Sonntag, 22. Januar 2012

Intouchables - Ziemlich beste Freunde

Einer der besten Filme, die ich je gesehen habe. 10'000 Meilen weg vom üblichen Hollywood-Komödienschrott.

Samstag, 21. Januar 2012

MUS_E oder Ein neues Projekt, auf das ich mich freue

Ende letzten Jahres wurde ich angefragt, ob ich Interesse hätte, einmal die Woche mit Schulkindern an einem Schreibprojekt zu arbeiten. Ich hatte. Eigentlich und grundsätzlich. Aber da war mal wieder dieses ABER ...

Es gibt in der Schweiz das Projekt des Schulhausromans, in dem ein Autor / eine Autorin eine Schulklasse begleitet und bei dem als Resultat ein fertiger Roman entsteht, geschrieben von den Kindern / Jugendlichen. Ganz ehrlich: Ich traue mir das nicht zu und habe immer gehofft, dass mich niemand anfragen wird, ob ich da mitmachen möchte. Und dann hatte ich plötzlich diese sehr nette Dame am Telefon, die mich fragte, ob ich Interesse hätte, mit Schulkindern ein Schreibprojekt zu realisieren.

"Ja", sagte ich. "Wenn es am Ende kein Schulhausroman werden muss."
Ich hatte Glück: Es muss am Ende keinen Roman geben! Es steht mir sogar ziemlich (oder ganz) frei, was die Schüler und ich genau machen werden.

Letzten Montag habe ich mich mit Adriana Büchler, die das Projekt betreut, und der Lehrerin, mit deren Klasse ich arbeiten darf, getroffen. Wir haben gleich Nägel mit Köpfen gemacht und die Daten festgelegt. Ab 13. Februar werde ich bis zu den Sommerferien einmal pro Woche, am Montagmorgen, eine Doppellektion lang mit den Schülern arbeiten. Das Ziel des Projekts ist auf der Webseite von MUS_E folgendermassen beschrieben:
Im Mittelpunkt der MUS-E Projekte steht die soziale, emotionale und körperliche Sensibilisierung von Schulkindern einer Klasse im Rahmen einer ganzheitlichen Bildung. Künste unterschiedlichster Sparten wie Theater, Tanz, Musik, bildende Kunst oder Film werden über zwei Jahre wöchentlich während zwei Lektionen in den Schulalltag integriert. Schülerinnen und Schüler sollen mithilfe der Künste sich selbst und die Umwelt besser verstehen lernen und ihre Fähigkeiten und Stärken entdecken.
Und nun purzeln sie, die Ideen! Einige verdichten sich, andere fransen noch aus. Da ich bis zum Projektbeginn genügend Zeit habe, lasse ich sie in meinem Kopf ihre Runden drehen und sortiere sie dann zu einem Rohkonzept. Wie ich anfangen will, weiss ich schon. Einige andere Ideen habe ich auch schon. Und dass wir am Ende auch etwas zum Vorzeigen / Vorlesen haben werden, das steht ebenfalls fest. Ein bisschen Bammel habe ich immer noch, aber die Vorfreude überwiegt deutlich.

Donnerstag, 19. Januar 2012

Auf der virtuellen Interviewcouch bei den Bücherkindern

Ich würde diesen Blogeintrag gerne witzig, unterhaltsam und spannend anfangen, aber ich hänge total ausgeknockt in den Seilen. Die Zürcher Lesetour fährt mir heftig in die Knochen. Aufstehen um 5 Uhr morgens, jeden Tag stundenlang Bahn fahren und bis zu drei Lesungen an einem Tag. Irgendwie fällt mir das schwerer als letztes Jahr, was nicht an den Jugendlichen oder ihren Lehrkräften liegt - im Gegenteil. Es liegt an mir. Ich glaube, ich werde alt ... oder mir fehlt für dieses Jahr (noch) die Leseroutine.

