn, die Oberstreberbacke der Tucholsky-Gesamtschule, fast in den Vorderreifen meines Fahrrads. Ich konnte gerade noch quietschend in die Bremsen gehen.
„Bist du nicht mehr ganz dicht?!“, schrie ich ihn an.
Finn ließ sich davon kein bisschen beeindrucken. Er sah nicht einmal auf. Ganz im Gegenteil: Völlig ungerührt starrte er weiter in sein bescheuertes Buch.
„Hey, ich rede mit dir!“, rief ich empört.
Er zuckte kurz mit den Schultern und nuschelte zerstreut: „Ähm, Entschuldigung. Aber gerade passt es mir nicht.“ Und schon schluffte er weiter, die Nase noch immer zwischen den Buchseiten.
Was bildete sich diese Streberblassbacke eigentlich ein? Nur weil seine Mutter Lehrerin an unserer Schule ist, hält der sich gleich für was Besseres, oder was?! Oh, wie dieser Typ mich nervte.
Wütend starrte ich ihm einen Moment hinterher. Dann schwang ich mich wieder auf mein Rad und trat ordentlich in die Pedale.

Zu Hause erwartete mich der nächste Knaller des Tages. Pa hatte mein Bett neu bezogen.
Benjamin Blümchen grinste mich dämlich an. Neben ihm stand Otto mit einem ebenso breiten Grinsen im Gesicht.
Schlagartig stellten sich mir die Nackenhaare auf. Wann kapierte mein Vater endlich, dass ich nicht mehr fünf Jahre alt war? Keine Ahnung, wie oft ich diese peinliche Babybettwäsche nun schon in die Altkleidertüte gestopft hatte. Ganz zu schweigen von meinem Bob-der-Baumeister-T-Shirt oder dem Mickey-Maus-Schlafanzug. Doch mein Vater holte immer wieder alles heraus und legte es in meinen Schrank zurück.
„Die Klamotten passen dir doch noch“, sagte er dann jedes Mal.
Na und!? Was kann ich denn dafür, dass er meine Sachen immer drei Nummern größer kauft, damit ich sie bloß schön lange tragen kann?! Verdammt, ich bin schon fast ein erwachsen. Wenigstens ein bisschen. Aber das will mein Pa einfach nicht schnallen.
Zu allem Überfluss kam Gismo nun auch noch in mein Zimmer geschlichen und verseuchte die Luft innerhalb von Sekunden mit einem seiner tödlichen Katzenfürze.
„Boah, Gismo, du Stinkbombe“, stöhnte ich und stürmte zum Fenster, um es weit aufzureißen.
Gismo maunzte beleidigt und zog ab.
Typisch, erst die Bude vollmockern und dann auch noch stinkig sein.
Fluchend zog ich die oberpeinliche Bettwäsche ab und ging damit in die Küche. Ich kramte genervt in unserer Ramschschublade herum. Dann hatte ich sie endlich gefunden: die Zackenschere, die ich von Mary zum sechsten Geburtstag bekommen hatte.
Sie war eigentlich dafür gedacht, wilde Muster in Papier zu schneiden. Aber mit Stoff würde das bestimmt auch klappen. Entschlossen setzte ich an und schnitt ein paarmal an unterschiedlichen Stellen in den Bettbezug hinein.
So, das sollte reichen. Zufrieden breitete ich den Bezug auf dem Küchenboden aus.
Benjamin Blümchen hatte nun ein geniales Zackenmuster in Pullover und Hose, Otto leider keinen vollständigen Kopf mehr und halbierte Beine. Später, wenn Pa den Bezug entdeckte, würde ich einfach behaupten, dass Gismos scharfe Katzenkrallen dafür verantwortlich seien. Das hatte er vor Kurzem ja auch mit Pas Sportshirt gemacht.
Schnell nahm ich mir noch den Kissenbezug vor und stopfte anschließend beides in den Altkleidersack, der in der Abstellkammer auf dem Boden stand. Dann durchsuchte ich unseren Wäscheschrank nach einer guten Alternative.
Schließlich entschied ich mich für Wutz’ coole schwarz-weiß gestreifte Seidenbettwäsche. Ich konnte ihn ja später immer noch um Erlaubnis fragen. Aber so wie ich Wutz kannte, hatte er sicher nichts dagegen.
Ziemlich zufrieden mit meinem Werk flitzte ich ins Badezimmer. Eigentlich musste ich schon seit der dritten Stunde dringend pinkeln. Aber die Ekelklos in der Schule gingen gar nicht. Jetzt war es WIRKLICH, WIRKLICH dringend.
Ich klappte den Klodeckel hoch und stellte mich breitbeinig hin.
Lurchpforte auf, Wasser marsch!, dachte ich, als plötzlich etwas aus der Badewanne hinter mir murmelte: „Ob Groß oder Klein, sitzen muss sein!“
Ich erschrak dermaßen, dass ich laut aufschrie und mir fast den Lurch im Reißverschluss eingeklemmt hätte.
In der Wanne lag Wutz und schaute mich missmutig an. Knisternder Badeschaum hüllte ihn bis zur Kinnspitze ein.
„Wie lautet Nummer fünf der 10-WG-Gebote?“
„Sorry, … ich … ähm … wir pinkeln nicht im Stehen“, stammelte ich und klappte hastig die Klobrille runter. „Was machst du denn hier? Ich dachte, du bist bei der Arbeit“, versuchte ich schnell, das Thema zu wechseln.
Wutz antwortete mit einer Gegenfrage und setzte noch einen missbilligenden Zungenschnalzer obendrauf. „Du weißt schon, dass ich diese Woche Klodienst habe?“
Verdammt!

