Dienstag, 29. Oktober 2013

A wie Autillus - A wie ABRAXAS

Dass ich zurzeit kaum schreibe, hat noch einen anderen Grund. Mich haben zwei A's fest im Griff: Autillus und ABRAXAS.

Autillus ist der Verein der Kinder- und Jugendbuchschaffenden der Schweiz. Ich bin dort seit ein paar Jahren im Vorstand. Längst ist die Beschaulichkeit aus dem Verein gewichen und wir sind unterwegs in eine bessere Vernetzung, bessere Angebote für die Mitglieder, eine breitere Plattform für den Verein. Unser nächstes Projekt ist ein Stand am ABRAXAS Kinder- und Jugendliteraturfestival in Zug. Wir hatten schon letztes Mal einen Stand, aber diesmal wollen wir unsere Aktivitäten ausbauen. Zu jeder vollen Stunde wird ein Autillus-Mitglied live schreiben oder live illustrieren. Ziel ist es, das Publikum mit einzubeziehen, uns nicht einfach als anonymen Verein zu präsentieren, sondern die Gesichter dahinter zu zeigen.

Für die Organisation dieses Standes bin ich zuständig. So renne ich im Moment hinter einem Beamer und einer Flipchart her, überlege mir, wie ich das mit den Namenschildern mache, bespreche mit anderen Vorstandsmitgliedern, wie die Bücher unserer Mitglieder nach Zug kommen (ich kann sie nicht mitnehmen, da ich die Woche vor dem Festival in der Innerschweiz Lesungen habe), tausche mich mit Karin Bachmann über den Wettbewerb aus, den wir geplant haben, und und und ...

Immer wieder fällt mir etwas ein, an das ich noch nicht gedacht habe (wo sind unsere Poster? wo unserer selbstgemachter Film über unsere Mitglieder? Läuft die die Film-CD auf meinem PC oder ist er zu alt dafür? Habe ich niemanden auf meinem Einsatzplan vergessen?)

Diese Woche gehört Autillus und ABRAXAS. Danach MUSS ich wieder schreiben. Sonst verfange ich mich in der nächsten Deadline - und weil die gefährlich nahe an der übernächsten liegt, auch in der übernächsten. Denn trotz Verlagsfusion: Die Verträge stehen. Die Abgabedaten sind festgelegt. Was dann mit den geschriebenen Büchern passieren wird, steht in den Sternen, denn bei solchen Fusionen fällt halt schon mal das eine oder andere Projekt, das noch in der "alten Zeit" angefangen wurde, unter den Tisch.

Womit ich irgendwie doch wieder beim Blogeintrag von gestern gelandet bin: Es ist schwierig, sich zu motivieren, wenn alles in der Luft hängt. Aber ich bin auch beim meinem zwischenzeitlichen Fazit von gestern Abend sehr spät: Ein Autor muss so was aushalten. Oder Stelleninserate anschauen :-)

Was immer ihr da draussen tut: Ich wünsche euch einen guten Tag. Lasst euch nicht unterkriegen und tragt euch Sorge.

PS: Mehr über das tolle Programm von ABRAXAS in einem späteren Post.

Montag, 28. Oktober 2013

Gedanken sortieren - eine Baustelle

Ich sortiere Gedanken. Oder sagen wir es so: Ich versuche, Gedanken zu sortieren. Im Moment flirren sie noch ziemlich unsortiert in mir herum.

Ich mag im Moment nicht schreiben. Trotz höllischem Deadlinedruck.
Ich verschiebe sogar das Überarbeiten. Trotz höllischem Deadlinedruck.
Ich hab mein Ziel nicht erreicht: Eigentlich wollte ich zumindest eins, wenn nicht zwei meiner vergriffenen Bücher selber publizieren. Davon bin ich weit entfernt.
Ich lecke Wunden. Während die Schullesungen mehr als gut laufen, läuft es mit den öffentlichen Lesungen überhaupt nicht. Wenige Zuhörerinnen bei der Lesung in der Thalia; die Veranstaltung für "Zürich liest" haben die Organisatorin und ich nach einem total schlechten Vorverkauf in gegenseitigem Einverständnis abgesagt. Es ist das alte Problem: Jugendliche mögen zwar die Lesungen, wenn sie erst mal da sind, aber freiwillig gehen sie (kaum) hin, Erwachsene kommen nicht an Veranstaltungen für Jugendliche (für Kinder schon, weil sie da mit ihren Kindern hingehen). Und Hand aufs Herz: Bei dem Stellenwert, den die Jugendliteratur in der Schweiz hat, wundert das auch nicht.
Und gestern habe ich erfahren, dass es nun auch meinen Verlag erwischt hat. Thienemann fusioniert mit Esslinger, an der Spitze ändert sich alles und das kann bedeuten, dass sich auch sonst eine Menge ändert. Zum Glück belastet mich das nicht besonders, denn ganz ehrlich, die Buchwelt ist eine hektische, unberechenbare und unsichere Welt geworden und man kann sich an so ziemlich jeden (Zukunfts)Gedanken gewöhnen.