UPDATE: Später ... So, erholt :-) Und jetzt ist mir auch eine bessere Einleitung eingefallen. Also. Da capo:

Ich hatte das grosse Vergnügen, für Stefanie Leo von den Bücherkindern 10 Fragen beantworten zu dürfen. Eine der Fragen lautet: Jede Menge Superhelden im Kinderbuch, welche "Superkraft" würden Sie gerne besitzen? Ratet mal! (Kleiner Tipp: Hat mit den langen Bahnfahrten in übervollen Zügen zu tun). Wer's nicht herausfindet, kann die Antwort hier nachlesen.

Dienstag, 17. Januar 2012

Fehlstart ... mal wieder die liebe SBB

Liebe SBB

Da zieht ein Passagier eine Notbremse und legt damit 179 Züge lahm. Okay, dumm gelaufen. Was ich euch aber sehr übel nehme ist eure himmelschreiende Nichtinformationspolitik:

Zug von Chur nach Zürich. Ich muss in Pfäffikon umsteigen, weil ich weiter nach Uster muss. Kurz bevor der Zug am Bahnhof anhält, erklingt der Glockenton und eine nette Stimme verkündet: "Nächster Halt Sargans."
Nö. Da bin ich vor 40 Minuten eingestiegen.
Der gute Mann im Führerstand bemerkt seinen Fehler, drückt das Knöpfchen erneut. "Nächster Halt Ziegelbrücke."
Falsch. Da waren wir vor 20 Minuten.
Beim dritten Anlauf (der Zug steht jetzt schon fast still) klappts dann mit der Durchsage. "Nächster Halt Pfäffikon."
Wir steigen aus. Ich wusle zur Plattform, von der aus mein Zug nach Uster fährt. Schaue auf die Tafel zum Checken, ob ich richtig bin und lese "Zugausfall".
Oha.
Eine Lautsprecherdurchsage gibt es keine. Der Zug nach Zürich, aus dem ich ausgestiegen bin und von wo ich alternativ nach Uster käme ist weg - ohne dass der gute Knöpfchendrücker im Führerstand ein Wort davon gesagt hat, dass Passagiere nach Uster da im Moment grad nicht hinkommen.
Ziemlich angesäuert gehe ich an den Schalter, wo man mir eine Verbindung rausschreibt, die es nicht ermöglicht, rechtzeitig am Leseort einzutreffen (obwohl ich mit der regulären Verbindung 40 Minuten zu früh gewesen wäre.)

Kurz: Das war ein ziemlicher Stress!

Wie gesagt: Shit happens. Aber mit einer Informationspolitik, die auch nur annähernd eine gewesen wäre, hätte man uns a) schon im Zug darüber informieren können, dass wir uns nach Alternativen umsehen sollen oder b) wenigstens nach dem Aussteigen IRGENDWIE informieren können.

Witzigerweise wurde ich heute - zum x-ten Mal innerhalb weniger Wochen - in einer Umfrage gefragt, wo ich denn hinfahren möchte. Das nächste Mal werde ich die Station angeben, aus der ich eben losgefahren bin.

PS: Die Morgenlesung war dann leider ziemlich kurz, da ich auch für den Weg nach Stäfa, Frohberg genügend Zeit für Verspätungen eingeplant hatte. Zum Glück!

Donnerstag, 12. Januar 2012

Grund zum Feiern

Als ich heute von den Lesungen in Wädenswil nach Hause kam, wartete eine Schachtel mit dead.end.com Exemplaren auf mich. Das bedeutet, dass die im Dezember vom Verlag mündlich angekündigte zweite Auflage Tatsache geworden ist!

Dann waren da noch wunderbar nette Mails in der Mailbox - so nett, dass ich schlicht und einfach gerührt war. Der Inhalt ist vertraulich, aber so viel kann ich sagen: So hart und schwierig unser berufliches Umfeld auch ist, es finden sich darin immer wieder sehr nette Menschen, die es schaffen, einen mit Worten zu tragen und zu motivieren.