Dienstag, 4. Januar 2011

Holundermond

Manchmal kann man die Entstehung eines Buches hautnah miterleben. Man ist dabei auf der monatelangen Reise vom Manuskript zum Verlag zur Veröffentlichung. Man schickt Motiavationspakete, feuert an, unterstützt, leidet mit, freut sich mit- und feiert mit, wenn es klappt. Und dann sind sie da, die Momente, in denen man das erste Mal das Cover sieht, sich das erste Mal den Trailer zum Buch anschaut, in die Buchhandlung geht und sich das Buch bestellt. Voller Freude und Stolz.

Holundermond. So heisst das Buch. Zuerst aber ein paar Worte zur Autorin. Jutta Wilke wollte als Kind Zoodirektorin werden. Ich bin sicher, sie wäre eine gute Zoodirektorin geworden, wahrscheinlich auch eine gute Missionarin (ebenfalls ein Berufswunsch der Autorin als Kind) aber ehrlich gesagt, bin ich froh, dass sie sich entschieden hat, Bücher zu schreiben, zu bloggen und ein Schreibforum zu leiten.

Jetzt aber zur Geschichte! Da sage ich erst einmal: Trailer ab (und: dranbleiben - nach dem Trailer folgt ein Interview mit Jutta):




Holundermond spielt im Kloster Mauerbach bei Wien. Du lebst in Deutschland. Warum hast du dich für dieses Kloster entschieden? Es hätte in deiner Nähe bestimmt auch Kloster gehabt.
Die gleiche Frage hat mir ein österreichischer Vertreter meines Verlags vor einigen Tagen auch gestellt. Warum spielt Ihre Geschichte ausgerechnet im österreichischen Mauerbach und nicht in Deutschland, fragte er.
Die Antwort ist eigentlich ganz einfach: Weil ich diese Geschichte dort gefunden habe. Oder die Geschichte mich.
Es ist schon ein paar Jahre her, da zog meine beste Freundin der Liebe wegen von Deutschland nach Österreich. Ich habe nicht schlecht gestaunt, als sie mir erzählte, ihr neuer Freund lebe in der Nähe von Wien in einem Kloster.
Natürlich ist die Kartause Mauerbach, wie sie richtig heißt, heute kein Kloster mehr, sondern ein Museum und meine Freundin bewohnte dort mit ihrem neuen Partner eine Dienstwohnung innerhalb des Klosters. Ich habe die beiden sehr oft besucht und liebte es, mich von ihnen durch die langen Gänge des leerstehenden Klosters führen und mir seine sehr abwechslungsreiche Geschichte erzählen zu lassen. Von Anfang an hatte ich das Bedürfnis, diese Geschichte aufzuschreiben, zuerst dachte ich noch an einen Krimi für Erwachsene, bis mir irgendwo zwischen den leeren Mönchszellen zwei Kinder begegneten auf der Suche nach einem Geheimnis. Von da an wusste ich, es würde ein Roman für Kinder werden, in dessen Mittelpunkt das alte Kloster steht, von dem ich inzwischen so viel wusste und kannte.