Zum Glück gibt's nicht nur ein Berufsleben, sondern auch ein Privatleben. Dort herrscht eine stille, zufriedene Ruhe in der Gedankenwelt. Einzige Ausnahme: Heute Morgen muss ich Frau Tochter ganz doll die Daumen drücken!

Sonntag, 20. Oktober 2013

Lesung bei der Thalia in Bern

Wir waren - wie erwartet - eine kleine Runde, was uns nicht daran hinderte, einen tollen Abend zu haben. Ich habe erzählt, wie es zum Buch #no_way_out gekommen ist und einige Passagen daraus vorgelesen. Der Vorteil kleiner Runden: Sie werden zu Gesprächsrunden. So unterhielten wir uns übers Schreiben, über Projekte, Cover, Lektorate und vieles mehr. Mir hat es unendlich gut gefallen. Und wer weiss, vielleicht wird die Runde ja irgendwann grösser :-)

Ich habe meine Digicam Vero Engelken von der Bahnhofsthalia in die Hand gedrückt. Dass die Fotos rauskamen wie immer, ist nicht ihre Schuld. Vielleicht sollte ich mir statt eines Ghostwriters eine Ghostauftreterin nehmen, die etwas besser aussieht als ich und vor allem wesentlich fotogener ist.

Montag, 14. Oktober 2013

Leute, die Kurt heissen, sind keine Helden

Smiley aus #no_way_out hat auch einen "richtigen" Namen. Er heisst Kurt. Nicht einfach so. Sondern weil ich mir ganz viel dabei überlegt habe. Es musste ein "uncooler" Name sein, einer dieser alten Namen, das verlangt Smileys Herkunft. Und es musste ein Name sein, bei dem mein Herz trotzdem ins Schwingen gerät. Das kann es nur, wenn es irgendwo in der realen Welt jemanden gibt, in dem ich viele (nicht alle) Eigenschaften von Smiley erkenne.

Ich liebe Smiley. Aus vielen Gründen. Der wichtigste: Smiley sieht mit dem Herzen. Die Oberfläche eines Menschen interessiert ihn nicht. Er sieht das, was darunter ist. Und Smiley ist ein guter Freund, eigentlich der beste Freund, den man haben kann.

Kurt, diese Stelle ist für dich:

"Freiheit gibt es nicht", sagte ich zu Smiley. "Wir sind alle Gefangene unserer Vergangenheit. Sogar so reiche Leute wie Edy oder so kluge Leute wie Margot."
Smiley schaute auf die Mittelstreifen, die auf uns zukamen und unter uns abzutauchen schienen. "Ich nicht", verkündete er, nachdem wir bestimmt hundert oder mehr Mittelstreifen weggefahren hatten.
"Du lebst in einer Hütte auf dem Land deines Grossvaters. Mitten in seinem Schrott, von dem du wahrscheinlich kein Stück weggeworfen hast", rechnete ich ihm vor. "Noch mehr in der Vergangenheit kann man gar nicht leben."
"Deswegen bin ich noch lange nicht ihr Gefangener."
Smiley öffnete das Fenster, steckte seinen Kopf hinaus und rief: "Ich bin ein freier Mann. Ich lebe mit der Vergangenheit und nicht in ihr, und ich bin nicht ihr Gefangener!"
Der Fahrtwind zerzauste seine Haare. Mir fiel ein Foto mit einem Hund ein, das ich mal gesehen hatte. Der Hund hatte seinen Kopf aus dem Autofenster gesteckt, genau wie Smiley. Ich musste lachen.
Smiley zog seinen Kopf ins Wageninnere zurück. "Das ist nicht witzig", grummelte er. "Du solltest dir das hinter deine Löffel schreiben und versuchen, danach zu leben."
Nun, das konnte schwierig werden, denn wir rasten geradewegs einem Leben in einer unfreien Zukunft entgegen.
"Brückenspringer. Hast du gehört? So nennen sie uns." Er schlug die Hand auf das Armaturenbrett. "Hey, wir sind so was wie Helden."
"Leute, die Kurt heissen, sind keine Helden", zog ich ihn auf.