Ich freue mich sehr auf das Schreibjahr 2012. Es ist ungewisser als die Jahre zuvor, aber ich bin es mit viel Schreiblust und Schreibfreude angegangen und deshalb bin ich sicher: Es wird ein gutes Jahr.(Anmerkung: Ich habe nicht vergessen, dass ich einen ausführlichen Blogeintrag über das Schreiben versprochen habe. Er kommt bestimmt noch!)

Dienstag, 10. Januar 2012

Wie ein Flügelschlag

Ich hatte Post in meiner Mailbox. Betreff: "Guck mal." Weil ich immer gerne gucke, wenn jemand, den ich sehr mag, mich dazu auffordert, ging ich also gucken. Und jetzt sage ich euch: GUCKT MAL! Aber nicht nur. LEST AUCH. Es lohnt sich. Versprochen.

Montag, 9. Januar 2012

Memory Error

Die letzten zwei Bücher, die ich gelesen habe, waren Bücher für Erwachsene. Eine blöde Bezeichnung: Bücher für Erwachsene, nicht wahr? Vielleicht sage ich es anderes rum: Es waren keine Jugendbücher. Das macht die Sache noch viel blöder. Denn: Jugendbücher sind immer auch Bücher für Erwachsene. Aber das ist ein Thema für sich ... (und ich kann mich an anderer Stelle dann mal über die Bezeichnung "Jugendbuch" auslassen).

Gelesen habe ich:

Kevin Brooks, Schlafende Geister. Seinen ersten Erwachsenenroman. Ich habe lange überlegt, ob ich das Buch lesen soll. Ich habe gezögert. Und ich hätte es vielleicht bleiben lassen sollen. Zu viele Klischees. Hart, aber fast durchgehend ohne diese wahnsinnige Poesie, die seine - auch harten - Jugendbücher so besonders macht.

Lisa Unger, Für immer sollst du schweigen. Ich stand am Bahnhof und bemerkte, dass ich kein Buch hatte. Also ging ich mir eins suchen. Das war gar nicht so einfach. Ich liebe Krimis und Thriller, aber ich habe die Nase voll von Serienkillern, die so blutig wie möglich (auch Kinder) misshandeln und schlachten. Ich mag auch keine saufenden Ermittler mehr, die irgendein Elend ertränken müssen (genau so einen hat Kevin Brooks leider). Kurz bevor ich aufgrund der Klappentexte aufgab (blutdrünstige Serienkiller / saufende Ermittler) fand ich das Buch von Lisa Unger. Ich las die erste Seite und dachte: Na ja, zur Not geht das ja. Es ging dann viel mehr als zur Not, weil es weniger um das Verbrechen als um die Figuren ging, die sich im Leben verheddert haben. Zudem kann die Frau wirklich gut schreiben.

Aber so richtig satt hat mich keines dieser Bücher gemacht. Weshalb ich als nächstes zu einem Jugendbuch griff. Ich kaufte das Buch, weil mir der Titel und der Klappentext gefielen. Fertig gelesen habe ich es noch nicht, ich bin noch nicht einmal in der Hälfte, aber ich kann jetzt schon sagen: DAS ist ein Buch, das mir unter die Haut geht. Es hat mir bewusst gemacht, was den anderen beiden fehlt. Es ist messerscharf und total unsentimental geschrieben, das Thema packt, die Figuren sind so echt, dass man sich fragt, ob die Geschichte eine wahre Geschichte ist. Das ist, was ich lesen möchte. So möchte ich schreiben. So und nicht anders. Und so ist das Buch auch ein Wegweiser für mich. In diese Richtung soll meine Schreibreise (weiter)gehen.

Das Buch heisst Memory Error. Geschrieben hat es T.A.Wegberg, eine Autorin, von der ich noch nie gehört habe. Leider. Wenn ihr dem Link folgt, klickt auf "Blick ins Buch". Es lohnt sich.