Freunde vor Ort zu haben, war übrigens später beim Schreiben und der damit verbundenen Recherche ein unschätzbarer Vorteil. Meine Fragen zu einem bestimmten Ort im Kloster oder einer bestimmten Begebenheit in der Geschichte des Klosters wurden oft binnen Minuten per Mail beantwortet und meistens noch mit einigen Annekdoten oder Fotos belegt.

Ich finde den Titel des Buches wunderschön poetisch. Wie bist du darauf gekommen?
Ich habe schon immer ein Faible für Einwort-Titel, weil sie neugierig machen auf das, was sich hinter ihnen verbirgt.
Holundermond ist ein Abenteuerroman. Ein Abenteuer mit einem Hauch Magie. Ich suchte deshalb nach einem Wort, das die magischen Elemente meiner Geschichte miteinander verbindet.
Über den Mond wird sich dabei niemand wundern, der Volllmond taucht oft in Märchen oder mystischen Geschichten auf.
Dass auch der Holunder viele Geheimnisse birgt und ihm einiges an Zauberkraft nachgesagt wird, wissen nur wenige. Ein älterer Name für den Holunder ist das Wort "Elder" und es ist daher kein Zufall, dass der mächtigste Zauberstab bei Harry Potter der legendäre "Elderstab" ist, der aus dem Holz eines Holunderbusches gefertigt wurde.
Auch in meinem Roman spielt ein Holunderbusch eine ganz besondere Rolle, so lag es für mich nahe, die Worte Holunderbusch und Vollmond zu diesem Titel "Holundermond" zu verbinden.

Ich weiss, dass dir dieses Buch sehr viel bedeutet und eine lange Entstehungsgeschichte dahinter liegt. Mit welchem Gefühl entlässt du es in die Welt und teilst damit diese Geschichte mit deinen LeserInnen?

Ich bin wahnsinnig aufgeregt. Und voller Vorfreude auf den Moment, in dem ich mein Buch in den Händen halten kann. Ein bisschen ängstlich bin ich auch, wie es wohl bei anderen ankommen wird. Und natürlich auch richtig stolz, es überhaupt geschafft zu haben, diese Geschichte zu schreiben und einen so wunderbaren Verlag dafür zu finden. Ich bin dankbar für tiefe Freundschaften, die während des Schreibens an diesem Buch entstanden sind. Und ich bin glücklich, weil mir eigentlich erst beim Schreiben dieses Romans klar geworden ist, dass es das ist, was ich immer machen möchte: Kinderbücher schreiben.
Für meine LeserInnen wünsche ich mir eigentlich nur eins: Dass es mir gelingt, sie für eine Zeitlang mitzunehmen in eine andere Welt. Denn es gibt so viele davon und Bücher sind die Türen zu ihnen.

Holundermond ist Jutta Wilkes erstes Jugendbuch, aber nicht ihr erstes Buch. Der Zufall (und Juttas gewaltiges Arbeitspensum) will es, dass diesen Januar gleich mehrere Bücher von ihr erscheinen. Mögen sie alle ihre Leser und Leserinnen finden. Dass sie sie begeistern werden, daran zweifle ich keinen Moment.