Doch. Denn mit dem Herzen sehen kann nicht jeder.

Sonntag, 13. Oktober 2013

Aus dem Herzen gesprochen

An der Frankfurter Buchmesse wurde der deutsche Jugendliteraturpreis vergeben. Im Vorfeld kam es zu heftigen Kontroversen, weil über 500 Kinder- und Jugendbuchautoren und Illustratoren eine Petition unterschrieben hatten, in der sie eine Diskussion über die Richtlinien zur Preisvergabe wünschten.

Diese über 500 Unterzeichnenden wurden pauschal verbal abgewatscht mit Worten, die jenseitig sind (weshalb ich hier gar nicht darauf eingehe; nachlesen kann man es hier bei mir und hier auf der Webseite der Initianten). Irgendwann, als die lästigen 500 Leutchen einfach nicht daran dachten, klein bezugeben und sich in die Schamecke zu verkriechen, kam dann ein Angebot zu einem Gespräch an einem runden Tisch. Thema: "Autorenförderung". Man kann Menschen auch doppelt abwatschen. Genau das ist dieses Angebot meiner Ansicht nach. mit diesem Angebot passiert. Die 500 Widerspenstigen sind denn auch nicht auf dieses Angebot eingegangen.

Die Preisvergabe rückte näher und siehe da: Es gab plötzlich keine Karten mehr für ein paar der Unterzeichnenden. Gewonnen haben dann vor allem Werke ausländischer Autoren.

(Zwischenanmerkung: Nein, das liegt nicht daran, dass deutschsprachige Autoren nicht schreiben können - meiner Ansicht nach wäre Rolf Lappert mit seinem Pampa Blues ein sehr würdiger und sehr verdienter Preisträger gewesen).

Nun zu dem Mann, der mir aus dem Herzen gesprochen hat. Andreas Steinhöfel wurde für sein schriftstellerisches Lebenswerk ausgezeichnet. Dass er wunderbare Bücher schreibt, denen ich einzigartige Lesemomente verdanke, wusste ich. Dass er den Mut hatte, in seiner Dankesrede Dinge anzusprechen, die einen grossen Teil von uns deutschsprachigen Autoren wie Steine im Magen und vor den Füssen liegen, ehrt ihn doppelt. Ich danke dir, Andreas.

Donnerstag, 10. Oktober 2013

Kostenloses Unterrichtsmaterial zu "dead.end.com"

Viele meiner Bücher werden im Klassensatz gelesen, allen voran Blackout. Zu Blackout gibt es mittlerweile im Internet unzählige Unterrichtsmaterialen zu finden.

Dieses Jahr ist mein Verlag neue Wege gegangen: Er hat sich mit dem Verlag an der Ruhr zusammengetan. Dabei entstanden konstenlose Unterrichtsdossiers zu verschiedenen im Thienemann Verlag erschienen Büchern, unter anderem zu dead.end.com.

Ich habe mir das Dossier heruntergeladen und bin begeistert. Es umfasst 23 Seiten, aufgeteilt in drei Bereiche:

1. Lektürehinweise
Inhalt / Zur Autorin / Methodische und didaktische Überlegungen / Übersicht über die Unterrichtsreihe
2. Geförderte Kompetenzen
Ziele der Unterrichtsreihe (klar und knapp, auf den Punkt gebracht)
3. Arbeitsblätter
13 Arbeitsblätter

Ich verzichte darauf, näher auf die einzelnen Arbeitsblätter einzugehen, da man sich nicht die buchstäbliche Katze im Sack kauft, wenn man sich das Dossier herunterlädt, sondern das ganze Material kostenlos erhält und es sich in aller Ruhe anschauen kann.