Sonntag, 8. Januar 2012

Haltestelle

Heute Mittag, da stand ich nach zweieinhalb Tagen in der Winterlandschaft in den Bergen an der Bushaltestelle mitten im Dorf - und ich dachte, dass ich am liebsten bleiben würde. Wenn nicht für immer, dann für eine lange Zeit. Aber mit der Zeit ist es so: Es gibt für alles seine Zeit. Die Zeit für die Berge ist noch nicht da. Sie wird kommen. Später. Bis dahin werde ich wohl noch oft an der Bushaltestelle stehen. Nicht immer wird es so wunderschön aussehen wie heute. Aber ich denke, es wird sich immer gut anfühlen.

Mittwoch, 4. Januar 2012

Gemeinsame Lesungen und Workshops

Gestern traf ich einer einen erholten, gut gelaunten und voll motivierten Stephan Sigg. Weil wir beide ein strenges Herbstprogramm gehabt hatten, mussten wir unsere normalerweise monatlichen Treffen auf Eis legen, zusammen mit unseren gemeinsamen Projekten. Jetzt aber!

Wir möchten uns für 2012 aktiv um gemeinsame Lesungen bewerben. Die Erfahrung der Lesung im Oktober hat uns darin bestärkt, diesen Weg zu gehen. Lesungen zu zweit sind nicht nur für uns spannend, auch die Rückmeldungen aus dem Publikum bestätigen uns, dass diese Art Lesung sehr gut ankommt. Wir lesen nicht isoliert nacheinander, sondern miteinander. Die vorgelesenen Stellen sind in ein Gespräch zwischen den Autoren eingebettet. Dadurch lebt die Lesung - vor allem auch, weil wir zwar beide für Jugendliche schreiben, uns jedoch auf verschiedenen Themengebieten bewegen. Das Einbinden des Publikums in diesen Dialog zwischen den Autoren belebt die Lesung zusätzlich. Da geht's um Gewalt in Jugendbüchern, die neuen Medien in den Jugendbüchern, darum, wie die Autoren und die Jugendlichen damit umgehen, darum, was der Autor erreichen möchte, was sich die Leser wünschen ... und und und. Es sind keine Lesungen à la "Wir da oben und ihr da unten" und am Ende darf man Fragen stellen. Das Publikum ist von Anfang an mit einbezogen.

Diese ungeheure Energie, die sich bei gemeinsamen Lesungen entwickelt, möchten Stephan und ich auch für Workshops nutzen. Zurzeit arbeiten wir an einem Workshop über die verschiedenen Möglichkeiten, wie Kulturschaffende die neuen Medien nutzen können. Unsere Erfahrung hat gezeigt, dass für nicht wenige der Kulturschaffenden das Internet auch heute noch etwas ist, vor dem man zurückschreckt. Man kann sich das vielleicht nicht vorstellen, aber es gibt auch heute noch Kulturschaffende ohne eigene Mailadresse (nicht mehr viele) und eigene Webseite (doch noch einige). Stephan als begeisterter Social Media Nutzer und ich als eher skeptische Social Media Nutzerin möchten in diesem Workshop von Grund auf an die Sache herangehen, so quasi ein "neue Medien für Anfänger" anbieten aber auch der Frage nachgehen: Was brauche ich ganz persönlich und was brauche ich nicht, was bringt mir etwas und wann bringt es mir etwas - und wann und wie eben nicht.

Dann  möchten wir auch unsere Textbar, die im Moment friedlich vor sich hinschlummert, entstauben und zumindest wieder in die Gänge bringen. Den Traum eines eigenen Online-Magazins für Schweizer Jugendbücher haben wir auf Eis gelegt. Wir mussten feststellen, dass uns so ein Projekt zeitlich weit über unsere Grenzen bringen würde. Im Moment spukt in unseren Köpfen auch die Idee für einen Schreibwettbewerb herum. Auch das wäre ein grösseres Projekt, weshalb wir auch diese Idee erst einmal auf sehr kleinem Feuer köcheln lassen.