Sonntag, 2. Januar 2011

Emmis Welt

Emmis Welt ist bunt. Sehr zu meinem Leidwesen vor allem pink (Pink ist NICHT meine Lieblingsfarbe!). Neuerdings allerdings auch gelb (schon besser!). Emmi hat einen Hund (ich mag Katzen!). Einen Mops (ausgerechnet!). Emmi malt (vor ihrem Stift ist nichts sicher!). Emmis Erlebnisse kann man nachlesen (weshalb ich euch die Emmi-Bücher im Rahmen der Lesefutter-Serie vorstelle):

Im ersten Emmibuch ist Emmi verliebt. Weshalb das Buch Emmis verliebt vermopste Welt heisst (ja, ja, Hund Lucky wollte auch in den Titel!). Und darum geht es:
Vor Emmis Stift ist nichts sicher. Weder ihr Such-Mops Lucky noch ihre Freundin Josi mit den tanzenden Sommersprossen. Und schon gar nicht die meerblauen Augen von Nico. Doch um sein Herz zu erobern, muss Emmi den Zeichenblock gegen die Gitarre tauschen. Und es mit einer rosa Elefanten-Unterhose aufnehmen. 
Hier geht's zur Leseprobe

Diesen Januar erscheint das zweite Emmibuch: Emmis verliebt verrockte Welt
Da wird ja der Mops in der Pfanne verrückt! Emmis Hund Lucky soll zum Film. Doch damit nicht genug! Emmi gründet auch noch ihre eigene Band - die Crazy Girls. Dumm nur, dass ihr Freund Max und seine Jungsband das gar nicht lustig finden. Aber so schnell gibt Emmi nicht auf und rockt ihre Welt.

Emmi-Autorin Susanne Oswald hat mir meine brennendsten Fragen zu den Emmi-Büchern beantwortet:

Gibt es die Emmi oder gibt es ein Vorbild für sie?
Nein, es gibt die Emmi nicht und auch kein Vorbild. Aber es gab mich in Emmis Alter in den Straßen, in denen auch Emmi wandelt. Das heißt, die Atmosphäre dieses Freiburger Stadtteils mit den wundervollen alten  Kastanienbäumen, die gibt es. Emmi ist wie ein Gewitter im Frühling in mein Leben gepoltert und hat
mir ihre Geschichte erzählt. Nein, nicht nur erzählt, sie hat mich in ihre Welt hineingezogen und bis heute nicht mehr losgelassen. Emmi hat einen ganz eigenen Zauber. Anhand der Leserstimmen kann ich sehen, dass nicht nur ich das fühle. Das macht mich glücklich.

Warum gerade ein Mops?
Lucky passt perfekt zu Emmi. Er ist nett und schlau, hat aber, genau wie sein Frauchen, einen eigenen Kopf. Möpse sind immer für eine Überraschung gut, sie haben einen sehr ausgeprägten Charakter und sind die liebenswertesten Hunde, die ich kenne. Aber um ganz ehrlich zu sein, ich habe den Mops nicht bewusst ausgesucht. Lucky war einfach da und gehörte von Anfang an dazu. Ich wusste nur, ich möchte eine  Mädchengeschichte schreiben und als ich diesen Wunsch formuliert hatte, spazierte Emmi mit Lucky durch die Straßen in Herdern. Und dann ging die Geschichte auch schon los. Ich musste mich mit Tippen höllisch beeilen, denn Emmi hatte eine atemberaubendes Erzähltempo drauf.

Sind die Zeichnungen auch von dir?
Wie gerne hätte ich Emmis Zeichnungen selbst gemacht. Aber ich kann ungefähr so gut zeichnen wie Emmi Gitarre spielen. Hoffnungslos! Deshalb bin ich froh, dass Martina Hillemann die Zeichnungen übernommen hat. Sie liebt Emmi ebenso wie ich und hat die Stimmungen perfekt eingefangen.