Zusammengestellt hat das Dossier Ina Kerkhoff, der ich an dieser Stelle herzlich danken möchte.

Mittwoch, 9. Oktober 2013

Die Micks und Smileys dieser Welt

Mick und Smiley sind die Hauptfiguren meines neusten Buches. Aussenseiter. Freaks. Menschen auf der Verliererseite, jenseits jeglicher gesellschaftlicher Norm. Sogenannte Loser.

Micks und Smileys gibt es überall. Die meisten leben das Anderssein und den Verzicht unfreiwillig, einige ganz bewusst. Das Buch #no_way_out verdanke ich der Begegnung mit einem dieser Micks. Er lief mir eines Tages einfach über den Weg. Ich verdanke dieses Buch aber auch Menschen aus meinem engsten Umfeld, denn ich habe das grosse Glück, nicht wenige Micks und Smileys persönlich zu kennen.

Einen dieser Micks habe ich in meinen Ferien getroffen, im Süden Frankreichs, in Narbonne. Dort unten, im Süden von Frankreich gibt es sehr reiche Leute mit wunderschönen Häusern, aber auch sehr arme Leute, die unter Brücken schlafen und in den Fussgängerzonen der grösseren Orte diskret, aber unübersehbar, Geld betteln. Der Mick, den ich getroffen habe, hat nicht gebettelt.

Herr Ehemann und ich stiegen aus dem Auto, das wir am Strassenrand parkiert hatten. An einer Ecke stolperte ich beinahe über einen Typen mit zwei Hunden. Jung und offensichtlich obdachlos. Für solche Fälle trage ich immer Geld in meiner Hosentasche herum, aber dieser junge Mann hatte keinen Hut und keinen Becher vor sich stehen. Irritiert ging ich weiter, nicht, ohne mich noch einmal nach ihm umzudrehen. Er sagte: "Bonjour" und ich antwortet mit einem "Bonjour".

Zwei Stunden später gingen wir zum Auto zurück. "Mick" hatte seinen Platz gewechselt und sass ganz in der Nähe unseres Wagens. Ich ging zu ihm hin und fragte ihn, ob er Geld brauche. Er nickte. Ich erklärte ihm, dass er in diesem Fall besser einen Hut oder einen Becher hinstellen sollte. Er murmelte irgendwas. Wir begannen, uns zu unterhalten. Er hat mir von sich erzählt. Vielleicht die Wahrheit, vielleicht eine Lüge, um das Herz der Touristin zu erweichen, die er vor sich sah. Es spielt keine Rolle. Ich hoffe sogar, dass seine Geschichte erfunden war. Mich brauchte er nicht zu erweichen. Mein Herz hatte er von Anfang an. Am Ende gab ich ihm Geld, mehr als das Übliche.

Am gleichen Abend waren mein Mann und ich auf einem Weingut zum Essen. Eine kleine, zusammengewürfelte Gastrunde an einem grossen Tisch. Gutes Essen. Guter Wein. Wahrscheinlich sogar nette Leute. Aber die Gastgeber redeten von nichts anderem als von Geld. Von Jachten. Von Privatjets. Von Freunden mit Millionen. Von faulen Franzosen. Ich habe meinen Mund gehalten und bin brav sitzen geblieben. Aber ich war selten an einem so falschen Ort wie diesem.

PS: Der Mick in meinem Buch mag die Pappbechernummer nicht. Zu würdelos, findet er. Vielleicht dachte der "Mick" in Narbonne das auch.

Dienstag, 8. Oktober 2013

Öffentliche Lesungen von Jugendbuchautoren - die Fallstricke und warum es toll ist, wenn es trotzdem jemand wagt

Die allermeisten meiner Lesungen sind Schullesungen, finden also vor einem geschlossenen, "zwangsverpflichteten" Publikum statt. Keine Bange, das ist nicht halb so schlimm, wie es klingt, denn wenn es erst einmal losgeht, sind Zwang und Verpflichtung meistens schnell vergessen und die Jugendlichen sind voll dabei und in den meisten Fällen sogar begeistert.