So gehen wir jetzt erst einmal eins nach dem anderen an. Ich erwarte keine Siebenmeilenschritte dieses Jahr - dazu sehen unsere Terminkalender schon wieder zu voll aus. Aber ich freue mich auf jeden Schritt, den wir gemeinsam machen werden.

Montag, 2. Januar 2012

Ein Blick ins neue Jahr

Gestern, bei Eintippen der Januar-Aktivitäten in die Pinnwand, ist mir fast ein bisschen schwummelig geworden. Das sieht nicht nur nach viel aus - das IST viel. Vor allem die Lesungen sind diesen Januar zum Teil sehr anstrengend, nicht wegen der Lesungen, sondern wegen der Anfahrtswege. Ich lese an Orten, die von meiner Ostschweizer Pampa aus mit dem öffentlichen Verkehr nur sehr umständlich zu erreichen sind. An zwei Veranstaltungsorte werde ich wohl mit dem Auto hinmüssen, weil es sonst einfach zu kompliziert oder zeitlich zu knapp wird. Zudem wechsle ich einige Male über den Mittag den Leseort, sprich, ich bin über die Mittagszeit zum Teil eine ganze Weile unterwegs. Aber ich will nicht jammern. Ich freue mich nämlich riesig auf diese Lesetour im Kanton Zürich!

Für den 25. Januar habe ich mich in Zürich in ein Hotel eingebucht. Da ist nämlich am Abend die Hauptversammlung von Autillus (Verein der Kinder- und Jugendbuchschaffenden) und ich möchte dieses Mal nicht frühzeitig losdüsen müssen wie sonst immer, um dann doch spät Abends zu Hause anzukommen und sehr früh morgens wieder loszufahren. Ich bin sicher, dass die Versammlung sehr interessant wird, da der Vorstand 2011 ein paar ziemlich spannende Projekte angedacht, angerissen und aufgegleist hat. So haben wir zum Beispiel seit einigen Monaten einen Newsletter, der sich total gut sehen lässt! Mehr zu dieser Versammlung dann aber NACH der Veranstaltung vom 25. Januar.

Morgen treffe ich mich mit Stephan Sigg. Wir beide haben auch ein paar Ideen und Projekte in der Pipeline - und leider nur beschränkte Zeit (ja, auch unsere Tage haben nur 24 Stunden), weshalb wir die Dinge langsam, aber trotzdem mit Begeisterung angehen.

Und am 16. Januar findet ein Treffen für ein ganz neues Projekt statt. Wenn es nicht in letzter Minute scheitert, werde ich in der ersten Jahreshälfte etwas für mich Neues machen, etwas, auf das ich mich freue, dem ich aber auch mit ziemlich viel Respekt und auch einem kleinen Bammel entgegensehe. Auch dazu mehr nach dem Trefffen.

Der Januar hat es also in sich. Aber keine Bange. Im Februar wird es für eine Weile ruhiger. Im März brummt es wieder mit einer Lesetour im Kanton Aargau, Einzellesungen und der Leipziger Buchmesse. Im April verziehe ich mich ins stille Kämmerlein, um dann im Mai voll in die Ostschweizer Schullesungen einzusteigen. Danach sieht es noch ziemlich leer aus in der Agenda, was mir völlig recht ist. Frau Autorin sollte ja auch schreiben, nicht wahr? Nun, dazu werde ich auch in der ersten Jahreshälfte Zeit haben, aber so richtig Gas geben werde ich ab Mai.

Was ich schreiben werde? Das ist nun wieder eine Geschichte für sich. Eine ganz lange. Ich habe nämlich die letzten zwei Jahre sehr intensiv über das Schreiben nachgedacht. Ja, das klingt endlos, fühlte sich auch endlos an (und auch nicht immer gut), aber ich weiss jetzt genau, was ich will. Aber eben, dazu auch noch was zu schreiben, würde diesen sowieso schon langen Blogeintrag sprengen. Mehr zu diesem Thema deshalb auch später. Wichtig ist: Ich WERDE schreiben.

Sonntag, 1. Januar 2012

Eine frisch verschneite Wiese

Ein neues Jahr ist für mich eine frisch verschneite Wiese: wie eine Verheissung liegt es noch unberührt vor mir. Ich freue mich jedes Jahr auf die neuen Schritte und die ersten Spuren. Der Zufall wollte es, dass für mich der Jahresanfang schon auf den letzten Tag des vergangenen Jahres fiel. Wie es dazu kam, ist nicht wichtig (hat was mit meiner Schusseligkeit zu tun). Wichtig ist: Ich fuhr gestern, am letzten Tag des alten Jahres, alleine in die Berge.

Schon die Fahrt durch die tief verschneite Rheinschlucht war ein einmaliges Erlebnis. Die Rheinschlucht ist ein Stück wildes, unberührtes Land in unserer überbauten Schweiz. Wenn man in sie hineinwandert, bleibt alles andere zurück. Es gibt keine Strasse durch die Schlucht, nur eine Bahnlinie, jene der rätischen Bahn, so etwas Ähnlichem wie einer roten Miniatureisenbahn. Ich habe jede Sekunde dieser Fahrt in mich aufgesogen und ihr einen Logenplatz in meiner Erinnerung geschaffen.

In Ilanz wechselte ich aufs Postauto und fuhr damit ins Val Lumnezia. Beim Altersheim stieg ich aus und lief die Strecke zum Haus hoch. Schon in der Einfahrt versank ich weit über die Knie im fluffigen Neuschnee. Wie ein kleiner Schneepflug schlug ich mich zur Haustür durch. Lange blieb ich nicht. Es reichte, einen Kaffee zu trinken, den Vogelfuttervorrat aufzufüllen, eine Weile lang den Vögeln zuzusehen, ein paar Fotos zu schiessen und mich als glücklichsten Menschen auf diesem Planeten zu fühlen. Danach ging's zurück.

Ich wartete im grössten Schneetreiben eine kleine Ewigkeit auf das Postauto. Als es endlich kam, reichte es nur noch für einen Stehplatz und obwohl wir viel zu spät waren, um den einmal pro Stunde fahrenden Zug noch zu erreichen, ärgerte sich niemand. Niemand war gereizt. Niemand wurde laut. Es war tiefster Winter und der tiefste Winter macht sich seine eigenen Gesetze. Es war, als würde die Zeit anhalten und uns am Ende des Jahres bewusst machen, wie wenig wichtig sie doch ist.

Zuhause dann, da explodierten kurz vor Mitternacht in unserem Wohnviertel ungefähr eine Zillion Munitionsdepots (so zumindest klang es). Jeder Hüüslibesitzer wollte sein eigenes Feuerwerk für sich. Jeder das grössere, bessere, coolere und längere. Den Rekord hält ein Nachbar, der mit seinem Feuerwerk im Alleingang jede Kleinstadt-Neujahresfeier mit links überboten hat. Der Begriff "sich die Birne zuzuknallen" erhielt eine neue Bedeutung. Da war kein Raum für Stille mehr. Vielleicht wurde mit diesem Geballer das Jahr 2011 erschossen. Oder die Hoffnung auf ein besser 2012 laut in den Himmel geschrieen. Vielleicht ist das einfach die ganz neue Art, den Jahreswechsel zu feiern. Keine Ahnung. Mir ist die verschneite Wiese lieber.

Wasserfall hinter dem Haus

Blick ins Tobel (Jutta, der kleine Vorwitzige ist Hermann)

Weg zum Haus

Warten an der Bushaltestelle