Anders sieht es bei öffentlichen Lesungen von Jugendbuchautoren aus. Da stehen wir oft im Niemandsland. Denn Hand aufs Herz: Welcher Jugendliche geht FREIWILLIG an eine Lesung? Nach Schulschluss? Und grad noch einmal Hand aufs Herz: Welcher Erwachsene geht an die Lesung eines Jugendbuchautors (es sei denn, der Jugenbuchautor schreibt auch "Erwachsenenbücher" oder ist sensationell bekannt)? Das Wissen um das Niemandsland macht bescheiden - und ehrlich. Wenn also eine öffentliche Institution wegen einer Lesung anruft, rede ich Klartext. Ich erkläre das mit dem Niemandsland und ergänze, dass es ohne aktives Zugehen auf Schulen nicht geht, dass das trotzdem kein Garant ist, genügend Teilnehmer an einer Lesung zu haben.

Eine Lesung zu organisieren und durchzuziehen bedeutet Arbeit und Einsatz, auch finanziellen. Da ist es dann sehr frustrierend, wenn fünf bis zehn Leute auftauchen, von denen drei zu den Veranstaltern gehören und vier aus der Verwandtschaft des Autors stammen.

Deshalb mein Klartext. Den habe ich auch geredet, als mich eine sehr nette Dame von der Thalia in Bern kontaktiert hat. Ich habe meiner Freude über die Anfrage Ausdruck gegeben und dann sachlich auf all die Fallstricke resp. das Niemandsland hingewiesen. Am Ende sind wir so verblieben, dass die nette Dame es sich noch einmal überlegt. Ganz ehrlich: Ich wäre ihr nicht böse gewesen, wenn sie es sich anders überlegt hätte. Hat sie aber nicht. "Wir ziehen das durch!", hat sie gemeint.

Genau das machen wir jetzt. Wir ziehen es durch. Thalia Bern hat einen tollen Flyer herstellen lassen und ist sehr aktiv auf die Schulen in und um Bern zugegangen. Ich trage meinen Teil dazu bei, zum Beispiel mit diesem Blogeintrag. Auf die Lesung am 16. freue ich mich ohne Ende. Weil Thalia es wagt - mit dem Wissen um die Arbeit und das Risiko. Wie viele Zuhörer es dann am Ende auch sein werden: Ich werde voll motiviert und begeistert dabei sein.


Montag, 7. Oktober 2013

Unterschätzt

Ich hatte meine Arbeit total unterschätzt. Band 1 meiner Serie war Ende April fertig und zwei Mal grob überarbeitet. Ich schickte den Text meiner Agentin, etwas, das ich sonst nicht tue, aber diesmal brauchte ich eine erste, unabhängige Rückmeldung, weil ich mit dieser Serie neue Wege gehe, was die Erzählsprache und auch den Inhalt anbelangt.

(Zwischenanmerkung 1: Ja, gute Agenten und Agentinnen figurieren auch mal als Testleser und Erstlektoren und nein, dafür muss ich nicht extra bezahlen.)

Während also der Text bei der Agentin lag, machte ich mich sofort an Band zwei. Ich kam sehr gut voran, was vor allem daran lag, dass ich alle meine Figuren schon kannte. Genau deshalb wollte ich schon lange eine Serie schreiben: Weil ich mich dann nicht von meinen Figuren trennen muss, sondern sie durch mehrere Bücher begleiten kann.

(Zwischenbemerkung 2: Das ist tatsächlich so toll und befriedigend, wie ich es mir vorgestellt habe. Einfach die erste Seite eines neuen Buches auftun und dort weitermachen, wo ich mit dem letzten aufgehört habe, mit Figuren, die ich in- und auswendig kenne und an die ich mich nicht erst herantasten muss.)

Das Feedback der Agentin kam irgendwann im Sommer. Ich machte mir Notizen, wusste genau, was ich ändern wollte und plante dafür zwei, höchstens drei Wochen Überarbeitungszeit ein. Sicher, alles im Griff zu haben, schrieb ich an Band zwei weiter. Eigentlich wollte ich ihn in der Rohfassung fertig haben, bevor ich Band 1 noch einmal heftig überarbeitete, aber die Zeit wurde zu knapp. Ich legte also Band 2 mitten im Showdown weg und verzog mich mit Band 1 in die Berge.

Tja. Und da begann dann der Salat! Was ich aufgrund der Anmerkungen meiner Agentin ändern wollte, wusste ich schon. Dazu kamen unzählige Wiederholungen, Plotlöcher in der Grösse von ausgewachsenen Vulkankratern, eine vertrickt komplizierte Geschichte, die genauso vertrickt kompliziert erzählt wurde, und eine Erzählsprache, bei der mir zum Teil elend wurde (was wohl zum grossen Teil an mir liegt; ich habe eine heillose Angst vor Kitsch). Kurz: Ich ging nicht mit dem Rechen durch den Text, sondern nahm einen Traktor, walzte eine ganze Menge nieder und pflügte (= schrieb) allerheftigst um. Jeden Tag von 7.30 Uhr morgens bis um Mitternacht. Eine Woche lang.

(Zwischenbemerkung 3: In den Schreibpausen las ich Wettbewerbstexte; dazu dann aber mehr in einem anderen Post.)

Danach musste ich zurück ins Tal. Zum Unterrichten und an Sitzungen. Zwei Wochen pendelte ich zwischen Wettbewerbstexten, Sitzungen, Arbeiten, die mit Sitzungen zusammenhingen, und dem Überarbeiten. Ich funktionierte im Hochtourenbereich. Denn eigentlich wollte ich den Text am 20. September abgeben, weil ich am 21. in die Ferien fuhr. Und ich wollte zum ersten Mal seit ich schreibe, ohne ein Manuskript verreisen, an dem ich arbeiten musste. Daraus wurde nichts. Die erste Ferienwoche arbeitete ich noch einmal am Text und dann schickte ich ihn los.

(Zwischenbemerkung 4: Das ist noch einmal eine ganz andere Geschichte - Texte verschicken mit meinem Handtaschenmaschinchen. Um es kurz zu machen: Ich stand kurz davor, das Maschinchen umzubringen.)

Selber schuld! Ich hatte mich völlig verschätzt, das heisst, die Arbeit unterschätzt. Bei Band 2 bin ich nun klüger. Ich rechne dann schon mal zwei Monate Überarbeitungszeit ein :-)

Sonntag, 6. Oktober 2013

Auftauchen

Ich tauche auf. Aus einer intensiven Schreibzeit, aus einer intensiven Sitzungszeit, aus einer intensiven Ferienzeit. Ich wünschte, ich könnte es langsam tun, aber das geht nicht. Während ich mich die letzen paar Wochen mehr oder weniger vom Internet abgekoppelt habe, erst um Termine einzuhalten, dann ferienhalber, hat mein virtueller Briefkasten fleissig für mich gesammelt, was so angefallen ist. Und das ist eine Menge.

Mit dem Ende der Ferien ist auch die reine Sommer-Schreibzeit vorbei und die Lesezeit im Herbst beginnt. Ich versuche im Moment, meine Oktober-Lesetermine auf die Reihe zu bekommen und merke, dass von zwei Anfragen noch definitive Bestätigungen ausstehen, zu einer Anfrage noch Details geklärt werden müssen und eine Anfrage kurzfristig neu dazugekommen ist. Ich habe schon mal Mails verschickt und nachgehakt, merke aber, dass ich meine Pinnwand in der Blogroll noch nicht vollständig aufschalten kann. Ich hänge dann mal rein, was schon definitiv ist.

Im November lese ich in der Zentralschweiz. Da sind während meinen Ferien auch die Termine hereingekommen und die ersten Kontaktaufnahmen der zuständigen Personen an den Leseorten, gleichzeitig aber auch eine Mail der Organisatorin der ganzen Lesetour, dass es noch Änderungen geben könnte.

Kurz: Es ist immer noch einiges nicht fix, einiges provisorisch und vieles muss nun konkretisiert werden. Mein Bürofräulein (ich) sitzt deshalb am Computer und ackert sich durch Termine. Die Autorin (ich) hat den ersten Band der Serie dem Lektorat geschickt (das für alle, denen diese Frage auf der Zunge lag). Und die Bloggerin (ich) fragt sich, womit sie mit dem Erzählen nach der langen Pause anfangen soll.

Vielleicht so viel: Ich habe in den Ferien Mick aus #no_way_out getroffen. Oder zumindest einen seiner unzähligen Alter Egos. Die Begegnung hat mich tief berührt. Mehr dazu in einem separaten Eintrag.